Kapitel 12
,, Ja.", rief ich entnervt zur Tür und versenkte meinen Kopf in meinen Handflächen. Die Tür öffnete sich und meine Schwester lugte hinein. ,,Alles okay?" Ich nahm meine Hände wieder hinunter:,, Klar, was soll schon sein?", fragte ich sarkastisch. ,,Naja..", Melissa wirkte etwas unsicher, sie war nie die beste im Trösten gewesen. Sie schien etwas sagen zu wollen, entschied sich dann aber für etwas unverfängliches:,, Was möchtest du zum Abendbrot?" Ich zuckte träge mit den Schultern. Das Gespräch mit Alex hatte mir einen Großteil meiner Energie geraubt:,, Mir egal."
Sie wirkte kurz nachdenklich:,, Okay, dann mache ich Ofengemüse." Ich nickte stumm. ,,Sollen wir vorher noch eine Runde irgendwas zocken?" Ich sah skeptisch zu ihr hinüber. Wenn sie mit mir zocken wollte, nutzte sie meistens die Gelegenheit, um mich darüber auszuquetschen, was mir derzeit im Kopf rumspukte. Sie spielte nicht gern an der Konsole, lieber sah sie Netflix oder spielte am Handy.
,,Vielleicht später. Muss auch noch Hausaufgaben machen." Jetzt sah sie widerum mich skeptisch an:,, Du ziehst Hausaufgaben Zocken vor?" Ich nickte. Sie grinste und hob eine Augenbraue:,, Du machst dich. " Nun musste ich auch kurz grinsen. Melissa verschwand aus meinem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Ich war bisher in der Schule immer nur so durchgerutscht und hatte gerade so das Nötigste gelernt. Vorallem in Mathe hatte ich meine Schwierigkeiten. Aber am Anfang der Ferien hatte ich eine Dokumentation über Forschungen bezüglich der menschlichen Psyche gesehen, weshalb ich nun unbedingt Psychologie studieren wollte. Jetzt hieß es natürlich ranklotzen, denn man brauchte dafür ein Einserschnitt-Abitur. Gott sei Dank, war es bis zu meinem Abitur noch eine Weile hin, also hatte ich noch Zeit meinen Notendurchschnitt zu verbessern.
>Siehst du, es gibt einen weiteren Pluspunkt für die Trennung mit Alex, du hast jetzt mehr Zeit dich auf deinen Hintern zu setzen und zu lernen.<, dachte ich, um mich selbst zu motivieren und aus der Trüben Stimmung zu reißen, >Außer Saki will mich dann wieder zu hundert Prozent für sich einspannen und schleift mich wieder zu tausend Veranstaltungen und Doppelblinddates mit.< Ich seufzte und musste bei dem Gedanken daran lächeln. Sie würde sich freuen, wenn wir wieder mehr miteinander unternahmen.
Apropos, mir fiel ein, dass ich sie dringend anrufen sollte, um ihr von den Geschehnissen der letzten Tage zu berichten. Bisher hatte ich mich davor gedrückt. >Aber erstmal sollte ich wirklich lernen und meine Hausaufgaben machen<, schob ich das Telefonat in der Planung erstmal wieder nach hinten. Ich raffte mich von der Bettkante auf und setzte mich an meinen Schreibtisch.
Fast schon euphorisch schlug ich mein Mathebuch auf Seite 55 auf und begann damit mir Aufgabe 1 durchzulesen. >Warum hatte ich vorhin nur gelogen und gesagt, dass ich mit Aron zusammen war? Ja, ich wollt nicht als Verliererin dastehen. Ich wollte nicht, dass Alex glaubte, dass ich ihm hinterher trauern würde. Aber wie lange würde es dauern, bis mir die Lüge um die Ohren flog?< Ich stüzte meinen Kopf in meine Hand und malte Kreise in mein Matheheft. Wenn er Nadine davon erzählte, würde sich das Gerücht von mir und Aron verbreiten wie ein Lauffeuer.
>Arghhh.< Ich wuschelte mir durch meine burgundrot getönte Mähne. >Wie ging diese Formel jetzt noch mal?< Von mir selbst etwas enttäuscht, schloss ich das Mathebuch wieder. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren.
Ich griff nach meinem Handy, dass auf dem Schreibtisch neben meinem Laptop lag und wählte Sakis Nummer. ,,Na, endlich meldest du dich mal.", begrüßte mich meine beste Freundin am Telefon. ,,Ich hab doch gesagt, dass ich mich spätestens Dienstag Abend melde.", erwiderte ich etwas eingeschnappt, wegen des Vorwurfs.
,,Ja, aber ich geh hier ein, Elli. Es ist sooo langweilig. Als es hieß, dass wir nach Tschechien fahren, war ich ja schon skeptisch, wie du weißt. Aber das hier übertrifft alles. Wir sind in einem Kaff gelandet, ringsherum nur Wald, die nächste Stadt ist Kilometer entfernt, der Empfang ist grottig, es gibt kein WLAN und das Essen reicht kaum für alle. Ich gebe zu, Abends am Lagerfeur zu sitzen hat was. Aber ich würde mir lieber die neue Folge von My Hero Academia reinziehen. Wir dürfen am Tag 100 Kilometer wandern und Radfahren. Das heißt, alle sind viel zu kaputt um Nachts noch einen drauf zu machen. Und um 6 müssen wir auch schon wieder auf den Beinen sein. Ich könnte heulen. Hol mich ab.", sie schluchzte theatralisch am Ende und ich konnte mir bildhaft vorstellen, wie sie schmollend ihre Unterlippe vorstreckte und einen Dackelblick aufsetzte.
,,Oh man. Das klingt wirklich nach Spaß.", sagte ich ironisch. ,, Ja, nicht?", entgegnete sie im selben Tonfall, "Aber genug von meiner grandiosen Klassenfahrt. Ich musste mich kurz auskotzen, sorry. Was machst du so? Hast du mit Alex gesprochen? Weißt du jetzt warum er sich die letzte Woche nicht gemeldet hat?" Ich schluckte. Jetzt war es soweit, ich würde all die ekligen Fakten auf den Tisch hauen und nichts auslassen. Ich atmete einmal tief durch und dann begann ich zu erzählen: Davon, dass Alex mich mitten auf dem Schulflur abserviert hatte; meinem missglückten Racheplan; von Alex Besuch; meinem zukünftigen Cellolehrer; den peinlichen Momenten, die ich im Café Denver erleben durfte; von dem alten Mann im Park, der sich als Arons Großvater herausstellte.
,, Und ich bin nicht da.", seufzte Saki," Ich hoffe du überlebst dein Lügengestrick." Ich nickte, obwohl sie es nicht sehen konnte:,, Das hoffe ich auch."
,, Es kann übrigens sein, dass dieser Aron in meine Klasse kommt. Bei uns hieß es nämlich schon vor den Ferien, dass wir wahrscheinlich einen neuen Mitschüler bekommen. Wundert mich jetzt etwas, dass er in der C ist, aber ich schätze mal, weil wir auf Klassenfahrt sind. Falls er doch noch in meine Klasse kommt, dann werde ich dir alle Infos weitergeben, die ich sammeln kann.", erklärte sie mir optimistisch, als würde sie nicht auch Infos sammeln, wenn sie nicht in einer Klasse wären. Ich kannte Saki gut genug, sie würde ein richtiges Profil zu ihm anlegen, sein Instagram, Snapchat und Facebook stalken. ,, Ich will gar keine Infos über ihn. Ich will nichts mit ihm zu tun haben. Er ist ein arrogantes Arschloch.", versuchte ich sie davon abzuhalten, mir zukünftig ein Referat über ihn zu halten. ,, Dafür redest du aber ganz schön viel von ihm.", konterte sie und ich hörte die Enttäuschung darüber, dass sie von mir keinen Stalking-Freifahrtschein bekam. ,,Ja, weil ich die letzten Tage einfach so häufig in ihn hineingestolpert bin.", erinnerte ich sie.
,, Ja, buchstäblich.", hörte ich Saki durchs Telefon grinsen.
Zum Abschied sagte sie mir noch, dass ich sie jederzeit anrufen könne, wenn mich der Liebeskummer übermannte, selbst mitten in der Nacht. Und wieder mal wurde mir bewusst, wie schön es war eine beste Freundin zu haben. Auch fand ich es super, dass sie nicht in der Trennungswunde herumgestochert und nicht unendlich viel nachgehakt hatte.
Wir verabschiedeten uns keinen Moment zu früh, denn schon klopfte es und meine Schwester rief mich zum Abendessen.
//Yuhuu 🎉 ich hab es tatsächlich geschafft ein neues Kapitel fertigzustellen. Ich muss sagen, ich hatte echt einen Hänger(Schreib- Blockade) und ich habs noch nicht ganz überwunden, also das nächste braucht auch noch ein bisschen denke ich 😅🙏🏾 . //
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro