abgeänderte Pläne
Kapitel 6
Drake
"Er schweigt auch eisern und scheiße...sie hat ihm ganz schön zugesetzt. Das ist echt 'ne kleine Irre. Wie Neel es mit ihr im Bett aushält, weiß ich echt nicht", meinte Maik und zog Denis wieder auf die Beine, bevor er sich zu seinem Onkel nach unten beugte.
"Und du, Onkelchen? Willst du auch zu ihr auf den Stuhl? Dagegen ist das hier nur Kindergarten und du hast dich jetzt schon vor Angst angepisst", fragte Maik, aber Denis reagierte nicht.
Ich hatte erst meine Zweifel gehabt, wie Maik reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sein Onkel in diese Intrige verstrickt war, aber er hatte nur gelacht und gemeint, dass er es geahnt hätte. Seine Intuition war da definitiv besser gewesen als meine. Ich hatte Denis schon fast als Verräter ausgeschlossen. Scheiße. Er war einer der engsten Vertrauten meiner Mutter gewesen, ein Freund der Familie.
Als ich es erfuhr, hatte ich kurz auch einen Verrat von Maikes Seite aus in Betracht gezogen, aber spätestens, nachdem diese von Neel eine Kopie bekommen hatte, wer alles noch, neben mir, auf der Abschussliste stand, war ich mir sicher gewesen, dass Maik da niemals mitmachen würde.
Dass der Name von Maiks Vater darauf stand, war klar. Er hatte seinen Schwager noch nie leiden können. Dass Maik selbst ebenfalls einen Platz neben denen meiner Brüder gefunden hatte, war auch wenig verwunderlich gewesen. Aber Entsetzen hatte sich in uns allen breit gemacht, als wir sahen, dass Denis sogar seine eigene Tochter mit drauf gesetzt hatte.
Das war der Punkt, an dem ich keine Zweifel mehr hatte, dass Maik seinen Onkel mit großem Vergnügen verscharren würde.
Maik liebte seine kleine Cousine.
Sie war beschissen nochmal erst fünfzehn und er wachte über sie wie ein Bluthund. Maik war jedes Mal stolz wie ein Bulle, wenn sie beim Sparring einen der älteren Männer auf die Matte legte. Im Nahkampf war das Mädchen nicht zu unterschätzen. Klein, schnell und wendig. Selbst ich hatte Respekt vor ihr, wenn ich gegen sie antrat, sie hatte die besondere Gabe irgendwie immer doch noch ein Messer irgendwo zu verstecken, selbst wenn man glaubte, dass sie unmöglich bewaffnet sein könnte.
Für Maik war sie wie eine Schwester und er würden jeden umbringen, der eine Gefahr für sie darstellen, den Typen, der sie irgendwann flachlegen wollte oder sogar irgendwann ernsthaft Interesse an ihr haben könnte, bedauerte ich jetzt schon.
Denis erwiderte nichts und Maik verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.
"Du bist ein Idiot. Du wirst hier langsam und grausam draufgehen und ich muss Laura erklären, warum du auch noch sinnlos gestorben bist", meinte Maik und ich öffnete und schloss meine Hand, die langsam begann zu schmerzen.
Als ich meine aufgeschlagenen Fingerknöchel aber betrachtete, sah ich nicht das Blut. Sondern eine gelde, albern geblümte kleine Tasche. Ein Bild, das ich sofort aus meinen Gedanken vertrieb.
Schlimm genug, dass ich es nicht hatte sein lassen können, sie aufzuheben und zu ... ihr zu bringen. Ich durfte nicht auch noch mitten bei der Arbeit Wahnvorstellungen von ihr bekommen.
Ich knurrte, als sich mir ihr Gesicht wieder vor meine innere Gedankenwelt drängte. Ihre Augen, groß und in einem saftigen, dunklen Grün, das manche für braun hielten. Vor Schreck, Schmerz und Scham geweitet, während sie mich ansah. Als wäre ich ihr Retter in der Not und nicht das Arschloch, das ihr bald eine Kugel in den Kopf jagen würde.
