Kapitel 12 - Olivia
- Sonntag -
Ich öffnete meine Augen und Wärme durchfuhr mich. Als ich mich vorsichtig umdrehte sah ich Myror, welcher noch schlief. Seinen Arm hatte er immer noch um mich gelegt. "Es war also kein Traum..." Murmelte ich glücklich vor mich hin.
Ich nahm seinen Arm leicht herunter und stieg von unserem Bett. Ich betrat die Küche, nahm mir einen Keks und setzte mich auf einen Stuhl. Als ich mich genauer umsah bemerkte ich dass Myrors Opa noch schlief und Lina auf dem anderen Stuhl saß. "Morgen." Sagte ich und sah sie an. Sie schnellte hoch und schaute mich verwirrt an.
"Äh guten Morgen. Ich hab dich gar nicht gesehen." Ich lächelte sie freundschaftlich an. "Hab ich mir schon gedacht. Ist nicht schlimm." Ich machte eine kurze Pause. "Wie läuft es denn so mit dir und Milan? Ich weiß doch das zwischen euch was läuft." Ich stupste sie kurz an.
Verlegen sah sie zu Boden, in Milans Zimmer, wieder zu Boden und dann mit einem roten Teint in ihrem Gesicht zu mir.
"Als wir nach Frankreich fliegen wollten, habe ich mich ja geweigert. Milan ist mir gefolgt und zu Hause hat er sich dann neben mich gesetzt. Zuerst hat er mir Mut gemacht mitzukommen und dann hat er mich geküsst. Wir haben uns unsere Liebe gestanden und naja... Als ich die Nacht neben ihm lag, war es ein wundervolles Gefühl." Sie sah mich an und in ihren Augen war genauso viel Leben wie in meinen zu erkennen.
"Als ich in der Nacht einmal aufgewacht bin, habe ich gesehen wie sich Myror an dich gekuschelt hatte. Hat das vielleicht etwas zwischen euch zu bedeuten?" Fragte sie nun und grinste mich an.
"Ach was...das ist nur... Naja ich war letzte Nacht etwas deprimiert und äh...ich...wir sind nur Freunde und..." Bevor ich weiter irgendetwas stottern konnte, stand Myror plötzlich neben mir. "Boah Myror du hast mich voll erschre..." Weiter kam ich nicht da er schon seine Lippen auf meine gelegt hatte. "Erschreck mich nie wieder so." Fügte ich letztendlich hinzu und umarmte ihn. "Ach, nur Freunde?" Neckte mich Lina. Als Antwort streckte ich ihr meine Zunge heraus. Vielleicht konnten wir ja doch noch Freunde werden, wer weiß.
Als sie aufstand, stand auch plötzlich Milan vor ihr. Vor Schreck stolperte Lina über das eine Stuhlbein und hätte beinahe Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, wenn sie nicht ein paar Hände aufgefangen hätten. Sie sah ihm in die Augen. "D-danke." Kam es stotternd. Er beugte seinen Kopf zu ihr herunter während sie ihm entgegen kam. Ihr Kuss strahlte so viel Gutes aus. Die Atmosphäre im Raum wurde schön und angenehm.
Als Lina wieder auf dem Boden stand trat ich neben sie. "Das mit dem wundervollen Gefühl nehme ich dir jetzt auch ab." Flüsterte ich und zwinkerte ihr zu.
Wir Frühstückten nun alle und als Myrors Opa wach war machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Es war Sonntag und morgen würde wieder die Schule beginnen. Im Flugzeug saß ich wieder neben Myror, Lina neben Milan und sein Opa vor uns. Es gab diesmal zum Glück kein Gewitter und wir kamen gut an.
"Wo ist das Auto?!" Fragte ich geschockt. Das konnte doch nicht wahr sein. "Milans Onkel ist damit zurück gefahren weil ich ihn darum gebeten hatte. "
"Und wie sollen wir jetzt wieder zurück kommen?" Fragte Milan. "Sollen wir etwa fliegen?" Kam es auch von Myror.
Schweigen brach herein, bis sich Lina meldete. "Nein! Das kannst du nicht ernst meinen!" Rief sie zu Myrors Opa und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Dieser nickte nur und lächelte uns an. Lina schüttelte nur den Kopf. "Wie soll man denn bitte fliegen können?! Und denkst du die anderen Menschen stört das nicht?" Sie sah ihm entgeistert in die Augen.
"Denkt an alles, was euch an das fliegen erinnert. Ruft alles in eurem Kopf zusammen und konzentriert euch nur auf diese eine Sache. Entspannt euch, ich weiß dass ihr das könnt. Ihr alle habt die Kraft dazu und euch fehlt nur noch der Wille." Sagte er, bis er die Augen schloss und sich anscheinend versuchte zu entspannen. Echt toll, wenn plötzlich ein paar Jugendliche auf einem großen Parkplatz stehen und jeden Moment in der Luft fliegen könnten, oder?
Um ehrlich zu sein hätte ich das nicht für möglich gehalten aber es funktionierte tatsächlich. Nach einigen Minuten schwebten unsere Körper in der Luft und wir hatten Schwierigkeiten überhaupt vorwärts zu kommen. "Und wie kommen wir jetzt wieder herunter, geschweige denn vorwärts?" Fragte ich und sah mich hilflos um. Ein paar Menschen gingen unter uns vorbei und betrachteten uns nicht einmal.
"Es war nur eine Übung um eure Fähigkeiten zu erweitern. " Myrors Opa flüsterte kurz ein mir unbekanntes Französisches Wort, aber was mich mehr interessierte war in diesem Moment wie weich der Boden sein würde. Wir landeten alle unsanft auf dem Gras und ein paar Passanten sahen uns ein bisschen komisch an.
"Wieso haben sie uns vorhin nicht bemerkt?" Fragte Lina, welche sich schon wieder aufgerappelt hatte. "Du musst echt was nachholen, was das Hüter sein angeht." Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. "Wenn wir unsere Fähigkeiten anwenden, bemerken sie uns nicht. Frag mich nicht warum, ich weiß es selbst nicht." Antwortete ich auf ihre Frage.
Nach dieser Schweben - und Fliegenaktion rief mein Lehrer ein großes Taxi und wir passten gerade so alle hinein. Naja so konnte ich wenigstens meine Körperwärme mit Myror teilen.
Als wir dann auch endlich wieder zu Hause war, packte ich noch geschafft meinen Schulranzen und ließ mich in mein Bett fallen. Diese Nacht wälzte ich mich ständig hin und her und konnte einfach nicht einschlafen.
So stand ich auf und zog meine Jogginghose und ein einfaches Shirt an. Als ich zur Eingangstür wollte, stoppte ich nochmal. Kein Schnarchen zu hören. Meine Eltern waren also nicht da, sehr gut. Ich nahm mir noch meinen Schlüssel mit und ging hinaus. Ein Blick auf meine Uhr und verriet mir, dass es um 3 Uhr war. Die Laternen verdrängten die Dunkelheit nicht wirklich, aber umso besser für mich. Kalt war es draußen zum Glück auch nicht wirklich.
Als ich endlich vor der Tür meines Ziels stand, drückte ich die Türklinke herunter aber es war nicht offen. Logisch. Ich kletterte über das Tor und ging hinten herum rein. Zum Glück war diesmal offen. Gezielt lief ich durch das Haus und bog in ein Zimmer ab.
"Myror?" Flüsterte ich. "Hmmm..." Murmelte er verschlafen. Ich legte mich neben ihn und er drehte sich zu mir. Nun war er hell wach und seine Augen weit geöffnet. "Ich konnte nicht schlafen." Erklärte ich. "Na komm her. Jetzt wirst du schlafen können, das verspreche ich." Myror breitete seine Arme aus und schloss mich damit ein.
Tatsächlich hatte er Recht und ich schlief nach wenigen Augenblicken ein.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro