Kapitel dreizehn - Andeutungen, die dich augenblicklich sterben lassen
Hätte Kara es gekonnt, hätte sie Clint am liebsten die Erinnerung an ihren halb-verheulten, halb-highen Blick letzte Nacht erspart.
Sie wusste nicht mehr genau, was in sie gefahren war, aber als sie am nächsten Morgen wieder auf der Pritsche aufwachte. Während Clint in einer ungemütlich aussehenden Position auf einem Stuhl immer noch schlief, konnte sie nur daran denken, was sie am vorigen Abend gedacht hatte. Die Blicke, die sie ihm letzte Nacht zugeworfen hatte - sie wäre am liebsten auf der Stelle tot umgefallen.
Jetzt, da die Wirkung des Schmerzmittels nachgelassen hatte, kamen auch die Schmerzen zurück. Ihr Arm brannte wie Hölle, aber wenigstens erinnerte sie es daran, dass das hier kein Traum war. Sie war wirklich so bescheuert gewesen, nur falsch über ihn zu denken.
Er ist verheiratet, rief sie sich zurück in den Geist. Und ich will sowieso nichts von ihm.
Punkt.
Bevor sie sich damit noch verrückt machte, begrub sie diesen Gedanken und konzentrierte sich lieber auf ihre brennenden Innereien. Und wenn sie ehrlich war, das sollte auch eigentlich ihr größtes Belangen sein.
Es klopfte an der Tür und Kara war froh über die Ablenkung.
"Herein."
Die Klinke drückte sich runter, und ein Agent, der sich ihr als "Conrad Vanasse" vorgestellt hatte, kam herein.
"Entschuldigung für die Störung, Agent Richards, aber haben Sie zufällig Agent Barton gesehen?", kam er direkt zum Punkt, blieb aber mitten im Ton hängen, als er besagten Agent neben ihrer Pritsche schlafen sah. "Ah."
Kara presste ihre Lippen aufeinander. Sie konnte förmlich sehen, was Agent Vanasse von ihr dachte. Ein gewisser Ruf ging ihr zuvor - ihr SO war der berühmte Clint Barton, welcher schon einige Geschichten mit den Frauen, mit denen er gearbeitet hatte, teilte, die nicht alle platonisch endeten -, würde Agent Vanasse irgendeine Art von Gossip-Lust in sich tragen, konnte sie sich bereits begraben, bevor die Sonne wieder unterging.
"Uhm, sagen Sie ihm, wenn er aufwacht, dass wir uns im Gemeinschaftsraum befinden. Ja, danke." Und dann war er auch schon wieder weg.
Am liebsten hätte sie sich erschossen.
Sie setzte sich auf und rieb sich ihre Schläfen.
"Fuck."
"Was ist?", ertönte auf einmal Clints Stimme neben ihr, was sie zusammenzucken ließ.
Wie viel hatte er von der Situation mitbekommen?
"Nichts", log sie. "Nur Kopfschmerzen."
"Immer noch?"
Er umfasste ihren linken Arm, der augenblicklich anfing zu kribbeln, als würden tausend Ameisen über ihn laufen. Was war denn auf einmal los mit ihr? Solche Probleme hatte sie doch sonst nie mit ihm gehabt. Wieso jetzt?
"Hey, was ist los?"
Schnell entzog sie sich wieder seiner Hand, was ihn dazu brachte, seine Augenbrauen zusammenzuziehen.
"Kara?"
"Bitte nicht", brachte sie lediglich aus sich heraus. "Die Agenten brauchen dich."
"Und du bist einer von ihnen."
"Clint, ich meine es ernst."
"Ich auch."
Er wagte es ihr in die Augen zu sehen und Kara bereute es, jemals in seiner Anwesenheit den Mund aufgemacht zu haben. Etwas in ihrem Inneren wollte, dass sie sein Gesicht berührte.
"Kara", hauchte er ihren Namen und sie verlor fast ihren Verstand.
Sie bemerkte, wie er ihr näher kam. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Und hielt ihren an.
Sollte sie den letzten Schritt wagen?
Zu ihrem Bedauern wurde ihr die Entscheidung abgenommen - in der Sekunde, in der Clint aussah, als wollte er sie wirklich küssen, klopfte es an der Tür und die zwei fuhren auseinander wie Teenager.
Kara räusperte sich, wagte keinen Blickkontakt mit Clint, der sich schneller zurückgezogen hatte, als eine angegriffene Raumkatze. Manchmal wünschte sie, keiner würde andauernd etwas von ihr wollen. Aber auf der anderen Seite, vielleicht war es auch besser so.
"Herein", sagte sie mit erhobener Stimme, von der sie so sehr hoffte, dass sie nicht in den nächsten Momenten brechen würde.
Der Bogenschütze bewegte sich zur Tür, ohne ein einziges Mal zurück zu blicken. Was hatte sie in ihrem Leben falsch gemacht, dass sie jeden vergraulte, der sie mögen musste?
Die Tür öffnete sich und der Doc betrat das Zimmer, aus dem Clint in dem selben Moment heraus ging.
Sie führ sich mit der Zunge über die Lippen, die Clints vor einer Minute noch fast berührt hatten. Man musste ein wirklicher Idiot sein, um nicht ihren Gesichtsausdruck lesen zu können.
"Entschuldigung für die Störung, Agent Richards", meinte er in dem Ton, den Kara zum sterben brachte. Dass er das auf Französisch sagte, machte die Situation für sie noch schlimmer. "Ihre Bluttests sind da."
Um ihre Würde zu bewahren, schob sie erst ihre ins Gesicht gefallende Haarsträhnen hinter ihre Ohren.
"Was ist es?", wollte sie wissen.
"Ich konnte einen Rest des Supersoldatenserums in Ihrem Blutkreislauf feststellen. Was aber wirklich interessant ist, ist dass jegliches Gift vollkommen in ihrem Körper abgebaut ist."
"Das müsste unmöglich sein."
"Wir reden hier von einem unerforschten Supersoldatenserum. Keiner weiß wirklich, was noch möglich." Es war offensichtlich, dass ihm etwas auf der Zunge lag.
Mit sowas an die Öffentlichkeit zu gehen könnte internationalen Durchbruch für den Doc, sowie eine Menge Schwierigkeiten für das Testobjekt - Kara - bedeuten. Sie wäre fast daran gestorben, sie wollte jetzt nicht auch noch zur Zielscheibe von so viel mehr als nur den üblichen SHIELD Gegnern werden. War sie denn verrückt?
"Ich weiß, was Sie denken, und meine Antwort ist 'nein'."
"Überlegen Sie sich das noch einmal, bevor Sie eine Jahrhundertchance ablehnen", hatte er lediglich zu sagen, bevor er wieder ging.
Sie musste hier raus, bevor noch jemand etwas von ihr wollte, von dem sie sicher war, das sie das nur in Schwierigkeiten bringen würde. Die Leute von SHIELD würden sie nicht noch einmal mehr in Probleme bringen, aus denen sie sich nicht rausreden konnte.
Und wenn das bedeutete, dass sie heute noch gehen müsste.
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