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Kapitel 03 - Über den Wolken

Nach einer gefühlten Ewigkeit oder besser gesagt dem halben Nachmittag erreichte ich endlich meinen Wohnblock. Ich hätte auch ein e-Taxi rufen können, aber irgendwie fand ich es doch beruhigender durch die Fußgängerzone zu schlendern und meinen Gedanken und Emotionen freien Lauf zu lassen. Ich ging durch das Foyer zu den Aufzügen, ließ meine ID scannen und wurde automatisch zu unserer Wohnung gefahren. Wie erwartet, war Mason noch nicht da. Für gewöhnlich hatte er um 18:00 Uhr Feierabend, aber was war schon an unserem Job gewöhnlich? Es gab eigentlich nie eine feste Zeit, zu der er nach Hause kam. Ich ging in unser großzügiges Wohnzimmer und ließ mich auf die Couch fallen, um den Tag Revue passieren zu lassen. Arbeitstechnisch gesehen war es ein mehr als erfolgreicher Tag, der allerdings leider mit viel Gefühlschaos verbunden war. Der Spaziergang an der frischen Luft hatte allerdings gutgetan und gab mir die benötigte Zeit, meine Gedanken zu sortieren. Ich schaltete den Fernseher an, was in dem Fall ein Mini-Projektor war, welcher ein riesiges Hologramm vor die leere anthrazitfarbene Wand projizierte. Ich zappte durch die unterschiedlichen Sender, aber es gab nichts, was mich wirklich interessierte, weshalb ich es wieder ausschaltete. Was sollte ich nun machen? Ich war es gar nicht gewohnt, so viel Zeit zu haben, da mein Job immer sehr viel Zeit einnahm und somit gar nichts mehr für irgendwelche Hobbies her gab. Vielleicht hatte Zoja Zeit?

Zoja war meine beste Freundin und hatte ihr Herz definitiv am rechten Fleck. Zoja war Russin und wie die Bedeutung ihres Namens, war sie das blühende Leben. Ich habe sie in meiner ersten Woche in New York durch Zufall beim Shoppen kennengelernt, wir wollten beide gleichzeitig das letzte Kleidungsstück im Sale ergattern und stritten uns wie in schlechten Teenie-Filmen um das gute Teil. Ich gab schließlich auf, überließ ihr das Teil und wir kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass sie aufgrund ihres Model-Jobs auch erst seit kurzem hier lebte, weshalb wir kurzerhand beschlossen hatten, New York gemeinsam zu erkunden. Seither waren wir unzertrennlich und dennoch wusste sie nicht, was ich wirklich war. Das FBI setzte mir da klare Regeln. Regel Nummer eins: Niemand durfte von meiner wahren Identität wissen. Regel Nummer zwei: Für Außenstehende arbeitete ich einfach nur als Büroangestellte beim FBI und erledigte langweiligen Papierkram. Für mich waren diese Regeln schon von Anfang an in Ordnung, aber manchmal wünschte ich mir, ich könnte Zoja doch alles erzählen. Zu meinem Glück konnte ich gut lügen und jedes Gespräch, was sich um meinen Job drehte immer in eine andere Richtung lenken. Ich suchte sie mit Hilfe meiner Kontaktlinse heraus und sendete ihr eine Nachricht. Vielleicht hatte ich Glück und sie hatte schon Feierabend. Nach ein paar Minuten ertönte auch schon der Ton einer eingehenden Nachricht.

»Ich habe gerade erst Feierabend. Treffen wir uns in einer halben Stunde vor dem Sky-HI?«

Das Sky-HI war eine sehr noble Lounge, zu der Zoja nur durch ihren Job oder besser gesagt gewissen Männer-Kontakten Zugang hatte. Sie befand sich mitten in New York auf dem höchsten Gebäude im obersten Stockwerk und hatte sogar einen Außenbereich mit einem wunderschönen Ambiente. Die Lounge hatte sogar ein Infinity Pool. Das wurde allerdings nur für Privatpartys und besondere Anlässe genutzt. Wir hatten schon oft dort oben gesessen und die Aussicht genossen, die bei Nacht nur noch faszinierender war. Ich sagte ihr schnell zu und ging in mein Zimmer. In der Uniform konnte ich mich nämlich definitiv nicht blicken lassen. Ich durchsuchte meinen Kleiderschrank, der zu 90 Prozent aus Teilen bestand, die ich mit Zoja gemeinsam geshoppt hatte oder besser gesagt: Die Zoja mir aufs Auge gedrückt hatte. So sehr ich mich auch immer wehrte, wenn Zoja sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab es kein Entkommen. Ich schob ein Kleid nach dem nächsten von der einen Seite der Kleiderstange zur Anderen und stoppte schließlich bei einem schwarzen Kleid mit tiefem Rückenausschnitt. Ja, das ist es! Schnell schlüpfte ich in das Kleid und betrachtete mich in dem Spiegel und Zoja hatte natürlich wie immer Recht, denn es stand mir wirklich verdammt gut. Es umschmeichelte meine Figur und zeigte nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Ich gab meinem Make-up noch den letzten Feinschliff, indem ich meine Augen mit etwas Lidschatten mehr betonte und einen dezenten Lippenstift auftrug. Eine Handtasche brauchte ich nicht, seitdem ich die Linse hatte, war das HUphone überflüssig und auch sonst, benötigte ich nichts. Also verließ ich wieder unsere Wohnung und stieg in den Aufzug ein. Beim Herunterfahren hinterließ ich Mason noch eine Nachricht, damit er Bescheid wusste, wo ich war und sich keine Sorgen machte, wenn ich spät nach Hause kam. Mit Zoja wurde es immer spät, denn wir quatschten immer stundenlang, sodass die Zeit wie im Flug verging.

Ich ließ mich mit meinem e-SUV zum Sky-HI fahren und betrachtete den fließenden Verkehr auf der Straße. Es war anders als noch vor ein paar Jahren. Damals wäre zu dieser Uhrzeit Rush Hour gewesen mit endlos langen Staus, die in so einer Großstadt wie dieser zur täglichen Tagesordnung gehörten. Im Vergleich dazu glitten die Fahrzeuge mittlerweile effizient über die Straßen, ohne jemals ins Stocken zu kommen. Seit den vollautonomen Fahrzeugen gehörten Staus und der mitbringende Zeitverlust der Vergangenheit an, denn Zeit ist Geld. Der e-SUV fuhr von der Schnellstraße runter und ich gelang in das Viertel der Reichen und Schönen. Wer hier wohnte besaß viel Geld, Unmengen an Geld. Das spiegelte sich auch in der dortigen Architektur wider, denn im Gegensatz zu anderen Stadteilen schmückten sich die Straßen mit den außergewöhnlichsten Gebäuden. Sei es verrückte Formen oder spektakuläre Wolkenkratzer, jedes war einzigartig und ein Meisterwerk von den besten Architekten weltweit. Und die Lounge Sky-HI war eines davon. Sie gehörte einem der reichsten Männer der Stadt, der es liebte, dekadent zu Feiern und mit seinem Geld quasi um sich zu werfen. Ein Mann, den Zoja zufälligerweise kennt und aufgrund dessen Zutritt zu der Lounge für Reiche und Schöne hat. Wobei letzteres schließlich auch auf Zoja zutraf. Das Fahrzeug wurde allmählich langsamer und blieb vor dem imposanten Gebäude zum Stehen. Die Tür glitt auf und ich trat aus in die frische Abendluft. Die Sonne war bereits am Untergehen und färbte den Himmel in ein saftiges Orange. Obwohl ich bereits so oft hier war, war es immer wieder ein beeindruckender Anblick, welcher durch die abendliche Farbstimmung nur noch mehr bestärkt wurde. Mit selbstsicheren Schritten ging ich auf Zoja zu, die vor den Türen bereits auf mich wartete. Sie war vertieft in ihr HUphone und ihre langen pechschwarzen Haare fielen ihr ins Gesicht. Ihre schönen Kurven wurden von einem enganliegenden und recht knappen, roten Kleid umschmeichelt. Als wenn die Kürze des Kleides schon nicht genug wäre, betonte sie ihr üppiges Dekolleté mit einem tiefen Ausschnitt, bei dem sicher jedes Auge hängen blieben. Nicht nur das der Männer. Gerade als ich nach ihr rufen wollte, hob sie ihren Kopf, sah mich und stöckelte auf ihren High Heels und ihren meterlangen Beinen auf mich zu.

»Kiiiiira!«, rief sie und warf sich mir in die Arme. Ich roch ihr Parfüm, dass sie wie immer alles andere als dezent aufgetragen hatte. Wenn sie nicht schon durch ihr Aussehen auffiel, war es definitiv ihr unverkennbarer Duft, oder besser gesagt die Parfüm-Wolke, gemischt mit ihrer eigenen persönlichen Note, der auffiel. Sie löste sich wieder von mir, musterte mich von oben bis unten und schenkte mir ein freches Grinsen.

»Красота, wie geht es dir?«, sagte sie. Красота ist russisch und heißt Schönheit auf Deutsch, was ich definitiv übertrieben fand, denn von uns beiden war sie das Model und somit auch die Schönheit.

»Sagt gerade die Richtige!«, sagte ich und boxte ihr in die Seite, woraufhin sie zu Kichern anfing.

 »Und mir geht's bestens, und dir meine Красота?«

»Jetzt, wo ich dich so sehe und dazu auch noch deine perfekte Aussprache, da kann mein Herz nur dahin schmelzen!«

Wir beide lachten und ich hackte mich bei Zoja ein. Gemeinsam steuerten wir auf den Glaspalast zu und die Security im Eingang warf Zoja ein freundliches Lächeln und Nicken zu. Selbst knallharte, sonst nur grimmig dreinschauende Männer konnte Zoja gekonnt um den Finger wickeln. Im Aufzug drückte Zoja ihren Daumen auf den Scanner, wodurch sich die Türen schlossen und der Aufzug in Bewegung kam. Durch Zojas Kontakte war sie bereits des Öfteren Gast hier, weshalb ihre ID registriert war. Wobei dies nicht der einzige Grund war.

»Erzähl mir, was gibt es neues?«, sagte sie und musterte mich aufmerksam.

»Ach nichts, die Arbeit ist immer dasselbe. Tag ein, Tag aus ödem Papierkram. Büroarbeit halt.«

»Ach Babe, du verkümmerst dort nur! Du bist wie eine Blume, die Pflege und vor allem Aufmerksamkeit braucht. Mach's wie ich!«, erwiderte sie, zwinkerte mir zu und posierte aufreizend. Nein, modeln war definitiv nicht mein Beruf. Erst recht nicht bei meinem Hintergrund, denn die Regierung würde toben, wenn mein Geheimnis ans Licht käme. Und das als öffentliche Person geheim zu halten ist ein Ding der Unmöglichkeit. Irgendwann kommt immer alles ans Licht, egal wie sehr man sich um die Geheimhaltung bemüht.

»Nein, das ist deine Bühne, nicht meine.«, sagte ich und lachte. Wir hatten das Thema bereits öfter, aber ich spieß sie immer damit ab, dass ich einfach nicht gerne im Mittelpunkt stehe. »Aber was gibt's bei dir neues?«

»Was soll ich sagen? Das übliche?«, sagte sie lachend und wackelte mit den Augenbrauen. »Ich bin vorhin eigentlich erst wieder in New York gelandet. Ich war in Singapur bei einem Videodreh für eine Kampagne und ich habe da ein paar echt heiße Männer kennengelernt. Mit einem -«, Zoja geriet ins Stocken. Der Aufzug war mittlerweile zum Stehen gekommen und die verglasten Türen boten direkt einen Anblick auf den Inhaber dieses Gebäudes: Nathan Warren. Nathan war ein extrem gutaussehender junger Mann. Aber auch die Art Mann, bei der man wusste, dass er dem typischen Klischee eines „Bad Boys" entsprach. Das und noch schlimmer. Mit seinen kristallklaren und graublauen Augen zog er jede Frau in den Bann und obwohl er immer einen Anzug trug, wirkte er dennoch immer verrucht und unglaublich sexy. Er fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare und scheiterte bei dem Versuch sie zu ordnen, denn eine Haarsträhne fiel ihm sofort wieder ins Gesicht. Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich sie ihm am liebsten aus seinem markanten Gesicht gestrichen hätte.

