Kapitel 15
Nach der Rückkehr zur Burg übergab Makhah Khione in die Obhut von Sabah und Makira. Ein kurzer Wortwechsel auf arakisch fand statt, ehe sich ihre Wege trennten. Mit einem Knoten im Magen sah Khione ihm hinterher. Seit ihrer Entscheidung hatte er kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Sie verstand seine Reaktion nicht, war er doch derjenige, der ihr keine andere Wahl ließ.
Langsam folgte Khione den beiden Frauen, die sie in ihre eigene Badekammer brachten. Unschlüssig blieb sie an der Tür stehen und sah zu, wie Sabah nicht nur Fackeln an den Wänden anbrachte, sondern auch dafür sorgte, dass sie warmes Wasser im Waschzuber bekam. Dazu verschwand sie aus dem Raum.
Makira hingegen bereitete Tücher vor – von denen Khione nicht wusste, wofür sie so viele brauchten – und zündete zwei Kerzen an. Sie trugen zu einer angenehmen Atmosphäre bei und Khione entspannte sich leicht. Es gefiel ihr nicht unbedingt, von beiden Frauen gleichzeitig angefasst zu werden. Von Sabah tolerierte sie es, war sie doch schon von Anfang an für sie dagewesen, aber Makira kannte sie kaum und konnte nicht sagen, wie diese ihr gegenüber stand. War sie nett oder lehnte sie Khione genau wie viele Arakis ab?
Im Umgang mit den kleinsten Kindern war sie einfühlsam und liebevoll. Das hatte Khione gesehen und Makhah beim Abendessen nach ihr gefragt. Ihre Frage hatte ihn sichtbar überrascht, doch er hatte mit seiner Erklärung für Klarheit gesorgt. Makira war eine Art Aufpasser für den jüngsten Nachwuchs, der nicht mit den Eltern zur Jagd aufbrach. Zwar wurden sie von der Geburt an in alles miteinbezogen, aber das Jagen auf dem Pferderücken kam erst später.
Nachdenklich lehnte sich Khione an die Wand und wartete auf Sabahs Rückkehr. Ihr fiel nichts ein, worüber sie mit Makira reden konnte, daher beobachtete sie nur. Die junge Frau schien mit dieser Art von Vorbereitungen vertraut zu sein. Khione bemerkte, mit welcher Ruhe sie die Handgriffe ausführte. Wie die anderen trug sie ihre langen, rabenschwarzen Haare als Zöpfe, in die Federn eingeflochten waren. Manchmal warf sie diese über ihre Schulter, aber im Gegensatz zu manch anderen hatte die Geste bei ihr nichts Arrogantes an sich.
Sobald sich die Tür öffnete, löste sich Khione von der Wand und sah zu, wie Sabah mit einigen Frauen eintrat. Diese schütteten abwechselnd Wasser aus Kesseln und Eimern in den Waschzuber. Zwischendrin tauchte Makhahs Schwester ihre Hand hinein, bis sie schließlich nickte. Ihre folgenden Worte brachten die anderen dazu, sich zurückzuziehen.
„Du baden können", sagte Sabah lächelnd. „Du Hilfe brauchen Stoff ausziehen?"
Verneinend schüttelte Khione den Kopf. Ihre Schulter schmerzte zwar manchmal, aber das hielt sie nicht davon ab, sich selbst zu entkleiden. Langsam zog sie sich ihr Oberteil aus und entledigte sich ihrer Hose, die Sabah entgegennahm und auf einen Stuhl legte. Beim Näherkommen bemerkte Khione den Dampf, der aus dem Waschzuber emporstieg und einen milden Geruch von Blumen verströmte. Dieser war ihr bisher nicht aufgefallen, doch er war angenehm und nicht zu aufdringlich.
Vorsichtig ließ sich Khione im Wasser nieder und schloss leise seufzend die Augen. Wie immer entspannte sie die Wärme und langsam verflüchtige sich das Unwohlsein in ihrem Magen.
„Nicht zu kalt sein?", erkundigte sich Sabah.
„Nein, es ist perfekt", murmelte Khione und ließ sich soweit hineingleiten, bis nur noch ihr Kopf über der Wasseroberfläche war. Minutenlang verharrte sie in der Position, öffnete aber dann halb ihre Augen und sah, wie Sabah und Makira gemeinsam die Holzbank in der Ecke näher an den Waschzuber zogen. Das warf Fragen auf, da Khione erwartet hatte, wie üblich gewaschen zu werden. „Was ist los?", fragte sie. „Darf ich mich heute selbst waschen?" Ansonsten bestand Makhahs Schwester stets darauf, dass sie Khione verwöhnte.
„Du kommen heraus bitte. Wir anfangen mit Vorbereitung", bat Sabah lächelnd.
Zögernd kam Khione der Aufforderung nach und schauderte, als die kühle Luft auf ihre erhitzte Haut traf. Dafür bekam sie von Makira ein Handtuch umgelegt, ehe sie gebeten wurde, sich auf der Holzbank niederzulegen. Argwöhnisch betrachtete sie das dunkle Mobiliar, das breit genug zum Liegen war. Sabah breitete ein Leinentuch darauf aus und nickte ihr zu. Gemächlich ließ sich Khione nieder, behielt die Frauen jedoch im Blick. Mit einem Ruck saß sie aufrecht, als Makira die beiden Kerzen zu ihr brachte. „Was habt ihr damit vor?", fragte sie zweifelnd.
