Kapitel 25
Als ich unseren Platz erreichte und mich vergewissert hatte, dass das auch unserer war, buddelte ich ein Loch und vergrub das Kaninchen darin.
Vorher hatte ich es noch in Blätter eingewickelt, denn obwohl Dreck den Magen reinigte, war ich kein großer Erde-Fresser.
Dennoch musste das Kaninchen unter die Erde, damit es frisch blieb und es keine Füchse oder Frettchen anlockte.
Kurz darauf erschien auch schon Obitus. Er hatte ein Reh im Maul baumeln, was er halb hinter sich her zerrte, halb trug.
Bei diesem Anblick tropfte es aus meinem Maul.
'Mmmh, das hast du sehr gut gemacht, mein Schatz!', schnurrte Natla.
Obitus antwortete nicht, sondern kam zu mir und leckte mir über mein Gesicht.
'Was zum...?', knurrte Lumina.
Ich war verblüfft, doch dann fiel es mir wieder ein. Natla war die Mate von ihm.
Und ich bin Natla. Oder besser gesagt sie ist ich.
Natla gab komische Schnurr-Laute von sich und Lumina hörte nicht auf zu knurren.
Mir war die Situation äußerst peinlich - es wurde auch nicht besser als Shane plötzlich auftauchte.
"So ist das also! Erst versuchst du mich umzubringen, schiebst die ganze Schuld auf deinen zweiten Inneren Wolf, den du dir bestimmt auch nur ausgedacht hast und wenn ich dann mal kurz weggehe, dann knutscht du direkt mit dem Nächstbesten rum, den du finden kannst! Was soll das? Vor allem, er ist ein Bär!"
Ich merkte schon, dass sich eine große Wolke Ärger ansammelte.
"Shane hör zu, das war überhaupt nicht das, wonach es aussah, wenn du mir zuhörst, würde ich es dir erklären!", rief ich entsetzt. Ihn zu verlieren...
'Das kommt gar nicht in die Tüte!', schrie Lumina.
Shane jedoch knurrte: "Damit du mir noch mehr Lügen erzählst? Ich dachte, ich könnte dir vertrauen! Was ist das denn für eine Welt, in der man noch nicht einmal mehr seiner eigenen Mate mehr vertrauen kann?!"
"Du kannst mir vertrauen, aber du musst dir die gesamte Geschichte anhören! Bitte!", meinte ich verzweifelt.
Er guckte mich missbilligend an.
"Weißt du was, spar dir deine Geschichten! Es war ein Fehler dir zu vertrauen. Vater hatte Recht. Du bist böse. Dein ganzes Rudel! Kein Wunder das wir Feinde sind! Ich hätte dir nie vertrauen dürfen!"
Mit diesen Worten drehte er sich um und rannte davon. Ich meinte, Tränen in seinen Augen zu sehen.
Seine Worte hatten mich zutiefst verletzt. Das konnte doch nicht wahr sein.
'Wir müssen ihm hinterher! Wir dürfen ihn nicht verlieren!', schrie Lumina. Sie war panisch.
'Ach, lasst den Arsch doch laufen. Der hat eh nichts Besseres verdient. Wetten nach ein paar Stunden kommt er dir wieder in den Arsch gekrochen?', sagte Natla mit einem hasserfüllten Unterton.
Fassungslos blieb ich stehen. Beide hatten auf ihre eigene Art Recht.
Ich war unschlüssig, was ich jetzt tun sollte. Vorsichtig schaute ich zu Obitus. Er hatte die ganze Zeit einfach nur dar gestanden.
"Jetzt sag doch auch mal was!", schrie ich ihn an. "Das ist ja schließlich deine Schuld!"
Er nickte und sprach: "Es tut mir leid. Aber du bist auch zu einem Drittel meine Mate. Du musst das verstehen. Ich fühlte mich genauso wie du jetzt, nur dass du noch die Chance hast, ihn zurückzuholen. Ich hatte diese Chance nicht. Aber dennoch muss ich meinen Fehler begleichen. Ich gehe ihn holen." Er drehte sich in die Richtung, in die Shane verschwunden war und rannte los.
Er war wirklich schnell. Bei diesem Tempo würde er Shane schnell einholen.
Da ich von unserer Reise erschöpft war und immer noch Hunger hatte, nahm ich das Holz, welches er fallen gelassen hatte und machte ein Lagerfeuer. Steine lagen dort einfach rum.
Ich machte mich über das Reh her, ließ aber noch drei viertel übrig. Obitus war schließlich größer als wir und bekam somit auch das Doppelte.
Ich legte mich nach dem Fressen hin. Erschöpfung überkam mich. Ich wollte nicht einschlafen. Aber ich konnte nicht anders. Der Schlaf übermannte mich und ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper.
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