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17 | Das, in dem ich Schokolade brauche

Der Montag war aus gutem Grund der Tag der Woche, den ich am wenigsten leiden konnte. Zunächst das Offensichtliche: Montag hieß, dass das Wochenende nun endgültig vorbei war und das nächste Wochenende noch viereinhalb Schultage entfernt war. Der Wecker klingelte uns unbarmherzig um sechs Uhr aus den Betten. Jedenfalls Mom und mich. Paul war immer noch krankgeschrieben und Großmutter Adelaide konnte nichts und niemand aus der Ruhe bringen. Sie schlief wie ein Stein. Eine Abrissbirne hätte ein riesiges Loch in die Wand reißen können und sie hätte es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt.

Dazu kam die Sorge um Emma. Würde sie heute wieder in die Schule kommen? Wie würde sie reagieren und wie konnte ich ihr möglichst unauffällig (falls Eva in der Nähe war) klar machen, dass ich für sie da war? Oder würde sie überhaupt mit mir reden wollen? Das war die größte meiner Sorgen. Emma würde in die Schule kommen, sich aber von Eva und mir abkapseln. Das konnte und wollte ich nicht zulassen. Diese Befürchtung machte den Montag zu einer einzigen Achterbahnfahrt an Gefühlen.

In meinem Fall gab es noch eine weitere Sache, die den Montag so unerträglich machte. Der Deutschunterricht in den ersten beiden Stunden. Ich saß zwar jetzt neben Eva in der letzten Reihe, starrte aber trotzdem alle paar Sekunden auf seinen Rücken. Natürlich war das bei weitem besser als sein nervöses Fußtippen oder den wippenden Stuhl aus dem Augenwinkel sehen zu müssen, doch mein Herz stolperte dennoch unbeholfen, wie ein Kind, das seine ersten Schritte tat, obwohl ich es versuchte zu verhindern. Wie ich diese verstrubbelten Haare und das perfekt sitzende schwarze Shirt hasste und doch nicht hassen. So sehr ich mich auch bemühte.

Ich war mir sicher, dass Frau Lammer meine mangelnde Konzentration und meine fehlende Mitarbeit nicht mehr lange akzeptieren würde. Dann würde sie mich erneut nach vorne holen. Mir graute vor dem Tag. Sehr gut also, dass ihr dieser Gedanke noch nicht gekommen war. Aber der Gedanke an die wiederhergestellte Sitzordnung in naher Zukunft war an diesem Montag auch mein kleinstes Problem. Warum nur wurde ich das Gefühl nicht los, dass mein Leben zurzeit nur aus Problemen bestand? Anstatt mit einer Doppelstunde Deutsch, begann der Tag mit einer Versammlung der Abschlussklassen in der Mensa. Eigentlich hätte ich mich darüber freuen müssen, doch Emma war nicht erschienen. Ich hatte Bauchschmerzen.

„Sie hat sich für heute krankgemeldet.", sagte Frau Lammer, als ich sie darauf ansprach, doch an ihrem Tonfall merkte ich, dass auch sie sich Sorgen machte.

„Chrm, chrm." Herr Kowalski, unser Schulleiter, hatte einen Rücken so breit wie der eines Stiers. Wenn er wütend war, sah er sogar fast so aus wie einer. Wie die Cartoonversion, der immer Qualm aus den Nüstern stieg, wohlgemerkt. Jetzt schien er allerdings ungewohnt bester Laune zu sein. Er hatte sich autoritär vor uns aufgebaut und wartete, dass wir alles unsere Plätze eingenommen hatten und die Gespräche ein Ende fanden. Fragend zog ich eine Augenbraue in die Höhe. Eva zuckte genauso ratlos mit den Schultern. Der Platz neben mir blieb frei. Mein rechter, rechter Platz ist frei... Mein Herz zog sich krampfhaft zusammen.

„Liebe Schüler und Schülerinnen der Abschlussklassen.", begann Herr Kowalski mit tiefer Bassstimme, die nicht wenige Schüler automatisch abschalten ließ. So wie sie es aus seinem Biologieunterricht gewohnt waren.

„Ihr könnt euch wahrscheinlich schon denken, warum ihr heute in die Mensa gerufen worden seid. Und ich verspreche euch, es wird auch nicht lange dauern. Dann könnt ihr wieder in den Unterricht zurückkehren."

Missmutige Seufzer erfüllten die Mensa. Ich wusste, was die Parallelklasse dachte. Sie hatten Mathe bei Herr Ratschek, einem finster dreinblickendem Kerl, der sich zu jeder Tageszeit in seinem Klassenzimmer verschanzte. Er konnte jedem Angst einjagen, wenn er wollte, selbst dem Lehrkörper, deswegen ließ man ihn erst auf die Oberstufe los. Bis zur zehnten Klasse hatte ich nicht einmal gewusst, dass er existierte. Auf dem Rückweg würde sich seine Klasse so viel Zeit lassen, wie es nur ging, so viel stand fest. Herr Kowalski fuhr ungerührt fort.

„Euer letztes Jahr an unserer Schule geht bald zu Ende und das bedeutet eine Menge Arbeit. Nicht nur für euch, sondern auch für uns. Wir müssen Klausuren vorbereiten, eure Noten vergeben und den ein oder anderen dazu motivieren, einen letzten Vortrag zu halten, um die vier minus auszumerzen." Sein Blick glitt zu Malte. Der lachte nur verschmitzt.

„Aber euer letztes Jahr bedeutet nicht nur Arbeit. Es wird auch ganz schön traurige Momente geben. Ihr werdet eure Lehrer und Lehrerinnen verabschieden, auch wenn ich mir sicher bin, dass ihr bei manchen Lehrern sehr froh sein werdet, sie endlich losgeworden zu sein. Eure Freunde werden unterschiedliche Wege einschlagen. Wir werden nicht immer dieses eingespielte Team sein können." Stille breitete sich aus. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund bekam ich eine Gänsehaut. Ich dachte an Emma. Auch unsere Wege würden sich trennen, sobald wir die Schule hinter uns ließen.

„Lasst euch gesagt sein, wir lassen euch nicht gerne gehen, denn auch uns seid ihr", er grinste wieder Richtung Malte, „mehr oder weniger, ans Herz gewachsen."

Ich atmete tief durch. Wenn er gewollt hatte, dass ich mich noch schlechter fühlte, als ich mich ohnehin schon fühlte, dann hatte er sein Ziel erreicht. Unter dem Tisch ballten sich meine Hände zu Fäusten und meine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in meine Handballen. Besser so, als vor der gesamten Oberstufe in Tränen auszubrechen.

Unser Schulleiter redete mindestens noch eine Viertelstunde über den Ernst des Lebens und was ein guter Schulabschluss bei Bewerbungen alles ausmachen konnte. Ich musste wohl nicht anmerken, dass die Hälfte der Schüler schon nach einer Minute seines Sermons vor sich hindöste. Mich eingeschlossen. Dann erst kam der Teil, der uns alle interessierte. Die Abschlussfahrt.

„Wir sind dieses Jahr ein ungewöhnlich großer Jahrgang mit sechs Abschlussklassen. Deswegen mussten wir mit der Planung etwas umdisponieren. Demnach werden jeweils zwei Klassen zusammenfahren. Die 12a und 12b fahren zusammen unter Herr Fries und Herr Ratschek in die Toskana."

Ein Raunen ging durch die Menge. Herr Fries war bekannt dafür, dass er endlose Stadtführungen machte und jede noch so kleine kulturelle Attraktion besichtigte. Und Herr Ratschek (der natürlich nicht anwesend war, denn er verließ seine Räumlichkeiten äußerst selten) war eine Klasse für sich. Die Gesichter sprachen Bände.

„12c und 12d fahren mit meiner Wenigkeit", an der Stelle wurde das Seufzen noch lauter „und Frau Decker nach England. Nach London, um genau zu sein, auch wenn wir nicht die ganze Woche dortbleiben werden."

Immerhin besser als die Städtetour in die Toskana. London war schließlich bekannt für seine Pubs und die meisten waren mittlerweile über 18. Die üblichen Übeltäter grinsten sich bereits breit an. Ich schätzte das mindestens zwei von ihnen nach Hause geschickt werden mussten. Frau Decker war nett. Sie hatte die Keramik-AG in der fünften Klasse geleitet, zu der ich so gerne gegangen war.

„Und die letzte Fahrt von 12e und 12f wird von Frau Lammer und Herr Kastor beaufsichtigt."

An der Stelle horchte ich wieder auf. Das würde meine Abschlussfahrt sein. Die letzte Klassenfahrt mit der Schule. Ein letzter Ausflug mit den Menschen, mit denen ich die letzten acht Jahre in den verschiedensten Klassenzimmern verbracht hatte. Der Kloß in meinem Hals wurde größer. Neben mir reckte Eva den Hals, um nichts zu verpassen.

„Diese Fahrt geht nach Spanien. In die Nähe von Barcelona."

Wie viele andere wollte ich mich freuen. Doch dann fiel mir siedend heiß ein, dass unsere Abschlussfahrten alle im März stattfinden würden. Es würde noch viel zu kalt sein, um schwimmen zu gehen.

„Warum liegen die verdammten Abschlussfahrten denn immer so scheiße.", raunte ein Mädchen neben mir ihrer Freundin zu, die die Lippe schmollend nach vorne geschoben hatte.

„Ich finde es viel besser, wenn wir uns selbst aussuchen könnten, wohin wir fahren wollen. Ich würde viel lieber nach Spanien fahren als mit Quadratzahlen-Fries in die Toskana.", antwortete ihre Freundin bitter. Ich konnte es nicht verhindern, ich musste kichern. Herr Fries ließ seine Schüler gerne vor Beginn der Stunde aufstehen und fragte die Quadratzahlen ab. Wer richtig antwortete, durfte sich wieder hinsetzen. Es war ein schreckliches Spiel, das diejenigen lobte, die schneller waren. Mit Wissen oder Können hatte das meiner Meinung nach nichts zu tun. Man fühlte sich nur schlecht, wenn man am Ende als einer der letzten übrigblieb.

„Ob sich Emma darüber freuen wird? Was denkst du?" Evas Frage riss mich wieder in die Gegenwart zurück. Ich tat so als müsste ich meine Schuhe neu binden. Ich wollte nicht, dass sie mein Gesicht sah, denn ich glaubte, sie konnte Menschen lesen, genauso wie die Bücher, die sie in jeder Mittagspause las. Aber wahrscheinlich hätte selbst mein Bruder mit der Einfühlsamkeit eines Steins, gewusst, was in mir vorging. Die Schule fühlte sich ohne meine beste Freundin merkwürdig leer an.

Herr Kowalski erklärte die Versammlung für beendet und das Inferno aus nach hinten rückenden Stühlen wurde lauter. Auch Eva und ich rafften uns auf, zurück in den Unterricht. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich fühlte mich beobachtet und ließ den Blick daraufhin nach dem Grund suchend durch die Mensa schweifen. Ich hätte mir denken können, dass nur eine Person dieses Gefühl in mir hervorrufen konnte. Er stand zwei Tische weiter und betrachtete mich aufmerksam. Fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe. Er hatte mich durchschaut und ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen oder ärgern sollte. Wahrscheinlich letzteres.

Mit den Lippen formte er nur einen Namen. „Emma?"

Auch er hatte ihr Fernbleiben bemerkt. Meine Wangen wurden warm und ich schaute weg. Ich hätte mir wahrscheinlich Gedanken darüber machen sollen, wie es kam, dass er - offensichtlich als einziger - meine Sorgen um Emma durchschaut hatte, auch wenn er unmöglich den Grund dahinter kennen konnte. Wie kam es, dass er wusste, wie ich mich fühlte, wenn ich doch so hartnäckig versuchte, meine Gefühlte zu verbergen? War ich unvorsichtig gewesen und hatte ihn unabsichtlich hinter meine Fassade blicken lassen? Und warum hatte mich Eva dann nicht darauf angesprochen? Wartete sie wohlmöglich auf den passenden Augenblick, der nie kommen würde?

Schon wieder kündigten sich Kopfschmerzen an. Wahrscheinlich waren sie nie ganz weg gewesen, sondern hatten sich lediglich zurückgezogen, um dann mit voller Wucht zuzuschlagen. Meine Hand schoss an meine Schläfe und ich massierte die drückende Stelle unbeholfen.

„Alles klar?"

„Geht gleich wieder. Sind nur Kopfschmerzen."

„Nicht, dass du dich am Freitag bei Emma angesteckt hast."

Ich lächelte gequält. Eva war so lieb. Sie bot mir ein Stück ihrer Notfall-Schokolade an, welche sie anscheinend jeden Tag im Rucksack mit sich trug.

„Das hilft immer, wenn es mir schlecht geht.", sagte sie und brach ein Stück ab. „Aber du hast es jetzt nötiger."

Ich knabberte an meiner Schokolade und unterdrückte gerade so ein schweres Aufseufzen. Wie schön wäre es, wenn sich meine Probleme und Sorgen einfach durch ein kleines Stück Schokolade auflösen würden.

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