Meine Mom hatte vor meiner Tür gepennt, was hieß, dass ich es nicht durch die Haustür schaffen würde.
Ich zog mir meine Schuhe über und hatte Ashton bereits geschrieben. Er würde bald vor meinem Haus halten und ich machte mich nun an etwas ran, wo ich nie dachte, dass ich das je machen würde.
Meine Klaviersachen hatte ich schon dabei und leider Gottes musste ich mich heute mit Mrs White zufriedengeben. Ich spielte mit dem Gedanken einfach nicht hinzugehen, denn so, wie ich meine Eltern kannte, hatten sie bestimmt bei ihr angerufen, damit sie mich im Schacht halten könnte.
Mit bebender Lippe blickte ich auf das Vordach, welches ich aus meinem Fenster betreten hatte.
Und wie würde ich jetzt da herunterkommen, ohne dass ich mir etwas brechen würde?
Ich schielte nach unten. Das waren sicherlich mindestens 3 Meter. Doppelt so groß, wie ich es war.
Als hätte Gott mich erhört, erkannte ich Ashtons Audi und Hoffnung leuchtete in meinen Augen auf. "Lust ein fliegendes Mädchen aufzufangen?" Bittend blickte ich auf den Lockenkopf runter und der stand vor dem Vordach. Er begann zu lachen und breitete seine Arme aus.
Ach du heilige Maria.
"Dass du sowas mal machen würdest, hätte ich nie gedacht", grinste mein bester Freund, als ich mich an die Kippe hockte. "Ich auch nicht!", kreischte ich und ließ mich fallen.
Der Lockenkopf fing mich sachte auf und langsam öffnete ich meine Augen wieder. Ich hatte sie zu, da ich nicht wirklich gut auf hohe Orte zu sprechen war.
Was sagte ich hier?
Ich hatte Höhenangst. Darüber zu sprechen machte mir nichts aus. Was mich störte, war, wenn ich sowas machen musste oder diese scheiß Lianen in der Schule hochklettern musste.
Ich hatte mich dann einfach immer verdrückt und gesagt, dass ich auf Toilette müsste und schlussendlich kam ich die ganze Stunde nicht mehr zurück.
"Du solltest einen Weg finden, dass du dich mit Kay verabreden kannst, ohne mit ihm zuerst Klavier zu spielen", gab Ash zu, als er mich auf den Boden setzte und neben mir zum Auto lief. Ich schüttelte schüchtern meinen Kopf und konnte den Wangenkuss von gestern nicht aus meinen Gedankengängen vertreiben. "Er hat kein Handy."
"Na und? Weißt du, wo er wohnt?" Ich schüttelte meinen Kopf und schnallte mich an. "Selbst wenn. Einfach vor seiner Wohnung auftauchen, wäre wahrscheinlich noch schlimmer, als das, was du gestern abgezogen hast." Leicht angepisst sah ich meinen besten Freund an und er verzog zuerst sein Gesicht, bevor er zu grinsen begann. "Gib es zu. Er mag mich."
Lachend legte ich meinen Kopf in den Nacken und drehte das Radio ein wenig leiser, damit ich Ash besser antworten konnte, ohne das ganze Auto kaputt zu schreien.
"Er findet dich verrückt, aber unterhaltsam", zitierte ich Kay und versuchte den roten Schimmer von meinen Wangen zu wischen. "Noch dazu war deine Aktion vielleicht gar nicht so dumm, denn irgendwie hat sich dadurch einiges verändert, was meine Einstellung gegenüber Kay betrifft."
Mit einem verwirrten Blick, bog Ashton links ab und abwartend sah er mich flüchtig an. "Vielleicht hattest du recht", fing ich an und rieb über meine Oberschenkel. Draußen war es gar nicht so kalt, aber trotzdem fröstelte es mir. "Vielleicht ist es Kay und nicht einfach der Kontakt zu einem Jungen."
Ich riss meine Augen auf, als Ashton die Bremse voll durchdrückte. Mir fehlte für kurze Zeit die Fähigkeit zu atmen und schockiert hielt ich mir die Brust. "Ich habe es doch gesagt!"
Eifrig drehte er sich in meine Richtung. Ihm war es anscheinend scheiß egal, dass wir mitten auf der Straße standen. "Das wird was!" Ich rieb mir meine Wangen, um ein schüchternes Lächeln zu verstecken.
Die Vorstellung, dass Kay etwas von mir wollen könnte, brachte mich ziemlich aus der Bahn. Ich hatte das noch nie. Alleine schon, dass Ashton und ich dieses Gespräch führten, kam mir ziemlich surreal vor. Das gab es noch nie.
"Selbst wenn..." Ich drehte mich zu Ash und deutete ihm, dass er weiterfahren sollte. "Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll."
Ashton schüttelte den Kopf, als er kurz hupte, da eine alte Dame bei Grün über die Straße torkelte. "Du machst am besten gar nichts. Sowas erzwingt man nicht. Wenn es passt, dann passt es und passiert von alleine."
Dass der Lockenkopf so weise war, überraschte mich. Mit offenem Mund sah ihm ihn an und er begann zu lachen. "Höre ich mich wie die Oma auf der Straße an?" Er sah genervt auf die Straße und hupte erneut. "Lauf, du Klappergerüst."
Ich boxte ihm auf die Brust und zeigte ihm, dass er nicht so unfreundlich sein sollte. Seine Welpenaugen sahen mir entschuldigend entgegen und unschuldig zuckte er mit den Schultern, als die ältere Dame es endlich über die Straße geschafft hatte.
Er wollte gerade anfahren, als er aber bemerkte, dass die Ampel nun rot zeigte. Genervt ließ er sich in seinen Sitz sinken und sah wieder zu mir. "Wie war eigentlich gestern, als du nach Hause gekommen bist?"
Seufzend lehnte ich meinen Kopf an die Kopflehne und sah an die Decke. "So, wie ich mir den Zweiten Weltkrieg vorstellen würde. Jade hat sich für mich geopfert und ist meine Mom angesprungen, als sie nach mir greifen wollte."
Ich sah wieder zu Ash, der belustigt über sein Gesicht strich. "Genau, wie ich die Harpers in Erinnerung habe." Ich begann zu lachen und zog an meinem Pullover, da der ein wenig hochgerutscht war. "Mit meinen Eltern habe ich es mir echt versaut", reklamierte ich, aber wenn ich jetzt so darüber nachdachte, wäre das irgendwann sowieso den Bach heruntergegangen.
Ashton parkierte vor dem Target, zusammen stiegen wir aus und gingen auf den Eingang zu. "Sie sind deine Eltern. Irgendeine Art von Liebe empfinden sie sicherlich für dich. Nur sind sie jetzt einfach ein bisschen enttäuscht, dass du dich gegen sie sträubst."
Wir betraten die Technikabteilung und Ashton sah sich verwirrt um. "Warum genau wolltest du hier hin?"
Ich griff nach einem Laptop und steuerte zur Kasse. "Um dir ein Geschenk zu machen." Ash wollte mich stoppen, aber meine Karte war schon durch den Scanner durchgezogen und der Laptop gehörte offiziell mir. "Den wünschst du dir schon eine Ewigkeit und ich finde, dass das, das Mindeste ist, was ich tun kann, nachdem was du alles schon für mich getan hast." Bei seinem Auto stoppte der Lockenkopf wieder und sah verdattert auf den Laptop, dem ich ihn in die Hand gedrückt hatte.
"Das kann ich nicht annehmen", mit gerunzelter Stirn wollte er mir das Ding wieder zurückgeben, aber ich blockte ab.
"Nimm es an." Ich drückte ihm das Gerät gegen seine Brust. "Sonst gibt's Schläge", scherzte ich und grinste ihm entgegen.
Zum ersten Mal seit ich von zu Hause verschwunden war, nahm ich mein Handy wieder zur Hand und schaltete den Flugmodus aus. Verpasste Anrufe hatte ich genug und die Nachrichten versuchte ich nicht einmal zu lesen, denn ich ging stark davon aus, dass es lauter Drohungen waren.
Ich liebte meine Eltern.
Ashton kam auf mich zu und schlang seine Arme um meine Wenigkeit. Ich spürte seinen Atem in meiner Halsbeuge und begann zu lächeln. "Danke." Er löste sich wieder von mir und sah mich liebend an. "Kein Ding, aber mach ihn nicht direkt wieder kaputt, wie den IPod, den ich dir vor 6 Jahren geschenkt habe."
Ash grinste, da er genau wusste, in was für Trouble mich das damals gebracht hatte, dass ich mit 11 Jahren das Geld meiner Eltern genommen hatte und eiskalt einen IPod damit gekauft hatte, nur um ihn dann Ashton zu schenken.
Wie ich an das Teil rangekommen war, wusste ich heute gar nicht mehr, aber ich denke, dass Jade mir dabei geholfen hatte. "Hab's verstanden." Ich lächelte und sah auf die Uhr.
Das Date mit Mrs White würde wohl ins Wasser fallen und es störte mich gleich null.
Ein Abend mit Ash klang viel attraktiver.
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