„Es warm werden, aber verbrennen nicht", sagte Sabah.
Leicht neigte Khione ihren Kopf zur Seite. „Was? Ich verstehe nicht, was du meinst." Bisher hatte sie noch nie gehört, dass Kerzenwachs zu einer Vorbereitung dazugehörte, doch vielleicht waren das die Praktiken der Arakis.
„Wir auftragen Wachs auf Haut", begann Makira zu erklären und zeigte auf die kleinen Leinentücher, „dann wir mit Tuch Fell abmachen."
Khiones Augen weiteten sich. Von solch einer Prozedur, die den noblen Frauen vorbehalten wurde, hatte sie bereits gehört. Auch, wie schmerzhaft es je nach Körperteil war. „Was? Warum? Was ist nicht in Ordnung mit mir?", fragte sie zitternd.
„Sheikahs viel Fell haben, wir nicht. Du eine sein von uns", meinte Sabah schulterzuckend. „Wir sein vorsichtig", versprach sie aufmunternd.
Es mochte stimmen, dass Arakis wenig behaart waren, aber das war doch noch lange kein Grund, sie so zu enthaaren, bis sie ihrem Anspruch und Standard genügte! Reflexartig zog Khione die Schultern nach oben und schauderte. Nur widerwillig folgte sie Sabahs Bitte, sich wieder hinzulegen. Noch widerwilliger ließ sie zu, dass Makira ihr das heiße Kerzenwachs auf den Beinen ausbreitete und sofort ein Leinentuch auflegte, das sie mehrmals mit der Hand glattstrich. Alles in ihr wehrte sich gegen die unangenehme Methode, doch der schlimmste Teil kam erst, als Makira das Tuch mit einem Ruck herunterriss und Khione mit einem Schrei innerhalb einer Sekunde senkrecht auf der Bank saß. Keuchend rieb sie sich die Stelle, die zwar leicht gerötet, aber völlig glatt war und verfluchte in Gedanken die Gepflogenheiten der Arakis. Wie hielten noble Frauen solch eine Methode überhaupt aus? Sie waren verrückt, sich ihr freiwillig zu unterziehen! Nur mit Sabahs Zuspruch ließ sie sich an den Schultern wieder sanft in die Liegeposition befördern. Inständig hoffte Khione, dass der weitere Teil weniger grauenvoll würde, doch sie täuschte sich gewaltig. Am schmerzhaftesten war es zwischen ihren Beinen, da sie dort besonders empfindlich war. Es fühlte sich an, als würden sie ihr die Scham ausreißen! Nach einiger Zeit versagte Khiones Stimme und sie ließ alles wimmernd über sich ergehen. Selbst, als Sabah eine kleine Klinge zur Hand nahm, um die Wachsreste zu entfernen, wehrte sie sich nicht.
Nach einer schieren Unendlichkeit bekam Khione endlich die Erlaubnis, sich aufzurichten. „Du wieder ins Wasser. Wir dich waschen und dann auftragen Paste. Sie helfen für Schmerzen", sagte Sabah und reichte ihr die Hand, damit sie in den Waschzuber steigen konnte.
Auf wankenden Beinen ließ sich Khione im Wasser nieder und kauerte sich zusammen. So schmerzvoll hatte sie sich die Vorbereitung gewiss nicht vorgestellt, aber sie entspannte sich leicht, als Makira ihre Haare wusch und ihr eine Kopfmassage gab. Genau wie Sabah beherrschte sie den richtigen Druck, der zur Entspannung führte. Zwischenzeitlich wurde Khiones geschundener Körper auf weitere Wachsreste untersuch und sorgfältig von ihnen befreit. Makhahs Schwester gab sich dabei alle Mühe und sobald sie fertig war, wurde Khione in ein weiches Tuch gewickelt. Behutsam wurde sie von Makira trocken getupft und als diese anfing, ihre Haare zu bürsten, trug Sabah ein erfrischend riechendes Kräuteröl auf ihrem Körper auf und rieb es sanft ein. Zum Schluss nahm Sabah eine kleine Dose in die Hand. Sobald sie diese öffnete, drang ein erdiger Geruch in Khiones Nase. „Wofür ist das?", fragte sie und betrachtete die rötliche Salbe.
„Das sein Linderung für Schmerzen", wiederholte Sabah, tauchte ihren Finger ein und verrieb es etwas oberhalb von Khiones linker Brust, ehe sie die Dose wieder verschloss.
Das irritierte Khione, hatte sie doch angenommen, dass sie überall damit eingerieben wurde. Dennoch sagte sie nichts, als die beiden sie in ein Leinentuch wickelten, das sie am Ende an ihrer rechten Schulter verknoteten. Diese Art von Kleid sollte es dem Mann erleichtern, seine Frau zu entkleiden. Anschließend wurde Khiones Haar bearbeitet. Sabah flocht einige Strähnen, die Makira mit Perlen und Federn schmückte.