»Hallo Zoja«, sagte er und lächelte süffisant. Zoja löste sich von ihrer Starre und begrüßte ihn mit einem Kuss links und rechts auf die Wange.

»Hallo Nathan, schön dich wiederzusehen.«

»Das kann ich nur erwidern. Auf einen Drink?«, fragte er und bot ihr seinen Arm an, sodass sie sich einhacken konnte. Zoja schaute mich kurz an und ihr Blick sagte mir, dass sie nicht anders konnte. Sie konnte sein Angebot nicht ausschlagen. Nicht nur weil ich wusste, dass sie etwas für ihn übrighatte, nein, auch weil er der Grund dafür war, dass wir überhaupt hier sein durften. Ich nickte verständnisvoll und Zoja hackte sich bei ihm ein, ganz zu Nathans Zufriedenheit.

»Und hallo Kira«, sagte er und nickte mir kurz zu. Für ihn war ich nur Zojas kleines Anhängsel und nichts Besonderes.

»Hallo Nathan«, erwiderte ich. Doch er beachtete mich schon nicht mehr und ich folgte den beiden still durch die Lounge. Würde er mich immer noch so behandeln, wenn er wüsste, wer ich eigentlich bin? Würde er in mir den perfekten Bodyguard sehen? Oder doch nur ein weiteres, kaufbares Objekt? Schließlich war alles für ihn käuflich.

Wir ließen uns auf der Terrasse in einer gemütlichen Ecke nieder und der Anblick, der sich mir bot, faszinierte mich immer wieder. Wir waren so hoch, dass die Wolken bereits das Gebäude berührten und nur noch ganz leicht die Spitzen der anderen Gebäude zu sehen waren. Hier oben wirkte es so, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. All der Trubel, all das Geschehen, das dort unten herrschte, verstummte hier oben. Einzig und allein der sanfte Wind, der entlang der Fassade glitt, war zu hören. Im Hintergrund plätscherte leise die Musik, sanfte Klaviertöne, welche das Ambiente unterstrichen. Zu dieser Uhrzeit war in der Lounge noch nichts los, wir waren die einzigen Gäste. Doch das änderte sich zu später Stunde schnell. Tagsüber saßen die Reichen in ihren Büros und vermehrten ihr Geld. Abends kamen sie in die Lounge und gaben ihr Geld wieder aus, um ausgelassen zu feiern. Ja, nachts wurde selbst der gesittetste Banker zu einem wilden Tier, welches noch wildere Partys feierte. Und an oberster Spitze immer mit dabei: Nathan, der Gastgeber. Ich zuckte kurz zusammen, als einer der Kellner die Champagnerbowl und Gläser auf dem Tisch unsanft abstellte. Nathan würdigte ihn mit einem verärgerten Blick und der Kellner stammelte eine ängstliche Entschuldigung und verschwand daraufhin schnell wieder in den Innenbereich der Lounge. Nathan öffnete die Champagnerflasche, der Korken flog im hohen Bogen weg und die kühle Flüssigkeit sprudelte auf den Boden. Nathan schenkte dem aber nicht weiter eine Beachtung und schenkte in allen drei Gläsern Champagner ein. Obwohl er mir nicht sonderlich viel Beachtung schenkte, war er sich meiner Anwesenheit bewusst und reichte mir Gentlemanlike ein Glas.

»Auf uns, und auf eine großartige Nacht!«, sagte er und stieß mit uns an. Das prickelnde Getränk erfrischte mich und dennoch trat keine wohlige Wärme ein, von der die Menschen immer sprachen, wenn sie von einem alkoholisierten Zustand sprachen. Ich war immun dagegen. Ich konnte schmecken, riechen und all die Dinge tun, die jeder Mensch auch konnte. Aber Alkohol oder Drogen konnten mir nichts anhaben. Einzig und allein ein elektronischer Impuls ist meine Schwäche. Er macht mich taub, unfähig zu handeln und je nach der verwendeten Stärke schaltet er mich komplett aus. Max hat viel versucht, um mich weniger anfällig darauf zu machen, aber alles scheiterte. Seit dem Vorfall mit Logan damals, habe ich ein Implantat, dass solche Impulse abschwächen kann, aber auch nur bis zu einem gewissen Grad.

»Kira? Hörst du mir zu?«, fragte mich Zoja und gab mir einen Hieb in die Seite.

»Mhm? Was hast du gesagt?«

»Kira!«, erwiderte sie empört und boxte mich nun etwas härter.

»Sorry, ich habe euch nicht länger ertragen und war in den Gedanken ganz wo anders«, sagte ich deutlich genervter, als ich es eigentlich war. Aber ich wollte ihr ein schlechtes Gewissen machen, schließlich hatten wir uns eigentlich verabredet. Das sollte kein Date mit Nathan werden, bei dem ich nur das fünfte Rad am Wagen war.

»Es tut mir leid... Aber was soll ich denn machen? Er ist der Grund dafür, dass wir überhaupt hier sein dürfen. Und außerdem... ist er einfach unwiderstehlich«, sagte Zoja, schaute kurz rüber zu Nathan, der an der Bar stand und zwinkerte mir vielversprechend zu, sodass ich lachen musste.

»Naja, ich finde ihn ja eher unausstehlich. Unausstehlich, aber heiß«, antwortete ich und wir lachten gemeinsam. Ja, ich wusste, dass Zoja deshalb nett zu ihm war. Aber das war nicht der einzige Grund. Sie verneinte es immer, wenn ich sie darauf ansprach, aber sie hatte irgendetwas für ihn übrig. Solange er sie glücklich machte und ihr gutes Herz nicht brach, war das, was zwischen den Beiden lief, vollkommen in Ordnung für mich. Ich schaute wieder zu Nathan, der gerade mit ein paar Kellner hinter der Bar redete. Ich ließ meinen Blick durch die Lounge schweifen und mir fiel auf, dass sie sich allmählich mit Gästen füllte. Geschäftsleute hatten ihre strenge Kleidung gewechselt und trugen jetzt lässige Outfits. Erst wenn man genauer hinsah, auf die teuren Accessoires dessen Besitzer, konnte man erkennen, dass sie sich tagsüber definitiv nicht unter das einfache Volk mischten. Ebenso die Musik hatte sich geändert und war schneller geworden. Im Hintergrund hörte man das leise Plätschern des Wassers von dem Pool, welches in einem sanften Blau leuchtete. Es dämmerte bereits und die Terrasse erstrahlte in einem angenehmen Licht.

Ein paar Stunden und etliche Drinks später fand ich mich mit Zoja auf der Tanzfläche wieder. Gekonnt ließen wir unsere Hüften passend zur Musik kreisen und verloren uns ganz in den Klängen der Musik. Der Bass wummerte und brachte meinen gesamten Körper zum Beben. Ich betrachtete Zoja, wie sie grinste, als Nathan sich zu ihr gesellte und sie von hinten antanzte und seine Hände auf ihre Hüfte gleiten ließ. Mein Stichwort, hier zu verschwinden. Ich verließ die Tanzfläche, ließ mich in einem Sessel fallen und beobachtete das bunte Treiben, dass sich innerhalb der letzten Stunden entwickelt hatte. Zu gerne würde ich wissen, wie es sich anfühlt, so berauscht von Alkohol zu sein. Oder zu fühlen, wie der Bass identisch mit dem Herz schlägt. Ich registrierte, wie Samuel, der Barchef sich neben mir in einem Sessel fallen ließ und wandte mich von dem Trubel vor mir ab.

