
Kapitel 29
Zwei Wochen später
Ich lag in meiner Zelle. Endlich fähig dazu mich wieder etwas aufzurichten.
Das kühle Gold auf meiner Brust hatte mich die letzten Tage gefoltert, aber auch meine Versuche es herauszureißen scheiterten.
Sie hatten mich zumindest in dieser Zeit in Ruhe gelassen. Den Heilungsprozess zwar versucht zu beschleunigen, aber nicht viel mit mir anfangen können. Im Grunde lag ich nur hier, ohne mich zu rühren.
Doch das schien ein Ende zu haben, als sie mich abermals aus der Zelle schleiften in Richtung eines Ganges, der mir noch nicht bekannt war. Grob schmissen sie mich rein, bevor sie die Tür hinter mir schlossen.
Ich fixierte mich auf meine Umgebung und hörte dadurch schließlich die Stimmen, die hinter einem Spiegel hervordrangen. Es war, als wäre ein Raum dahinter.
>>Patient Khaos ist noch nicht bereit.<< hörte ich die Stimme des Arztes, der mir dieses Metall eingearbeitet hatte.
>>Das spielt keine Rolle. Wir sind im Verzug und müssen endlich Ergebnisse liefern, bevor es zu spät ist.<<
Verwirrt runzelte ich die Stirn, ehe ich einen weiteren Schritt in den leeren Raum machte. Ich studierte die Umrisse des Spiegels und versuchte anhand der Stimmen einzuschätzen, wie dick es war.
Ich weiß nicht, ob ihnen das klar war. Aber ich hörte sie alle. Jeden Abend lauschte ich nach draußen und hörte sogar durch die dicke Betonwand die Vögel. Quälte mich dabei mit der Vorstellung auszubrechen, aber wusste einfach nicht wie.
Dass meine Sinne unglaublich gestärkt waren, lag klar auf der Hand. Doch wie stark ich war...Ich wusste es nicht.
Bevor ich weiter darüber grübeln konnte, wurde eine Tür mechanisch geöffnet. Rote Augen blickten zu mir rüber, woraufhin ich instinktiv einen Schritt zurück machte.
Ich wurde nicht vorgewarnt. Nicht darauf vorbereitet, was jetzt folgen sollte und doch reagierte mein Körper instinktiv.
Der Vampir schoss auf mich zu, bereit mir meine Kehle herauszureißen. Aber was für mein früheres ich schnell sein musste, geschah nun fast in Zeitlupe.
Seine Hand schoss nach vorne. Für mein Auge so langsam, dass ich seinen Arm ohne Probleme zur Seite stoßen konnte.
Es war fast wie ein Tanz, den wir aufführten.
>>Töte es.<< drang es aus einer Lautsprechanlage. Erst jetzt fielen mir die Tränen auf, die der Vampir weinte. Und sein Alter.
Der Junge musste mit 15 verwandelt worden sein. Er war so jung, dass mir die Grausamkeit dessen wieder bewusst wurde. Diese Wissenschaftler waren schuld an allem. Sie haben das zu verantworten und ich ließ sie gewähren es bei mir genauso zu tun.
Ein Schrei verlies meine Lippen, ehe ich mich von dem Vampir abwandte und mit geballter Faust durch den Spiegel boxte. Das Glas zersplitterte in tausend Teile und ich. Ich flog hindurch, geradewegs auf diesen widerwärtigen Arzt zu. Bevor ich ihn aber erreichen konnte, wurde ich gerammt und flog gegen die harte Wand. Ein unsagbarer Schmerz schoss durch meinen Körper und erinnerte mich daran, dass meine Brust noch nicht verheilt war.
Mit einem mal verlies mich meine Stärke, denn ich konnte nicht mehr, als mich auf dem Boden zu krümmen.
Ich sah nur aus dem Augenwinkel, wie der Arzt auf mich zutrat und mit seinem Fuß ausholte. Er traf mehrmals meinen Schädel, bevor ihn endlich jemand weg zog.
>>Sind sie von allen Sinnen?<< drang die Stimme eines fremden Mannes in meinen Kopf. Ich wollte meinen Kopf heben, um zu sehen, wem diese Stimme gehörte. Aber alles in mir gab auf.
Irgendjemand versuchte mich hochzuziehen. >>Bitte. Nicht...<< wimmerte ich, als ein Arm sich um meine Taille legte und der Schmerz in meiner Brust weiter anstieg.
Abermals knallte ich unsanft auf den Boden. >>Sie haben keine Befugnis Khaos zu berühren Soldat.<<
Gequält richtete ich mich auf und sah hoch zu dem Mann, der mit mahlendem Kiefer den Kopf senkte.
>>Schlitzt ihr die Kehle auf. Mal sehen wie lange sie sich dagegen wehren kann.<<
Eine Klinge zog sich im nächsten Augenblick über meine Kehle. Doch dieses mal starb ich nicht. Dieses mal saugte ich gierig nach Sauerstoff und ertrank fast in meinem eigenen Blut. Dieses mal spürte ich, wie mein Blut aus meinem Körper drang und meine Hände verzweifelt versuchten die Wunde zu schließen.
Spürte, wie meine Haut sich versuchte zusammenzuziehen. Viel zu schnell zu heilen und doch versagte, weil etwas entscheidendes fehlte.
Schreie wurden Laut, bevor eine Tür aufgerissen wurde. >>Bitte nicht. Es tut mir Leid. Es tut mir Leid bitte.<< drang die Stimme eines jungen Mädchens in meine Ohren. Ihr flehen nagte an mir, aber mein eigener Blutverlust und der Drang dass das aufhörte, benebelte meinen Verstand. Für einen Moment dachte ich, ich würde träumen und im nächsten Moment war alles viel zu real.
>>Bitte. Ich wollte es nicht stehlen.<< wimmerte sie ohne Erfolg.
Ein Geruch drang in meine Nase. Lockte mich aus meinem Delirium. Das Hämmern gegen eine Tür dröhnte viel zu Laut in meinen Ohren und weckte den Impuls den Grund dafür zu vernichten.
Schwerfällig richtete ich mich auf, hörte meine eigenen Töne aus meinem Mund dringen, weil ich noch immer mit meiner Kehle zu kämpfen hatte.
Zwang mich zu laufen, auch wenn meine Sicht verschwamm. Da war dieser Geruch wieder. So süß und lockend. Voller Versprechungen.
Es drang aus diesem Mädchen, dass mit großen Augen zu mir sah, zitternd auf die Knie ging.
>>Bitte..<< flüsterte sie und sorgte damit, dass ein Teil von mir sich regte und windete. Aber dieser Teil in mir war zu schwach.
Das Monster so laut.
Ich spürte nichts, als ich nach dem jungen Mädchen griff und meine Zähne in sie rammte. Ich spürte nichts als Euphorie.
Sie wurde von mir gerissen, bevor meine Wunde richtig heilen konnte. Ein Knurren entwich meiner Kehle, ferner Menschlichkeit, bevor mein Blick diese roten Augen traf.
>>Töte ihn.<< drang es aus den Lautsprechern.
Dieses mal zögerte ich nicht. Ich war blitzschnell. Riss ihm seinen Kopf von seinem Körper und badete in seinem Blut, bevor ich wieder über das Mädchen herfallen konnte.
So lange, bis die Euphorie verschwand und ich verstand, was ich getan hatte.
So lange, bis ein ohrenbetäubender Schrei meine Lungen verließ.
So lange, bis sie mich betäuben mussten, damit ich aufhörte zu schreien. Aufhörte um mich zu wüten.
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