Albernes Mädchen. Als könnte ich etwas an ihrer Situation ändern. Ihr Tod war beschlossene Sache, genauso wie der ihrer Eltern.
Wenn ich die Macht übernahm, durfte ich keine Schwäche zeigen und sie war definitiv eine. Das war sie immer gewesen. Das Einzige, was ich ihr bieten konnte, war eine schnelle und schmerzlose Hinrichtung. Sie sollte nicht noch mehr leiden, als sie es schon ihr gesamtes Leben über geahnt hatte. Mir war sehr bewusst, dass sie nur ein Opfer der Umstände war. Deswegen ließ ich auch nicht zu, dass mein Vater ihr irgendetwas abschnitt, um es als Warnung an ihre Eltern zu schicken. Die einzige Anflug von Güte, denn ich mir seit über einem Jahrzehnt erlaubte. Es würde sowieso nichts bringen.
Gerd und Vanessa Zolki würden sich davon nicht abhalten lassen. Schließlich hatten sie bereits ein paar Teile erhalten, von denen sie glaubten, es stamme von ihrer Tochter. Schon zwei Jahre nachdem sie ihre Tochter hatten uns übergeben müssen.
Doch die Zolkis hatten sich damit abgefunden, dass ihre Tochter für ihre Taten litt und es war ihnen egal. Deswegen hatten sie auch nie wieder nach ihr gefragt. Als hätten sie sie schlicht aus ihrem Gedächtnis gestrichen.
Mein Vater hatten ihnen den Kontakt zu ihrer Tochter nicht verboten, hätte ihn sogar begrüßt. Denn Kontakt bedeutete emotionale Bindung und damit ein effektives Druckmittel. Vielleicht vermieden ihre Eltern deshalb jede Verbindung. Sie hatten nicht vor, sich mit ihrer Tochter erpressen zu lassen. Das hatten sie erst vor kurzen wieder bewiesen, als man ihnen eine Hand zugeschickt hatte, von der sie glauben mussten, sie stamme von ... ihr. Doch es war die einer Unfalltoten aus dem Leichenschauhaus gewesen.
Es klopfte an der Tür und ich war froh, endlich mit den Gedanken von ... ihr wegzukommen. Ich würde ihren Namen nicht einmal in Gedanken aussprechen. Es wühlte zu viel auf. Einen Wahnsinn, den ich nicht gebrauchen konnte.
Neel kam herein. Er sah immer noch sehr blass um die Nase aus, sein Gesicht angespannt und er hielt mir ein Handy hin.
"Letitia", formte er mit den Lippen und ich runzelte die Stirn. Ich hasste meine Stiefmutter und das beruhte definitiv auf Gegenseitigkeit. Sie hatte mich noch nie angerufen und dass sie es jetzt tat, konnte nichts Gutes bedeuten.
Ich ging auf Neel zu, der den Blick sorgsam von Denis fernhielt. Falls Letitia das Wimmern im Hintergrund hörte, war es mir egal. Sie wusste sehr gut, was ich und auch mein Vater taten und ich glaubte nicht, dass es sie störte, so stolz wie sie auf jede Grausamkeit ihres eigenen Sohnes war.
Doch dann hörte ich ihr Schniefen, noch bevor sie die Stimme erhob und ich wusste, dass ich ab jetzt ein Problem hatte. Meine Gnadenfrist war vorbei.
"Drake? Dein Vater...", begann sie, spielte weiter die theatralische Ehefrau, während sie versuchte, mir zu sagen, dass mein Vater tot war. Ich wusste es. Sie musste es mir nicht sagen und ich hörte ihr Gebrabbel auch nicht, als sie es tat.
Ich versteifte mich, straffte die Schultern und wusste, dass es jetzt auf jede verdammte Sekunde ankam. Mein Vater war tot und ein paar verräterischer Arschlöcher würden ab jetzt Jagd auf mich und meine Brüder machen, auf alles was ich besaß.
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