Kapitel 17
"Wir müssen nicht mehr zur Höhle zurückkehren, oder?", fragte ich Shane.
Er schüttelte den Kopf und ich fragte weiter: "Und was wollen wir jetzt machen? Was ist unser Ziel? Der Leiter hat mir erzählt, dass wir zu einem Tempel müssen... Ich habe seinen Namen vergessen..."
Shane sah mich missmutig von der Seite an. "Ich weiß es nicht. Mir sagte er auch etwas über den Tempel. Aber den müssen wir erst finden..."
Na, das war ja ein sehr produktives Gespräch!
Ich weiß... Hast du etwa eine Ahnung, wie wir den Tempel finden sollen?
Steigt auf einen Berg und schon solltet ihr ihn sehen... Laut meinem Gedächtnis sollte er sehr groß sein.
Ich zögerte kurz und wusste nicht recht, was ich davon halten sollte.
Hatte der Leiter etwas diesbezüglich erzählt? Ich konnte mir nicht dergleichen in Erinnerung rufen. Aber woher wusste sie es dann?!
Lumina, was verschweigst du mir? Lumina! Toll, danke für deine Antwort.
Ich hatte aber keine Zeit, mir jetzt darüber Gedanken zu machen, denn Shane stürmte auf einmal los und ich folgte ihm. Er musste wohl etwas gesehen haben.
Kurz darauf sprang er über einen umgestürzten Baumstamm und war aus meinem Blickfeld.
Ich war kurz davor abzuspringen, als Lumina plötzlich wie eine Wahnsinnige versuchte, die Kontrolle über den Körper an sich zu reißen. Darauf war ich nicht vorbereitet und ich lief mit hoher Geschwindigkeit in den Baumstamm hinein.
Lumina, was soll das denn?, schrie ich aufgebracht rum, erhielt aber erst nach sehr langem Zögern eine Antwort.
Ich... Ich weiß nicht. Das war nicht normal, ich war wie weggetreten. Das ist mir noch nie passiert... Es tut mir leid... Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Geist... Tut mir wirklich leid...
Ja, ist schon gut. Es ist ja nicht wirklich was Schlimmes passiert.
Etwas verwundert stand ich auf und sprang in einem Satz über den Stamm.
Von Shane war nichts mehr zu sehen. Also lief ich einfach weiter immer geradeaus, denn hier führte mich seine Geruchsspur lang.
Als ich an einem nicht sonderlich hohen Busch vorbei lief, hörte ich das leise Rascheln von einem Kaninchen. Ich schlich mich um den Busch herum, damit es meinen Geruch, der vom Wind zu ihm hinübergetragen wurde, nicht riechen konnte und mit einem kräftigen Sprung hatte ich es mit den Vorderpfoten gepackt und tötete es mit einem schnellen Biss in die Kehle.
Mir lief ein bisschen Blut ins Maul und Lumina versuchte, sobald sie es schmeckte, schon wieder gewaltsam die Kontrolle an sich zu reißen.
In mir zog sich gefühlt alles zusammen und ich versuchte, mich zu entspannen, aber dennoch die Oberhand zu bewahren.
Lumina, verdammte Scheiße, was ist nur los mit dir?! Bist du denn vollkommen verrückt?!
Von Lumi erhielt ich als Antwort nur ein wildes Knurren, was sich nicht wirklich nach ihr anhörte.
Als sie sich geschlagen gab, stand ich keuchend vor meiner Beute.
Das war nicht normal. Was war nur mit Lumina los?
Ich hatte leider keine Zeit darüber nachzudenken, geschweige denn eine logische Antwort zu finden, da bog auch schon Shane um die Ecke mit seiner Beute.
Er war wohl etwas erfolgreicher gewesen, denn aus seinem Maul baumelte ein Reh und ein Wiesel.
Ich blickte hinunter auf meinen Hasen.
Hm.
Da ist wohl etwas schief gelaufen.
Ja und zwar du.
...Lumina, gehts dir nicht gut?
Lumina? Tja, ich bin nicht Lumina. Ich bin Natla. Lumina gibt es nicht mehr. Sie ist tot.
WAS?
Ich verstand die Welt nicht mehr. WAS. IM. NAMEN. GOTTES. IST. VERDAMMT. NOCH. MAL. PASSIERT!!! WER BIST DU ÜBERHAUPT? WIE KOMMST DU ÜBERHAUPT IN MICH? WARUM BIST DU DA? ICH VERSTEHE DIE WELT NICHT MEHR!!!
Hör auf so viele Fragen zu stellen. Aber lass dir eins gesagt sein: Ich bin das Böse in dir. Schön, dass du auch mal Notiz von mir nimmst. Lumina hatte es viele Jahre lang geschafft, mich zu verbannen. Aber nun ist sie besiegt und ich komme endlich ans Werk!
Geschockt stand ich da einfach nur rum und wurde erst durch Shanes Schnauzen-Stupser unterbrochen.
"Amalia, was hast du?"
Die Frage ist wohl eher was ich nicht habe...
Ich war nicht in der Lage zu antworten, deshalb schüttelte ich mich nur.
Und schon wieder versuchte Natla brutal die Kontrolle an sich zu reißen. Diesmal gelang es ihr für einen kurzen Augenblick.
Es war, als strömte das Böse durch mich durch. Glühender Zorn, siedender Hass und flammende Wut erfassten mich. Ich fühlte, als könnte ich Alles und Jeden, der mir in die Quere kam, abschlachten.
Erschrocken über mich selbst, auch genannt Natla, wich ich vor mich selbst zurück. Das war der Moment, in dem ich lernte, Natla, das Gefährlichste, was mir je begegnet war, zu fürchten.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro