Kapitel 42
Panik begleitete mich wie ein dunkler Schatten. Denn ich wusste nicht, ob mein Bruder und Asher entdeckt wurden, oder schon auf dem Rückweg waren. Ich wusste nicht, ob ich geradewegs in mein verderben lief.
Einzig allein das Gefühl meiner zuschnürten Lungen und meinem hämmernden Herzschlag erinnerten mich daran, dass ich keine Wahl hatte.
Die Angst um sie beide war größer, als um mein eigenes Leben. Auch wenn es bedeutete, dass Asher wütend auf mich sein würde.
Es gab kein Zurück mehr, als ich in tiefer Finsternis im Wald stehen blieb, weil wenige Meter vor mir die Mauer liegen musste. Es war still. So still, dass ich mich fragte, ob ich tatsächlich richtig war.
Es dauerte einen Moment bis ich endlich den geheimen Ausgang fand, den Asher damals mit mir benutzt hatte.
Doch bevor ich überhaupt den Mechanismus herausfinden konnte, spürte ich kalte Hände an meinem Nacken, bevor ein Knacken durch meinen Kopf fegte und tiefe Schwärze von mir Besitz nahm.
~~~
Gebrüll holte mich aus der tiefen Finsternis, ehe mein Körper plötzlich vollkommen unter Strom stand. Mit einem Satz richtete ich mich auf und sah um mich herum.
Hunderte von Vampiren jubelten, während andere mit sorgenvollem Blick nach oben sahen auf das Podest, welches mir allzu bekannt war. Emmeres sah mit einem triumphierenden Lächeln auf mich herunter und dann weiter hinter mich.
Ich folgte ihrem Blick, nur um im nächsten Moment aufzuschreien.
Asher hing an einem Mast, sein Oberkörper nackt und übersät mit fürchterlichen Striemen. Seine Augen waren geschlossen, bis ich nach ihm schrie.
Erleichtert sah ich in seine geöffneten Augen und zerbrach im selben Moment, als der Schock ihn mit einem mal traf.
>>Nein<< flüsterte er, bevor er vor Schmerzen aufstöhnte.
Ich wollte zu ihm, versuchte verzweifelt an den Fesseln zu rütteln, die mich am Boden hielten.
Als sich tatsächlich begann das Metall zu biegen, verstummten die Vampire nach und nach und sahen ungläubig zu, wie ich mit aller kraft daran zog.
>>Du bist tatsächlich kein Mensch mehr.<< durchbrach Emmeres Stimme die plötzliche Stille, bevor sie mit einem lauten Knall vor mir landete und grob mit der Faust in meine Haare griff.
>>Ich habe nicht vor es in die Länge zu ziehen. Je eher ich dich los bin, desto schneller kann ich Asher zur Besinnung bringen.<<
Mit diesen Worten winkte sie in die Meute. Ashers verzweifelte Brüllen und die euphorischen Schreie der Vampire hallten zeitgleich in meinen Ohren.
Mit einem mal blieb die Welt stehen und die Erkenntnis darüber, dass ich mich wehren musste oder sterben würde, ließ mich instinktiv handeln. Es war das gleiche Gefühl, als ich durch diese Metalltür gerannt war.
Ich zog an den Fesseln als wäre es nichts und streckte den ersten Vampir aus, bevor ihm bewusst wurde was passiert war.
Zehn von ihnen bescherte ich einen qualvoll schnellen tot, war dabei übersät mit ihrem Blut und stellte mich breitbeinig auf. Bereit weiter zu machen, doch nun war ich nicht mehr alleine. Drei mir unbekannte Vampire halfen mir und drängten die anderen Fort. Angst spiegelte sich in jedem ihrer Blicke.
>>Was steht ihr da so rum. BRINGT SIE UM!<< verlangte Emmeres.
Doch die Vampire gingen nur einen weiteren Schritt zurück. So gab es niemanden der mich aufhielt, als ich das erste mal die Geschwindigkeit nutzte und auf das Podest rannte.
