Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

22. Kapitel: Sarah & Nathan - Teil 1


Mittwoch, 12. August

Als das Handy in meiner Hosentasche anfing zu vibrieren, zuckte ich verwundert zusammen. Mein dummes Smartphone wollte einfach nicht aufhören zu klingeln, aber bisher hatte ich es auch noch nicht wieder aus meiner Hosentasche hervorgekramt. Wozu auch, wenn ich längst wusste, auch ohne darauf zu schauen, wer mich zum gefühlt hundertsten Mal anrief? Meine Mutter wollte einfach keine Ruhe geben. Klar, ich verstand sie schon, schließlich hatten wir seit einigen Tagen nicht mehr miteinander gesprochen, aber ich war gerade wirklich auch absolut nicht in der Stimmung mit ihr zu sprechen und außerdem hatte sie gerade ein wirklich schlechtes Timing erwischt. Ich hatte ihr zwischendurch einmal eine kurze Nachricht geschickt, die ihr mitteilen sollte, dass es mir gut ging und sie sich wirklich keine weiteren Sorgen um mich machen sollte, aber ich hatte das ungute Gefühl, dass das genau das Gegenteil verursacht hatte – jetzt konnte sie sich noch weniger zurückhalten und hatte sich wohl zum Ziel gemacht, mich so lange mit unsäglichen Anrufen zu nerven, bis ich es nicht mehr aushielt und ranging. Nunja, was sollte ich sagen? Sie hatte ihr Ziel erreicht. Ich würde sie einfach schnell abwürgen, damit ich in Ruhe mit Sam und Nathan reden konnte.

Irgendetwas brabbelnd, was ich selbst nicht einmal verstand oder wusste was das sollte, gab ich dann doch endlich nach und holte das dumme Stück Plastik hervor, was einfach nicht mehr aufhören wollte zu vibrieren. Ich sparte es mir auf den Namen des Anrufers zu achten, denn offensichtlich war es wieder meine Mum, die wissen wollte wie es mir ging, weil ich ihr sonst eigentlich nie Nachrichten schickte. Ich seufzte ein letztes Mal und nahm schließlich das Gespräch an, während ich das Handy fest an mein Ohr drückte.

„Mum, es ist alles okay, du musst mich nicht ständig...", begann ich ihr direkt vorzugreifen, doch als mich die Stimme am anderen Ende unterbrach, war ich auf einmal hell wach und starrte hinüber zu Nathan.

„Sarah? Sarah, ich warte am Wagen. Bitte komm raus. Es ist dringend", es war Kaden, den ich hörte – und er klang alles andere als ruhig.

„Kaden, was ist los? Du kannst doch auch...", konterte ich, doch er ließ mich nicht ausreden.

„Sarah! Bitte diskutier jetzt nicht mit mir rum. Komm bitte einfach zurück zu mir nach draußen, ja? Es ist wichtig, beeil dich!", redete er so schnell, dass ich ihn fast nicht mehr verstanden hätte mit seinem leichten hawaiianischen Akzent – zumindest glaubte ich, dass es das war.

„Du klingst so anders, was ist denn los?", gab ich trotzdem noch nicht nach, aber in dem Moment, in dem ich angefangen hatte diesen Satz auszusprechen, hatte er bereits aufgelegt und ich hörte das bestätigende Piepen.

Irritiert senkte ich das Telefon wieder und starrte darauf. Was war denn nun schon wieder mit ihm los? Er hatte überhaupt nicht so wie noch vor wenigen Minuten geklungen, sondern ganz anders und die Hektik in seiner Stimme... Was war nur passiert? Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas hier stimmte ganz und gar nicht und das machte mir doch ein kleinwenig Angst, weil ich ihn so noch überhaupt nicht kannte. Ich musste schleunigst herausfinden, was los war – Sam und Nate längst vergessen. Schnell drehte ich mich um und hastete zurück zur Haustür. Ich bildete mir ein niemanden zu hören, der mich zurückhielt, aber etwas sagte mir, dass das laute Rauschen meines Blutes in den Ohren das einfach übertönte. Diese trügerische Art der Stille, die beinahe schon gruselig wirkte.

Plötzlich durchdrang das energische Klopfen an die Haustür meinen Gedankengang und ließ mich zusammenzucken. Wieso hatte er nicht einfach von Anfang an geklingelt? Und wieso war er so ungeduldig, dass er nicht einmal jetzt noch die kurze Zeit warten konnte, bis ich an der Tür war?

„Sarah! Komm schon, wo steckst du?", hörte ich ihn selbst vom Anfang des Flurs schon dumpf durch die massive Holztür rufen, die für amerikanische Verhältnisse tatsächlich sehr stabil war – keine Ahnung wo Samantha die bloß aufgetrieben hatte.

„Ich bin doch schon da", antwortete ich deutlich leiser und war mir auch nicht einmal ganz sicher, ob er mich so überhaupt gehört hatte.

Meine Hände zitterten vor Nervosität und Aufregung so, dass es gefühlt eine halbe Ewigkeit dauerte, bis ich die Schlüssel in meiner Hosentasche gefunden und es geschafft hatte, sie ins Schlüsselloch der Eingangstür zu stecken, gegen die Kaden mittlerweile schon wieder energisch hämmerte.

„Ja, es ist doch schon offen! Was ist denn bloß los mit dir? Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hättest", bemerkte ich irritiert, sobald ich die Tür aufgerissen hatte und mich ihm nun unmittelbar gegenüber sah – seine Hand bereits wieder erhoben, um an das Holz zu klopfen.

„Was soll denn das? Deine Knöchel sind ja schon ganz rot angelaufen, was machst du denn?", bemerkte ich schockiert, als mein Blick auf seine geballte Faust fiel. „Dann komm doch erstmal rein", fuhr ich fort, nachdem es nicht so aussah, als ob Kaden bereit war mir zu antworten, doch auch das verweigerte er, indem er auf einmal einige große Schritte zurück trat und zähneknirschend den Kopf schüttelte.

„Ich kann nicht", antwortete er schlussendlich und überging mich in allem anderen – warum auch immer.

Er wirkte so aufgelöst und verunsichert, aber ich wusste einfach nicht wieso. Er hatte zwar genau das gleiche zu verdauen, was ich auch gerade erst erfahren hatte und verarbeiten musste, aber gerade eben hatten wir uns dafür meiner Meinung nach beide noch ziemlich gut gemacht..

„Wie meinst du das du kannst nicht?", fragte ich nachdenklich und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Komm doch einfach kurz raus zu mir, ja? Wir müssen reden", beharrte Kaden und legte dabei so einen seltsamen Gesichtsausdruck auf, dass ich schwören könnte, diesen noch nie so an ihm gesehen zu haben.

„Erst wenn du mir sagst was los ist", konterte ich und legte meine Stirn in Falten, als ich bemerkte, wie ihn diese Antwort aufzuregen schien. „Ist es wegen den Dingen, die wir erfahren haben? Was ist passiert?", wiederholte ich, doch Kaden rastete wortwörtlich schon während ich diese Fragen aussprach vollkommen aus.

„Hör doch mal auf mit diesen dämlichen Fragen und komm endlich her, verdammt!", fluchte Kaden ohne jegliche Vorwarnung, was mich dann zugegebenermaßen doch sehr aus dem Konzept brachte.

„Was hast du da gerade gesagt? Seit wann redest du denn so mit mir?", wollte ich nach einigen Sekunden wissen, weil ich sah, wie er nicht nur innerlich vor Wut bebte und ich mich nicht daran erinnern konnte, ihn jemals so wütend gesehen zu haben.

Die Art wie er mich daraufhin ansah, ließ mich beinahe wanken – in diesem Augenblick schien er zwei Gesichter zu haben. Das, welches aus welchen Gründen auch immer unglaublich und unzügelbar wütend war und dieses, welches kurz vor dem Nervenzusammenbruch zu stehen schien, weil es nicht wusste, wie es sich im Augenblick am Passendsten verhalten sollte. Ich verstand das zweite Gesicht, aber dennoch begriff ich nicht, wieso ihn das auf einmal einfach so schier an den Abgrund zu treiben schien. Natürlich, es war alles vollkommen verrückt, aber wir würden das alle zusammen schon irgendwie bewältigen... oder?

„Es war nicht so gemeint, Sarah. Vielleicht sollte ich besser... gehen", murmelte Kaden und drehte sich sogleich wieder um, um wieder auf Samanthas Auto zuzusteuern, welches ein paar Meter hinter ihm mit offener Fahrertür und laufendem Motor parkte .

„Nein, bleib hier! Wieso willst du denn gehen? Ich will erst wissen was...", lockte er mich schlussendlich aus der Reserve, weil ich dem Impuls einfach nicht widerstehen konnte, ihn jetzt wirklich so gehen zu lassen. „Hey, warte doch mal!", schrie ich beinahe schon, als ich auf ihn zustürmte und er bereits wieder im Wagen saß und gerade die Tür zuziehen wollte.

In dem Augenblick, indem ich ihn an der Schulter berührte, reagierte er so schnell, dass ich zunächst gar nicht bemerkte hatte, was eigentlich ablief. Er hatte sich blitzartig wieder von mir gelöst, mich seinerseits an den Armen gegriffen und plötzlich stand ich mit dem Rücken zur Hauswand, die gerade eigentlich noch mehrere Meter hinter uns gewesen war.

„Wie... Was war das eben?", keuchte ich, da mir gerade heftig schwindelig geworden war aufgrund der rasend schnellen Bewegung und Entwicklung – er wollte einfach nicht mit mir reden.

„Ich... weiß es nicht", stammelte er und ich hatte das Gefühl, dass der Junge vor mir wieder ein ganz anderer war, als der der er noch vor wenigen Sekunden gewesen war. Irgendetwas hier war gerade mehr als komisch.

„Beruhige dich erst einmal wieder und lass mich los", versuchte ich mich vorsichtig vor zu tasten, da er mich immer noch so fest an den Armen umklammert hielt, dass es doch ziemlich schmerzte.

„Ja, entschuldige", sagte er, während er vor mir zurückwich und wild hin und her zu laufen begann – dabei fuhr er sich immer und immer wieder durch die Haare, sein Gesichtsausdruck mehr als nur verzweifelt.

„Kaden? Rede mit mir!", fing ich erneut an und ging etwas auf ihn zu, ganz langsam.

„Nein! Und bleib bloß wo du bist, sonst kann ich für nichts mehr garantieren!", blaffte er mich barsch an und natürlich verharrte ich sofort in der Bewegung, auch wenn ich nicht wusste wieso – Angst machte er mir keine, obwohl er sich zugegebenermaßen sehr seltsam verhielt.

„Rede doch keinen Unsinn! Du würdest mir niemals weh tun. Weshalb denn auch?", antwortete ich lächelnd, auch wenn ich mich innerlich doch immer mehr zu wundern begann, was in seinem tiefsten Inneren gerade so vor sich ging.

„Nicht, Sarah. Ich weiß nicht was los ist, aber...", begann Kaden.

Ich erkannte die Panik, die Angst und Verunsicherung in seiner Stimme, aber trotz allem entschied ich mich dazu, es einfach zu übergehen. Er würde mir schon noch erzählen, worauf das alles beruhte – fürs Erste musste ich ihn irgendwie beruhigen. Langsam ging ich hinter ihn – er war vor mir mit dem Rücken zu mir stehen geblieben. Vorsichtig legte ich meine Arme um ihn und lehnte meinen Kopf gegen seinen Rücken. Beinahe auf die Sekunde verkrampfte er sich und ich merkte, wie seine Hände wieder zu Fäusten wurden. Weitere Unverständlichkeit machte sich auf meinem Gesicht breit, als er sonst überhaupt nicht reagierte – lediglich sein Herzschlag ging schneller und sein Atem schwer. Behutsam löste ich mich wieder von ihm, ging einmal um ihn herum und sah ihm so direkt in die Augen – die Sorge und das Bedauern auf seinem sonst so fröhlichen und strahlenden Gesicht. Ich wollte ihn trösten, ihm zeigen, dass wir zwar in einer völlig neuen Welt aufgewacht waren, wir das aber gemeinsam irgendwie schon durchstehen würden, dass ich immer für ihn da sein würde. Ohne weiter zu überlegen, beugte ich mich vor, vergrub meine Hände in seinem Shirt und küsste ihn – erst zaghaft, dann immer leidenschaftlicher, doch er schien wie zu einer Statue erstarrt zu sein, er erwiderte den Kuss nicht. Im Gegenteil, er schien immer mehr zu versuchen von mir zu weichen, allerdings kämpfte ich dagegen an – bis zu dem Punkt, an dem er sich schlagartig von mir löste, mir direkt ins Gesicht schlug und mich daraufhin zu Boden warf. All das geschah mindestens genauso schnell wie in dem Moment, in dem er mich an die Wand gepresst hatte und ich hatte wirklich Schwierigkeiten, noch zu folgen. Zu verstehen, was da gerade passiert war.

Der nächste Moment, den ich wirklich aktiv begriff war der, in welchem ich mit dem Rücken auf dem Boden lag. Meine Hände und Knie aufgeschürft und blutig von dem Aufprall, mit dem ich von Kaden zu Boden geworfen worden war. Meine Unterlippe war ebenfalls aufgeplatzt und ich schmeckte das süß-metallisch schmeckende Blut auf meiner Zungenspitze, aber wirklich begriff ich immer noch nicht, was gerade vor sich ging. Das Blut in meinen Ohren rauschte, mein Kopf drehte sich und während ich aufsah, direkt in sein Gesicht, erkannte ich, dass die Person die mich da gerade ansah nicht die gleiche war wie Kaden. So, als ob er sich auf einmal in jemand völlig anderes verwandelt hatte. War das möglich oder spielte mir mein verrückter Verstand da gerade etwa einen ganz bösen Streich?

Kaden kam näher auf mich zu, ganz langsam, Schritt für Schritt. Gerade wollte er vor mir in die Hocke gehen, doch mein Kopf schmerzte und pochte zu sehr, als dass ich die Augen hätte aufhalten können. Erst, als ich einen starken Luftzug um mich herum spürte und hörte, wie jemand vor mir zu Boden geworfen wurde, schlug ich sie wieder auf.

Ich wusste nicht woher er so schnell hergekommen war, aber er war es – Nate hatte Kaden niedergerungen und hatte sich nun drohend über dem am Boden liegenden Jungen aufgebaut. Sein Gesicht völlig hassverzerrt und das Knurren, was aus seiner Kehle kam, wirkte beinahe animalisch – so wie an dem Tag am Strand.

„Wie kannst du es wagen sie so zu behandeln? Sie, meine Nichte und deine Freundin! Was ist bloß in dich gefahren, Kaden! Ich dachte du liebst sie und sie ist dir wichtig!", brüllte Nate, während er ihn wie wild hin- und herschüttelte, doch Kaden grinste ihn nur hämisch an und lachte, wobei er seine blitzenden Zähne zeigte.

„Was soll ich denn mit so einem kleinen, zerbrechlichen und naivem Mädchen, Nate. Das ist nichts für mich", spuckte er die Worte beinahe aus, die ich vernahm, auch wenn ich die Bedeutung und den Sinn dahinter immer noch nicht so wirklich begriff.

„Wag es nicht so von ihr zu sprechen, du elender Bastard!", brüllte Nate ihn jetzt an, zog ihn mit einer Hand am Kragen hoch und schlug ihm mit der anderen so brutal ins Gesicht, dass ich noch aus den Augenwinkeln sehen konnte, wie sich das Blut aus Kadens Nase auf dem staubigen Boden verteilte.

„Nate... bitte... hör auf damit", keuchte ich, was gerade alles andere als leicht war, da ich das Gefühl hatte, dass ich jeden Moment das Bewusstsein verlieren würde - so sehr drehte sich gerade alles. Alles drohte mich zu überrollen, die Ereignisse überschlugen sich, ich verstand nicht, begriff nicht, konnte es einfach nicht verarbeiten, aber mit der Art und Weise, wie Nate mich nach meiner Bitte ihm gegenüber anstarrte... mit diesem leeren, bedeutungslosen und gleichgültigen Augen. Die Augen, die längst nicht mehr eine normale Farbe hatten, wurde mir so einiges klar – seine Entscheidung war längst gefallen und mit diesem Tonfall, mit dem er mir seine Antwort gab, war das nur allzu offensichtlich.

„Halt dich da raus, Sarah. Das ist eine Sache zwischen mir und diesem Arschloch hier", antwortete er kalt, wandte sich wieder ab von mir und in der selben Sekunde sauste seine geballte Faust wieder auf Kaden herab.

Aus welchen Gründen auch immer, waren meine Sinne im Augenblick extrem geschärft. Gerade hatte ich noch mit Sam im Wohnzimmer gestanden und mich gefragt, was das nun alles wieder zu bedeuten hatte und im nächsten war ich so hellwach gewesen, wie noch nie in meinem Leben. Es war eigentlich ausgeschlossen, dass ich etwas gehört haben konnte, aber trotzdem war es so: In dem Moment, in dem die Situation eskaliert war, war ich völlig da und bereits auf dem Weg zur Haustür gewesen – in dem Wissen, dass irgendetwas nicht stimmte, woher auch immer dieser Impuls und dieses Wissen kam.

Als ich im Flur angekommen war, war die Tür sperrangelweit offen gestanden und bei einem näheren Blick nach draußen, hatte ich sie sofort gesehen. Sie hatten geredet, sahen friedlich und verliebt aus – es war so wie immer gewesen, hatte ausgesehen, als seien sie einfach nur verliebt, aber der Schein hatte gedrückt. Sie waren zwar immer noch so weit weg gewesen, dass ich sie nicht hatte verstehen können, doch trotzdem hatte ich gesehen, wie sich die Stimmung schlagartig verändert hatte. Von jetzt auf gleich hatte Kaden nicht mehr so gewirkt, wie ich ihn kennengelernt hatte. Nicht mehr so unschuldig, taff und wahnsinnig verliebt in meine kleine Nichte, nein. Auf einmal war sein Gesicht zu Stein geworden, seine Züge erkaltet, seine Augen leer und ausdruckslos. Sarah hatte sich offenkundig Mühe gegeben zu verstehen, zu erfahren, was mit ihm los war, doch er hatte nicht reagiert. Ich war bereits am Überlegen gewesen, ob ich dazwischen gehen sollte, doch auf der anderen Seite wollte ich sie auch nicht stören und doch hatte sich ein warnendes, ungutes Gefühl in meiner Magengrube breit gemacht, welches mich dazu treiben wollte einzugreifen, doch ich hatte gezögert. Irgendetwas gab mir das Gefühl, dass es ein großer Fehler wäre nach draußen zu gehen und dennoch trieb mich eine unsichtbare Kraft vorwärts. Eine Kraft, die ich seit dem Aufwachen nur noch schwach wahrgenommen hatte. Wer wusste schon, was ich wieder tun und sagen würde, sobald ich zwischen Sarah und Kaden ging? Würde diese alles verzehrende Dunkelheit wieder zuschlagen? Würde sie mich sofort und ohne jegliche Warnung auf ein Neues verschlingen? Hatte ich noch die Möglichkeit, mich erfolgreich dagegen durchzusetzen, dagegen anzukämpfen oder hatte ich sowieso keine Chance? Ein flaues Gefühl machte sich in meinem gesamten Körper breit, welches ich so noch nie wahrgenommen hatte.

Dummerweise hatte ich keine Wahl mehr gehabt, denn während ich diesen inneren Konflikt immer und immer wieder durchgegangen war und begonnen hatte langsam im Türeingang hin- und herzulaufen, ohne die beiden aber auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen, hatte sich das Verhalten von Kaden dramatisch zugespitzt. Ich hätte nie gedacht, dass er das jemals tun würde, doch er hatte es getan. Es war so schnell geschehen, dass ich nicht mehr hätte rechtzeitig einschreiten können – er hatte sie so fest und mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen, dass sie in einer schnellen Bewegung zu Boden gestürzt war. Bei diesem Anblick hatte ich sofort gestoppt und ihn irritiert angestarrt. Was um alles auf der Welt war nur in ihn gefahren? Selbst jetzt bebte er noch so, als ob er jede Sekunde einen totalen Nervenzusammenbruch erleiden würde.

Es hatte für mich kein Halten mehr gegeben – von jetzt auf gleich war ich so wütend und rasend gewesen, dass ich einfach jeden Zweifel und alle Risiken beiseite geschoben hatte. In dem Moment, indem ich ins Freie getreten und das Haus verlassen hatte, war es wie eine Schockwelle über mich gekommen, aber es hatte kein Zurück mehr gegeben – mir war augenblicklich klar gewesen, dass das kein gutes Ende nehmen würde und ich mein Bestes geben musste, aktiv dagegen anzukämpfen, aber ich spürte, wie mich ihr Sog wieder von Sekunde zu Sekunde mehr in ihren Bann zog und das noch um ein vielfaches stärker als zuvor. Dieses Gefühl, wieder gefangen im eigenen Kopf zu sein, war noch extremer präsent als jemals zuvor.

Jetzt stand ich über ihm – über dem Kerl, der meiner kleinen Süßen wehgetan hatte. Der Kerl, in dem ich mich augenscheinlich von Anfang an nicht getäuscht hatte. Er war ein elender Dreckskerl und Bastard, wenn er glaubte meiner Sarah so wehtun zu können, ohne mit Konsequenzen davonzukommen. Ich hatte den Blick in ihren Augen gesehen und der Tonfall in ihrer Stimme machten mit klar, dass ich aufhören sollte ihm immer und immer wieder ins Gesicht zu schlagen, aber ich konnte nicht, so sehr ich es auch wollte. So gut ich es konnte, kämpfte ich dagegen an, rang mit aller mir zur Verfügung stehenden Macht gegen diesen sich tief in mich hinein nagenden Impuls, doch es war zwecklos, aussichtslos, ich hatte keine Chance. Es schien wie ein Kampf zwischen Engelchen und Teufelchen in mir zu sein – der eine sagte mir, dass ich ihn einfach so lange weiterschlagen sollte, bis er aufhören würde zu atmen und der andere riet mir dazu, es Sarah zu liebe nicht zu tun, doch das Gute in mir kam einfach nicht gegen diese unendliche Dunkelheit und Schwärze meiner Seele an – es war zu spät.

Ich konnte nicht sagen, was gerade in ihm vor sich ging. Für eine kurze Zeitspanne schien er noch nachgedacht zu haben – mit der Faust aber bereits hoch erhoben, um jede Sekunde wieder zuschlagen zu können, doch er hatte gezögert. Wieso hatte er auf einmal wieder so einen seltsamen, irren Blick drauf? Seine ruhige Art wirkte auf einmal wieder weggewischt und sein Reuegefühl schien einem gänzlich anderen zu weichen. Konnte er nicht einfach dagegen ankämpfen? Mir wieder zeigen, dass er nicht mehr das Monster war, zu dem ihn diese Göttin gemacht hatte? Gab es für ihn wirklich keine Chance, dieser Wahnsinnigen auch nur für ein paar weitere Minuten zu entkommen?

„Nate, stopp! Du bringst ihn doch noch um!", schrie ich mit letzter Kraft und versuchte parallel mich langsam und behutsam aufzusetzen und aufzustehen, aber das war alles andere als leicht, weil ich immer noch das anhaltende Gefühl hatte, dass sich meine Kreislauf bald vollends verabschieden würde – was wohl nicht nur an meiner Gesundheit, sondern wirklich an den drastischen Veränderungen vor mir lag, die ich immer noch nicht ganz begreifen und auffassen konnte.

„Wer sagt denn, dass das nicht mein Ziel ist", fauchte dieser wütend zurück, würdigte mich aber keines Blickes, sondern fuhr nun wieder ungerührt damit fort, Kaden das Gesicht zu zertrümmern.

Kurz hielt ich inne – ich konnte meinen Blick einfach nicht von den beiden vor mir lenken. Von dem, was gerade wahrhaftig geschah. Ich war wie gelähmt, auch wenn ich innerlich immer und immer wieder dagegen ankämpfte und mir sagte, dass ich mir das nicht weiter antun sollte, doch ich kam einfach nicht dagegen an.

Alles fühlte sich so... komisch und leer an. Ich spürte keinen Schmerz und bisher war auch die Angst noch nicht klar hervorgebrochen. Das Einzige, worum ich mir Gedanken machte, war die Tatsache, dass beide Männer vor mir gerade am Durchdrehen waren und ich nicht wusste weshalb und wie ich sie am besten davon abbringen konnte, einander umzubringen, obwohl Kaden sich gegenwärtig überhaupt nicht wehrte, was schon ziemlich seltsam war.

Ich war ihm nicht böse, nein, schließlich wusste ich, dass nicht wirklich er das getan hatte, doch trotzdem wusste ich nicht die Antwort auf das wieso. Ich war mir unsicher, was mit ihnen los war. Vor allem Kaden wirkte gerade so seltsam – er ließ die Schläge einfach über sich ergehen, wehrte sich nicht und lächelte Nate sogar noch mit völlig blutverschmierten Zähnen ins Gesicht.

Plötzlich war sie da – diese Panik. Bei diesem schrägen Bild was sich da vor mir bot, musste ich einfach endlich etwas unternehmen, eingreifen, zwischen sie gehen. Ich versuchte, meinen Kopf so weit es eben ging auszuschalten und jegliche Symptome dieser Tortur beiseite zu schieben. Das Dröhnen in meinen Ohren wurde zwar nur noch lauter, als ich endlich wieder auf meinen beiden zitternden Beinen stand, aber das kümmerte mich gerade nicht, es war nicht wichtig. Was wichtig war, war diese beiden Idioten aufzuhalten, auch wenn ich beim besten Willen nicht wusste wie, mir würde schon noch etwas einfallen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro