Six ~ Starfish
Es schüttete wie aus Eimern und verzweifelt hielt ich mir meine Tasche über meine Birne. Eigentlich war ich der Meinung, dass gestern ein scheiß Tag war, aber dieser hatte ihn definitiv übertroffen.
Meine Finger waren taub und mein Shirt klebte an meiner Haut. Als wäre ich nicht schon gestresst genug, begann mein Handy auch noch zu vibrieren. Ich war dazu gezwungen meine Tasche von meinem Kopf zu nehmen und die Tropfen schlugen auf mich ein.
Ash grinste mir entgegen und mit einem wohligen Gefühl hielt ich mir mein Handy ans Ohr. "Bleib stehen. Ich hol dich doch ab."
Er begrüßte mich nicht einmal und ich kicherte, da ich es einfach genial fand, dass er wusste, dass ich vom Regen misshandelt wurde und sicherlich noch nicht zu Hause war. "Du weißt nicht einmal, wo ich bin", lachte ich und drehte mich einmal, als ein Auto neben mir hielt. "Doch tu ich. Steig ein, Cutie." Ash blickte mir entgegen und mit dem Kopf schüttelnd setzte ich mich in seinen Audi. "Oh wow, Honey... Du bist ja komplett durchnässt. Du ruinierst mein Auto."
Ich warf meine Tasche auf die Rückbank und rieb mir mein Haar aus dem Gesicht. Hier war ich ziemlich froh nicht allzu langes Haar zu haben. Die Länge, welche es jetzt hatte, war praktisch, aber trotzdem schön. Mein goldbraunes Haar klebte an meinen Wangen und hatte die Farbe dunkelbraun angenommen. Meine Mutter würde mich zur Sau machen. Sie verstand nie, warum ich keinen Schirm mitnahm, aber immer, wenn ich einen mitgenommen hatte, regnete es nicht einmal, also gab ich es einfach auf.
"Es wird es schon überleben..." Ich schnallte mich an und drehte das Radio ein wenig lauter und murmelte den Text zu Youngblood mit.
Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Ash mich grinsend und wissend anblickte und ich begann auch zu grinsen. Klavier spielen war vielleicht nicht mein Spezialgebiet, aber trotzdem genoss ich die Musik.
Die Tropfen, die auf die Scheibe prallten, verstärkten die dramatischen Liedtexte nur noch mehr und mein Fuß bewegte sich im Takt. Nach einer Weile sah ich auch Ash mit nicken und begann zu Lachen. Es sah einfach genial aus. Ash war sich dessen bewusst und begann auch zu Lachen.
In diesem Moment, hier mit Ash vergaß ich meine Suspension, mein Aufeinandertreffen mit dem Dieb und vor allem die Angst vor der Aufführung. Mit einer flüssigen Handbewegung unterstrich der Lockenkopf sein Gemurmel und verzog sein Gesicht, um seine Gefühle und Schmerzen mit den Lyrics zu zeigen.
Ich lachte auf und hielt mir meine Hand vor den Mund. "Schön, dass du auch mit purer Hässlichkeit Freude am Leben hast", grunzte Ash und bog rechts ab in unsere Vorfahrt. "Möchtest du noch mit hereinkommen?"
"Ist das der Moment, wo wir nach monatelangem Warten endlich miteinander schlafen?" Mit weitgeöffneten Augen erstarrte ich in meiner Bewegung aus dem Auto zu steigen. Ash sah mich abwartend an und sein Mund zuckte leicht.
Er prustete drauflos und schnallte sich ab. "Dann natürlich gerne." Er lachte mir entgegen und ich versuchte seine Aussagen einfach zu ignorieren. Ich hatte die Haustür nicht einmal zur Hälfte geöffnet und der Kopf von meiner Mutter schnellte aus der Küche. "Wie läuft's? War der Unterricht gut?"
Ja... auch hallo...
"Bestens..." Ich stülpte meine Schuhe von meinen Füßen und wartete im Türrahmen auf Ash. Der stellte sich neben mich und meine Mutter begann zu grinsen. "Ashton! Hallo! Wie geht's?"
"Ja... ganz gut", zuckte er mit den Schultern und nahm meine Mom kurz in den Arm. Er fokussierte sich aber wieder auf mich sah und glitzerte mich abwartend an. "Wir haben schon ohne dich gegessen, aber Jade hat dir was zur Seite gelegt. Du kannst das sicher mit Ashton teilen. Du isst ja fast nichts." Sie sah mich tadelnd an. Es war klar, dass Jade gekocht hatte. Warum würde meine Mutter auch Kochen? Sie war viel zu beschäftigt. Die Firma sorgte für einen vollen Kalender. Das letzte Mal, als sie gekocht hatte, war zu meinem 15. Geburtstag. Jetzt war ich 17 und aß täglich die Kost meiner großen Schwester.
