Ein Ring
Kapitel 50
Drake
Ich ließ mir von Ann eine Kühlpackung ans Gesichts drücken, wäre aber fast wieder aus der Haut gefahren, als sie auch Juri ein überreichte. Ich sah genau, dass dieses Schwein dabei kurz über Anns Fingerstrich, nippte aber lieber an den Drink als Maccuchio dafür, die Hand zu brechen. Seine Nase reichte mir vorerst.
Herald Hemingway hatte währenddessen die Heiratsurkunde beglaubigt und Anns Daten ins Familienstammbuch der Russos eingetragen. Nun saßen wir hier in einem privaten Salon und Sie war offiziell meine Frau, so einfach. Es hatte nur zwei lapidare Unterschriften benötigt und ein paar Tropfen Blut. Mein Blut auf diesem Dokument. Mit Blut Besiegelt. Irgendwie gefiel mir der Gedanke, auch wenn es natürlich nicht geplant war, dass ich an dem Tag meiner Hochzeit in eine Schlägerei verwickelt werden würde, als wäre ich wieder fünfzehn.
"Ich will nicht mit dir verbündet sein. Du gehst unter, Russo", wiederholte Juri sein Gefasel. Doch wenn er mich hätte umbringen wollen, hätte er mehr als einmal die Gelegenheit dazu gehabt. Genauso wie ich. Ich wollte diesen Bastard nicht umbringen, selbst wenn er mir meine Frau hatte streitig machen wollen.
"Musst du das denn?", fragte Ann an meiner Stelle. Ihre Stimme klang dabei so kalt und abweisend wie schon die ganze Zeit. Auch ihr Gesicht sprach Bände. Sie war wütend. Ob wegen der Hochzeit oder der Prügelei oder Juri, wusste ich nicht. Wahrscheinlich war es von jedem ein bisschen und ich konnte ihr nichts davon verübeln.
"Ehre und Familie und der ganze scheiß, Cousinchen. Ich möchte nicht, dass die alten Säcke in meiner Familie sich gegen mich wenden. Aber wenn dein Lover das überlebt hat er zumindest freie Bahn, was Reformationen angeht" Das Juri ihr gegenüber so offen war und sie dabei erneut angrinste, kommentierte ich mit einem Tritt gegen sein Bein. Wie ein kleiner Junge. Das war mir schmerzlich bewusst. Ich hatte seit Jahrzehnten nicht mehr dermaßen die Beherrschung verloren. Das musste an dieser gesamten verfickten Familie liegen.
"Ich will meine Frau aus den Geschäften heraushalten", knurrte ich Maccuchio an, aber der schnaubte nur, was ein leises Fiepsen seiner gebrochenen Nase versuchte, und wandte sich weiter an Ann. Ich wollte seine verfickte Hilfe nicht, aber es wäre blöd es abzulehnen, wenn ihn die Ehre dazu trieb.
"Ich bin hier das Bündnis offiziell zu besprechen und euch zu sagen, das ihr einen verfickten Maulwurf bei euch habt"
"Ach ja?" Ich glaubte dem Kerl kein Wort. Die Russos und die Maccuchios machten ab und an zusammen Geschäfte. Wir waren nicht auf Kriegsfuß miteinander, aber ein festes Bündnis war nie zur Sprache gebracht worden. Egal wie ehrenvoll er sich gab: ich bezweifelte, dass die Ehe mit Ann daran etwas geändert haben sollte.
"Ja, was glaubst du warum ich hier bin? Jemand, der es wusste, hat jemanden, den ich kannte, das mit deiner Hochzeit gesteckt und wahrscheinlich auch einige andere Parteien. Du hast einen Verräter bei dir Russo und wenn du einen hast, hab ich auch einen. Bring das beschissen nochmal in Ordnung!"
In Gedanken ging ich die Leute durch, die von meiner geplanten Ehe gewusst haben. Julien war schon weg gewesen, als ich das Gespräch mit meinen Unterstützern besprochen hatte. Mein innerer Kreis schloss ich sofort aus, die hatten selbst zu viele Nachteile davon und keinen Nutzen.
"Da waren ein paar Männer, kurz nach der Nacht des Angriffs. Sie haben dich für dich ausgesprochen aber von mir waren sie nicht begeistert", folgte Ann meine Gedanken und ich nickte. Scheiße.
Mein Großonkel Fred und dessen Schwager Buster. Das waren die einzigen beiden, die in Betracht kamen. Beide hatten sich heftig gegen die Idee ausgesprochen Ann zu heiraten. Sie wollten kein Bündnis mit den Maccuchios. Warum weiß der Teufel. Wahrscheinlich hatten sie gehofft, dass Juri ausrasten und seine Cousine zurückfordern würde, bevor ich sie heiraten konnte. Beide waren schockiert über Anns Verbindung zu ihnen gewesen.
Es ihnen zu sagen war ein Vertrauensvorschuss gewesen. Einen denen sie nicht bestanden hatten. Scheiße. Ich zückte mein Handy und tippte eine Nachricht an Castilla und Mike. Sie sollten mir diese beiden Wichser in Einzelteilen ranholen.
"Ich kümmere mich darum", erklärte ich in Juris Richtung. Dieser nickte und nahm das Kühlkissen von einer in die andere Hand.
"Ich brauche ein Safe House. Alle die wir haben, kennen auch meine Feinde und ich muss die Frauen irgendwo unterbringen." Und wo wäre das besser als auf dem Gebiet meines neuen Verbündeten. Juri sah zu mir herüber, wirkte wenig begeistert und fluchte kurz, aber nickte dann.
"Ich geb dir eine Adresse. Bekomm dein Mist auf die Reihe Russo, ehrlich: Ich hab genug mit den Russen zu tun und kann die Scheiße in der Nachbarschaft nicht gebrauchen!"
Das konnte ich mir gut vorstellen. Ich hatte auch eigentlich Besseres zu tun, aber passiert ist passiert und ich musste zugeben, dass der Bund mit ihm das beste Ergebnis war, was ich mir hätte ausmalen können. Obwohl ich ihn wirklich nicht leiden konnte. Schon bevor er meine Frau angegraben hatte.
Juris Handy klingelte.
"Mein Wagen ist da. Ich geb dir einen Monat, um deine Stiefmutter an die Kojoten zu verfüttern und dein Gesicht zu wahren, sonst greife ich ein und dann wird es peinlich für dich Russo"
Ein großes Zugeständnis und ein notwendiges, um meine Autorität aufrechtzuerhalten. Wie peinlich es wäre, wenn mein neuer Verwandter mir dabei würde Händchen halten müssen. Also nickte ich und sah dabei zu wie er sich erhob, sein Anzug richtete und Ann ein Lächeln zuwarf.
"Cousine", verabschiedete er sich mit formvollendeter Höflichkeit. "Cousin", sagte er in meine Richtung. Voller böswilligen Humor und in der absoluten Absicht mich zu nerven. Ich zeigte ihm den Mittelfinger und dann war er endlich verschwunden. Nur noch ich und Ann. Ich und ... meine Frau.
Die mir jetzt wohl die Leviten lesen würde. Scheiße.
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