7. KAPITEL
Rasend schnell richtete ich meine Waffe auf den ersten Kopf des Tekis und drückte den Abzug. Das Blei bohrte sich durch den Kopf der ersten Kreatur, welche leblos zu Boden fiel.
»Hier!«, rief ich Rick zu und warf die Karte in seine Richtung. Ich musste die Tekis ablenken, sodass Rick ungehindert die Tür öffnen konnte. Schnell feuerte ich die nächsten Schüsse ab. Die Tekis fielen alle nacheinander zu Boden, wo sie schließlich regungslos liegen blieben. Plötzlich gab die Tür hinter mir komische Geräusche von sich und öffnete sich schließlich langsam.
»Fuck, das darf doch nicht wahr sein«, murmelte ich als ich die nächsten Tekis von beiden Richtungen kommen sah.
»Schnell rein!«, sagte Rick als die Tür schließlich weit genug offen war, um sich durchzudrücken. Ich quetschte mich nach Rick durch die Tür und schoss erneut auf die sich schnell nähernden Angreifer.
»Schließ sie!«, schrie ich Rick zu während ich meine Waffe zur offenen Tür richtete.
»Ich mach ja schon. Das scheiß Teil will nicht!«, gab er mürrisch zurück. Die Tür schloss sich langsam wieder, während ich die nächsten Teki mit einem Schuss erledigte. Noch ein halber Meter, bis die Tür komplett zu ist. Ich drückte erneut ab und hörte ein dumpfes Geräusch, als die Kreatur, getroffen von meinen Schüssen ebenso zu Boden ging. Ich ersetzte das leer gewordene Magazin geschickt mit einem Neuen.
Noch 20 Zentimeter.
Plötzlich quetschte sich ein Tentakel in den Türspalt wodurch die Tür ruckartig zum Stehen kam. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Ich riss mein Messer aus dem Holster und durchtrennte den Tentakel, wodurch die Kreatur den Rest des Körpers zurückzog und die Tür schließlich wuchtig ins Schloss fiel. Ich konnte Rick erleichtert ausatmen hören. Sehen konnte ich ihn nicht, denn im Vergleich zu den beleuchteten Fluren war es hier im Inneren stockdunkel. Ich versuchte mich irgendwie zu orientieren und sah ein spärlich leuchtendes Licht blinken.
Vielleicht ein Lichtschalter?
»Siehst du das?«, flüsterte ich und tastete mich an der Wand entlang in die Richtung, aus der ich Ricks unruhige Atmung hören konnte.
»Ja«, antwortete er leise.
»Shht, ich bin es.«, sagte ich als ich Rick sanft berührte. Sein schwerfälliges Ein- und Ausatmen konnte ich nun direkt vor mir hören. Ich lief vorsichtig an ihm vorbei, stets an der Wand entlang und gelang zu der Quelle des Lichts. Ich drückte gespannt den Knopf, in der Hoffnung, dass es sich hierbei nur um einen Lichtschalter handelte.
Langsam und flimmernd ging das Licht an und vor uns erstreckten sich ein endloser Flur mit etlichen Türen zu unserer Linken und Rechten. Es wirkte im Gegensatz zu der vorherigen Umgebung sehr steril, nahezu unberührt und frei von Tekis. Rick seufzte neben mir erleichtert auf.
»Laut Lageplan befinden wir uns jetzt bereits im Gebäude A 1.50. Da wir durch den Tunnel gekommen sind, ist das hier das unterste Stockwerk. Der Impfstoff hat sich zuletzt im Lagerraum M 2.0 befunden«, sagte ich leise und blickte zu dem Display an der gegenüberliegenden Tür. Labor X 3.8.
»Und hier ist es, als wäre nichts gewesen. Ich weiß nicht, ob mich das beruhigen oder verunsichern soll«, teilte mir Rick mürrisch mit. Da hatte er wohl denselben Gedankengang wie ich.
