>>Hey<< drang Ashers Stimme zu mir durch. Aber ich sah nur starr gerade aus, auf den entfernten Wald. Ich hatte mich irgendwann etwas umgeschaut und schließlich das Dach der Mall gefunden.
Seit dem saß ich schon fast zwei Stunden hier und grübelte über alles mögliche.
>>Du bist sauer.<< stellte Asher fest und setzte sich neben mich. >>Sauer?<< fragte ich und überlegte kurz. Aber im Grunde war ich gar nicht sauer. Im Grunde hat sich meine Gefühlslage in diesen fast zwei Stunden soweit geändert, dass ich mich eigentlich nur noch ausgelaugt fühle.
>>Wir müssen jagen. Die Vorräte reichen kaum.<< erwiderte ich stattdessen und spürte im nächsten Moment Ashers Hand auf meiner. >>Was hat er gesagt?<< fragte ich schließlich und sah zu ihm. Doch Asher sah nur starr geradeaus. Erst jetzt wurde mir deutlich, dass ihm etwas Sorgen bereitete und er nicht wusste, wie er es mir sagen sollte. Und dieses etwas hatte mit mir zutun.
>>Asher.<< hörte ich meine eigene Stimme unbarmherzig.
>>Wenn ich dir das erzähle Aelia, dann wird es dich zerstören. Alles was du kennst und liebst wirst du infrage stellen.<< warnte er mich vor, bevor er mich endlich ansah.
>>Was hat er gesagt?<< fragte ich abermals mit zittriger Stimme. Asher holte tief Luft und schloss kurz seine Augen. Als würde er nach Fassung ringen, die ihm unweigerlich aus den Händen glitt.
Und als die nächsten Worte aus seinem Mund drangen, da verstand ich. Verstand, warum er nichts sagen wollte und wie sehr meine Welt aus den Angeln gerissen werden konnte.
>>Nale hat Schuld, dass wir euch in eurem Versteck gefunden haben. Er ist dafür verantwortlich, dass so viele von euch gestorben sind.<<
>>Was?<<
Diese Frage hallte in der Abenddämmerung und machte nicht einmal annähernd deutlich, was ich gerade empfand. Zwar drangen Ashers Worte in mich durch, aber es war eher so, als würde ein Schleier vor mir liegen. >>Er hatte Kontakt zu den Wissenschaftlern. Er und Esther waren jahrelang darin involviert. Dass du dort so lange geschützt warst, war in ihrem Sinne Aelia. Sie wollten es so und Nale...er sagt er wusste nicht wie weit sie gehen würden. Er behauptet, dass er erst vor einigen Tagen herausgefunden hat, was sie getan haben aber...<<
Ich schüttelte den Kopf. Sank auf meine Knie und ballte meine Hände zu Fäusten. >>Er ist tot.<< presste ich hervor und spürte im gleichen Moment, wie etwas übermenschliches von mir Besitz ergriff. Mit einem Satz sprang ich auf und wollte zu Nale. Hätte Asher mich nicht festgehalten, dann wäre ich zu ihm und hätte ihm seine Kehle herausgerissen. Stattdessen kämpfte ich gegen ihn an. Schrie meinen Frust in die Welt hinaus und drohte ihm. Ich drohte Asher, verlangte er solle mich loslassen, obwohl ich tief im Innern froh darüber war, dass er mich zurück hielt.
Irgendwann gab ich es auf. Ließ mich gegen ihn sinken und weinte wie ein kleines Kind. Alles, was ich mit Nale und Esther durchgemacht hatte, schien eine bloße Lüge zu sein. Sie beide kannten mein Schicksal. Sie, die wie eine Ersatzmutter für mich war, für die ich von diesem Baum herunter gekommen bin, um sie zu retten, nur um im nächsten Moment Opfer eines Vampirs zu sein. Und er. Wie dämlich und blind ich mich fühlte. Ich habe ihm alles gegeben. Mein Herz, meinen Körper, meine Freundschaft.
Nale.
Nale, der mich verraten hat. Der mich wohlwissend zu ihnen gebracht und zugesehen hatte, was sie aus mir gemacht haben. Nale, der mir voller Verachtung ins Gesicht gesehen hatte, als wäre ich Schuld an all dem.
>>Asher.<< schluchzte ich. >>Es tut so weh.<< wimmerte ich in seinen Armen und versuchte mich dabei wie ein kleines Kind vor dieser Welt zu verstecken. >>Ich weiß<< flüsterte er die einzigen Worte, hielt mich fest in seinen Armen, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Bis keine Träne mehr floss und ein kalter Klumpen in mir zurück blieb, wo einst mein Herz voller Wärme geschlagen hatte.
Und in diesem Moment wusste ich, dass sie alle dafür büßen würden. Ich wusste, dass ich alles daran setzen würde, um meine und die Welt jener von diesen Monstern zu befreien.
Entschlossen erhob ich mich. Sah zu Asher auf, der mich wissend musterte.
>>Gemeinsam.<<
>>Gemeinsam.<< erwiderte ich, bevor ich voraus ging. Bereit sie dafür büßen zu lassen.
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