3. Kapitel
Mir blieb beinahe die Luft weg, als ich die riesige Arena betrat. Außen sah sie schon sehr groß aus, aber von innen war sie noch um einiges mächtiger.
Hinter und vor mir drängten sich die Menschenhorden in die Reihen der Tribünen, als wüssten sie allesamt schon, wohin sie müssten.
Ich jedoch sah mich nur verwirrt um und versuchte eine Person meines Alters ausfindig zu machen.
Meine Familie hatte mich am Tor schon vorgelassen, damit ich meinen Platz schnell fand.
Erste Reihe, dachte ich, wo soll die bitteschön sein?
Orientierungslos zwängte ich mich dort entlang, wo es laut meines Erachtens wahrscheinlich zu den vorderen Reihen ging.
Plötzlich jedoch rannte ein mir fremder Junge in mich hinein.
Sein total geschockter Blick begegnete dem meinen, der nebenbei gesagt keinen anderen Ausdruck hatte.
"T-Tut mir unendlich leid!", stotterte er einige Zeit später und rückte total durcheinander seine Brille auf der Nase zurecht. Insgesamt wirkte er auf mich wie ein einfacher, gelehrter Stadtbewohner, doch mir fiel auf, dass er weder viel älter, noch jünger als ich zu sein schien.
"Zukünftiger?", fragte ich daraufhin schnell und hoffnungsvoll, ohne auf seine Entschuldigung einzugehen.
Erst schien er etwas überrumpelt, nickte dann jedoch eifrig."Du auch?", fragte er schließlich.
Ich wiederholte seine Geste und er seufzte einmal tief vor Erleichterung.
"Ich bin Fabian.", stellte er sich leicht lächelnd vor.
"Jane.", erwiderte ich und wir schüttelten uns zum Gruß die Hände.
"Aus dem Weg!", rief dann plötzlich ein weiterer Junge, der sich auf uns zuboxte und auch versuchte sich zwischen uns zu drängeln.
Empört stellte ich mich ihm sofort in den Weg."Ey!", keifte ich ihn an und übertönte damit die wütende Menge um mich herum.
"Geh mir aus dem Weg, Kleine. Ich muss in die erste Reihe.", erwiderte der Typ gelassen und grinste mich daraufhin unverschämt an.
"Ich auch!", erwiderte ich unbeeindruckt und stemmte provozierend eine Hand in meine Hüfte.
"Ach echt?" Der Junge zog eine Augenbraue hoch,"Du wirkst so jung. Sicher, dass du nicht lieber zurück zu deiner Mami gehen musst?"
Ich kniff die Augen zusammen, ließ mich jedoch nicht provozieren. Insgesamt hatten wir schon einige Aufmerksamkeit um uns herum erregt, denn die vor Wut knisternde Luft war nun in Neugierde umgeschwungen und ich konnte einige forschende Blicke auf mir spüren, die einen unangenehmen Schauer auf meinem Rücken hinterließen.
Ich schwieg eine Weile und überlegte, was ich bissiges erwidern konnte, allerdings besann ich mich eines besseren.
"Ich bin Jane." Mit einem aufgezwungenen Lächeln nahm ich seine Hand und schüttelte diese. Ich werde keinen Streit provozieren, solang die Zeremonie noch nicht vorbei ist, dachte ich mir insgeheim und als ich in den Augen des Fremden vor mir dann Enttäuschung aufblitzen sah, machte sich in mir das Gefühl des Triumphs breit.
"Ricardo.", erwiderte er dann und zog seine Hand zurück,"Du bist ziemlich bissig für ein kleines Mädchen.", fügte er dann grinsend hinzu.
Als ich gerade etwas erwidern wollte, hielt mir jemand seine kalten Hände vor die Augen.
Erschrocken drehte ich mich um und als Layla lachend vor mir stand, fiel mir ein Stein vom Herzen.
"Du hättest deinen Blick sehen sollen!", lachte meine beste Freundin und zeigte dann auf Ricardo.
"Wer ist das?", fragte sie und legte ihren Kopf leicht schief.
"Ric-", begann dieser, doch ich unterbrach ihn mit einem "Nur ein Besserwisser, der es nötig hat, sich durch Menschenmassen zu schlagen und gleichaltrige Mädchen zu provozieren."
Gespielt zog Ricardo eine Schmolllippe."Ich bin doch nur ein armer, kleiner Zukünftiger.", säuselte er ironisch und Layla lachte daraufhin."Was sich neckt, das liebt sich früher oder später.", erwiderte sie grinsend und zwinkerte mir zu.
Empört schnaubte ich und mein Blick fiel auf Fabian, der sich zögerlich zu Wort meldete."Wir müssen jetzt echt mal unsere Plätze finden."
Während des Trubels hatte ich meine eigentliche Absicht fast vollkommen vergessen und nickte schnell.
Ricardo grinste mich mal wieder an und Layla legte mir einen ihrer Arme um die Schultern.
"Wenigstens verlaufen wir uns zu viert!", sagte sie und lächelte dann Fabian an.
Anscheinend kennen sie sich schon aus der Stadt, dachte ich noch und dann liefen wir gemeinsam die Reihen immer weiter hinunter.
Die Gänge zwischen den vielen Tribünen hatten sich bereits fast vollständig geleert und die Menschenmassen hatten sich allesamt auf ihre Plätze gesetzt.
Auch Fabian, Ricardo, Layla und ich hatten nach langem Suchen dann endlich unsere Sitzplätze in der ersten Reihe erreicht, wo wir bereits von dem aufgeregten Getuschel der anderen Zukünftigen begrüßt wurden.
Sobald wir uns gesetzt hatten, sah ich mich aufmerksam um.
Vor mir war eine Art sehr starkes Gitter angebracht, durch welches ich hinab in die riesige Arena sehen konnte. Für mich hatten schon die Tribünen sehr groß ausgesehen, doch jetzt-mit direktem Blick auf den großen Platz unterhalb der Tribüne-hatte ich das Gefühl nur ein winziger Fleck in einer vollkommen anderen Welt zu sein.
"Gigantisch, oder?", hauchte Layla neben mir, die meinem Blick gefolgt war.
"Dort drinnen werden wir uns nachher beweisen müssen.", murmelte ich als Antwort und beugte mich noch weiter vor, wo ich mich am Gitter festhielt und zwischen die Lücken spähte.
"Das schaffen wir schon." Meine Freundin legte mir ihre Hand beruhigend auf die Schulter und ich atmete tief ein und aus.
"Die Kleine ist ziemlich aufgeregt, kann das sein?", erklang die spöttische Stimme Ricardo's, der auf der anderen Seite neben mir saß.
Fabian hatte sich neben Layla gesetzt und schien in Gedanken versunken, während er durch das Gitter in die Turnhierhalle starrte.
"Das ist normal Ric.", erwiderte Layla an meiner Stelle und ich umklammerte die Gitterstäbe noch etwas mehr mit den Händen. Warum musste Ricardo auch sagen, dass ich aufgeregt war? Das machte alles nur schlimmer.
Seufzend ließ ich mich zurück auf meinen Platz fallen und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
Dann funkelte ich Ricardo neben mir an."Du bist genauso aufgeregt wie ich, gib's zu!", murrte ich, doch er lächelte nur, während er mir fest in die Augen sah.
"Wahre Bücherkämpfer haben keine Angst.", säuselte er dann und Layla sog neben mir zurecht die Luft ein.
Wut kochte in mir hoch, welche durch das wilde Pochen meines Herzens nicht gemindert wurde.
"Ich bin eine geborene Buchkämpferin!", fuhr ich meinen Gegenüber an und ballte meine Hände zu Fäusten.
"Du bist ziemlich zickig.", erwiderte er unbeeindruckt, lehnte sich in seinem Sitz zurück und wandte seinen Blick grinsend von mir ab.
"Du... Du bist so ein-", knurrte ich, doch Layla zog mich an den Schultern zurück, ehe ich ihm eine ordentliche Backpfeife verpassen konnte.
"Shhh.", machte meine beste Freundin, nahm eine meiner zu Fäusten geballten Hände in die ihren und fügte ein leises:"Lass dich nicht von ihm provozieren.", hinzu.
"Aber er ist so-", fing ich an, wurde jedoch von einer lauten Durchsage unterbrochen, die durch die gesamte Arena schallte.
"Sehr geehrte Zukünftige und Begleiter der Zukünftigen...", dröhnte die laute Stimme des Mannes von vorhin auf dem Platz vor der Arena durch die riesige Halle und ein Schauer lief über meinen Rücken.
"Heute ist ein ganz besonderer Tag!"
Einige Jubelrufe waren bereits zu vernehmen, obwohl noch gar nichts angekündigt wurde.
"Der heutige Tag wird das Schicksal und Leben all unserer hier versammelten 17-jährigen Jungen und Mädchen bestimmen!"
Die Jubelrufe wurden lauter und es wurde applaudiert, trotzdem fuhr der Kommentator fort, wobei seine Stimme noch immer den Applaus übertönte.
"Zukünftige!"
Ich sah auf, als hätte man mich direkt und allein angesprochen. Ein Kloß bildete sich vor Aufregung in meinem Hals und ich umklammerte nervös die Hand meiner besten Freundin, der es anscheinend genauso wie mir erging...
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