Unsanft griff ich in Emmeres Nacken und schleuderte sie mitten auf die zerfetzten Ketten auf dem Boden.
Ihr Atem stockte, als ich in ihren Magen schlug, bevor sie sich aufrichten konnte.
>>Was ist los? Warum wehrst du dich nicht?<< provozierte ich sie und lachte auf, als ich ihren jämmerlichen Schlag abwehrte.
>>Was bist du?<< flüsterte sie voller Verachtung und Furcht. Sanft strich ich ihr das Haar aus dem Gesicht, bevor mein Blick zu Asher huschte.
>>Was ich bin ist nicht von Bedeutung. Von Bedeutung ist nur, dass ich dich in Fetzen reißen werde für das was du ihm angetan hast. Ich will dass du eines weißt.<< hallte meine Stimme in der Nacht, bevor ich mich zu ihrem Gesicht beugte.
>>Du wirst sterben, während er mir gehören wird, für alle Zeit.<<
Ich wusste, dass dieser Gedanke sie zerriss. Zu wissen, dass Asher nie ihr gehören konnte. Zu wissen, dass er sich für mich entschieden hatte.
Mit dieser Genugtuung griff ich nach einer der Metallketten, legte sie ihr Blitzschnell um den Hals und riss ihren Kopf ab.
Erst dann griff ich in ihren Körper und riss ihr das Herz heraus.
Empörte Schreie und schockierte Töne verließen die Münder der umherstehenden Vampire. Ich musste zugeben, dass es tatsächlich scheußlich wirken musste, aber ich hatte keine Wahl. Ihre Brust war genauso geschützt mit Metall, wie Ashers und meines. Es war notwendig und kam mir zugute. Denn die Vampire wichen mit gesenkten Köpfen vor mir aus.
>>Verschwindet!<< brüllte ich, bevor ich mich an Asher wandte und ihn von dem Mast befreite. Ein erstickender Laut verließ meine Lippen, ehe ich in mein Handgelenk biss und ihn zwang mein Blut zu trinken.
Nach und nach schlossen sich seine Wunden, sodass er nach einer Weile von mir abließ.
>>Asher..<< flüsterte ich und sank in seine Arme.
>>Das ist schon das zweite mal, dass du mir das Leben rettest.<< hauchte er in mein Haarschopf, woraufhin ich grinsend zu ihm aufsah.
>>Wenn man hinzu zählt, dass Nale dich angeschossen hat, dann ist es das dritte mal.<<
Er grinste.
>>Dann das dritte mal.<<
Mein Lächeln erstarb, als ich an meinen Bruder dachte.
>>Blaise.<< sagte ich seinen Namen und spürte abermals die Panik aufkommen. Doch Asher beruhigte mich wieder.
>>Er ist sicher. Ich wurde nur geschnappt, weil ich ihn vorgeschickt habe.<<
Erleichtert sackte ich zusammen und sah auf mich herab.
>>Sie hat es verdient.<< drang seine Stimme durch den Schleier in meinem Bewusstsein.
>>Ich weiß.<<
>>Einige von ihnen fliehen gerade.<< sagte er zu mir und meinte damit sicherlich die zahlreichen Vampire, die die Flucht ergriffen.
Doch ich war zu schwach, zu schlapp um daran zu denken, dass wir jeden einzelnen von ihnen brauchten.
>>Aelia?<< hörte ich Ashers Stimme aus weiter Ferne sorgenvoll sagen, aber ich konnte mich nicht daran festhalten.
Alles was ich wollte war meine Augen zu schließen. Die Stimme tief in mir ignorierend, dass es meinen Tod bedeuten könnte, tat ich es dann tatsächlich.
Dabei konnte nicht einmal das verzweifelte Schütteln von Asher, noch sein Flehen mich davon hindern.
Ich kannte den Preis und ich würde ihn zahlen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro