8. KAPITEL
Er meinte es ernst. Rick meinte es wirklich ernst. Dieser Moment fühlte sich an als wäre mir der Boden unter den Füßen weggerissen worden. Ich bin eine künstliche Intelligenz. Mein ganzes Leben war ein Programm, basierend auf einem Code. Mein ganzes Leben war eine Lüge!
»Weiß es Mason? Weiß es Ian?!«, fragte ich unter Tränen.
»Nein«, sagte Rick leise.
»Können wir das Ganze jetzt bitte abkürzen? Gib mir den Koffer«, forderte Logan mich nun auf und drückte die Waffe an meinen Hals. Ich schaute ihn fassungslos an.
»Nein«, erwiderte ich kühl und nahm den Koffer wieder in die Hand.
»Ach Kira. Siehst du denn nicht das große Ganze? Rick ist gewiss nicht der Einzige, der von deiner wahren Identität wusste. Nicht mal dein Erschaffer John Hiller hat dir gesagt, was du bist. Du wurdest benutzt für diese Mission, weil du kein Mensch bist. Weil du resistent gegen das Virus bist. Kein anderer wäre geeigneter für diese Mission gewesen. Menschen sind verlogen und handeln nur zu ihrem eigenen Gunsten. Mit dem Ausbruch meines Virus tue ich der Menschheit nur einen Gefallen: Ich mache die Welt zu einem besseren Ort. Frei von Egoismus, Gewalt und widerwärtigen Menschen, die für das angebliche Wohlergehen der Menschheit sorgen sollen. Der Mensch ist eine zerstörerische Natur. Development for Future steht für eine bessere Welt, eine neue und vollkommenere. Eine Welt, offen für jegliche Existenz, die denselben Idealen folgt wie ich. Eine Welt, für jegliche Individuen, die für das Gemeinwohl handeln und friedvoll miteinander leben«, sagte Logan und fuhr mit der Hand durch die Haare. Ich hielt einen Moment inne.
Was ist, wenn er womöglich Recht hatte? Wer wusste sonst noch von meiner wahren Identität, abgesehen von Rick?
Rick... Plötzlich machte all das Sinn. All die Dinge, die er mir während der Ausbildung bei dem FBI an den Kopf geworfen hat. Selbst die Zeit danach, hatte er keinen Moment ausgelassen, um mich fertig zu machen. Und dass nur, weil ich besser war als er? Wegen seines gekränkten Stolzes? Und dann bin ich aber gut genug, um diese Mission zu machen, damit sein Leben und das seiner Familie gesichert ist.
Was ist, wenn Logan Recht behält?
Mache ich die Welt zu einem besseren Ort, indem ich den Impfstoff nehme und ihn zurückbringe?
Rette ich so eine Menschheit, die vielleicht schon längst verloren ist?
Nicht mal mein Erschaffer, John Hiller, konnte ehrlich zu mir sein. Hatte er mich für genau solch einen Moment konstruiert? Um stumpf Befehle zu befolgen?
»Kira, du bist viel mehr als nur eine künstliche Intelligenz. Du bist echt, wahrhaftig und einzigartig! Wir beide könnten die Welt gemeinsam zu einem besseren Ort machen«, sagte Logan und trat vor mich. Er schaute mir direkt in die Augen und hielt mir auffordernd seine Hand hin.
Mein Entschluss stand fest.
Ich nahm den Koffer mit dem Impfstoff, legte ihn Logan in die ausgestreckte Hand und stand auf. Ich sah auf Rick hinab, wie er zusammengekauert da lag. Ein Haufen Elend, eingenommen von der Infektion und zum Sterben verurteilt. Nichts anderes hatte er verdient. Ohne ihn, ist die Welt definitiv ein besserer Ort. Ich wandte mich Logan zu um mit ihm zu gehen, als plötzlich Mason auf mich zukam.
»Scheiße Kira, was ist hier los?!«, rief Mason. Er war völlig unversehrt, jedoch total verschwitzt und außer Atem. Masons Blick wechselte zwischen Rick, Logan und mir. »Was machst du da? Weißt du nicht, wer er ist?!«, sagte er.
»Mason, das was wir machen ist völlig falsch. Logans Vision, das Virus, es ist genau so wie es sein soll«, sagte ich erklärend. Mason schaute mich sprachlos an. Er fing sich jedoch schnell.
»Das kann unmöglich dein Ernst sein«, sagte er fassungslos.
»Und ob das ihr Ernst ist«, mischte sich nun schließlich auch Logan ein und knockte ihn aus.
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