- Kapitel 21 -
General Davis
FUCK!
Ich starrte Schulz gnadenlos in die braunen, funkelnden Augen, nachdem er mich noch ein weiteres Mal zurechtwies! Die kurze Unterhaltung zwischen uns in der Sporthalle heute Nachmittag, wo ich mich offen geweigert hatte Janssen zu trainieren, reichte ihm bislang wohl nicht.
Wir standen am späten Abend zu zweit auf dem beinahe dunklen Trainingsplatz und er redete bestimmt seit 30 Minuten ohne Punkt und Komma!
Wollte er mir ernsthaft ihre 'Vorzüge' schmackhaft machen und meine Grundhaltung ihr gegenüber ändern?
Bloß deswegen hatte er nach dem Abschluss der Übungsrunde vorhin, um ein verdammtes Gespräch mit mir gebeten ?
Was zur Hölle bildete er sich eigentlich ein?
"Das ist und bleibt meine Entscheidung, wie ich mit ihr umgehe!"
Ich schrie ihn wutentbrannt an und stemmte schnaufend meine Hände in die Taille. Schulz zuckte jedoch kaum zurück, sondern rieb sich stattdessen nachdenklich mit seinen Fingern über den kahlköpfigen Schädel.
Mein Offizier kannte mich dafür zu gut. Wir arbeiteten schließlich seit einigen Jahren eng zusammen und er stellte mir gerne, allerdings oft ungefragt, seinen 'väterlichen' Rat zur Verfügung. Ich schätzte ihn trotz unser Meinungsverschiedenheiten sehr, seine Lebenserfahrung, die er mit Mitte 50 besaß, seine Loyalität, aber auch die offenen Gespräche mit ihm.
Natürlich kannte dieser Mann meine Geschichte und er wusste nur zu gut, warum ich Janssen los werden wollte ... mit allen Mitteln.
Meine Schwäche, die ich ihr bescheuerterweise gezeigt hatte, würde ich darüber hinaus niemals wieder zulassen. Außerdem mussten meine Fehler einfach dezimiert werden!
Das war letzten Endes ausschließlich mit ihrer Abwesenheit möglich!
Schulz wedelte mit seiner linken Hand vor meinem Gesicht herum.
"Hey Davis, du weißt doch, dass ich Recht habe! Und ich kann dir dein schlechtes Gewissen förmlich ansehen! Du musst eines bedenken: Janssen ist nicht sie! Gib dem Mädel nun endlich die Unterstützung, die sie braucht und sie wird absolut großartig werden! Schau richtig hin!"
Ich war angepisst wegen diesem sinnlosen Gespräch, das ich auf keinen Fall hatte führen wollen und würde deswegen auch noch später als vorgesehen zu meiner Verabredung kommen! Welch abgefuckte Ironie!
Wieso konnte denn niemand außer mir sehen, dass Janssen Gift war für die Einheit, die Kameraden, die Marine und ... für mich!?
Selbst Hartmann und Schulz ließen sich von der Stabsgefreiten blenden, obwohl die Zwei bereits wesentlich mehr Soldaten ausgebildet hatten, als ich! Schließlich teilten sie sich ein Geburtsjahr, aber nicht nur das ... Sie verband ebenso eine gute Freundschaft und wesentliche, gemeinsame Erfahrungen ...
Der einzig auffällige Unterschied zwischen meinen Offizieren bestand darin, dass Schulz definitiv den 'Good Cop' darstellte und Hartmann durch und durch den 'Bad Cop'! Meine Wenigkeit ließ die beiden nichtsdestotrotz wie gute Samariter erscheinen.
Deshalb ergänzten wir drei uns als Team besonders gut mit den verschiedenen Herangehensweisen. Allerdings waren wir uns über den Grundtenor bei der Ausbildung immer einig gewesen und es gab bislang nie Probleme dieser Art! Im Gegenteil, wir brachten einheitlich die besten Soldaten hervor.
Und trotzdem waren gleich beide blind ihr gegenüber ...
Was hatte sie denn schon großartig zu bieten?
"Genau erfasst, sie ist ein scheiß Mädchen! Und kleine Mädchen haben hier nun mal nichts zu suchen!"
Mein Offizier grunzte amüsiert.
"Das ist kein rationales Argument, mein Lieber, da Janssens Alter jenseits der Volljährigkeit liegt! Außerdem sagte ich 'Mädel'. Und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich allmählich wirklich denken ... na ja ... du bist ein bisschen verschossen in die Kleine und willst sie wohl kaum direkt vor deiner Nase herumtanzen haben! Schließlich gibt es keine, die dir derart Paroli bietet, dich durchweg auf die Palme bringt und immer Thema Nummer Eins in deinen Gesprächen ist! Nicht so, wie deine 'Kneipenbekanntschaften' ... Also von wegen 'Mädchen', eher starke Frau ... Was sagt Melina eigentlich zu dieser ganzen Sache?"
Schulz wackelte jetzt obendrein grinsend mit seinen buschigen Augenbrauen.
Ich spürte prompt meine glühenden Wangen und schnappte vor Empörung laut nach Luft, bevor ich meiner unaussprechlichen Wut freien Lauf ließ:
"Willst du mich verarschen? Erstens: Melina geht das alles einen Scheiß an! Zweitens: Es ist meine Einheit, meine Befehlsgewalt, deshalb erwarte ich schlichtweg den nötigen Respekt von Janssen und Drittens: Wenn du diesen Gefühlsdreck bloß ein weiteres Mal denken solltest, versetze ich dich nächste Woche direkt nach Sibirien, wo ich mir deinen Schwachsinn nie wieder anhören muss!"
Ich schnaubte abfällig und lief gefrustet mit einem permanenten Kopfschütteln davon.
Schulz' amüsiertes, lautes Lachen drang indes über den gesamten Platz hinweg und seine letzten Worte schwirrten mir unentwegt durch den Kopf ... die ganze beschissene Zeit über ...
"Sie ist immer Thema Nummer Eins in deinen Gesprächen ..."
Und scheinbar nicht bloß dort ...
Schlaflos wälzte ich mich spätnachts in meinem Bett hin und her.
Danke, Janssen! Vielen Dank!
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