Kapitel 27
Shane POV
Meine Pfoten trommelten beim Laufen auf den Waldboden.
Ich kam mir irgendwie lächerlich vor, somit versuchte ich leiser zu laufen. Aber statt dass es leiser wurde, kam es mir nur noch lauter vor.
Ich machte mir den ganzen Weg über Gedanken darum, wie ich mich am Besten bei ihr entschuldigen kann.
Mir gingen tausend Möglichkeiten durch den Kopf, eine dümmer als die andere.
Ich roch schon den Fluss näher kommen.
Das Wasser roch leicht säuerlich, wie Regen, der schon seit einer Ewigkeit in diesem Bach gefangen ist. Immer weiter mitgerissen von seinen Artgenossen. Keine Chance, sich gegen den Strom zu stellen. Und wenn man es versuchte, indem man etwas ins Wasser hielt, wird es vom Wasser umrundet und gemieden. Sie schließen dich aus, weil du anders bist und nicht dazugehörst.
'Was denkst du für komisches Zeugs?', fragte mich Nero.
Ich zuckte nur mit den Schultern und musste grinsen. Das war schon irgendwie komisch, oder?
Mein Grinsen verstrich sofort, als ich auf unserem Platz eine Gestalt liegen sah. Dort war überall Blut.
Wütend rannte ich los, schneller, als ich dachte, dass ich jemals rennen könnte. Derjenige, der meiner Mate auch nur ein Haar krümmt, kriegt es mit mir, dem Tod persönlich zu tun.
Ein paar Meter vor der Leiche blieb ich stehen und musste mir einen Lachanfall unterdrücken. Diese ganze Situation war einfach absurd.
Vor mir lag ein angekautes Reh, von dem noch ziemlich viel übrig war. Hätte ich nicht diese Schuldgefühle, wäre ich augenblicklich über den Rest hergefallen.
So drehte ich mich aber erst zu Ayi um. Sie lag dort. Ich bekam schon wieder Panik, aber ihre sich hebende und senkende Brust verriet mir, dass sie am Leben war und nur schlief.
Langsam trottete ich auf sie zu und ließ mich neben ihr nieder. Sie wachte nicht auf.
Ich wandte den Kopf zu ihr und beschnupperte sie.
Mmmmh, sie roch so gut! Ich fühlte wieder meine tiefe Liebe zu ihr.
Meinen Gefühlen nachgebend leckte ich ihr einmal übers Gesicht. Von ihrem Ohr bis zum Auge. Dann über die Schnauze.
Wie gerne ich sie jetzt in diesem Moment in Menschengestalt geküsst hätte!
Langsam schlug sie ein Auge auf. Ihre Augen verzauberten mich jedes Mal aufs Neue.
Es war ein Blau-Ton, den man einfach nicht definieren konnte. Die Farbe lag zwischen Blau und Lila. Das konnte man als Einziges sagen.
"Es tut mir leid! So unendlich leid. Ich habe alles falsch gemacht. Hätte dich nicht anschreien dürfen. Dir nicht solche Dinge gegen den Kopf werfen dürfen. Ich habe nichts davon ernst gemeint. Gar nichts, okay? "
Ich seufzte. "Du weißt ja gar nicht, wie schlecht ich mich danach gefühlt habe. Solche großen Schuldgefühle hatte ich noch nie. Und das will ich auch nie wieder erleben. Verzeihst du mir?"
Ich sah den Anflug eines Lächelns, als sie sich zurückverwandelte, ich es ihr gleichtat und sie mit ihrem Kopf immer näher meinem kam.
'Jetzt küsst sie mich!', dachte ich mir. In mir brodelten alle Gefühle, die ich je gefühlt haben könnte.
Ihr Kopf war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich hielt die Luft an und schloss die Augen. Wollte diesen Moment voll genießen.
Gespannt wartete ich, aber es kam nichts. Stattdessen machte sich Enttäuschung im mir bemerkbar.
Sie flüsterte in mein Ohr: "Ich verzeihe dir, Shane. Aber versprich mir, mich nie wieder anzuschreien. Ich habe für alles, was ich tue, einen Grund."
'Solch weise Worte!', schnurrte Nero.
Pfft. Ich war immer noch enttäuscht und sogar ein bisschen sauer, aber ich hatte es mehr als mir verdient. Deswegen sagte ich kein Wort.
Sie zog sich zurück und schaute sich um.
"Wo ist Obitus? ''
Ich drehte mich auch um, entdeckte ihn aber nicht. Merkwürdig. Er musste doch viel eher hier gewesen sein als ich.
Als Amy mich böse anfunkelte, begriff ich.
"Keine Sorge, ich habe ihn nicht zerschlagen."
Ich merkte, wie sie sich entspannte und machte mir zwar insgeheim immer noch Sorgen um ihn, aber es wird ihm schon nichts passiert sein.
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