Kapitel 5
Der restliche Schultag zog sich unheimlich in die Länge, nach der dritten Stunde traute ich mich nicht mehr mich zu melden. Jedesmal wenn ich dem Unterricht etwas beisteuern wollte, legten es Alex und Nadine darauf an mich aus dem Konzept zu bringen. Schließlich gab ich es auf und verbrachte den Rest des Tages schweigend auf meinem Platz. Es war ja nicht schon schlimm genug, dass mein Plan nicht aufgegangen war. Nein, die beiden turtelten nun auch noch was das Zeug hielt. Und der Anblick bohrte mir jedes mal einen Pfeil ins Herz. In der letzten Stunde erhielt ich dann eine Sms von meiner Schwester :
Hey Sis,
du triffst Mark Schmidt
den Cello Lehrer
um halb3 im Cafè Denver
Ich bin im Büro
wir sehen uns später
Café Denver, ich hätte es ahnen müssen. Hatte ich jetzt eigentlich Hausverbot, oder nicht? Und wie war das mit: Ich würde das Café nur über meine Leiche wieder betreten? Abgesehen davon, dass ich sowieso kein Geld auf meinem Auslaufmodell von Handy hatte, hatte meine Schwester ihr Handy immer auf lautlos, wenn sie im Büro war und die Nummer von diesem Mark hatte sie mir natürlich auch nicht gesimst. Das konnte nur bedeuten, dass sie unter allen Umständen wollte, dass ich dieses Treffen wahrnahm. Aber warum ausgerechnet im Café Denver? Wenn ich nur seine Nummer hätte, dann könnte ich den Ort verlegen.
Auf ihre SMS folgte noch eine MMS mit einem Bild von ihm. Er sah jünger aus als ich, das hatte ich nicht erwartet. Und die grauenvolle Akne, die sich über sein Gesicht ausgebreitet hatte, ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Na gut, ich sollte ihn ja auch nicht heiraten, sondern mir von ihm beibringen lassen Cello zu spielen.
Es gongte zum Schulschluss. Alle sprangen auf und sprinteten aus dem Klassenraum. Kurz vor der Tür erwischte ich Ronja und tippte ihr auf die Schulter :,, Kann ich vielleicht ganz kurz dein Smartphone benutzen? Ich müsste eine Nummer googlen.", noch während ich die Frage stellte, wurde mir bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit genau diesen Mark Schmidt bei Google zu finden sehr gering ausfiel, außerdem war er kein Arzt oder dergleichen. Meine Schwester hatte ihn über die Arbeit gefunden. Verdammt. ,,Ne, sorry du. Ich muss jetzt echt los, frag doch Jannik." und mit den Worten verschwand Ronja aus der Tür. Mir war klar, dass das Googlen eh keinen Sinn hätte, also machte ich mich grübelnd nach Ausflüchten auf den Weg zum Café.
>Vielleicht ist der Typ von gestern ja auch gar nicht da, vielleicht hat er ja heute frei.<, versuchte ich mir Mut zu machen. Vorsichtig spähte ich - am Café angekommen - durch das große Schaufenster. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass ich den Jungen von gestern nirgendwo erblicken konnte. Zögernd betrat ich das Café, konnte Mark allerdings auch nicht finden. Schließlich visierten meine Augen den einzigen Jungen im Café der Akne hatte, die Haarfarbe stimmte zwar nicht ganz, aber seine Haare konnte er auch gefärbt haben. Ich stand noch unschlüssig mitten im Café, als er auch schon aufsah und mir freundlich zuwinkte.
Ich lächelte ihn an und steuerte geradewegs auf ihn zu, als ich direkt vor ihm stand wurde sein, eben noch freundlicher Blick, zu einem fragenden leicht verwirrten Blick. ,,Kennen wir uns?", fragte er, während neben mir ein ebenso verpickelter Junge auftauchte und sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte. Dieser sah mich nun ebenfalls von der Seite fragend an. Ich holte mein Handy aus der Jackentasche und begutachtete erneut das Bild meines zukünftigen Cellolehrers. ,,Bist du das nicht?", ich hielt ihm meinen Handydisplay vor die Nase.
,,Nein, definitiv nicht.", lachte der Junge und sein Kumpel stimmte mit ein, "Wie kommst du darauf? Ich und der Typ auf dem Bild haben keinerlei Ähnlichkeit."
Ich antwortete ihm nicht, sonst wäre die Situation womöglich noch unangenehmer geworden. Denn dann hätte ich ihm sagen müssen, dass ich nach dem Kriterium Akne Ausschau gehalten hatte.
Bevor ich mich noch mehr in dieses peinliche Gespräch vertiefen konnte, stahl sich plötzlich ein Junge in meine Sicht. Der Junge dem meine Aufmerksamkeit nun galt, wirkte älter als ich, trug einen Drei-Tage-Bart und seine Haare waren zu einer neumodischen Frisur gestylt. Er sah aus wie ein Model. ,,Hey, bist du Emilia?"
Das konnte er nicht sein.. Oder etwa doch?
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