- Kapitel 49 -
General Davis
Ich war bereits stocksauer über diese nervtötende Anfangsszenerie wegen Janssen bei dem Training heute gewesen. Das schlug jedoch in unfassbare Wut um, als sie mit einem Hauch von gar nichts nach der Mittagspause ins Schwimmbad stolziert kam. Das konnte doch wohl kaum ihr scheiß Ernst sein!
Was sie mir über sich und ihre Vergangenheit erzählt hatte ...
Wie schien sie aus heiterem Himmel in der Lage zu sein, sich nach dem Erlebnis so zu geben? Schließlich versteckte Elea ihren Körper und die Haare immer unter einem Haufen Stoff!
Ich nannte das ihre 'Unschulds-Show', aber mir wurde schlagartig klar, dass es mich weitaus mehr aufregte, wenn sie sich normal kleidete. Nein, das war keineswegs normal! In der Situation hieß ihre neuste Darbietung: Aufreizend und völlig daneben!
Und dann diese Blicke der Jungs, Ben Peters Kommentar und ihre vollständige Ignoranz für meinen Befehl ... Ich war innerlich kurz davor alles in Schutt und Asche zu legen!
Gedankenverloren holte ich die Ausrüstungsgegenstände und bemerkte erst einen Moment später, dass diese vollkommen überflüssig waren, denn das 'Rollduck'-Verfahren gehörte noch längst nicht zu ihren Aufgaben. Schulz deponierte schnaufend das eingerollte Schlauchboot wieder an seinen Platz direkt neben mir und legte stattdessen seine Hand auf meine Schulter, um mich zu stoppen, um nicht auch noch die Kletterausrüstung anzuschleppen.
"Davis, ist alles in Ordnung?"
"In Ordnung? IN ORDNUNG?", zischte ich aufgebracht.
"Sieh sie dir an! Wie kann .. es ist ..."
Ich war kaum in der Lage meine Emotionen zu unterdrücken, aber die Worte kamen nicht über meine Lippen. Stattdessen fuhr ich mir erneut ziemlich aufgebracht durch meine Haare.
"Du befürchtest, dass sie damit unfreiwillig jemanden aus der Reserve lockt", stellte mein Offizier nüchtern fest.
"Schulz, hast du Peters gehört? Der Typ ist doch der Erste ... Ich kann ... Und sie macht ..."
Kurzfristig schnappte ich keuchend nach Luft. Es war viel zu stickig in dieser blöden Trainingshalle. Ich hätte einen frischeren Windhauch gebraucht, am besten die Brise des Meeres, um nicht ungewollt außer Puste zu geraten ... Ich japste erneut, während meine Brust sich zuzog.
"Davis, atmen ... Tief und ruhig ... Und das Ganze nochmal ...", beruhigte mich Schulz leise. Ich folgte seinem Befehl immer wieder und allmählich löste sich dieses beengte Gefühl.
"Ich gebe dir völlig recht, dass dieser Bikini keine angemessene Kleidung ist und normalerweise hätte selbst ich ihr den Befehl gegeben sich umzuziehen. Aber ganz ehrlich Davis, es ist ein Wahnsinnserfolg für Janssens' Selbstvertrauen, deswegen musst du sie lassen. Verstehst du das?"
Ich schüttelte bloß den Kopf.
"Wie kannst du so etwas überhaupt denken?"
Schulz lächelte über meine schroffe Frage.
"Du hast mir erzählt, dass sie sich dir gegenüber geöffnet hat. Und jetzt musst du den gleichen Weg einschlagen. Ist es nicht das, was Dr. Schultebrink dir ebenfalls rät?"
Mein Offizier musterte mich lange genug, um schnell feststellen zu können:
"Seit wann gehst du nicht mehr zum ihm?"
"Ein paar Monate ... oder so ..."
Wortlos machte ich mit gerümpfter Nase eine wegwerfende Handbewegung.
"Davis, gerade jetzt, wo ausgerechnet die Ausbildung dieser jungen Frau für die KSM dich derart triggert, solltest du ..."
"Nein!", widerspreche ich harsch. "Ich kann mir das Gesülze auf keinen Fall länger geben. Und jetzt lass uns endlich mit dem Training beginnen!"
Schulz nickte, weil er wusste, dass ich darüber wohl kaum mit ihm diskutieren würde und besonders nicht zu diesem Zeitpunkt.
Allerdings war ich in den kommenden Stunden keineswegs in der Lage, sie nicht mit bösen Blicken, harschen Kommentaren und einem vernichtenden, indirekten Feedback für ihre heutige Leistungen zu maßregeln! Und das bedeutete nicht mal ansatzweise genügend Bestrafung, die sie definitiv verdient hatte!
Es war bereits gegen Abend, als ich die Übung der fünf Stabsgefreiten beendete und mit den Offizieren nach dem Training zu der Männerumkleidekabine lief. Schulz faselte währenddessen etwas vom Einzeltraining für Janssen. Ich schüttelte vehement den Kopf und wollte ihm bloß ihre mangelnde Gesamtleistung laut meinen eigenen Aufzeichnungen vor den Latz knallen. Da bemerkte ich, dass mein Notizbuch noch immer auf der Bank neben dem Becken lag und ich sprintete schnellen Schrittes zurück.
Dort angekommen, sah ich aus dem Augenwinkel einen Gegenstand unter Wasser schwimmen. Es leuchtete immer wieder etwas Rotes auf ... Nein, nicht etwas, sondern jemand war im Becken, aber diese Person rührte sich nicht! Bei näherer Betrachtung sah ich lange, blonde Haare, die schwerelos umher trieben.
FUCK!
