Kapitel 22
Wenig später trafen wir dich nötigen Vorbereitungen für unsere Wanderung. Wir beschlossen, dass wir Obitus auf jeden Fall mitnehmen. Als reine Vorsichtsmaßnahme.
'Wäre dumm gewesen, wenn ihr ihn hier gelassen hättet...', war Natlas Kommentar.
Shane berichtete, dass der Tempel in dieser Richtung liegt. Ich vertraute ihm voll und ganz und wir maschierten los. Unterwegs fingen wir uns zwei Kaninchen, die wir mit Gier verschlangen.
An unserer linken Seite floss ein Fluss entlang.
"Daran können wir uns orientieren.", sagte Shane. "Ich habe ihn in die selbe Richtung fließen sehen, in der der Tempel liegt. Wenn wir also die ganze Zeit dem Fluss folgen, kommen wir dort an."
Stetig wanderten wir weiter. Und die Sonne mit uns.
Der Fluss schien nie enden zu wollen.
"Wann sind wir denn endlich da?", wollte ich wissen.
"Hm, vielleicht dauert es noch ein paar Tage, ich weiß nicht so recht..."
'WAS?', jaulte Natla erschrocken.
'Das kann doch nicht wahr sein! Ich brauche Schlaf! Und zwar dringend!', rief sie hysterisch.
'Meine Fresse jetzt reiß dich zusammen! Du hast wohl von uns heute am längsten geschlafen, also halt einfach mal die Klappe und beschwer dich nicht. Wenn du abhauen würdest wäre es mir recht, da du bis jetzt eh nichts zustande gebracht hast außer unseren Mate fast umzubringen! Also reiß dich zusammen und FRESSE!', schrie Lumina. Ihr war wohl der Kragen geplatzt.
Mich brachte es ehrlich gesagt zum Lachen, weil Lumina fast immer die Fassung behielt und die Beiden einfach nur zu lustig waren, wenn sie sich stritten.
Natla sagte daraufhin nichts mehr.
Hätte sie nicht diesen Hass gegen Shane, dann könnte ich sie vielleicht sogar leiden. Aber nur vielleicht. Doch dazu musste sie sich erst mal mit ihm anfreunden.
"Du sag mal, ich bin neugierig. Wie ist es denn eigentlich so mit zwei anstatt einem Wolf in einem? Also, das darfst du nicht falsch verstehen, aber ich würde es einfach nur gerne wissen..."
Bevor er sich noch weiter verhedderte, fing ich einfach an zu erzählen.
"Ja, also... Ganz so anders ist das ja nicht gerade. Es ist halt so wie mit einem, aber du kannst dich mit Beiden gleichzeitig unterhalten und sie kebbeln sich auch gerne mal... Tja, das ist dann eigentlich ganz lustig."
In Gedanken, sodass nur Shane das hören konnte (Natla und Lumina nicht) sprach ich weiter:
"Aber dennoch ist das beängstigend. Du hast gesehen, was eine von Beiden für Schaden anrichten kann. Sie hat so eine Art Hass gegen dich... Aber das möchte ich nicht. Ich könnte sie auch ganz gut leiden, wenn da nicht dieser Hass und diese Wut wären... Das sind bei ihr wohl Gefühle, die sie nicht kontrollieren kann. Ich mache mir Sorgen um sie und vor allem um dich. Was wenn sie dich mitten im Schlaf angreift?"
Ich machte eine kurze Pause, um mit brüchiger Stimme hinzuzufügen:
"Außerdem habe ich Angst. Angst davor, dich zu verlieren. Du bist mehr oder weniger die einzige Person, der ich vertrauen kann. Ich könnte nicht mehr ohne dich leben. Das würde ich nicht mehr aushalten..."
Shane guckte mich vorsichtig an.
"Hast du denn keinen in deiner Familie, dem du vertrauen kannst?"
Ich dachte kurz nach, aber entschied mich dagegen, es ihm zu erzählen.
"Es tut mir leid, aber ich bin noch nicht so weit... Das kann ich einfach noch nicht. Tut mir wirklich leid."
Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er seine Enttäuschung zu verbergen versuchte. Es gelang ihm nicht wirklich.
Sein Mundwinkel zuckte und er schluckte einmal kurz.
"Was hälst du davon, dass wir in Wolfsgestalt rennen, denn dann sind wir schneller?", fragte ich um das Thema zu wechseln. Ich konnte aber froh sein, dass der Wald hier an dieser Stelle so dicht war, dass die Sonne nicht durchschien und ich somit ein Mensch bleiben konnte. Aber als Wölfe waren wir schneller unterwegs.
"Ja klar, kein Problem."
Also verwandelten wir uns und wollten los rennen, bis sich Natla plötzlich wieder anfing zu beschweren.
'Was ist, wenn Obitus nicht so schnell mitkommt, hm? Ja, dann habt ihr ein Problem oder?', fragte sie höhnisch.
'Natla, dann kannst du es ihm ja mitteilen, oder? Du denkst ja offensichtlich immer an alles!', antwortete Lumina zuckersüß, aber mit sarkastischem Unterton.
Natla machte sich mit einem Murrer davon und schon rannten wir los. Obitus folgte uns ohne Probleme.
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