- Kapitel 45 -
Am Sonntagnachmittag, nach dem Besuch bei Mike, gehe ich kurzerhand ins Wohnheim, damit ich meinen anderen Kameraden die neue, vorläufige Wohnsituation erklären kann und sie sich nicht wundern, wo ich abgeblieben bin. Obwohl ... die Gerüchteküche nahm wahrscheinlich schon ihren Lauf, oder aber Melina Wagner selbst!?
In dem Moment des Eintretens treffe ich auf Paul, der allein in unserer Stube an dem kleinen, runden Tisch sitzt und mit seinem Lockenkopf konzentriert über einem Blatt Papier hängt.
"Hey", begrüße ich ihn kurz, um auf mich aufmerksam zu machen und bleibe neben dem freien Stuhl ihm gegenüber stehen.
Er hebt überrascht den Kopf, springt auf und gibt mir eine kurze Umarmung. Dabei wirkt mein Kamerad irgendwie ... erleichtert ...
"Oh hey, El! Gott sei Dank, dich gibt es noch! Auf einmal waren du und deine Klamotten weg und nachdem was Ben erzählt hat, na ja ... Gut, dass du wieder hier bist!"
Verdutzt und zugleich ein wenig skeptisch sehe ich ihn an.
"Was hat Ben erzählt?"
Paul hebt sogleich beschwichtigend seine Hände. Meine Stimme klang wohl aufgebrachter, als ich es beabsichtigte.
"Also ... Bloß die Situation mit der sogenannten 'Übung'. Ben hat ... mitgespielt, weil er nicht wusste, wie er reagieren sollte und was da genau vor sich geht mit einem verletzten Mikey und ..."
"Es ist kompliziert ...", unterbreche ich ihn schnell.
"Das glaube ich dir ... Aber ... Wo warst du die letzten Stunden? Hat der General dich ebenfalls ... ähm ... verprügelt?"
Vor bloßem Entsetzen über seine Frage verschlucke ich mich und fange prompt an zu Husten. Schnell klopft Paul mir auf den Rücken.
"W-Was?", röchle ich zwischen den mich schüttelnden Lauten.
"Mikey ist auf der Krankenstation gelandet, du warst mit dem ... Verursacher allein, plötzlich waren deine Sachen weg und du auch ... Tut mir leid, El, aber ich weiß nicht, was ich denken soll und den anderen geht es da ähnlich!"
Ich nicke, wische mir schnell übers Gesicht und räuspere mich ein paar Mal, während Paul mir eine verschlossene Wasserflasche vom Tisch reicht und mich dabei erwartungsvoll ansieht.
Schadensbegrenzung!
Mehr als dieses eine Wort scheint in der Sekunde nicht in meinem Gehirn zu existieren ...
Scheiße ... Aber wie?
Ich drehe langsam den Verschluss auf und trinke ein paar Schluck, um Zeit zu gewinnen ... Es hilft nichts, denn mir fällt keine gute Ausrede ein zu der ganzen, verdammten Situation!
"Es ist nicht so, wie es aussieht ...", beginne ich langsam, wobei Paul noch immer interessiert, jedoch keineswegs skeptisch wirkt.
"Jemand hat mir Freitagabend in der Bar Drogen ins Getränk gemischt, um mich ... also ... du weißt, was ich meine ..."
Paul unterbricht sein plötzlich entsetztes Kopfschütteln durch ein kurzes Nicken. Es ist ein Zeichen, dass er mich versteht, ohne mich zu zwingen diese beängstigenden Worte aussprechen zu müssen.
"Auf jeden Fall quartierte mich die Oberstabsärztin zur Absicherung beim General ein, bis er ... seine V-Verhöre durchgeführt und den T-Täter ermittelt hat ... Ich dachte, ihr wüsstet vielleicht Bescheid!?"
