Twenty ~ "Keep Him..."
Meine Wangen waren nass. Warum? Eigentlich war es berechtigt. Ich hatte meinen Eltern nicht gesagt, wo ich war, mit wem ich meine Zeit verbrachte und vor allem kam ich erst am nächsten Morgen nach Hause.
Die Schreie meiner Eltern hatten sich durch meine Schutzmauern durch katapultiert und ich saß im Zimmer und weinte. Ashton war in der Schule und Jade hatte ein Gespräch. Über was und mit wem wusste ich nicht. Interessieren tat es mich auch gar nicht, also hatte ich nicht einmal nachgefragt.
Ich ertrug es nicht angeschrien zu werden und als meine Eltern mir eine Predigt hielten, mich anschrien, als gäbe es keinen Morgen, fühlte ich mich erniedrigt und bloßgestellt. Ich hatte Hausarrest. Klavier spielen durfte ich noch, also würde ich wenigstens mit jemanden Kontakt haben.
Ich freute mich wirklich Kay heute wiederzusehen. Es machte mir Spaß mit ihm zu lernen und seine Anwesenheit lenkte mich von den ganzen Teenagerproblemen ab.
Es klopfte an meiner Zimmertür. Meine Mom kam, ohne auf meine Antwort zu warten in mein Zimmer und sah mich, während sie mir einen Tee hinstellte, enttäuscht an. "Ich werde dich nachher zum Musikhaus fahren und du kannst dich darauf verlassen, dass ich Jolina darum bitten werde, zu kontrollieren, ob du auch wirklich üben gehst und dich nicht mit Ashton oder so triffst." Jolina war die Tante unten beim Eingang und die Tatsache, dass sie nun hochkommen würde, um mich zu kontrollieren, war ein neues Problem auf meiner Liste.
Mom hatte ihr Schoßhündchen Jolina so ziemlich um den Finger gewickelt, was hieß, dass sie ihr sofort von diesem Jungen, der in diesem Fall Kay war, erzählen würde. Ich nickte aber bloß und klappte mein Buch zu. Ashton hatte mich heute Morgen vor Schulbeginn hier abgesetzt und fuhr anschließend direkt zur Schule.
Als ich das Haus betrat, stand meine Mom im Flur und starrte mich in den Boden. Mein Vater kam ebenfalls dazu und zu zweit hielten sie mir vor, was ich beim Essen falsch gemacht hatte und was ich mir eigentlich dabei dachte, nicht nach Hause zu kommen. Ich hatte ihnen erklärt, dass ich bei Ashton schlief, aber das interessierte sie gleich null.
"Mom?" Zuerst dachte ich, sie würde mich ignorieren, als sie sich aber doch zu mir drehte. "Denkst du, ich werde je jemanden finden?" Ihre Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen und zögernd schloss sie meine Zimmertür hinter sich zu. "Was meinst du? Na sicher doch. Irgendwann wirst du jemanden finden, der dich so liebt, wie du bist." Ich schüttelte meinen Kopf.
"Ich spreche nicht von einem Jungen..." Mom setzte sich zu mir aufs Bett und verschränkte ihre Arme auf ihrer Brust. "Bist du homosexuell?" Hastig schüttelte ich den Kopf.
"Nein, aber ich möchte einfach wissen, ob ich irgendwann jemanden anders als Ashton finden werde. Ashton ist toll. Ich liebe ihn über alles, aber er ist so ziemlich der einzige, der mich so nimmt, wie ich bin."
Ich holte tief Luft und versuchte mich auf die Reaktion von meiner Mutter vorzubereiten, welche gleich aus ihr ausbrechen würde. Ich hatte es einfach satt. Ich würde ihr jetzt sagen, was ich fühlte.
"Er ist der einzige, der akzeptiert, was ich möchte und träume. Alle anderen. Du, Dad und sogar diese behinderte Mrs White versuchen mich zu verbiegen. Ich will das nicht! Ich will das machen, was ich will."
Empört stand meine Mutter auf und drehte sich von mir weg. Sie schien meine Worte zu verarbeiten. Als sie sich wieder zu mir drehte, erblickte ich pure Gegenstimmigkeit. "Du solltest, anstatt zu reklamieren, versuchen die Hilfe und Unterstützung zu schätzen. Wir versuchen dir ein schönes zukünftiges Leben zu erbauen." Mit diesen Worten verließ sie meine vier Wände und traurig ließ ich mich in meine Kissen fallen.
Das hatte ja blendend funktioniert.
~
Mein Kopf lag auf dem Klavier und ich wartete auf Kay. Mom hatte mich 15 Minuten zu früh abgesetzt und ich saß einfach hier und hoffte, der Grünäugige würde gleich eintreten.