Wir liefen weiter den Flur entlang, ohne einem weiterem Teki zu begegnen. Und jede Tür, jede Kreuzung, die wir durchquerten, sah identisch aus. Weiß. Glatt. Steril. Und vor allem leblos. Ich betrachtete das nächste Display an der Tür. Labor M 2.1
»Die nächste Tür muss es sein«, sagte ich zu Rick gewandt. Dieser nickte nur zustimmend. In der vergangenen Stunde hatte sich sein Zustand dramatisch verschlechtert. Die Wucherung hatte sich von seinem Bauch aus immer weiter ausgebreitet und seine Haut nahm allmählich einen schwarzen Farbton an. Er sah gar nicht gut aus. Ich trat näher an die nächste Tür heran und behielt Recht, das Display wies auf das Labor M 2.0 an. Ich prüfte nochmal meine Waffe und gab Rick ein Zeichen, die Zugangscodes einzugeben. Die Tür öffnete sich langsam, während die Beleuchtung an ging. Der Raum unterschied sich nicht wirklich von den Fluren. Er war genauso steril und alles war in Weiß- und Grautönen gehalten. An der gegenüberliegenden Seite entdeckte ich etliche Mikroskope und Reagenzgläser. Links und rechts von uns sah ich endlos aneinanderreihende Regale. Angreifer in diesem Raum sofort zu entdecken war aussichtslos. Genauso wie das schnelle Finden des Impfstoffs. Es sah zudem nicht gerade wie ein Forschungslabor aus, das aufgrund des Virus hektisch verlassen worden war. Alles lag ordentlich an seinem Platz. Ich gab Rick ein Handzeichen mir zu folgen und betrat angespannt den Raum. Die Tür schloss sich geräuschlos hinter uns. Noch konnte ich keine Angreifer oder jegliche Anzeichen von Lebensformen feststellen.
»Teilen wir uns auf. Schaffst du das?«, fragte ich Rick leise.
»Mach dir um mich keine Sorgen. Unkraut vergeht nicht«, erwiderte er mit gepresster Stimme und schlich nach links. Solange Rick noch so mürrisch wie sonst war, brauchte ich mir keine Sorgen um seinen Zustand machen.
Ich ging vorsichtig in die andere Richtung und wandte mich den Regalen zu. Diese waren vor allem mit unterschiedlichen Gefäßen befüllt. Den Anzeigen zu Urteilen nach war darunter jedoch nicht der benötigte Impfstoff dabei. Ich ging weiter zu dem nächsten Regal und überflog die Bezeichnung der verschiedenen Inhalte. Immer noch nichts. Plötzlich hörte ich ein knackendes Geräusch. Ich drehte mich schnell in beide Richtungen. Es war niemand zu sehen. Vielleicht ein Teki? Oder doch nur eines der laufenden Geräte? Vorsichtig schlich ich weiter zu dem nächsten Regal.
Kennziffer TK. Perfekt!
Ich ging Reihe für Reihe die einzelnen Fächer des Regals durch und da stand es auf dem Display: TK-3.0. Das war der Impfstoff! Wir hatten es tatsächlich geschafft. Ich öffnete sacht das Fach und zog den kleinen Koffer heraus. Es war sehr unscheinbar und trug keinerlei Bezeichnung. Ich öffnete vorsichtig den Koffer und sah eine einzige Ampulle. Gefüllt mit einer komisch glänzenden Flüssigkeit. Ich schloss vorsichtig wieder den Koffer und konnte mein Glück kaum fassen.
»Keine Bewegung!« hörte ich plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir sagen. Ich zuckte erschrocken zusammen und hätte beinahe den Koffer mit dem Impfstoff fallen lassen.
»Waffe fallen lassen!«, forderte mich der Mann auf.
Verdammt wer war das?
John hatte gesagt, dass es zuletzt keinerlei Lebenszeichen in dem Forschungslabor gegeben hatte. Ich legte meine Waffe vorsichtig auf den Boden.
»Hände nach oben und ganz langsam umdrehen. Nur eine einzige falsche Bewegung und ich schieße mit meiner EMP-Waffe«, befahl er mir.
»Elektromagnetische Impulse. Was willst du damit anrichten?«, erwiderte ich unbeeindruckt und drehte mich langsam um.
»Ha! Das fragst du mich ernsthaft?«, sagte er lachend.
Die Impulse waren für Menschen so gut wie gar nicht schädlich. Was wollte er damit bloß bezwecken? Und wo war Rick nur? Ich könnte ihn dringend gebrauchen. Als ich mich weiter umdrehte, sah ich ihn. Vor mir stand niemand anderes als Logan Brown, der Erschaffer der Tekis. Seine dunklen Haare standen unordentlich in alle Richtungen. Mit seinem langen schwarzen Mantel sah er nicht aus wie ein üblicher Forscher, aber auch nicht wie ein typischer Anhänger der Organisation DFF. Er grinste mich arrogant mit gerichteter Waffe an. Zu meinem Erstaunen hielt er die Waffe mit einem mechanischen Arm. Ein Hybrid. Das wusste ich nicht.
»Wie auch immer, gib mir den Impfstoff«, sagte Logan nun deutlich fordernder als zuvor.
»Nie im Leben«, sagte ich kühl und drückte den Koffer mit dem Impfstoff näher an meinem Körper. Ich sah wie Logan abdrückte, um die Waffe zu laden. Die EMP-Waffe entlud sich und die elektronischen Impulse trafen mich mit voller Wucht. Ich wurde nach hinten geschleudert und fiel sofort gegen das Regal. Ich riss dabei mehrere darin lagernde Gefäße mit zu Boden, die in tausend Scherben zerbrachen. Ich versuchte mich aufzurichten, aber es war zwecklos. Einzig und allein meine Gliedmaßen fingen bei jedem Versuch aufzustehen an, unkontrolliert zu zucken.
Warum hat mich die EMP-Waffe so getroffen?
Plötzlich hörte ich einen Schuss und Logan ging in Deckung. Rick humpelte um die Ecke. »Kira?!«, rief er bestürzt und humpelte so schnell er konnte zu mir.
»Dreh dich um!«, schrie ich warnend. Doch es war zu spät. Logan stürmte aus seiner Deckung, riss Rick zu Boden und schleuderte seine Waffe mehrere Meter weit weg. Rick hatte in seinem Zustand keine Chance. Logan packte ihn am Arm und schmiss ihn mit seinem mechanischen Arm in meine Richtung. Er versuchte sich wieder aufzurichten und sackte im selben Moment wieder in sich zusammen. Deutlich geschwächt und mit den letzten Kräften schleppte er sich zu mir.
»Alles in Ordnung?«, krächzte er, obwohl es gerade um ihn selbst schlecht stand.
»Diese geheuchelte Fürsorge. In wenigen Minuten sollte sie wieder in Ordnung sein. Das war nur ein kleiner Impuls«, sagte Logan trocken.
»Was bedeutet das alles? Wieso hat mich der Impuls getroffen?«, fragte ich. Jedoch mehr zu mir selbst als in die Runde.
»Du bist kein Mensch, Kira. Hast du dich je gefragt, warum du anders behandelt worden bist als alle anderen? Warum du nie gut genug bist? Aber gut genug, um diese eine Mission anzutreten?«, sagte Logan nun. Rick richtete schnell seine Waffe auf ihn und wollte gerade abdrücken, doch er war durch sein Infektionsstadium zu langsam. Logan schlug ihm die Waffe aus der Hand, welche einige Meter entfernt am Boden landete.
"Ich soll kein Mensch sein? Ich bin ein Mensch! Ich weiß doch wohl selbst, wer ich bin!"
»Als ob sie dir etwas bedeuten würde Rick. Von Anfang an hast du sie gehasst, weil sie besser war als du es je sein würdest. Weil du genau wusstest, dass du gegen eine künstliche Intelligenz dieser Form bei weitem unterlegen bist«, sagte Logan.
Ich schaute Rick fassungslos an, doch dieser schaute nur starr nach unten. »Ist das wahr?«, sagte ich leise, doch Rick gab mir keine Antwort. Ich spürte meine Gliedmaßen wieder und packte Rick an den Schultern.
»Ist das wahr?!«, schrie ich, während ich ihn an den Schultern packte und schüttelte. Mir liefen Tränen die Wangen herunter.
Rick schaute mich schließlich an. »Ja«, wisperte er und ich sah die Wahrhaftigkeit in seinen Augen.
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