Kapitel 1 - Lina
- Sonntag -
Müde erhob ich mich aus meinem runden Bett. Der Rand war aus Metall, welches verschnörkelt war. Meine Müdigkeit verflog, als ich feststellte, dass heute mein 14. Geburtstag war. Ich strich mir mein dunkelbraunes Haar aus dem Gesicht, um etwas sehen zu können und öffnete meine Zimmertür, welche aus Glas bestand. Mit einem Lächeln ging ich in die Stube, wo schon meine Geschenke standen. Eines war riesig und man konnte ein kleines Gitter erkennen. Was ist das bloß? dachte ich verwirrt und näherte mich dem Paket. Ich riss vorsichtig das Papier auf und so langsam kam eine Transportbox zum Vorschein. Sie war so groß, sodass zwei Chihuahuas hinein gepasst hätten. Als ich hineinsah, sah ich nur einen Schatten. Ich kniete mich vor die Box, um das Tier genauer betrachten zu können. "Hey, ich tu dir nichts." Sagte ich in sanfter Stimme, in der Hoffnung, das scheue Tier zu mir locken zu können. Zu meinem Glück kam es näher geschlichen sodass mein Gesicht fast sein Fell berühren konnte. "Du bist eine wunderschöne Katze." flüsterte ich und blickte dem Tier in seine kristallblauen Augen. Langsam öffnete ich das Gitter. Die Katze sprang elegant von unserem Tisch, welcher aus edlem Teakholz bestand. Sie setzte sich auf die Marmorfliesen und legte den Kopf schief. Ich überlegte bis mir etwas einfiel. Wieder hockte ich mich vor die Katze. "Ich werde dich Muffin nennen" beschloss ich und streichelte dem Kater sanft über sein flauschiges, weiches Fell. Es war dunkelbraun, hatte ein paar leichte Streifen und passte sehr gut zu seinen Augen, welche einen regelrecht durchbohrten. Dieser Name schien ihm zu gefallen und er stupste mein Bein an. Muffin fing an zu schnurren und das beruhigte mich. Es war entspannend. Meine Eltern waren wieder mal nicht zu Hause. Sie waren fast immer auf Geschäftsreise und wir konnten nie etwas gemeinsam machen. Ich hatte mich daran gewöhnt, aber trotzdem war es schön, mal Gesellschaft zu haben. Da heute Sonntag war, musste ich erst morgen wieder in die Schule und so konnte ich mich in Ruhe mit Muffin beschäftigen. Zuerst lief ich durch die vielen Räume unseres Hauses, um sie dem jungen Kater zu zeigen. Er hörte sogar auf mich und lief mir immer nach. Als er alles im Haus gesehen hatte, öffnete ich meine anderen Geschenke, worin sich Fressnapf, Katzenfutter - darunter Leckerlis - und eine Bürste befanden. Ich stellte all dies in mein großes Zimmer und richtete eine Ecke für ihn ein. Schlafen würde er in meinem Bett oder wenn er wollte in unserem Garten. Als ich fertig war, testete Muffin alles aus. Sein Futter schien ihm zu schmecken und auf meinem Bett hielt er sogar ein kleines Nickerchen. Als er dann fertig war, ging ich mit ihm hinaus und er durchsuchte unseren Garten. Er machte sich mit seiner neuen Umgebung bekannt und ein wenig später bemerkte ich, dass er angespannt war. Irgendwo müssen noch andere Katzen sein. War meine Schlussfolgerung. Als ich mich genauer umschaute, sah ich einen schwar-zen Kater mit dunkelbraunen Augen. Sein Fell sah wuschelig aus. Er war in der Begleitung einer ebenso jungen Katze. Sie war orange bis rot und ihr Fell war zwar struppelig, sah aber dennoch gut gepflegt aus. Ihre grünen Augen waren eindringlich und mir wurde es unangenehm. Muffin ging vor mich und stellte sich kampfbereit hin. Es schien, als wolle er nicht nur sein Revier, sondern auch mich, beschützen. Der schwarze Kater kam auf ihn zu und mein Blick verfinsterte sich. Wenn dieser Kater meinem Muffin etwas antut, dann lernt er fliegen! dachte ich und hatte das Bedürfnis, ihn auch beschützen zu müssen. Es war ein seltsames Gefühl. Muffin ging fauchend auf den Kater zu. Seine Haare stellten sich auf und er machte sich größer. Er fuhr seine Krallen aus. Als ich zu der Katze blickte, saß sie gelangweilt da und betrachtete uninteressiert das Geschehen. So eine Diva... dachte ich nur verständnislos. Muffin gab nochmal ein Fauchen von sich und die beiden fremden Katzen verschwanden. Ich lief mit meinem Kater wieder ins Haus und legte mich in mein - beziehungsweise jetzt unser -Bett. Der braune Kater legte sich neben mich und streckte sich an mir entlang. Es schien ihm hier zu gefallen und mir gefiel es, dass er hier war. Ich fuhr ihm mit meiner Hand über seinen Bauch und seinen Kopf. So schnurrte er noch mehr und zwinkerte mich freundlich an. Ich vergrub meine Nase in seinem Fell und spürte Geborgenheit. "Dies ist der schönste Geburtstag in meinem Leben..." murmelte ich glücklich. Muffin und ich blieben noch die größte Zeit des Tages zusammen so liegen und so konnte ich beruhigend einschlafen. Ich fühlte seine Wärme und es war einfach perfekt. So merkte ich nicht, wie die Zeit verging und vergaß alles um mich herum. Es war so, als ob ich in einer anderen Welt wäre. In meiner Welt. Es kam mir vor, als ob ich alles schaffen könnte.
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