„Du wunderschön sehen aus", meinte Makira anerkennend und trat lächelnd einen Schritt zurück.
„Genau wie du an Ehetag", stimmte Sabah zu.
Stutzig geworden warf Khione ihr einen Blick zu. „Du bist verheiratet?", fragte sie. Bisher hatte sie Makira mit keinem Mann gesehen und Makhah hatte beim Abendessen nichts davon verlauten lassen.
Plötzlich bildete sich ein trauriger Zug um Makiras Mundwinkel. „Anuj sein mein Mann. Er gefangen in Süden. Makhah ihn retten wollen", sagte sie bedrückt.
„Anuj sein Bruder von Makhah und ich", fügte Sabah hinzu.
„Was?" Ungläubig sah Khione zwischen ihnen hin und her. Weshalb hatten weder Sabah noch der Shiharu ihn jemals erwähnt? Das war eine Enthüllung, die sie erst einmal verdauen musste. Gleichzeitig wurde Khione an ihren eigenen Bruder erinnert, von dem sie seit Jahren nichts mehr gehört hatte. „Wer hält ... Anuj gefangen?", wagte sie zu fragen.
„Sheikahs", lautete die kurze, knappe Antwort, die für Khione alles aussagte. Kein Wunder, warum die Arakis so hassvoll gegenüber ihrer Rasse waren. Khione senkte den Blick und nestelte an einer Ecke des Leinentuchs herum. „Makhah ihn bald befreien. Dann wir wieder zusammen." Trotz der hoffnungsvollen Stimme hörte Khione Traurigkeit, die Makira scheinbar nicht zeigen wollte. „Du jetzt fertig sein für Shiharu. Wir dich hinbringen."
Überrascht hob Khione den Blick. „Er ist doch nur zwei Türen weiter", meinte sie.
Sabah nickte, schob sie aber sachte vor sich aus der Badekammer. „Er gebeten, dich zu bringen."
Leicht verstimmt seufzte Khione leise. Makhah wollte nur sichergehen, dass sie es sich im letzten Moment nicht doch anders überlegte. Nachdem sie jedoch die qualvolle Prozedur der Vorbereitung hinter sich hatte, war sie nicht bestrebt, sich dieser erneut zu unterziehen. Daher blieb ihr nur die Hoffnung, dass Makhah bei der Vollendung der Eheschließung wenigstens sanft war und sie danach ihre Ruhe hatte. Angst hatte Khione, keine Frage. Durch Erzählungen beim gemeinsamen Baden in Mija Wa hatte sie mitbekommen, wie schmerzvoll die Vereinigung das erste Mal war. Es spielten jedoch einige Aspekte eine Rolle, an die sie sich nur vage erinnerte.
Khiones Herz schlug ihr bis zum Hals, als die beiden Frauen sie die wenigen Schritte zu Makhahs Schlafgemach führten. Kurz klopfte Sabah an, ehe sie die Flügeltür öffnete und ihr aufmunternd zulächelte. Zögernd trat Khione ein und schluckte, sobald die Tür sich hinter ihr mit einem leisen Klick schloss. Mit dem Rücken zu ihr stand Makhah am Fenster und schien fern in seinen Gedanken zu sein. Zumindest nahm Khione es an, da er sich nicht umdrehte.
Hatte er Sabahs Klopfen nicht mitbekommen oder ignorierte er sie absichtlich? Was auch der Grund dafür war, die Zeit nutzte sie, ihn zu mustern. Obwohl er wie immer seine hellbraune Leinenhose trug, ahnte sie, dass sich seine Muskeln nicht nur auf den Oberkörper beschränkten. Anfangs war es befremdlich gewesen, dass die Männer oberhalb stets unbedeckt waren, doch mittlerweile hatte sich Khione daran gewöhnt. Anders würde es ihr merkwürdig vorkommen. Insgeheim fand sie, dass Makhah durch seine Position etwas Erhabenes an sich hatte und wie ein Monument aussah. Es passte einfach zu ihm, genau wie das Lederarmband an seinem Oberarm, das er nicht einmal zum Baden ablegte. Zumindest hatte Khione ihn nie ohne gesehen. Es schien ein wichtiger Bestandteil zu sein, der ihn vollkommen machte und normalerweise trug er stets seinen Gürtel mit Messern und seiner Axt. Heute fehlte er jedoch.
Durch die Spiegelung des Fensters erkannte Khione, wie Makhah ihr mehrmals einen Blick zuwarf, ohne etwas zu sagen. Als er sich selbst nach einigen Minuten weder rührte noch äußerte, wurde sie ungeduldig. Er ignorierte sie, das war klar. Wofür hatte sie sich der Vorbereitung unterzogen, wenn er sie genauso wenig heiraten wollte wie sie ihn? Khione presste die Lippen zusammen und wartete ein paar weitere Sekunden, ehe sie sich wortlos zur Tür drehte.
„Wo willst du hin?", fragte Makhah plötzlich.
„Wonach sieht es aus?", konterte Khione mürrisch, ohne sich umzudrehen.
„Du bist gerade erst gekommen", erwiderte er ruhig.
Bitter lachte Khione und er bemerkte im Fensterbild, wie sie ihre Hand zur Faust ballte „Das hätte ich mir genauso sparen können wie die scheußliche Prozedur der Vorbereitung! Wozu hast du gewartet, dass ich einwillige, wenn du selbst nicht heiraten willst?"
„Das habe ich dir schon einmal gesagt", erklärte Makhah und wandte sich um. Mit verschränkten Armen beobachtete er die junge Frau, deren Ungeduld deutlich zu spüren war. Das wunderte ihn nicht. Auch er wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich haben, aber er riss sich zusammen. Er nahm an, dass Khione keinerlei Erfahrung hatte und nicht wusste, was sie erwartete. Es half nicht, zu überstürzen. „Komm her."
Es dauerte einige Sekunden, bevor Khione seiner Bitte folgte und auf ihn zukam. Makhah verfolgte ihre Bewegungen genau und musterte sie von oben bis unten. Sabah und Makira hatten ganze Arbeit geleistet und sie hübsch hergerichtet. So wie jede Frau war sie in ein Leinentuch gewickelt, das sich eng an ihren Körper schmiegte und ihre Figur zur Geltung brachte. Erst jetzt stellte er fest, wie ausgeprägt ihre Kurven in dem Alter tatsächlich waren. Selbst als sie nach dem Sprung in den Fluss unbekleidet neben ihm gelegen hatte, hatte er sie nur flüchtig betrachtet.
Khiones Blick war fest auf ihn gerichtet, trotzdem sah er genau, dass sie Angst hatte und mit Kratzbürstigkeit ihre Unsicherheit überspielen wollte. Sobald sie vor ihm stand, hob er langsam seine Hand und ignorierte ihr Zusammenzucken. Sein Wutausbruch hatte Spuren hinterlassen, doch er hoffte, dass sich das im Laufe der Zeit legte. Makhah erwartete zwar ihren Respekt, aber keine Angst. Sanft strich er Khione eine Locke hinters Ohr und nahm eine geflochtene Strähne zwischen die Finger. Seine Schwester schwärmte von ihren hellblonden Haaren, die eigentlich nur den Göttern vorbehalten waren. Zumindest bei den Arakis. Ihrem Namen nach war Khione eine, doch ihr Verhalten war weit davon entfernt. Ihr Kinn schmollend vorgereckt dachte Makhah einen Moment daran, sie fortzuschicken, aber den Gedanken verwarf er sofort wieder.
„Wir widersetzen uns den Göttern nicht, Khione. So grausam und unverständlich manche Entscheidungen sein mögen, ihr Zorn ist schlimmer", sagte er und fuhr mit dem Daumen an ihrer Wange entlang. Schlagartig zeichnete sich eine Gänsehaut ab, die sich über ihre Schultern und ihr Dekolleté ausbreitete. Sie schien empfindlich auf solche Berührungen zu reagieren.
„Welches Risiko gehen wir ein, wenn wir uns nicht beugen?", wisperte Khione mit zitternder Stimme. „Warum seid ihr so versessen darauf und tut nicht das, was ihr wollt, anstatt unglücklich zu sein?"
Makhah schüttelte leicht den Kopf und ließ seinen Finger an ihr Kinn wandern. „Jeder braucht Regeln, Khione. Wenn wir nicht nach ihnen leben, gerät alles außer Kontrolle und das Gleichgewicht der Natur wird gestört."
Mehrmals blinzelte sie und wirkte verwirrt. „Was hat das mit der Ehe zu tun?"
„Nichts", meinte Makhah schulterzuckend. „Wir richten uns nach den Entscheidungen der Götter und gehen kein Risiko ein. Sie bestimmen unser Schicksal und dem beugen wir uns. Mit der Zeit lernt man, sich zu arrangieren."
Es wirkte, als wollte Khione weiterhin versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass sie nicht seine Frau werden musste, doch dann seufzte sie resigniert.
„Wir wollen beide nicht, aber wir haben keine Wahl", flüsterte sie. Für einige Sekunden senkte sie den Blick und schloss die Augen. „Ich habe Angst", gestand sie tonlos. Es brachte nichts, das Offensichtliche zu verheimlichen.
„Ich werde vorsichtig sein", versprach Makhah leise, wobei er sie Schritt für Schritt rückwärts zum Bett dirigierte.
Dadurch kam er Khione so nahe, dass sie den süßlichen Geruch deutlicher wahrnahm. Schon beim Berühren ihrer Wange war er ihr aufgefallen. Als Makhah den Knoten des Leinentuchs öffnete, hielt sie den Stoff krampfhaft fest. Er war die letzte Barriere, die sie vor der Blöße schützte und obwohl es dazu gehörte, sich unbekleidet zu zeigen, war ihr nicht ganz wohl dabei. Vorsichtig löste das Oberhaupt einen Finger nach dem anderen, bis sich das Tuch wie ein Schleier um ihren Körper schlängelte und schließlich zu Boden glitt. Sofort schoss das Blut in Khiones Wangen und sie bedeckte eilig ihre Brust und ihre Scham. Makhahs Fingerknöchel streichelten über ihren Hals und sie befürchtete, dass er dadurch ihren Puls spürte. Er raste und ihr Herz trommelte so heftig gegen die Rippen, dass ihr übel wurde. Auf dem Weg zum Bett senkte Makhah plötzlich seinen Kopf und legte seine Lippen auf ihr Schlüsselbein, ohne mit dem Zurückdrängen innezuhalten. Darauf verteilte er drei Küsse, die Khione einen Schauer über den Rücken jagten.
Sobald die Kante der Schlafstätte in ihre Kniekehle drückte, setzte sie sich automatisch nieder und sah hilflos zu Makhah hinauf. Erwartete er etwa, dass sie anfing? Sie wusste doch gar nicht, was sie tun musste! Khione hoffte inständig, dass der erste Schritt von ihm ausging, und war froh, als er seine Arme unter ihre Knie legte und sie so im Bett hinlegte, dass er bequem neben ihr liegen konnte. Seine dunklen Augen betrachteten sie eingängig, und sie bekam das Gefühl, dass er ihr stumm befahl, die Hände wegzunehmen. So sehr sie ihren Körper dazu bewegen wollte, er gehorchte ihr nicht. Stattdessen zitterte Khione und versteifte sich, als Makhah sich darum kümmerte.
Kaum fing er an, seine Finger über ihre Haut wandern zu lassen, griff sie ins Bettlaken und kniff die Augen zusammen. Es war unangenehm, von ihm an den Brüsten berührt zu werden, und Khione wusste nicht, was die Berührungen an diesen Punkten überhaupt auslösen sollten. Alles, was sie wahrnahm, war, wie sich ihr Körper dagegen wehrte. Schlimmer wurde es, sobald Makhahs Hand zu ihren Beinen schweifte. So fest es ihr möglich war, presste sie ihre Oberschenkel gegeneinander und ließ nicht zu, dass er seine Finger dazwischen bringen konnte.
Er merkte ihr die Unerfahrenheit an und sah, wie seine Bemühungen umsonst waren. Sie entspannte sich nicht, egal, was er tat. Durch die fehlende Anziehung fiel es ihm schwer, sie zu verwöhnen, aber er wollte ihr nicht mehr als nötig wehtun. Es fehlte auch die Zeit, sie ausreichend darauf vorzubereiten, da bei Anbruch der Dunkelheit eine Zeremonie auf dem Burghof stattfinden würde, die den Bund der Ehe endgültig bekräftigen sollte.
„Versuch, dich ein wenig zu entspannen. Atme ein und aus." Hoffentlich wirkte das ihrer Angst entgegen. Ihm war nicht entgangen, wie unregelmäßig sich ihr Brustkorb hob und senkte. Abwartend ließ Makhah seine Hand auf ihrem Oberschenkel ruhen und drückte ihr Bein leicht in seine Richtung, sobald sie einige tiefe Atemzüge genommen hatte. Erneut verkrampfte sie sich, doch jetzt schoss ihre Hand vor und hielt ihn fest. „Khione", brummte Makhah und seufzte innerlich. Langsam aber sicher verlor er seine Geduld! Was sollte er noch alles tun, damit sie sich hingab und das Ganze nicht unnötig erschwerte? Er erwartete keine Erregung wie bei Ahyoka, doch ein bisschen Feuchte würde es Khione vereinfachen.
Ahyoka ... seine Gedanken schweiften zu den unzähligen, leidenschaftlichen Nächten, in denen sie sich innig vereinigt hatten. In dem Moment nahm Makhah einen Stich im Herzen wahr, der ihn innehalten ließ. Nie wieder würde es so sein. Stattdessen warfen ihm die Götter eine Sheikah vor die Füße!
Makhah wagte einen neuen Versuch, zu Khiones Mitte zu gelangen. Es war schwer, sie auseinanderzubringen, und er sah sich gezwungen, sein eigenes Bein zur Hilfe zu nehmen, damit sie wenigstens ein Stück weit offenblieben. Innerlich schüttelte Makhah den Kopf und rollte mit den Augen. Noch nie hatte er jemanden gesehen, der sich so dagegen wehrte. Das Oberhaupt würde ihre Reaktion verstehen, wenn sie vergewaltigt werden würde, doch Khione hatte dem Ehebund und damit auch zugestimmt, mit ihm zu schlafen. Es war Teil der Ehe, soviel Wissen sollte sie besitzen. Hoffentlich lief es in Zukunft besser, nachdem sie wusste, was geschah.
Er hakte sein Bein in ihres ein und zog es langsam an sich. Dabei spürte er regelrecht ihren Widerwillen und wie sie versuchte, es zurückzuziehen, doch am Ende verlor Khione den stummen Kampf. Zwar presste sie ihren freien Oberschenkel immer wieder gegen seine Hand, damit er ihr nicht zu nahe kam, aber er ließ nicht locker, bis sie endlich nachgab.
In kleinen Schritten näherte sich Makhah ihrer Scham, die nach der Vorbereitung so glatt wie Seide war. Kein Vergleich zum dichten Busch, der aus dunkelblonden Löckchen bestanden hatte. Welch seltsamer Humor der Götter, Sheikahs mit Urwäldern zwischen den Beinen auszustatten. Ungeniert beobachtete Makhah Khione genau, wie sie reagierte und manchmal sogar die Luft anhielt. Als er zum ersten Mal leicht über ihre Schamlippen strich, zuckte sie so heftig zusammen, dass das Bett knarrte.
Fast hatte Makhah Mitleid mit ihr. Wie zogen Sheikahs bloß ihre Kinder auf, dass sie so wenig von Vereinigung wussten? Lebten sie etwa bis zur Ehe in Keuschheit? Es war etwas ganz Natürliches, sich gegenseitig zu berühren und zu erregen, doch würde Khione ihn jemals von sich aus anfassen, sobald sie gelernt hatte, was zu tun war?
Mit den Zähnen knirschend versuchte sie so ruhig wie möglich liegenzubleiben. Außer Sabah und Makira war sie dort noch nie berührt worden und am liebsten hätte sie sich zur Seite gerollt und unter der Decke versteckt. Das würde das Unausweichliche nur verzögern, weshalb sie widerwillig zuließ, wie Makhah mehrmals über ihren Venushügel streichelte und ihre Spalte mit den Fingern teilte. Als er jedoch einen Punkt traf, durchzuckte sie ein Blitz, der sie aufschrecken ließ. Keuchend versuchte sie seine Hand wegzudrängen, die trotz allem an Ort und Stelle blieb, bis ihr Griff wieder lockerer wurde. Erst dann bewegte er seine Finger zwischen den Schamlippen auf und ab. Khione konnte nicht behaupten, dass es angenehm war und als Makhah von ihr abließ und sich zur Bettkante rollte, glaubte sie schon, entkommen zu sein. Sobald sie mitbekam, wie er aufstand und sich seiner Hose entledigte, öffnete sie leicht ihre Augen und erstarrte beim Anblick seiner Mitte. Das hätte sie besser nicht tun sollen! Wie sollte das ...? Nein! Das war unmöglich! Nie im Leben konnte er mit seiner Größe in ihr Platz finden! Er würde sie aufspießen!
Allein der Gedanke löste eine Kettenreaktion der Panik aus, die gänzlich die Kontrolle über ihren Körper nahm. Kaum kehrte Makhah ins Bett zurück und kniete sich vor sie, brauchte Khione ihre ganze Kraft, sich gegen seine Hände zu wehren, die ihre Beine auseinander drückten.
„Nein! Nein!", rief sie panisch und versuchte, ihn mit Tritten davon abzuhalten, ihr näherzukommen. Leider war Makhah ihr körperlich überlegen und schneller zwischen ihnen, als ihr lieb war. Er legte sie um seine Hüfte und beugte sich leicht zu Khione hinab. Gleichzeitig rieb er sein Glied an ihrer Scham, was ihre Panik noch mehr schürte. Mehrmals zog sie ihre Beine an sich heran, um Makhah von sich zu drücken, doch mit jedem Mal wirkte er ungeduldiger, weshalb sie letztlich mühsam still liegen blieb.
Nach kurzer Zeit richtete sich Makhah noch einmal auf und sie sah, wie er seine Spitze mit etwas Spucke befeuchtete, ehe er zurückkehrte und sich an ihrem Eingang positionierte. Vorsichtig drängte er sich in sie, bis sie zusammenzuckte und ihn innehalten ließ. „Lass es zu, Khione. Wehr dich nicht", flüsterte er.
„Bitte ... nicht", wisperte sie tonlos und schrie gellend auf, als er mit einem Ruck in sie stieß und sein Fleisch in ihr versenkte. Sofort fing ihr Unterleib Feuer, das sich in einem rasenden Tempo im ganzen Körper ausbreitete, ihn zum Schütteln brachte und verkrampfen ließ. Sie hatte das Gefühl, von innen zerrissen zu werden!
Vom Schmerz überwältigt, legte Khione ihre Hände gegen seine Brust und drückte ihn von sich, doch er beugte sich zu ihr hinab, nahm ihre Handgelenke und platzierte sie rechts und links ihres Kopfes. Dadurch schob er sich weiter in sie hinein und verhinderte gleichzeitig, dass sie sich bewegte. Sekundenlang verharrte er in der Position, bevor er sich langsam aus ihr gleiten ließ, nur um erneut mit einem Ruck in sie zurückzukehren. Wieder schrie Khione qualvoll auf. Jeder Stoß war unerträglich schmerzvoll und raubte ihr den Atem. Zudem sorgte er für brennende Tränen, die ihre Sicht verschwimmen ließen. Irgendwann waren Khiones Widerstand und ihre letzte Kraftreserven aufgebraucht und sie lag wimmernd und schluchzend unter Makhah, der ungeachtet ihrer Laute weiter in sie stieß. Ihr Körper war vor Schock wie gelähmt, aber die Tränen liefen unaufhaltsam an ihren Wangen hinab und tropften auf das Kissen. Krampfhaft versuchte Khione, dem Hier und Jetzt zu entgehen, doch sie schaffte es nicht, die Schmerzen und das Geräusch von aufeinandertreffendem Fleisch auszublenden. Es übertünchte sogar das Knistern des Feuers.
Oh, heilige Göttin Inara! Khione war so eng, dass ihre Wände sein Glied fast zerquetschten! Ohne es zu wollen wurde Makhah direkt in die Vergangenheit katapultiert und er erinnerte sich an das erste Mal mit Ahyoka. Sie war so rein, unschuldig und unerfahren gewesen, doch im Gegensatz zu Khione hatte sie zugelassen, von ihm berührt und erregt zu werden. Das hatte sie entspannt und die Vereinigung enorm erleichtert.
In Gedanken sah er Ahyoka unter sich liegen und wie genussvoll sie ihren Kopf in den Nacken legte, damit er ihren Hals küssen konnte. Ihre Finger krallten sich in seinen Rücken und ihre Beine waren fest um seine Hüfte geschlungen, um ihn so tief wie möglich aufzunehmen. Sie bewegte sich in seinem Rhythmus und nutzte ihre Muskeln, um sein Glied zu stimulieren. Das beherrschte sie perfekt. Als er an ihrem Hals saugte, stöhnte sie ungehalten. Makhah liebte es, wenn Ahyokas sanfte Stimme den Raum mit Lust erfüllte und sie sich ihm hingab. Es war Musik in seinen Ohren, die ihn alles vergessen ließ.
Ihre Hände wanderten zu seinem Nacken, um ihn in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln, den sie nur gewann, weil er es zuließ. Makhah hielt inne und nahm ihre Beine, die er sich über die Schultern legte. Aus dunklen Knopfaugen sah Ahyoka zu ihm hoch und lächelte, sobald er ihren Hintern auf seinen Schoss zog und in einem schnelleren Rhythmus zustieß. Der anfängliche Schmerz war vergessen und er genoss ihr vollstes Vertrauen und ihre Hingabe. Das gefiel Makhah und er lehnte sich nach vorne, um seine Arme neben ihrem Kopf zu platzieren. Dadurch wurden ihre Beine an ihren Bauch gedrückt, doch das störte sie nicht. Der neue Winkel schien ihr den Geräuschen nach zu gefallen. Makhah reizte sie weiter, bis sich ihre Muskeln fest um sein Glied legten und verhinderten, dass er sich zurückzog. Sobald sie locker ließ, stieß er ein paar Mal kräftig zu und ergoss sich in ihr mit einem animalischen Laut.
Einige Sekunden vergingen, bevor Makhah blinzelnd in die Realität zurückkehrte und Khione tränenüberströmt unter sich vorfand. Ihr Gesicht war zur Seite gedreht, ihre Augen starr geöffnet und sie so steif wie ein Brett. „Khione?", fragte er rau, während sein Glied in ihr zuckte und die letzten Samen verteilte, ehe er aus ihr herausglitt. Hatte er sie etwa ... für Ahyoka gehalten?
Makhahs Stimme klang weit entfernt und gleichzeitig so nah, doch Khione wagte nicht, sich zu rühren. Aus Angst, er finge von vorne an, aber sobald er ihre Hände losließ und sich von ihr abwandte, nutzte sie sofort die Möglichkeit, ihre Beine an sich zu ziehen. Langsam schlang sie ihre Arme um sie und schloss die Augen. Zum Glück war es vorbei. Ihr Unterleib war völlig verkrampft und schmerzte, und sie hoffte, dass es bald nachließ. Woher die Feuchte zwischen ihren Beinen stammte, ahnte sie, aber das Klebrige war unangenehm, ungewohnt und auch ein wenig eklig.
„Hier."
Erschrocken öffnete Khione die Augen und starrte auf das Tuch, das Makhah ihr hinhielt. In Zeitlupe griff sie danach, wischte sich flüchtig über die Wangen und warf es achtlos neben sich, um wieder ihre Position einzunehmen.
„Trink."
Auffordernd hielt Makhah ihr einen Kelch hin, den sie zuerst ablehnte, sich dann aber doch aufrichtete und in großen Schlucken trank. Die Temperatur war angenehm und erfrischend und linderte ihren trockenen Gaumen. In der Zwischenzeit reinigte sich Makhah mit etwas Wasser aus der Kanne und einem weiteren Tuch, das sich sofort rötlich färbte. Nur flüchtig warf Khione ihm einen Blick zu und schluckte schwer, als sie das blutige Bettlaken hinter ihr sah. Sie wusste nicht, wie viel normal war.
Schweigend saß Khione neben Makhah und ließ die Schultern hängen. So schrecklich hatte sie sich die Vereinigung nicht vorgestellt und sie legte keinen Wert darauf, es zu wiederholen, aber sie ahnte, dass es ihre Pflicht sein würde, mit ihm das Bett zu teilen.
Makhah nahm ein weiteres Tuch, um sich zu trocknen, und als könnte er Gedanken lesen, bestätigte er ihre stumme Annahme. „Auch wenn wir keine Gefühle zueinander haben und die Verbindung erzwungen ist, sollten wir versuchen, einen Nachkommen zu zeugen. Als Shiharu und Shihara ist es unsere Pflicht", sagte er und stand auf. Mit einem Fingerzeig auf die Kanne bedeutete er ihr, sich zu nehmen, wenn sie Durst hatte.
Khione wollte schon danach greifen, hielt jedoch in der Bewegung inne, als Makhah sich wieder neben sie setzte und ein Messer unter der Matratze hervorzog, dessen Klinge bedrohlich im Feuerschein schimmerte. Mit seinem Daumen fuhr er über die Kante. „W-Was hast du vor?", stotterte Khione und rückte sofort ein Stück von ihm, doch ihre Flucht vereitelte er, indem er sie am Handgelenk festhielt.
„Das ist ein wichtiger Teil der Eheschließung, Khione", sagte Makhah und erklärte, dass sich ihr Blut miteinander vermischen musste. Nur so wurde eine Verbindung zum anderen aufgebaut. Da Khione nicht genau verstand, was er damit meinte, stand er wieder auf und deutete auf ihre linke Brust. „Dort schlägt das Herz. Etwas oberhalb wird ein Schnitt gesetzt und ein weiterer in der rechten Handinnenfläche. Du legst deine Hand auf meine Brust und ich umgekehrt bei dir. So verbinden sich unsere unterschiedlichen Blutlinien und werden eins", fuhr er fort.
Heftig schüttelte Khione den Kopf. „Ich lasse mich doch nicht aufschneiden, nur weil eure Götter das verlangen! Habt ihr überhaupt einen eigenen Willen oder lasst ihr euch auch noch vorschreiben, wie ihr atmen sollt?", fragte sie sarkastisch, konnte aber die Angst in ihrer Stimme nicht verstecken.
Genervt verdrehte Makhah die Augen. „Jeder unterzieht sich dem Ritual und die Paare entscheiden, wie der Schnitt oberhalb der Brust aussieht", stellte er klar. „So ist jeder einzigartig und zeigt, wer zu wem gehört. Also komm her."
Seiner deutlichen Aufforderung kam Khione nicht sofort nach. Es widerstrebte ihr, sich seinem Glauben zu unterwerfen, aber was konnte sie jetzt dagegen tun? „War dafür die eine Salbe gedacht, die Sabah aufgetragen hat?" Als Makhah nickte, seufzte sie. Warum hatte seine Schwester sie nicht darauf vorbereitet? Nicht einmal angesprochen hatte sie es!
„Es ist nicht so schlimm, wie du denkst, Khione", sagte er. Mit einer Geste deutete er an, ihm die Hand zu geben.
Zögernd reichte sie ihm die Hand und presste die Zähne zusammen, sobald er die Klinge in einer flinken Bewegung durch ihre Handinnenfläche gleiten ließ. Es tat zwar weh, aber das kurze Brennen verflüchtigte sich innerhalb von Sekunden. Ehe sich Khione versah, hatte Makhah schon den zweiten Schnitt oberhalb ihrer Brust gesetzt. Dort nahm sie den Schmerz sogar noch weniger wahr. Daraufhin drückte er ihr das Messer in die Hand und hielt seine hin. „I-Ich soll ... bei dir?", fragte sie unsicher. „Was, wenn ...?"
Sofort legte Makhah seinen Finger an ihre Lippen. „Tu es einfach", sagte er, wobei sie deutlich sein Knirschen hörte.
Zitternd atmete Khione tief ein und ärgerte sich, dass ihre Hand nicht ruhig blieb, als sie die Klinge ansetzte und nur so weit einschnitt, bis das Blut leicht floss. Makhah hielt still und verzog keine Miene, doch kaum war der zweite Schnitt vollzogen, nahm er ihr das Messer ab und drückte seine rechte Hand auf die Stelle oberhalb ihrer linken Brust. Mit der anderen legte er ihre an seine. Unter ihren Fingern spürte sie sowohl die Wärme seiner Haut als auch sein heftiger Herzschlag. Irritiert neigte sie leicht den Kopf zur Seite. „Hast du ... auch Angst?", flüsterte sie.
Missbilligend schnaubte Makhah, antwortete aber nicht auf ihre Frage. Stattdessen brach er den Kontakt zu ihr ab, tauchte in aller Ruhe ein Stück Leinentuch in die Wasserkanne und säuberte die Blutflecken von seiner Haut. Ohne Khione anzusehen, wandte er sich zum Gehen, doch bevor er verschwand, warf er ihr einen kühlen Blick über die Schulter zu. „Sabah wird sich gleich um dich kümmern. Ruh dich aus, heute Abend findet ein Fest auf dem Burghof statt und der letzte Teil der Verbindung wird vollzogen."
„Welchen Te...?" Den Rest ihrer Frage blieb ihr im Hals stecken, als er die Tür hinter sich zuschlug. Empört von seinem Verhalten sah sich Khione nach etwas um, das sie gegen die Tür werfen konnte. Sie musste sich dringend beruhigen und Sabah ausquetschen, was Makhah ihr verheimlichte! Leider fand sie nichts, das einen wirkungsvollen Effekt erzielen würde, weshalb sie sich niedergeschlagen an die Bettkante setzte und das Laken betrachtete. Hoffentlich würde Makhah sie nur selten nehmen ...
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