»Hey Sam«, sagte ich freundlich und musterte ihn. Samuel, lieber genannt Sam, sah für sein Alter ziemlich gut aus, sodass ich immer wieder bezweifelte, dass er wirklich bereits 46 Jahre alt war. Seine Haare trug er wild in alle Richtungen und doch sah der Look irgendwie gewollt aus. Sein Dreitagebart ließ sein Gesicht noch markanter wirken und mir fiel auf, dass er mich mit seinen braunen Augen ebenso musterte.

»Hey Kira, wie geht es dir?«

»Gut und selbst?«, antworte ich.

»Auch, das übliche. Wie immer viel los. Bei mir werden die Tage zu Nächten und die Nächte zu Tagen. Verkehrte Welt, wenn man für einen Mann wie Nathan Warren arbeitet«, sagte er lachend. Ich mochte Sam, er hatte irgendetwas beruhigendes an sich. Er war die Art Mensch, die man nicht wirklich kannte und dennoch einfach alles anvertrauen konnte. Er war mir von Anfang an sympathisch gewesen und so kam es immer wieder dazu, wenn Zoja mit Nathan beschäftigt war, ich die Zeit mit Sam verbrachte. Für alle anderen Gäste war ich schließlich Luft, denn ich war niemand besonderes. Ich war nicht so reich wie sie, deshalb war ich auch nicht wichtig.

»Du sagst es, verkehrte Welt. Wenn man eigentlich einen gemeinsamen Abend mit der besten Freundin geplant hatte und stattdessen zuschauen muss, wie sie sich mit dem reichen Sack amüsiert.«

»Er mag reich sein, ja. Der wohlhabendste der Stadt, aber tief im Inneren ist er eine gute Seele«, erwiderte Sam und schaute rüber zu Nathan, der nun noch inniger mit Zoja tanzte. Ich wandte meinen Blick von den Beiden wieder ab und musterte Sam. Wenn Nathan jemand kannte, dann Sam. Denn er war nicht nur der Barchef, dem jeder Gast offen seine Geschichten erzählte, sondern auch ein langjähriger Freund von Nathan, was mich irgendwie doch wunderte. Schließlich gab sich Nathan sonst nur mit den Reichen und Schönen ab. Wie aufs Stichwort kam Nathan mit Zoja im Schlepptau auf Sam und mich zu. Zoja ließ sich in dem gegenüberliegenden Sessel plumpsen und Nathan machte zu Sam eine Handbewegung, dass er ihm folgen sollte.

»Nun denn, bis dann Kira. Man sieht sich!«, sagte Sam und verschwand mit Nathan im Getümmel. Ich wandte mich zu der mittlerweile vollkommen betrunkenen Zoja, die mir einen Hundeblick schenkte.

»Kiraaa! Wo warst du denn? Du hast mich einfach allein gelassen«, lallte sie und versuchte noch trauriger dreinzuschauen. Für eine Russin war sie definitiv nicht trinkfest.

»Du bist sternhagelvoll.«

»Und du bist nüchtern, zu meinem Bedauern«, erwiderte sie unzufrieden und verzog ihr hübsches Gesicht.

»Nein, ich bin nur nicht so voll wie du«, antworte ich mit dem Hintergedanken, dass das eine Lüge war. Aber das konnte ich ihr schließlich nicht sagen.

»Manchmal habe ich das Gefühl du bist kein Mensch, so viel wie du verträgst. Oder du hast doch russische Wurzeln und bist mehr Russin als ich.«

Ich musste lachen und Zoja stieg mit ein, hörte jedoch abrupt auf, als ihr Gesicht plötzlich schneeweiß wurde. Verdammt nicht hier. Schnell ging ich zu ihr hinüber, hievte sie aus dem Sessel und schlang stützend ihren Arm um meinen Nacken. Langsam schoben wir uns durch die Menge in Richtung der Toiletten, wo sie sich schließlich übergab. Zusammengekauert kniete sie vor der WC-Schüssel, während ich ihr die Haare aus dem Gesicht hielt.

»Entschuldigung«, murmelte sie leise mit heißerer Stimme. Ich strich behutsam über ihren Rücken und orderte ein e-Taxi zum Sky-HI, denn es war definitiv Zeit zu gehen.

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