Hoffentlich würde er es schaffen meinen Tag ein wenig zu verschönern. Ich hörte seine Schritte vom Treppenhaus und im selben Takt begann mein Herz zu schlagen.
Als die Tür aufging, hob ich meinen Kopf an und sah zu Kay, der mit seinem Ärmel beschäftigt war. Erst, als er ihn nach oben gestülpt hatte, hob er seinen Blick an und suchte meinen. Ein Schmunzeln zeigte sich auf seinen Lippen, als er meine Wenigkeit zusammengekauert erblickte. "Schlecht geschlafen?"
Seufzend rieb ich mir übers Gesicht. Geschlafen hatte ich blendend. Ashtons Bett war der Wahnsinn. "Nein, nein. Nur Elternsyndrom", gab ich von mir, als ich zusah, wie Kay seine Jacke von den Armen gleiten ließ. "Kenn ich... Also... Ich kannte es mal." Ich rutschte zur Seite und Kay nahm neben mir Platz. Er klappte das Klavier auf und spielte spontan ein paar Töne.
Instinktiv schloss ich meine Augen und versuchte mich zu entspannen. Der Dieb schien zu bemerken, dass ich mich Scheiße fühlte und stoppte in seinem Spiel. "Sicher, dass es nur das Elternsyndrom ist?" Ich sah ihm ins Gesicht und war echt überrascht wirkliche Besorgnis zu erkennen. "Das Elternsyndrom kann einem richtig auseinander fetzen." Mein Kopf fiel in meinen Nacken und ich sah für kurze Zeit einfach an die Decke.
"Wegen gestern?" Ich nickte und legte meine Finger auf die Tasten. Flüchtig spielte ich wenige Töne von Lovley und sah, wie Kay seine Hände vom Piano nahm. "Sie sind richtig sauer, was mich aber viel fertiger macht, ist, dass meine Mom einfach nicht versteht, dass ich das nicht will."
Mit gequältem Gesichtsausdruck sah ich in sein schönes Gesicht und kämpfte damit ihm nicht gleich meine ganzen Sorgen aufzutischen. Ich wollte ihn nicht vergraulen. "Du hast es satt von ihr verformt zu werden...", stellte Kay fest und platzierte seine Hände auf seinem Schoß.
"Weißt du", Kay drehte meinen Kopf in seine Richtung und aufmunternd erzählte er, "Ich wollte immer, dass Toby auch Klavier spielen würde. Mein Wunsch war es, dass er dasselbe liebt wie ich, aber er bevorzugt nun mal das Zeichnen und Malen. Ich habe es akzeptiert und lasse ihn sein Traum leben. Das sollten deine Eltern auch tun."
Ich presste ein flüchtiges Lächeln auf meine Lippen und sah auf meine Hände. "Und du sagst, du seist kein guter Bruder." Kay schüttelte sein Kopf. "Das hat nichts damit zu tun. Jemandem seinen eigenen Willen zu lassen, hat was mit Respekt und Ehre zu tun."
Mein Blick senkte sich auf meine Finger, die nervös miteinander spielten. "Ich war eigentlich immer der Meinung, mein eigenes Leben zu führen, mich nicht verändern zu lassen, aber das stellt sich ziemlich schwer heraus, wenn nur der beste Freund dich so akzeptiert, wie du bist." Ashton unterstützte meine Meinungen und Entscheidungen immer. Es war wirklich niedlich und es zeigte mir, dass er mich wirklich ernst nahm.
Ich musste aber zugeben, dass es wahrscheinlich eher unpraktisch wäre, wenn er mir bei einem Raub oder so zusagen würde. Was er aber auf jeden Fall tun würde.
"Dann behalte ihn. Schau, dass du ihn nicht mehr hergibst. Manchmal ist ein einziger Freund viel besser, als die halbe Stadt, die dir am Arsch klebt." Ich spürte Kays Blick auf meinem Profil und als ich mich zu ihm drehte, hatte er seinen Kopf leicht schräg geneigt und er blickte auf mich herab. Trotz dem Sitzen war er immer noch viel größer als ich.
"Und weißt du," Eine Hand hob sich von seinem Schoß an. Ich erstarrte, als ich seine Finger an der Seite meines Kopfes spürte.
Ich beobachtete, wie er eine lose Strähne hinter mein Ohr strich, selbst seiner Geste Aufmerksamkeit schenkte und dann in meine Augen blickte.
"Ich wollte gerade was ganz poetisches sagen, habe es aber vergessen", gab der Kriminelle zu und seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Auch ich konnte mein Grinsen nicht verstecken und gefangen im Moment, legte ich meine Hand um sein Handgelenk, welches immer noch bei meinem Ohr war.
Kays Haar fiel ihm in die Stirn und als wäre die Zeit stehengeblieben, stoppten wir beide mit dem Gegrinse und sahen dem Gegenüber ins Gesicht.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro