Du hast mich verändert
Den nächsten Tag wandern wir die meiste Zeit schweigend, was mir ganz gelegen kommt, da ich über vieles nachzudenken habe. Fragen wie 'Wie geht es nach dem Krieg mit uns weiter?' oder 'Werden mich die anderen je akzeptieren, wie ich jetzt bin?' kreisen in meinem Kopf.
Fast hätte ich nicht bekommen, dass sie Louis schmale Hand sanft in meine schiebt und den Schatten, der sich über meine Seele gelegt hat, ja ich bin auch überrascht, dass ich so etwas habe, sich etwas lichtet.
Am Abend schlagen wir unser Zelt auf einem kleinen Hügelkamm auf, während ich vor dem Eingang sitze und dem Himmel beim dunkel werden zu sehe, hat Louis sich bereits zum Schlafen zurückgezogen. Also sitze ich allein und sehe zu den ersten Sternen zu die den Himmel erobern, zu gerne würde ich jetzt mit jemandem reden, also mit einem Jemand der nicht der Hauptteil meines Problems ist, sondern eher mit Hannah, die als einzige weiß, dass Mädchen mich nicht im geringsten interessieren. Also sie wusste es schon, bevor ich es selbst realisiert habe. Jetzt gerade könnte ich ihre sarkastische Art und ihre guten Ratschläge echt gebrauchen.
Ein Schrei aus dem Inneren des Zeltes lässt mich aufschrecken und ich ziehe meinen Zauberstab, bevor ich ins Zelt stürme. Es kann doch niemand an mir vorbei gekommen sein oder durch den Schutzkreis geschafft haben oder etwa doch? Aber als ich in Zelt trete, ist es dunkel. Nur die kleine Öllampe auf dem Tisch beleuchtet den Raum spärlich.
Ein weiterer diesmal leiserer verängstigter Schrei lässt meinen Blick zum Doppelstockbett wandern, wo Louis sich erstaunlicherweise im unteren Bett hin und her wälzt, aber ich werde mich nicht beschweren, dass er in meinem Bett zu schlafen versucht oder besser gesagt einen Albtraum hat, denn es ist um einiges einfacher jemandem im unteren Bett zu beruhigen, als im oberen, zumindest vermute ich das, obwohl ich mich in meinem Leben noch nie um jemanden gekümmert habe, nachdem derjenige einem Albtraum hatte.
Schnell löse ich mich aus meiner nachdenklich starre und knie mich vors Bett, um Louis sanft an der Schulter zu schütteln, um ihn zu wecken. Der kleiner schreckt auf und sieht sich verängstigt um, bis er mich vor dem Bett entdeckt und sich förmlich in meine Arme schmeißt, wodurch wir beide auf dem harten Zeltboden landen. Louis traurige braune Augen starren direkt in meine Grauen, während die ersten Tränen seine schmalen Wangen hinabrollen und auf meinem Gesicht landen. Etwas überfordert streiche ich ihm durchs weichen Haare und er kuschelt sich an mich, bis sein Kopf auf meiner Brust liegt und er leise schluchzt, während meine Finger noch immer mit seinen Haaren spielen.
"Verlass mich nicht." flüstert der andere nach einer Weile mit brüchiger Stimme und ich sehe erstaunt zu ihm. "Warum denkst du, dass ich dich verlassen könnte?" frage ich sanft und Louis setzt sich auf. "In meinem Traum bist du gegangen und hast mich in der Dunkelheit zurückgelassen, wie jeder bis jetzt." flüstert er und wischt sich über die Augen, in denen sich erneut Tränen formen. "Hey, nicht wieder weinen." murmle ich, noch immer leicht überfordert und strecke meine Hand aus, um ihm die Tränen von den Wangen zu wischen. "Ich werde dich nicht verlassen, weil... weil." setze ich an und sehe zu in seine wunderschönen Augen.
"Weil?" fragt er sanft und ich seufze, bevor ich ihn sanft von mir runterschiebe, um mich selbst aufzusetzen. Dann ziehe ich Louis zu mir heran und nehme all meinen Mut zusammen, was erstaunlicherweise nicht viel ist und küsse ihn. Es ist nur ein kurzer, aber sanfter Kuss und nachdem wir uns von einander lösen, blicke ich auf unsere verschränkten Hände und hole tief Luft. "Ich werde dich nicht verlassen, weil du die Person bist, die mir gezeigt hat, wer ich sein will. Für dich und für die ganze Welt. Ich will mich ändern und du hast mir die Möglichkeit und einen Weg gezeigt, wie ich mich ändern kann, um wieder ich selbst zu sein." sage ich und sehe unsicher aus dem Augenwinkel an.
Wenige Sekunden später liege ich wieder am Boden mit einem schluchzenden Louis auf mir. "Das ist wirklich, dass schönste was mir je jemand gesagt hat." bringt er zwischen zwei Schluchzern heraus und ich halte ihn einfach fest, während er sich beruhigt und murmle irgendwelche Kleinigkeiten in sein Ohr.
"Wäre es eine Option, wenn wir ins Bett umziehen?" frage ich sanft, als sich der braunhaarige etwas beruhigt hat und er sieht mich etwas erschrocken an, als er realisiert, dass ich noch immer auf dem harten Boden liege. "Ähm." macht Louis sanft und setzt sich sofort auf. "Sorry." murmelt er und ich fahre ihm vorsichtig mit der Hand über die geröteten Wangen. "Alles für dich." erwidere ich, während ich mich ebenfalls aufsetze und mir mit der Hand durch meine ohne hin schon zerzausten blonden Haare fahre. "Du bist echt ein Softie geworden." meint Louis neckend und stößt mich sanft an. "Nur für dich." erwidere ich mit einem gespielt ernsten Blick, was den anderen nur noch mehr zum Lachen bringt, bevor er gähnt.
"Wir sollten ins Bett." murmle ich leise, da auch über meinen Körper sich langsam eine bleierne Müdigkeit legt. "Kann ich bei dir schlafen?" fragt Lou und sieht mich aus seinen großen Augen an. Als Antwort ziehe ich ihn einfach mit mir hoch und ins Bett, wo wir uns eng neben einander einkuscheln.
"Weißt du was, ich bin froh, dass ich in eurem Keller gelandet bin, denn sonst hätte ich nie die Chance gehabt zu sehen, wer du wirklich bist und würde noch immer denken, dass du ein arroganter Arsch bist." murmelt der Junge in meinem Arm müde. "Um ehrlich zu sein, ich war ein arrogantes Arschloch, doch dich kennen zu lernen, hat mir die Möglichkeit gegeben mich neu zu erfinden, indem du meine Gefühle erwärmt hast und die Sonne in mein Herz gebracht hast." erwidere ich sanft und Louis kuschelt sich als Antwort noch enger an mich, bevor sein Atem regelmäßiger wird und er eingeschlafen scheint.
Ja, ich bin wirklich dankbar für die Zweite Chance die mir mein Leben gibt und ich werde sie nicht vermasseln.
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