4. KAPITEL
Mason und ich versammelten uns wenige Stunden später für das Briefing der Mission in dem Hauptlager der Zentrale. Mason erzählte mir, dass sich dem Auftrag noch zwei weitere Agenten annehmen werden. Die Tür öffnete sich schwungvoll und niemand anderes als Rick Walker stand dort.
»Guten Tag Frau Moore. Agent kann ich Sie ja nicht mehr nennen, haben es ja nicht weit gebracht«, sagte er und betrat mit wuchtigen Schritten den Raum. Er ist in den vergangenen Jahren sehr gealtert und eine Schnittwunde, beziehungsweise dessen Narben zierte nun sein Gesicht. Er lehnte sich an die Wand, verschränkte seine muskulösen Arme und fixierte mich mit abwertenden Blicken. Mir wurde schlecht. Mir kamen sofort wieder die Schikanen in den Sinn, die ich während meiner Ausbildung durchlebt habe. Die Anforderungen, die er an mich hatte und denen ich nie gerecht werden konnte.
Ich spürte wie Mason näher rückte und mir aufmunternd mit der Hand über die Schulter fuhr. »Beachte ihn einfach nicht«, flüsterte Mason zu mir gewandt.
Wie soll man einen Riesensoldaten, der mit seiner Aura den ganzen Raum erfüllte, denn bitte nicht beachten?
Die Tür öffnete sich erneut, jedoch weniger schwungvoll und ein etwas älterer Mann mit leicht ergrautem Haar betrat den Raum. Er trug eine weiße Uniform, was darauf schließen ließ, dass er definitiv kein Agent war. »Hallo! Schön, dass sie alle da sind, wir wären dann vollzählig«, begrüßte uns der Mann.
Vollzählig? Als Mason von zwei weiteren Agenten gesprochen hat, bin ich nicht von Rick Walker und einem Forscher ausgegangen.
Der Mann hatte eine angenehme, ruhige Ausstrahlung und beruhigte meine Anspannung ein wenig. Irgendwie kam er mir vertraut vor, obwohl ich mir sicher war, dass ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Vielleicht in den Nachrichten? Wer weiß.
»Ich bin Professor John Hiller, leitender Wissenschaftler für künstliche Intelligenz in Houston«, sagte er förmlich und drückte jeden von uns die Hand. Als er meine Hand drückte, nickte er mir zu und für einen kurzen Augenblick, als unsere Blicke sich kreuzten, war ich mir sicher, dass ich ihn kannte.
»Freut mich Sie kennenzulernen Professor Hiller. Allerdings bin ich irritiert, werden Sie bei der Mission dabei sein oder halten Sie nur das Briefing?«, fragte ich und ließ seine Hand wieder los. Mason rammte mir seinen Ellenbogen in meine Taille und sah mich energisch an. Ich zuckte nur mit den Schultern und wandte mich wieder an John Hiller, der nun sein HUphone aus der Kitteltasche gezogen hatte.
»Ich weiß, dass Sie das irritieren mag Frau Moore, aber ich bin so gut wie der einzige Forscher, der Ihnen durch mein Wissen während der Mission helfen kann. Ich muss gestehen, ich bin kein Virologe, wie es Wissenschaftler und DFF Anhänger Logan Brown ist, ich erforsche künstliche Intelligenz, dennoch bin ich mit den Forschungen von Logan Brown vertraut und bin damit einer der Wenigen, der eine ungefähre Vorstellung davon hat, wo sich ein Impfstoff gegen das Virus befindet«, sagte er und seufzte.
»Woher sollen wir wissen, dass Sie vertrauenswürdig sind und nicht mit dem DFF unter einer Decke stecken?«, erwiderte ich kritisch.
»Es reicht jetzt mit der Fragerei Frau Moore, wir haben keine Zeit für solche Kinderspielchen«, sagte Rick genervt und stieß sich von der Wand am anderen Ende des Raumes ab. „Professor John Hiller ist einer der gefragtesten Persönlichkeiten und arbeitet seit Jahren streng geheim mit dem FBI zusammen«, setzte Rick fort und kam neben John zum Stehen.
Nun verstand ich Masons Geste, ich habe gerade eben eine wichtige Position hinterfragt. Wäre ich noch ein Agent, würde das Konsequenzen haben. Der Professor startete nun sein HUPhone und eine Karte mit verschiedenen Gebäude-Skizzen öffnete sich, darunter ebenso Drohnenaufnahmen des derzeitigen Gebäudezustands: Ein totales Chaos. Fassaden-Stücke des Gebäudes lagen verteilt auf dem Platz vor dem Zentrum. Eine Staubschicht bedeckte das komplette Areal und die Straßen waren ein Meer aus leblosen Körpern. Agenten, die ihr Leben für die Nation gegeben haben und gefallen sind. Ich schluckte schwer.