Paul schüttelt erneut den Kopf und öffnet seinen Mund, um zum Sprechen anzusetzen, schließt ihn allerdings rasch wieder. Stattdessen lässt er sich auf den Stuhl fallen, auf dem er zuvor saß, greift nach dem Bleistift und kritzelt nachdenklich kleine Kreise auf das Blatt Papier, welches eine schöne, aber noch unfertige Skizze vom Hafen zeigt. Ich wusste bislang gar nicht, dass er so toll zeichnen kann ...
"Und Mike war es auf keinen Fall?", flüstert er nach einer Weile in die Stille hinein.
Völlig perplex setze ich mich zu ihm an den Tisch und schüttle heftig meinen Kopf.
"Nein! Natürlich war er es nicht!", stelle ich sogleich wütend fest. Wieso glaubt das eigentlich jeder?
"Mmmh ... Zugegeben, wir waren alle total besoffen an dem Abend, aber Mike ... Ich weiß, was ich auf der Bühne gesehen habe. Und ganz ehrlich, er läuft dir seit dem ersten Tag hinterher, wie ein kleiner Welpe ... oder ein Rehbock in der Brunftzeit!"
"Aha ... Und du meinst ernsthaft, dass ihn diese ... A-Aktion bei mir weiter gebracht hätte?", zische ich stocksauer über seine haltlosen Vorwürfe.
"Ähm ... Also wenn du es so sagst ... Nein, irgendwie nicht."
Paul senkt beschämt den Kopf.
"Dann hör auf, einfach deinen Kameraden zu verdächtigen und ihm in den Rücken zu fallen ohne irgendwas zu wissen!"
Die Reue steht ihm ins Gesicht geschrieben, während er seine roten Locken beim Nicken zum Wackeln bringt und die Hand für einen Moment beschämt vor seine Augen hält, kurz bevor er meinen Blick erwidert.
"Entschuldige, es war blöd und unüberlegt von mir so etwas zu sagen ... Ich hoffe sehr für dich, dass der General den Dreckskerl bald findet! Möglicherweise können die Jungs und ich uns darüber hinaus unauffällig umhören!? Allerdings ... ähm ... diese 'Verhöre' ... sollte er wohl keinesfalls auf solche Weise weiterführen dürfen!?"
Ich nicke zustimmend, als mein Kamerad besorgt die Stirn runzelt.
"Nein, mach dir keine Sorgen. Das wird er garantiert nicht tun, denn das ist bereits durch alle Stellen geklärt worden. Und ja, das mit dem Umhören klingt gut. Vielleicht kann ich dann auch schneller wieder zu euch!?", stelle ich nachdenklich fest, wobei meine Hände gedankenverloren mit der Flasche spielen.
Dem General zu entkommen scheint ein Lichtblick zu sein, ihm jedoch Einhalt in seinen Methoden zu gebieten, ist allerdings eine unmögliche Aufgabe ... Und klären können wir zusammen schon mal gar nichts, wie das nächtliche Aufeinandertreffen erneut gezeigt hatte ... Zumindest bin ich anscheinend in der Lage gut genug zu lügen ... Zumindest stellt mein Kamerad keine weiteren Fragen zu Davis ... Ausraster ...
"Ach, Paul, eine Bitte habe ich ..."
"Klar, schieß los!"
"Sag Key noch nicht, wo ich gerade wohne. Das sollte ich ihm lieber selbst sagen ... bald ... wenn er wieder gesund und fit ist ..."
Mein Kamerad lacht plötzlich auf.
"Also in deiner Haut möchte ich wirklich nicht stecken! Mikey ist krass eifersüchtig auf Davis und redet ständig davon, wie ihr euch anseht. Ich kann da nix erkennen, denn entweder ignoriert der Boss dich, oder schnauzt dich heftig an. Und ganz ehrlich, du wärst gewiss kaum so dumm, deinen Platz in der KSM zu riskieren für ein kleines Techtelmechtel mit einem Kerl, der sicherlich alles vögelt, was nicht bei drei auf dem Baum ist!"
"Ähh ... Niemals!", stoße ich keuchend aus und konzentriere mich erneut auf die Wasserflasche in meinen Händen. Okay, das mit dem Lügen habe ich doch nicht so gut drauf ...
"Und ...ähm ... dein Bild sieht wirklich toll aus. Malst du schon länger?"
Immerhin kann ich super ablenken, denn Pauls Augen beginnen sogleich zu leuchten.
"Oh ja, ich zeichne, seitdem ich einen Stift halten kann. Es ist mein Ausgleich zu dieser Art von Job hier", antwortet er lächelnd und schaut verträumt auf seinen Block ...
**********
Der Montagmorgen kommt schneller, als mir lieb ist, aber wir haben heute endlich unser allererstes Schwimmtraining im amphibischen Ausbildungsbecken, das ebenfalls zu der komplexen Multifunktionstrainingshalle gehört. Dort sind unter anderem auch das Fitnessstudio und der Nahkampfbereich untergebracht, die wir beide zur Genüge kennenlernen durften. Deshalb freue ich mich heute wirklich auf ein bisschen Abwechslung!
Mein Vorgesetzter verlässt bereits um 5.00 Uhr morgens sein Haus. Das weiß ich deswegen so genau, weil er die Tür mit solcher Wucht ins Schloss knallt, dass ich aufwache und erschrocken hochfahre. Mit müden Augen starre ich ungläubig auf meinen Wecker, nur um mich stöhnend zurück in die Kissen zu werfen und mir die Decke über den Kopf zu ziehen.
Bin ich überhaupt bereit Davis den ganzen Tag um mich zu haben? Wir beide, für Stunden zusammen in einem Raum? Und zusätzlich die Möglichkeit vor Augen den jeweils anderen gut und gerne ertränken zu können ...
Nein, das wird für mich keineswegs funktionieren! Definitiv nicht!
Und für ihn, so wie es stark danach aussieht, ebenfalls nie und nimmer ...
Mike und ich schlendern gerade, ein wenig abseits unserer Kameraden, langsam nebeneinander her über die kalten Schwimmbadfliesen, vorbei an dem Drei-Meter-Sprungturm und in Richtung des riesigen Edelstahlbeckens.
Ich betrachte meinen besten Freund unauffällig aus dem Augenwinkel. Seine Wunden sind in der kurzen Zeit immerhin ein wenig verblasst, dennoch haben die blauen Flecken an Armen, Beinen und im Gesicht zwischenzeitlich eine kräftige, lila Färbung.
"Ich hätte gar nicht gedacht, dass du heute beim Training schon wieder mitmachen darfst! Fühlst du dich denn fit genug, also ... ähm ... geht es dir überhaupt besser?"
Meine Stimme ist viel zu unsicher und lässt geradezu durchblicken, dass etwas nicht stimmt. Mike bemerkt es sofort, weil sein Kopf direkt zu mir herüber schwenkt und er beim Laufen abrupt innehält.
"Machst du dir etwa Sorgen um mich, Kleines?"
Er klingt in meinen Ohren ein wenig zu hoffnungsvoll bei seiner Frage ... Das Gleiche sagt auch der Blick aus, mit dem funkelnden Schimmer in seinen grünen Augen ...
"Natürlich mache ich mir Sorgen um meine Kameraden", stelle ich schnell achselzuckend fest, so als wäre nichts dabei. Er runzelt seine Stirn.
"Klar, richtig", gibt Mike daraufhin beinahe tonlos wieder und will schon weiterlaufen, bevor ich ihn sanft am Unterarm festhalte, um ihn daran zu hindern.
"Warte ...", flüstere ich plötzlich ziemlich nervös geworden.
Die anderen Jungs stehen bereits aufgereiht am Ende des Beckens und müssen unser Gespräch nicht unbedingt mitbekommen. Ich möchte unter keinen Umständen, dass sie sich in irgendeiner Weise einmischen ...
Wäre ich an dem Sonntag einfach mal ehrlich zu mir selbst gewesen, hätte ich niemals diese dumme Ausrede vorgeschoben, auf Mikes Gesundheit Rücksicht zu nehmen, derweil ich meinen neuen Übernachtungsort verschwieg. Ich war emotional kaum bereit ihm die Neuigkeit mitzuteilen. Das bin ich jetzt, im Grunde genommen, aber auch nicht. Trotzdem habe ich keine andere Wahl mehr ...
"Ähm, Key ... Also was ich dir noch sagen muss ... Quatsch ... sagen wollte ..."
Meine stotternden Worte sind kaum besonders hilfreich! Innerlich ermahne ich mich bereits selbst: Los jetzt! Einfach das Pflaster abreißen und zwar mit einem Ruck, ohne nachzudenken!
"Ich schlafe mit dem General ... Beim General! Im Gästezimmer ... Aber nur vorübergehend ... wegen Freitag ..."
FUCK! Wie blöd kann ich mich eigentlich anstellen?
Peinlich berührt fahre ich mir über das Gesicht und reibe meine Stirn. Ich wage es nicht einmal meinen besten Freund anzusehen. Mikes 'Begeisterung' hält sich definitiv in Grenzen, denn ich höre ihn entsetzt nach Luft schnappen. Bevor er allerdings etwas sagen kann, ergänze ich schnell:
"Ich wollte keinesfalls, dass du das ganze Wochenende darüber nachdenkst und dir Sorgen um mich machst, anstatt selbst gesund zu werden!"
Zwischenzeitlich versuche ich meine dummen, nach Ausreden klingenden Worte mit einem Lächeln in seine Richtung wieder in Ordnung zu bringen. Dieser Versuch stößt bei ihm jedoch auf taube Ohren ...
Äußerst wütend starrt Mike mich jetzt an und diesen Ausdruck hatte ich in der Form bisher nie bei ihm gesehen. Die Augen zusammengekniffen, sein Gesicht gerötet und eine kleine Ader tritt auf seiner Stirn hervor ...
Mike ist ziemlich aufgebracht, dennoch zischt er mir die folgenden Worte möglichst leise zu, weil auch er anscheinend auf ungebetene Zuschauer verzichten kann.
"Ernsthaft Leyli, das gestehst du mir jetzt? Es gab so viele Momente, wo du diese wichtige Information hättest fallen lassen können! Und schlimmer noch, du lügst mich bewusst an! Wir waren uns doch darüber einig, dass du allein in seiner Nähe nichts zu suchen hast!"
Ich schaue betreten zur Seite. Seine Stimme hat etwas Zorniges und zugleich Trauriges in sich.
"Es tut mir leid, Key! Das war auf keinen Fall meine Idee, sondern die der Oberstabsärztin. Ich wollte wirklich nicht, dass du dir Sorgen machst. Du solltest dich bloß darauf konzentrieren gesund zu werden! Bist du mir sehr böse?"
Meine Stimme gleicht einem unsicheren Flüstern und ich sehe zu meinem besten Freund auf. Sein verletzter Gesichtsausdruck spricht Bände. Mir wird ganz flau im Magen ... Mike räuspert sich, streicht eine blonde Strähne hinters Ohr und verschränkt die Arme vor seiner Brust.
"Dann verrate mir doch eines: Wie ... oh man ... wie nah warst du ihm? Habt ihr zusammen gegessen, oder auf der Couch Fernsehen geschaut? Oder ..."
Er schaut zutiefst verunsichert zu mir. Ich lache unwillkürlich auf, denn Nähe war hier relativ, abgesehen von der überaus seltsamen Situation in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Diese Geschichte würde Key wahrscheinlich nur noch mehr aufregen, weswegen ich darüber lieber schweige und beschwichtigend sage:
"Entschuldige mein Lachen, allerdings habe ich ihn nicht ein Mal gesehen, oder gar gehört! Und ich schwöre dir, dass ich mich ihm gegenüber so verhalte, als wäre ich unsichtbar, egal wo wir sind! Okay?"
Mike wirkt nicht besonders besänftigt und glaubt mir scheinbar kein Wort.
"Abwarten!", schnauft er bloß, schaut von mir weg und setzt seinen Weg mit hastigen Schritten ohne mich fort ...
Dieser Tag fängt super an! Es kann gar nicht besser laufen ...
Wir sammeln uns zwischenzeitlich alle fünf am Schwimmbeckenrand und warten ungeduldig auf unsere Ausbilder. In genau diesem Augenblick fühle ich mich darüber hinaus ziemlich verunsichert, nachdem ich, beinahe peinlich berührt, kurz zu meinen spärlich bekleideten Kameraden herüber schaue. Sie tragen alle nur ihre Badeshorts, während ich in meinem schwarzen Neoprenanzug und meiner Badehaube daneben stehe und irgendwie total lächerlich wirke.
Ich schüttle unbewusst den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben, als Ben sich plötzlich vorbeugt und mir zuraunt:
"Ey Baby, wann zeigst du uns endlich mal was du hast?"
Er formt mit seinen Händen die kurvige Figur einer Frau nach, wackelt mit den dunklen Augenbrauen und leckt sich dabei, wie des Öfteren, über die schmalen Lippen. Denkt Ben ernsthaft, dass das annähernd verführerisch ist? Im Gegenteil, diese Gesten wirken ganz besonders widerlich und abstoßend auf mich! Ich verstehe nicht, wie man so sein kann! Meine Laune ist bereits im Keller, aber damit bringt er das Fass zusätzlich zum Überlaufen!
"Pass auf, was du zu mir sagst, Peters!", schreie ich warnend und schubse ihn im nächsten Augenblick mit Anschwung rückwärts ins Schwimmbecken direkt hinter ihm.
Platsch!
Ben taucht unter und kommt ein paar Sekunden später prustend an die Oberfläche. Seine Stimme ist dunkel und unbeherrscht, als er lauthals flucht:
"Fuck you, El! Sei doch nicht immer so ne verklemmte Bitch! Wroaaa, scheiße ist das kalt, man!"
Seine Hände fahren dabei aufgebracht über die dunkelbraunen Augen und den kahlrasierten Schädel, um alles vom eisigen Wasser zu befreien. Ich zeige ihm schweigend, aber mit wütender Geste meinen Mittelfinger.
Paul fängt laut an zu lachen, ergreift mein Handgelenk und klatscht mit seiner Hand meine ab. Ich muss automatisch grinsen, während Max direkt beschützend seinen Arm um meine Schulter legt und Ben angewidert zuruft:
"Alter, merkst du es eigentlich noch? Du hättest für deine Aktionen bei Belle einen viel größeren Arschtritt verdient! Sei froh, dass sie so gnädig mit dir ist! Die Abkühlung tut dir mal ganz gut!"
Ich drehe mich jetzt lachend um und sehe zu allem Überfluss genau in dem Moment unsere drei Ausbilder in der Tür stehen. Verdammte Scheiße, wie lange beobachten sie uns denn schon?
General Davis hat direkt einen gereizten Gesichtsausdruck auf Lager und ruft lautstark durch die gesamte Taucherübungshalle:
"Janssen, zehn Bahnen extra für Sie heute! Und zwar jetzt!"
Mein erster Blick geht prompt zu Mike hinüber.
"Entschuldige", flüstere ich ihm zu, verdrehe die Augen und zucke unbedarft mit den Schultern. Er soll lieber wissen, dass das Zusammenleben mit dem General keineswegs förderlich für den Umgang miteinander ist und sich prinzipiell gar nichts geändert hat an der Art, wie er mich behandelt. Ich merke Key eine gewisse Erleichterung an, als er lächelnd den Kopf schüttelt.
"Janssen, meinen Sie etwa ich bin blind? Zwanzig Bahnen für Sie und zwar pronto!", schreit Davis weitaus zorniger als zuvor, während er mit schnellen Schritten auf uns zugestürmt kommt.
Oh, verdammt ...
Er wird mich wahrscheinlich jede Sekunde packen und höchstpersönlich ins Wasser befördern ... Ich spüre bereits seinen groben Griff an mir, obwohl er bislang zu weit entfernt ist, um mich zu berühren ...
Aber das sind keineswegs die einzigen Gedanken, die sich bei seiner Erscheinung in mein Hirn brennen ...
Kurz bevor er mich jedoch erreicht, salutiere ich hastig vor ihm und erwidere provokativ:
"Jawohl, Sir, General, Sir!"
Ich weiß ganz genau, wie sehr er es hasst, wenn ich ihn nicht richtig anspreche!
Mit einem lässigen Grinsen auf meinen Lippen und einem direkten Kopfsprung gleite ich ins eiskalte Nass, wobei ich insgeheim ziemlich froh bin, dass Davis mir diese Bestrafung gegeben hat, denn während er mit jedem einzelnen Schritt immer näher kam ...
Wenn ich meinen Vorgesetzten in dem Moment noch länger unvermeidlich angestarrt hätte, als er nur mit seiner dunkelblauen Badeshorts bekleidet auf mich zulief, wäre ich mit Sicherheit so rot angelaufen wie eine verdammte Tomate! Vielleicht hätte ich auch hyperventiliert oder gar angefangen zu stottern! Wahrscheinlich eine Kombination aus allem ...
Dabei ist 'Satan' doch gerade erst durch die verflixte Tür getreten!
Ich lasse meine Arme zügige, kraulende Bewegungen ausführen. Fünf Bahnen habe ich bereits geschafft, allerdings ist mein Gehirn weiterhin mit etwas ganz anderem beschäftigt ...
In meiner Vorstellung tauchen ständig Davis' durchtrainierter Bizeps und die auffälligen, seitlichen Wölbungen unterhalb seines muskulösen Bauches auf. Und die sind nur sichtbar wegen der verdammt tief sitzenden Hose ... viel zu tief ...
Hat er etwa keine, die ihm richtig passt?
Zudem ist mir ein geringer Teil seiner diversen Tattoos im Gedächtnis geblieben, die sich mit einer düsteren Wirkung über seine kräftige Brust schlingen. Samstagnacht waren diese mir nicht im Einzelnen aufgefallen, aber jetzt hier, im Hellen ...
Ein schwarzes Trible mit vielen losen Enden, dazwischen Totenköpfe und scheinbar einige kleine Zahlen ... Im oberen Brustbereich windet sich zusätzlich ein Banner bis hin zu seinen Schultern. Dort stehen mit gleichem Abstand zueinander drei Wörter in geschnörkelter Schrift, die leider nicht so schnell zu lesen waren ...
Ich bin scheinbar völlig verrückt geworden, denn in meinem Leben habe ich bislang nie einen Mann derart betrachtet. Ein gruseliges, gleichzeitig unfassbar kribbelndes und schönes Gefühl! Die Gedanken über meinen Vorgesetzten sind wahrscheinlich eher cringe pur!
Angesichts des wirklich arschkalten Wassers, bin ich nun doch froh mit einem Neoprenanzug bekleidet zu sein. Mein ganzer Körper besteht schon jetzt aus einer einzigen Gänsehaut.
Ich blende alles um mich herum aus und ziehe weitere Bahnen durch das kühle Nass. Nur noch vier, dann habe ich immerhin Davis' 'Bestrafung' ausgeführt ...
Irgendwie ahnte ich es bereits, aber trotz allem: Was zur Hölle ist los mit mir, dass es keine fünf Minuten dauert, in denen der General und ich uns nicht direkt aufs Neue angiften?
Das Versprechen an Mike habe ich somit innerhalb von Sekunden gebrochen und es tut weh, dass ich so eine schlechte Freundin bin!
Allein deswegen versuche ich in den kommenden Stunden erst gar nicht aufzufallen, sondern meine Augen weitestgehend auf den Boden gerichtet zu halten ...
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