Thirty Three ~ I'm Sorry
Genervt, aber trotzdem ziemlich gut gelaunt, zog ich den Wäschesack in den Keller, denn unten waren unsere Waschmaschinen. "Meinst du, ich werde Mittwoch überleben?"
Mit dieser Frage stellte ich mich neben meine Schwester, welche genau den gleichen Blick aufgesetzt hatte. "Kannst du denn die Lieder, die du können musst?" Ich nickte zustimmend.
Kay und ich hatten Lovely komplett abgeschlossen und Heaven war um einiges einfacher und wir beide wussten mittlerweile, wie ich am einfachsten lernte.
"Dann sollte schon alles gut gehen. Wenn nicht... Hast du halt Pech gehabt, aber das Leben geht weiter." Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern und nahm meine Wäsche entgegen.
Sie seufzte erschöpft und drehte sich kurz zu mir, als die mein Gesicht musterte. "Wie hast du das hinbekommen?"
Sie kratzte ihr Kinn, welches eine kleine Schramme hatte, da der Sprung auf meine Mutter wohl mehr Schaden an Jade angerichtete hatte, als bei Mom.
"Das mit Mom und Dad?" Meine Schwester nickte.
"Hundeblick bei Dad und dieser hat Mom wie ein gebrochener Welpe angeschaut." Diese Taktik hatte Jade mir beigebracht. Männer waren viel einfacher zu manipulieren, was bei meinem Dad wirklich einfach war.
"Es ist schön zu sehen, dass deine Birne doch etwas beibehalten hat, was ich dir beigebracht habe." Sie schmunzelte und stopfte die getrennte Kleidung in die Waschmaschine.
Als sie die Maschine richtig eingestellt hatte, liefen wir hintereinander wieder die Treppen hoch und ich blickte auf meine Hände.
Als wäre er hier, spürte ich seine großen Hände auf meinem Handrücken, wenn wir Klavier spielten und ein Kribbeln breitete sich in mir aus.
Jetzt war es zu spät. Ich hatte verloren.
Also, ich hatte nie wirklich dagegen angekämpft, aber ich hatte immer meine Zweifel.
Jetzt war ich mir aber im Klaren. Ashton hatte recht.
Ich war verknallt.
Ich hatte Gefallen an dem Typ, der mir das meiste unbewusst eingebrockt hatte, gefunden.
Der Dieb hatte mein Herz in der Hand und ich hoffte, dass er es nicht fallen lassen würde, denn das war eine Gefahr, die das Schwärmen mit sich brachte.
Ja, du fühlst dich umwerfend, du bist verknallt, aber denkst du auch daran, wie weh es tun wird, wenn das alles ein Ende nimmt?
Nein...
"Alles okay?" Ich blickte auf und zuckte mit den Schultern. "Wie heißt er?" Zuerst wollte ich meine Augen aufreißen, doch bändigte mein Verhalten, sonst hätte ich mich selbst verraten. "Was?"
"Du siehst so aus, als würde ein Junge mit deinem Kopf kämpfen. Wer hat es geschafft in das Herz meiner kleinen Schwester zu wandern?"
Ich schüttelte meinen Kopf und blickte ins Wohnzimmer, wo meine unsere Eltern saßen und arbeiteten.
Gab es dafür nicht ein Büro oder so?
"Du liegst falsch. Da gibt es niemanden", grummelte ich und sah meiner Schwester flüchtig in die Augen. "Wenn du mich entschuldigst. Ich muss in 30 Minuten bei der Musikhalle sein, denn ich muss für die tolle Aufführung üben."
Übermotiviert begann ich zu grinsen und meine Schwester konnte zusehen, wie der Sarkasmus aus meinem Mund tropfte.
"Viel Spaß beim Üben."
Ich winkte dankend ab. Den werde ich haben.
Mit großen Schritten rannte ich die Treppen hoch und zog mich dem Wetter angepasst um. Ich hatte keine Lust zu frieren. Mit dem Mantel über dem Arm stand ich dann im Türrahmen und sah zu, wie meine Mutter sich aus dem Sofa stemmte und zur Garderobe lief.
Ich konnte ihr doch ansehen, dass ihr das ganze Kontrollieren selbst auf die Nerven ging.
Also warum nahm sie es dann auf sich, mich überall hinzufahren?
Ach ja... Weil ich ja so eine tolle Tochter war.
~
"Was ist passiert?" Überfordert blickte ich in Kays Gesicht, welches schön an Farbe zugelegt hatte. Nein, nicht braun...
Eher rot und violett.
Seine linke Augenbraue war mit einer Platzwunde verziert und an seinem rechten Wangenknochen erkannte man, dass sich eine Faust in sein schönes Gesicht gewagt hatte.
"Kleiner Streit", murmelte er, als er sich übers Gesicht strich und seinen Blick von mir abwendete. "Wird schon wieder." Ich wollte noch etwas sagen, hielt es aber zurück, als ich erkannte, dass Kay nicht darüber sprechen wollte.
Direkt erklangen die ersten Töne von Heaven und ich stieg mit ein.
Es fiel mir wirklich, um einiges einfacher dieses Lied zu lernen und Kay wusste echt, wie man mir das Lernen schmackhaft machen konnte.
Mit seinen grünen Augen blickte er mich immer wieder stolz an und gab mir somit das Selbstvertrauen, dass mir Mrs White genommen hatte.
"Wenn du mal darüber nachdenkst... Vor zwei Wochen meintest du noch, dass du es nie schaffen würdest." Ich drehte meinen Kopf zu Kay, welcher seitlich auf mich herabblickte.
Ich nickte kläglich. "Vor zwei Wochen wusste ich ja auch noch nicht, dass Klavier Spaß machen kann. Das habe ich aber dir zu verdanken." Mit einem schüchterten Glitzern in meinen Augen sah ich mir das wunderschöne Muster in seinen genauer an und wartete auf eine Reaktion.
"Du hast recht. Mit mir als Lehrer kann es einfach nur gut enden", lobte er sich selbst und ein spielerisches Grinsen verzierte seine Lippen, welche vollständig verheilt waren und in meinen Augen ziemlich einladend aussahen.
"Schön, dass dein Ego sich auch noch ein wenig gesteigert hat. Dann hatten wir beide etwas von diesem Deal."
Ich nahm meine Finger von den Tasten und legte meine rechte Hand auf meinen Mund, als ich es nicht verhindern konnte und laut gähnte. "Müde?"
Ich nickte und schloss kurz meine Augen. "Kann irgendwie kaum noch schlafen. Bin jetzt schon nervös wegen der Eröffnung."
Kay lachte leise und schwang einen Arm über mich drüber. Auf der anderen Seite meines Körpers sah ich seine Hand, welche sich auf dem Hocker abstützte und blickte wieder zu Kay, welcher sich zu mir heruntergeneigt hatte. "Es gibt doch gar keinen Grund nervös zu sein. Du kannst schon fast alles."
Eine Strähne seines karamellfarbenen Haar hing ihm in die Stirn und ich spürte sein Atmen in meinem Gesicht. Das zeigte mir, wie nahe wir uns gerade waren.
"Ich bin aber nicht wirklich eine Person, die gerne vor vielen Leuten ist und dazu schauen mir mindestens 100 Leute beim Spielen zu. Ich möchte dich daran erinnern, dass Klavier spielen nicht meine beste Fähigkeit ist."
Kay schüttelte den Kopf. "Einfach spielen und gar nicht auf die anderen achten."
"Es ist einfacher gesagt, als getan", grummelte ich und wandte mich von ihm ab, denn seine Anwesenheit ließ mich Schwindel fühlen.
"Wirst du dort sein?" Ich sprach diese Frage eher gleichgültig aus, aber innerlich war ich mir im Klaren, dass mir seine Anwesenheit eine Menge Angst nehmen würde.
Als ich keine Antwort bekam, drehte ich mich wieder zu ihm. Er saß dort und schien nachzudenken.
"Ich glaube, das geht nicht. Ich kann schlecht in eine Veranstaltung einbrechen."
Meine Enttäuschung war mir wohl ins Gesicht geschrieben, denn Kays Augen nahmen an Fürsorglichkeit zu.
"Aber wie wäre es, wenn wir uns nach deinem Auftritt hier treffen? Dann kannst du mir erzählen, wie es war und wie stolz deine Eltern auf dich waren."
Ich schloss meine Augen und lächelte wissend, denn mir blieb der kindliche Unterton in seinem Vorschlag nicht erspart. "Ich bin kein kleines Kind mehr. Du kannst normal mit mir reden."
"Ach echt? Bist du das? Wo bleiben denn die extra 10 cm an Körpergröße?" Ich kicherte und schlug ihm schüchtern gegen die Brust.
Die Atmosphäre hatte sich extrem schnell umgeschaltet. Meine Hand, die ich langsam wieder zurückziehen wollte, wurde von seiner großen umgriffen und als ich aufsah, bemerkte ich, wie nah mir der Dieb war.
Ohne mir dabei etwas zu denken, neigte ich meinen Kopf leicht zur Seite und lehnte mich ein wenig nach vorne.
Kays Atem prallte auf meinen Lippen ab und meine Augen flackerten immer wieder auf und zu.
Mich haute es fast vom Hocker, als ich sein Haar an meiner Stirn spürte und sich unsere Nasen ganz leicht berührten.
Meine Brust hob und senkte sich unregelmäßig und ich öffnete meine Augen, als ich merkte, dass sich ein Kloß in meinem Hals bildete.
Ich erinnerte mich an Ashton, welcher mir mit Fäusten gedroht hatte, wenn ich einen Rückzieher machen würde, denn er wusste, dass ich es auch wollte.
Ich schielte auf Kays Lippen, welche leicht geöffnet waren und gleichmäßig aus- und einatmeten.
Warum schien er so gelassen?
Konnte er einfach gut schauspielern oder juckte es ihn so ziemlich gar nicht?
Ich fühlte mich komisch, als meine linke Hand einfach allein auf meinem Schoss chillte, darum hob ich sie an und legte sie in seinen Nacken, welcher eine Gänsehaut bekam.
Der Anblick von seiner Gänsehaut verabreichte mir Gänsehaut und instinktiv zog ich ihn näher an mich ran.
Würde ich mich trauen?
Wollte Kay das überhaupt?
Unsere Stirnen berührten sich und tief atmete ich ein, als...
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