Meine Kehle war augenblicklich wie zugeschnürt und die unglaubliche Wut sogleich verpufft! Ich geriet in entsetzliche Panik und das war noch nie passiert! Schließlich musste man im Einsatz immer einen kühlen Kopf behalten und lösungsorientiert handeln!
Aber sie nie mehr sprechen zu hören ...
Nie wieder ihre nervigen Widerworte zu erleben ...
Sie zu verlieren ...
Starr vor Angst hielt ich die Luft an, während ich kopfüber und in Sekundenschnelle ins Wasser sprang, sie am Beckenboden aus dem Ballast an ihrem Fuß befreite und mit ihr in meinen Armen auftauchte. Vorsichtig hob ich ihren eiskalten, regungslosen Körper auf den Beckenrand ...
Ich wollte schreien vor Schmerz!
Eleanores Haut war blau angelaufen und ich sah keine Atembewegungen, als ich mich über sie beugte.
Ich erstarrte!
Nein, sie durfte nicht einfach gehen! Ich wollte ihr doch noch so viel sagen!
Ich fing schnell mit der Herzdruck-Massage an, da begann sie bereits Wasser zu spucken und ich atmete erleichtert auf! Zugegeben, es klang mehr wie ein äußerst entsetztes Japsen.
Am liebsten wollte ich sie packen und kräftig schütteln! Wie konnte sie mir das bloß antun?
Und dann ihre nackte, eiskalte Haut auf meiner zu spüren, nachdem sie hilflos vor dem Duschraum zusammenbrach ... Es war so unglaublich schmerzhaft sie nicht in meine Arme schließen zu dürfen und je wieder loslassen zu müssen!
Unsere sanften, unschuldigen Küsse unter der Dusche brachten mich erst recht um den Verstand und Eleanores Geschmack ... himmlisch! Genau, wie ihr Geruch, das leise Glucksen, wenn ich sie mit meinen Küssen kitzelte ...
Alles in mir schrie nach mehr! Alles in mir schrie nach ihr!
Aber ich musste mich unbedingt schützen oder war es notwendiger sie zu beschützen?
Abstand!
Ich war gezwungen für so viel mehr Distanz zwischen uns zu sorgen!
Der beste und schnellste Weg dafür, die andere Frau ...
Nachdem Eleanore wieder einmal vor mir weglief, wurde diese Last unerträglich. Ich wusste nicht mehr was richtig oder falsch war und fühlte mich wie ein jämmerliches Wrack!
Wie zur Hölle konnte ich mich so gehen lassen? Wie konnte ich mich derart vergessen? Und das schon wieder! Wir drehten uns einfach ständig im Kreis!
Meine dämlichen Emotionen hatten mich überrollt und gleichzeitig verabschiedete sich mein Verstand mir nichts, dir nichts! PUFF!
Ich stand noch immer im Duschraum des Hallenbads und schlug aus purer Verzweiflung mit flacher Hand gegen die Kacheln. Sie war weg und eine innere Leere überkam mich ...
Wie oft konnte ich sie küssen und gleichzeitig wegstoßen und zwar ohne eine Zurückweisung für immer zu erhalten?
Und was zur Hölle sollte ich Melina sagen? Nein, was wollte ich ihr sagen?
**********
Da lag sie! Keine zwei Meter von mir entfernt. So schön, so unschuldig, engelsgleich. Mein Herz sprang förmlich aus meiner Brust bei diesem Anblick!
Als ich vor wenigen Minuten nach Hause kam, schien alles still zu sein. Bloß die Tür des Gästezimmers war ein Stück weit geöffnet und es fiel Licht in den sonst dunklen Flur. Ich fühlte mich wie eine Motte, die unaufhaltsam davon angezogen wurde.
Nachdem ich vorsichtig die Schlafzimmertür ein Stück weiter aufschob, war ich innerhalb eines Fingerschnips wie paralysiert, allein durch den Anblick, der sich mir jetzt bot!
Eleanore lag regungslos auf ihrem Rücken in dem großen Doppelbett, die Decke war halb heruntergerutscht und legte den Blick auf ihren Oberkörper frei. Er wurde eingehüllt von einem Hauch weißen Seidenstoffs.
Sie hatte die Augen geschlossen, atmete ruhig und gleichmäßig und ihre langen, blonden Haare fielen in Wellen über ihre nackten Arme.
Diese Frau sah in dem Moment aus, wie ein verfluchter Engel! Plötzlich hielt ich ungewollt die Luft an, damit sie nicht aufwachen würde und ich ihren schönen Anblick nur für eine verdammte Sekunde länger genießen konnte!
Auf Eleanores Bauch ruhte ihre rechte Hand über einem aufgeschlagenen Buch, die linke hingegen lag neben ihrem malerischen Gesicht, das hell und makellos in dem gedämpften Licht der Nachttischlampe schimmerte. Ein kurzer, leiser Seufzer entwich ihren sanft geschwungenen Lippen ...
Stunden! Ich wollte Stunden dort stehen und sie einfach nur betrachten.
Oh Gott, wie unheimlich war ich denn!?
Während ich inzwischen ein leichtes Zittern und ihre Gänsehaut bemerkte, ging ich leisen Schrittes neben das Bett und überlegte gleichzeitig, ob ich nur das Licht ausmachen, oder sie auch zudecken sollte!?
Erstmal müsste ich ihr das Buch aus der Hand nehmen und es zur Seite legen. In der Sekunde, als ich mein Vorhaben in die Tat umsetzte und Eleanore aus Versehen dabei am Arm berührte, wachte sie plötzlich auf und schrie! Der Klang war ängstlich und panisch zugleich.
Ich zuckte erschrocken zusammen, so als wäre ich mit einer Hand in der Süßigkeitendose erwischt worden und erstarrte unwillkürlich vor ihr!
FUCK!
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