Meine Mom schob meinen Teller in die Mikrowelle und tat so, als hätte sie eine Ahnung bei dem, was sie projizierte. Die zwei Minuten, die wir warten mussten, verbrachten Ash und ich damit, uns gegenseitig anzustupsen und zu nerven. Meine Mom begutachtete uns gar nicht mehr, da ihr Telefon klingelte. Sie verschwand also im Wohnzimmer und Ash packte mich. Wir kannten uns schon seit wir ganz klein waren, denn er war derjenige, der mich dazu brachte, die Puppe von der Zicke zu vernichten. Er hatte also immer schon einen guten Einfluss auf mich.
Ich erinnerte mich an die Zeit zurück, wo er sich noch nicht bewusst war, dass er Jungs mochte und grinste, da er einmal der Meinung war, dass er in mich verliebt war. Heute fand ich es süß, aber um ehrlich zu sein, wollte kein Mädchen hören, dass der Junge, der dich mochte sich als Homosexuell entpuppte.
Ich sah aber darüber hinweg und genoss die Tatsache, dass ich den berühmten, schwulen, besten Freund hatte, der in vielen Büchern fabelhaft beschrieben wurde. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und wandte mich in seinen Armen, denn ich war verdammt kitzlig. Ash wusste dies natürlich und versuchte mit dieser Aktion eine größere Portion von meinem Teller zu ergattern. Diese würde er sowieso bekommen, da ich nicht wirklich hungrig war.
Die Mikrowelle piepste und mit einem Lappen zog ich den Teller gekonnt und schnell aus dem Mini-Solarium. Die Pasta dampfte ein wenig und Ash holte das Besteck. Mit leisen Schritten schlichen wir uns zur Treppe. Es war verboten im oberen Stock zu essen, aber gerne brach ich diese Regel.
Oben konnte ich mit Ashton laut und ungestört sprechen. Egal über was. Über Jungs... Über Mädels. Über den Geschichtslehrer oder über Mission Ilaria. So nannte Ash sie. Er hatte sich das Ziel gesetzt mir einen Jungen zu suchen, der auf mich aufpassen, keine Gefahren mit sich bringen würde und mich lieblich und gentlemanlike behandelte.
Ich konnte ihm da nicht wirklich widersprechen, da eigentlich jedes unschuldige Mädchen von so einem ersten Freund träumte. Ash fokussierte sich also vollkommen auf die Mission, während ich versuchte Klavier zu lernen und mit der Schule durchzukommen, aber das Letzte konnte ich jetzt wohl streichen. "Bleib über Nacht", murmelte ich, als ich mich an der Pasta verbrannte. Ash nickte bloß und nahm eine Gabel in den Mund. Sein Mundwerk war schon etwas abgehärtet... und das in mehr als nur dieser Weise.
"Aber nur unter einer Bedingung...", der Lockenkopf setzte sich auf und zog an seinem Shirt, da es viele Falten hatte vom Liegen. "Ich penne hier und du pennst dort." Er zeigte auf das Minisofa, dass neben meinen Bücherregalen stand und ich verzog angewidert mein Gesicht. "Muss das sein?" Ash nickte bloß und aß eine weitere Gabel. "Das Ding ist viel zu klein für mich. Ich breche mir fast den Rücken, wenn ich darauf schlafe."
"Du bist aber nur einen halben Kopf größer." Diesen Satz brachte ich immer, wenn es darum ging mit mir zu tauschen. "Ja, das heißt, einen halben Kopf weniger Platz für mich und mehr für dich, also Deal." Er hob meine Hand an und schlug ein, als hätte ich eingestimmt. Ich hatte es noch nicht einmal gewagt meinen Mund zu öffnen, da lächelte Ash, "So macht man doch gerne Geschäfte."
Er legte sich wie ein Seestern auf mein Bett und sah mir zu, wie ich den Teller auf meinen Nachttisch stellte. Als ich mich zu ihm drehte, bemerkte ich den traurigen Ausdruck auf seinem schlanken Gesicht.
Natürlich.
Ich hatte es vollkommen vergessen. Heute hatten sich seine Eltern amtlich getrennt. Ich war nie wirklich gut mit Worten, also kuschelte ich mich bloß an meinen Seestern.
Er kicherte anhand meiner Tat und legte einen Arm um mich. "Danke für die Kuscheleinlage."
"Nichts zu danken."
Falls es jemanden interessiert, wie ich mir Ashton vorstelle...
Alright... Bye
<3
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