Kapitel 18 - Milan
- Samstag -
An diesem Tag wollte ich für mich sein, da Myror das Training von Lina übernahm. Was das anging machte ich mir keine Sorgen mehr, da es ziemlich offensichtlich war, dass unsere Wette nicht mehr gelten würde. Er war mit Olivia glücklich und ich mit Lina. Bis jetzt lief alles gut, doch bevor wir unser normales Leben weiter leben konnten mussten wir noch einiges erledigen. Gedankenverloren lief ich weiter. Achtete nicht auf die Zeit, auf den Weg, die Umgebung. Alles um mich herum bewegte sich in Zeitlupe. Das Rauschen der Blätter verstummte, die Vögel sah ich nur noch über den Bäumen fliegen und ich selbst kam mir verloren vor. Es war schön, man konnte diese Stille genießen und in sich selbst versinken.
Gerade als ich den Weg zurück antreten und meine Gedanken ordnen wollte tauchte dieses Leuchten auf, von dem Myror vor ein paar Tagen berichtet hat. Ich vermutete das schlimmste und hielt die eine Hand vor meine Augen. Das grelle Licht verschwand so schnell wie es kam und ich sah diese eine dunkle Gestalt, welche nur Lucifer sein konnte.
Diese schwarzen Locken, das vernarbte Gesicht und diese dreckige Kleidung passte direkt auf die Beschreibung, wie ich sie schon von vielen Hütern hörte. Selbstbewusst lief er gerade auf mich zu. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich aus der Schockstarre lösen und trat einfallslos direkt Richtung Kopf. Mit großen Auge sah ich wie fest er meinen Fuß hielt und ihn ruckartig drehte, sodass ich hart auf den Boden prallte.
Mit starken Herzklopfen versuchte ich mich zu konzentrieren und kletterte auf den nächst gelegen Baum. Unahnend wie viel Macht er mit diesem Stab besaß, musste Lucifer ihn nur heben und ich schwebte hilflos in der Luft. Konzentriere dich Milan! Rief ich mir selbst zu und dachte an Paris zurück. An die Übung, wie wir versuchten mit eigener Kraft zu fliegen. Für einen kurzen Augenblick gelang es mir, doch dieses Glücksgefühl es geschafft zu haben verschwand auch wieder schnell.
"Ahh, verdammte Scheiße!" Fluchte ich, da mein Körper aus mindestens zehn Meter Höhe den Boden küssen durfte. "Hör' auf so zu fluchen und mache es mir nicht so leicht." Meinte er tonlos zu mir. "Was willst du von mir?!" Fragte ich mit dem Versuch nicht eingeschüchtert zu klingen. "Denkt ihr etwa, dass ich nichts von eurem Plan mitbekommen habe? Ihr Kinder müsst wissen, dass der Stab einem mehr Macht verleiht als ihr euch vorstellen könnt." Drohend richtete er die glühende Spitze auf mich. "Ich sage es jetzt mal so, wie die angeblichen Polizisten die euch die letzten Tage belästigt haben: Entweder du kommst jetzt freiwillig mit oder ich werde dich festnehmen müssen." Er grinste mich hämisch an. "Woher weißt du das mit den Beamten?!" Lucifer verdrehte die Augen. "Ich hätte gerne eine Antwort." Kam es nachgespielt und ich begriff so langsam. "Holy shit" murmelte ich. "Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?" Leicht kopfschüttelnd versuchte ich nach hinten zu kriechen, doch kleine Baumwurzeln drehten sich um meine Handgelenke.
Mit Mühe konnte ich erkennen wie er seinen Stab schwang und letztendlich zu mir kam. Ich lag mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden, ich meine habt ihr eine Ahnung wie sehr diese Baumwurzeln weh tun können?
"Hast du jetzt verstanden?" Keine Amtwort. Mein Blick durchstach ihn förmlich vor Wut und Schmerz. Er zog die Wurzeln enger und ich konnte nur ein Nicken als Antwort zeigen. "Gut." Raunte Lucifer und führte mich ,dank der Wurzeln, wie einen Hund zu seinem Haus. Dieses bewunderte ich sehr, da es Blockhaus ähnlich aussah und dennoch eine moderne Form und viel Fenster hatte. Mit einem Code den ich schwer erkennen konnte gelang er durch die Haustür. Es war gemütlich und einfach eingerichtet. Couch, Flachbildfernsehr, Tisch und Stühle und Türen zu anliegenden Räumen waren zu erkennen.
Ich merkte wie Lucifer einen Moment inne hielt um zu überlegen. "Was hast du überhaupt mit mir vor?" Knurrte ich fragend. Keine Antwort. Die Baumwurzeln gaben meinen Körper frei und ich rieb mir erleichtert das Handgelenk. "Geh in diesen Raum." Befahl er und drohte wieder mit seinem Stab.
Mit gesenkten Blick lief ich durch die Tür, da ich definitiv keine Chance hatte ihn allein zu besiegen. Es war wahrscheinlich der Keller in dem ich mich befand, da nichts darin stand und die Wände nicht verputzt waren. Nur eine kleine schwach leuchtende Glühbirne hing von der Decke und drohte jeden Moment abzufallen.
Lucifer schubste mich die Treppen hinunter und ich rollte mich noch halbwegs ab. "Versuch gar nicht erst deine Kräfte einzusetzen, es wird nicht funktionieren. Und für den Fall dass du versuchst zu fliehen wirst du Schmerzen spüren die du nie zuvor erlebt hast." Nach diesen Worten schlug er die Tür zu und schloss sie zu. "Damit wirst du nie durchkommen!" Brüllte ich aus voller Kraft.
Verzweifelt legte ich meinen Kopf in die Hände und sah zu Boden. Wie konnte ich nur so dumm sein und mich von ihm fangen lassen?! Scheiße... Verdammt nochmal du stammst von einen der mächtigsten Hüter ab und kannst dich nicht mal selbst beschützen. Meine Gedanken wurden unkontrollierbar. Jetzt wird er die Kette erstrecht bekommen und er wird alles zerstören. Und das nur weil ein dummer Hüter sich nicht wehren konnte. Was ist wenn er Lina tötet..? Sie ist so ein sturkopf und würde sich nie freiwillig ergeben.
Wütend ging ich zur Tür, die mich einsperrte. Ich klopfte und trat gegen sie doch es brachte nichts. "Ich hasse dich!" schrie ich so laut es ging. "Ich schwöre ich bring dich um wenn ihr etwas passiert!" Nichts. Es war alles still und nur ich war zu hören. Mit dem Rücken zum Ausgang saß ich an die Tür gelehnt, die Beine angewinkelt dort. In mitten eines Hauses, mitten in einem rieseigen Wald und kam mir dabei so allein und verloren vor, dass es unerträglich war.
Plötzlich sah ich einen Zettel, der durch einen spalt geschoben wurde.
Du provozierst es Milan.
"Lucifer, du Arschloch von Hüter!" Durch das Adrenalin in mir rammte ich mein ganzes Gewicht gegen das Stück Holz, was mir im Weg stand. Heftige Tritte und Schläge folgten, die jedoch nur für Schwellungen sorgten und ich es letztendlich aufgab. Ich versuchte zu schlafen, zu hoffen dass das alles nicht wahr wäre und nur ein böser Traum der bald enden würde.
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