»Das ist das Forschungszentrum in der Nähe von Houston, in dem Teki ausgebrochen ist. Kurz nach dem Ausbruch sind diese Drohnenaufnahmen entstanden. Leider liegt kein aktuelleres Bildmaterial vor, da unsere Drohnen von infizierten Opfern zerstört wurden«, sagte John und öffnete eine weitere Datei, eine Video-Datei, welche eine schemenhafte Gestalt darstellte. Es ging jedoch zu schnell und schon war das Bild erloschen.
»Ich kenne ein paar Forscher, die ebenso an dem Virus geforscht haben und habe nach mehreren Recherchen einen Eintrag gefunden, welcher den Aufbewahrungsort des Impfstoffs dokumentiert. Der Impfstoff soll in Gebäude A 1.50 im untersten Stockwerk gelagert werden. Labor M 2.0«, fuhr John fort und öffnete den Gebäudeplan.
»Sie wollen uns nicht ernsthaft sagen, dass Sie nur durch Zufall von einem Impfstoff erfahren haben und wir da nun auf gut Glück reingehen, in das am stärksten betroffenen Gebäude, in dem zufällig auch das Virus war?«, sagte Mason nun sichtlich aufgebracht. John gab daraufhin keine Antwort und tippte Codes in sein HUphone ein, um weitere Dateien zu öffnen.
»Der Impfstoff trägt die Bezeichnung TK-3.0. Wir konnten zudem an anderes Bildmaterial gelangen«, sagte John und missachtete dabei Masons Frage. Auf der Projektion des HUphones waren nun etliche Videos und Bilder zu sehen, die schwarze Gestalten mit komplett veränderten Körpern zeigten. Sie ähnelten der Statur eines Menschen, waren jedoch deutlich größer und hatten keine Arme mehr. An der Stelle der Arme befanden sich mehrere schwarze lange Tentakel, mit denen sie in vielen der Videos Menschen blitzschnell umbrachten. Doch es gab auch Kreaturen, die es auf gleichgesinnte abgesehen hatten.
Wir schwiegen uns alle an und betrachteten wortlos die Bilder, geschockt von dem Ausmaß, dass derzeit auf den Straßen herrschte.
»Warum bringen manche sich gegenseitig um?«, fragte ich und zeigte auf eines der Videos, welches ich zuvor gesehen hatte.
»Die Organisation DFF möchte die Bevölkerung minimieren, wenn nicht sogar ausradieren. Was bringt es also, wenn man ein Virus erschafft, dass sich ausbreitet und dennoch weiter fortbesteht? Basierend auf dem Verhaltensmuster, welches wir in der kurzen Zeit erfassen konnten, gibt es verschiedene Stadien. Tekis des ersten Stadiums infizieren Menschen, wohingegen Tekis des zweiten Stadiums Menschen umbringen. Das letzte Stadium befasst sich mit dem Ermorden derselben Spezies«, sagte John Hiller und öffnete verschiedene Videos zur Veranschaulichung.
»Wie kann man diese Viecher töten?«, sagte Rick nun kalt. Mason sah hingegen immer noch aufgebracht und verärgert aus.
»Das ist es ja... Sie sind ziemlich schnell und hochintelligent. Viele unserer Truppen konnten nicht mal zu einem Schuss ansetzten, da sie ihnen zuvorkamen. Bei Tekis des ersten Stadiums konnten wir anhand von Aufnahmen feststellen, dass die Tentakel als hochansteckend gelten. Zudem erwies sich ein Kopfschuss oder das Abtrennen des Kopfs sehr effizient. Und obwohl die Tentakel infektiös sind, scheint dies ebenso eine Schwachstelle der Tekis zu sein«, antwortete John und schloss die Dateien an seinem HUphone und setzte fort.
»Und um zu deiner Frage zurück zu kommen Mason: Ja, wir haben durch Zufall von dem Impfstoff erfahren und es trifft ebenso zu, dass wir bei unserer Mission in einer extrem betroffenen Region operieren. Die Erfolgschancen der Mission sind ungewiss, weshalb das Team möglichst klein gehalten wird. Ich hoffe ihr seid trotz der aktuellen Datenlage bereit, die Mission anzutreten«, sagte der Professor und schaute in die Runde.
Ich tauschte mit Mason Blicke und wir nickten uns zu. »Wir sind dabei«, sagten Mason und ich entschlossen.
»Bin dabei«, sagte Rick mürrisch und verließ den Raum.
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