
Kapitel 24
>>Was soll das Aelia?<< fragte er genervt, als ich mich von ihm lösen wollte. >>Du kannst das jetzt nicht ernsthaft einfach abtun. Du hilfst einem Vampir und erwartest von mir, dass ich das verstehe?<<
Ich schnaubte auf, wollte nicht wütend auf ihn sein und doch war ich es. >>Vertraust du mir so wenig?<<
Seine Züge wurden nun etwas sanfter, bevor er mich los ließ und verloren durch die Haare strich. >>Ich dachte du wärst tot. Alles was ich will ist dich zu umarmen, zu küssen und zu realisieren, dass ich dich nicht verloren habe. Und das einzige was dich zu interessieren scheint ist dieser beschissene Blutsauger dort draußen.<< warf er mir berechtigterweise vor. Ich wusste nichts darauf zu erwidern. Schwieg einfach, während ich noch immer die Konserven in der Hand hielt.
>>Aelia. Bitte.<<
Ich zuckte mit den Schultern, sah überall hin, nur nicht zu ihm. Das allein nur deswegen, weil ich realisierte wie stark ich gerade überreagierte.
>>Er hat mir geholfen. Mich dort raus geholt und alles zurück gelassen. Er kann nicht einmal mehr zurück Nale. Ich schulde ihm mein Leben.<<
Ich sah ihm an, dass er noch immer unzufrieden war, weil ich ihm helfen wollte.
Zumindest sagte er dieses mal nichts mehr, als ich mich schließlich abwandte und die Konserven zu Asher brachte. Nales Schritte folgten mir und verstummten am Türrahmen. Asher fixierte ihn mit seinen roten Augen, bevor er endlich auf das Blut in meinen Händen sah.
>>Ich kann sie nicht mehr rationieren.<< flüsterte er mir zu. >>Wenn ich das jetzt trinke, habe ich kein Blut mehr.<<
Ich öffnete eine der Blutkonserven und hielt sie ihm hin. >>Du weißt, dass ich dich nicht alleine damit lasse Asher. Jetzt trink und heil endlich.<<
Wir sahen uns an, während er die Konserve leerte. Ignorierend, dass Nale hinter uns sein empfinden darüber preis gab, wie widerlich er es fand.
Meinem Bruder dankbar, dass er ihn abermals aus dem Raum schaffte, widmete ich mich nur Ashers Wunde, die endlich heilte.
>>Er ist ein guter Mensch.<< begann ich. >>Sein Hass reicht einfach viel tiefer. Gerade ich sollte es verstehen. Nale hat beide Eltern an einen von euch verloren.<<
Asher leerte stillschweigend die letzte Blutkonserve und hörte mir zu.
>>Ich erwarte nicht, dass du dich klein machst Asher. Aber wenn es dir nicht zu viel ausmacht, dann wäre es schön ihn nicht unnötig zu provozieren. Vor allem nicht zu versuchen ihm deutlich zu machen, was deine Absichten mit mir sind.<<
>>Du weißt das kann ich nicht Aelia. Und du wirst es auch nicht können. Ich gehe dir unter die Haut und das schon seit langem. Er ist nicht dämlich, denn sonst hättest du ihn niemals so nah an dich heran gelassen. Er wird merken, dass sich etwas verändert hat und das wirst du ihm nicht verheimlichen können.<<
Frustriert sammelte ich die leeren Konserven und die Pinzette auf. >>Was hat sich denn verändert Asher. Du bist mein Freund geworden, mehr auch nicht.<< versuchte ich weiterhin zu leugnen, was uns beiden eigentlich schon bewusst war.
>>Du hast den Kuss mit mir nicht unterbrochen, weil du ihn nicht wolltest. Der Grund dafür war ein anderer und ich bin davon überzeugt, dass du selbst weißt, dass dieser Grund dich gerade vor der Klippe bewahrt. Aber es wird nicht ausreichen.<< Augenblicklich zog er mich an meinem Handgelenk zu sich. Sodass sich fast unsere Lippen berührten.
>>Und ich werde bereit sein, sobald ich wieder deine süßen Lippen schmecken darf.<< raunte er mir zu, bevor ich mich mit roten Wangen von ihm loslöste. >>Du bist so...<< Ich rang nach Worten, sah dabei zur Tür um sicherzugehen, dass weder mein Bruder, noch Nale, etwas davon mitbekamen.
>>Benimm dich, bevor du etwas anderes schmeckst Asher. Wie zum Beispiel meine Faust in deinem Gesicht.<<
Er grinste über beide Ohren, bevor er sich vom Boden erhob und auf mich herunter sah.
>>Das, meine Liebe, macht mich nur noch mehr an.<<
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ er den Raum und ließ mich mit meinen wirren Gefühlen zurück.
Frustriert warf ich den Abfall in eine Tonne und machte mich auf den Weg meinen Bruder zu suchen. Sowohl Nale, als auch Blaise, saßen im Gemeinschaftsraum und schienen zu diskutieren. Als ich mich aber räusperte, verstummten sie und standen beide auf.
>>Wo ist der Blutsauger?<<
Ich rollte bloß mit den Augen, bevor ich mich auf einen der Stühle setzte. >>Vermutlich das Blut von seinem Körper abwaschen Nale.<<
Blaise sah mich an, als wäre ich noch immer ein Traum. Wie um sich noch einmal sicher zu gehen, berührte er meinen Arm. >>Wie hast du das überlebt? Wie hast du einen Vampir dazu bringen können, dir zu helfen?<<
Ich schluckte schwer, weil ich nicht wusste, wie ich es ihnen erklären konnte.
>>Es ist kompliziert. Die meiste Zeit hat er mich im Zimmer versteckt vor den anderen und ein doppeltes Spiel gespielt. Am Anfang war es schwer. Als ich in diesem Spiel war und...<<
>>Spiel?<< fragte Nale nun verwundert, bevor er sich auch endlich setzte.
>>Sie veranstalten Spiele mit den Menschen, die sie fangen. Sie lassen sie durch einen Wald rennen, geben ihnen Zeit und das Gefühl sie könnten entkommen. Aber jeder weiß, dass es kein entkommen gibt. Einige sterben und andere...<<
Mit zusammengepressten Lippen starrte ich auf meine Faust. >>Ich habe gesehen, was sie mit den Lebenden tun. Sie sind nicht mehr als Sklaven.<<
>>Asher war das kleinere Übel. Und glaubt mir, ich habe ihn gehasst und wir hatten keinen guten Start. Aber er hat mich da raus geholt. Und er war die meiste Zeit nicht so übel, wie ihr es euch wohl gerne wünschen würdet.<<
Nale starrte auf den Tisch mit undurchdringlicher Miene, während mein Bruder mich sanft ansah. >>Ich habe das Grab gesehen und wusste dort schon irgendwie, dass du es sein musstest. Ich hätte aber nicht gedacht, dass ich dich hier wieder treffe. <<
Ohne etwas darauf zu erwidern, stand ich auf und umarmte ihn ein weiteres mal.
>>Wo sind die anderen?<< fragte ich schließlich, als ich mich von ihm löste. >>Wo ist Dina?<<
Nun schien Nale endlich einmal zu strahlen. >>Sie sind alle in Sicherheit. Es gibt ein Stützpunkt, wo es genug Essen, Strom und Waffen gibt. Sie haben uns dort aufgenommen.<<
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
>>Was tut ihr dann hier, wenn es dort doch sicher ist?<<
Dieses mal war es Blaise, der mir antwortete. >>Das hier soll damals ein Schutzbunker der Regierung gewesen sein. Sie wollen alle Dokumente haben und da wir beide die Hoffnung hatten, dass du noch lebst, haben wir uns dafür gemeldet.
Jegliche Hoffnung, die mir geblieben war, verschwand, als ich an die Dokumente von heute Morgen dachte. Mein Blick huschte zur Tür, wo Asher stand.
In seinen Händen genau jene Dokumente, die niemand zu Gesicht bekommen durfte. Er nickte mir leicht zu, bevor er sie begann zu zerreißen.
In diesem Moment wurde mir klar, dass ich es nicht einmal meinem Bruder oder Nale erzählen durfte, denn je mehr Leute davon wussten, desto gefährlicher würde es für mich, als auch für sie werden.
Nales Blick huschte nun ebenfalls zur Tür, wo Asher ihn grinsend zuzwinkerte und sich schließlich ebenfalls zu uns gesellte.
>>Wir schnappen uns die Dokumente und gehen zurück Aelia. Dir ist hoffentlich klar, dass er nicht mit kann.<< Nales Worte schienen zwar zu mir durchzudringen und die Antwort darauf sollte auch einfach sein. Aber ich konnte nicht anders, als Asher fragend anzusehen. Eine Lösung dafür zu finden, weil ich erstens nicht bereit war ihn zurückzulassen und zweitens...wer waren diese Menschen und konnte ich ihnen vertrauen?
>>Warum siehst du ihn an verdammt?<< fluchte Nale.
>>Mach mal halb lang.<< versuchte Blaise ihn zu beruhigen, doch Nale stand nur auf und zog mich an meinem Arm mit sich. Mit einem Blick zu Asher und Blaise machte ich ihnen deutlich, dass sie sich nicht einmischen sollten, bevor Nale mich schließlich mit sich in eines der vielen verlassenen Zimmern zog.
Verzweifelt strich er sich durch seine Haare und genau diese Verzweiflung löste abermals soviel Schuldgefühle in mir aus, dass ich ihn einfach nur umarmen konnte.
>>Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll Aelia. Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll.<<
Er drehte sich um, zog mich an sich und sah mir in die Augen. Schien etwas darin zu suchen.
>>Dabei will ich doch nur, dass alles so wird wie früher.<< flüsterte er. >>Ich will nur...<< Er verstummte, sah auf meine Lippen, während ich nicht wusste was ich sagen oder tun sollte.
Und dann beugte er sich zu mir herab. Berührte meine Lippen mit den seinen und küsste mich, fragend und mit so viel Vorsicht.
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