30
Am nächsten Morgen wachen alle vier mit einem Lächeln im Gesicht auf.
"Heute ist Silvester" , flüstert Wyn.
"Lass uns aufstehen. Wir wollen ja nicht erwischt werden" , erklärt Rue.
"Es ist noch viel zu früh, als das sie kommen würde"
"Noch liegen bleiben?" , fragt sie.
"Noch liegen bleiben" , erklärt er lächelnd und klettert von seiner Matratze in ihr Bett.
Die beiden liegen gemeinsam in Rues Bett und halten sich in den Armen. Raven und Niv schlafen auf der anderen Seite noch tief und fest. Nach einer Weile wachen die beiden ebenfalls auf.
"Scheiße, schon so spät?" , fragt Niv da. "Wyn, wir müssen raus hier" , sagt er. Wyn und Rue scheinen die Zeit vergessen zu haben. Doch da ist es schon zu spät und es klopft an der Tür.
"Fuck" , flüstert Wyn.
"Immerhin sind wir dieses Mal wach" , kichert Rue.
"Mädchen?" , sagt die Aufsichtsperson und klopft noch einmal.
"Ja?" , fragt Raven verschlafen, die noch gar nichts von der brenzligen Situation wahrgenommen hat.
"Los. Aus dem Fenster" , sagt Niv.
"Bist du verrückt?"
"Siehst du einen Ausweg?" , fragt Niv.
"Nein"
"Also los. Da können wir entlang und dann auf das Dach"
"Okay. Du bist wahnsinnig. Aber besser als der Drache" , sagt er und die beiden sind gerade rechtzeitig verschwunden, als sie die Tür aufmacht und Raven und Rue im Bett liegen sieht.
"Ihr seit echt ein paar Schlafmützen" , sagt sie und schüttelt den Kopf.
"Kommt gleich zum Essen, okay?" , fragt sie. Die beiden nicken. Dann schließt die Frau wieder die Tür und Rue atmet aus.
"Das war knapp. Die Luft ist rein, Jungs"
"Sicher? Hier ist es gerade echt angenehm" , scherzt Niv.
"Geh schon" , flüstert Wyn.
Die beiden klettern wieder in das Zimmer und machen sich nun auf den Weg, um sich umzuziehen und duschen zu gehen.
"Ich freu mich auf das Feuerwerk nachher"
"Ich freu mich auf dich" , flüstert Wyn lächelnd.
*
"Was wollen wir jetzt eigentlich machen?" , fragt Niv nach einer Weile, als alle vier wieder zurück im Zimmer sind.
"In der Scheune steigt eine Silvesterparty" , erwidert Wyn.
"Keine Partys. Ich hasse Partys" , antwortet Rue.
"Und ich mag Partys auch nicht besonders"
"Wollen wir hier bleiben? Im Internat?" , fragt Rue.
"Oder zu deinem Dad und meinem Dad und Harry?" , hängt sie noch heran.
"Ich glaube, wir sollten im Internat bleiben. Ich hab vorhin irgendwo so einen Aushang gesehen. Wartet Mal kurz" , sagt Raven und ist schon wieder aus dem Zimmer verschwunden. Sie kommt strahlend und mit einem Zettel in der Hand wieder ins Zimmer.
"Hier" , sagt sie und hält ihn in die Höhe. Dann beginnt sie vorzulesen.
"An Silvester steigt im Internat eine kleine, aber feine Silvesterparty. Wir werden die große Halle beleuchten, Bleigießen machen, und um Mitternacht gemeinsam das Feuerwerk anschauen. Wer Lust hat, ist gerne eingeladen"
"Lass uns doch da hingehen" , beendet sie ihren Monolog. "Das klingt nach Spaß. Und es ist für jeden etwas dabei" , lächelt sie.
"Einverstanden" , erklärt sich Rue bereit. Die anderen sind auch dabei.
"Ich freue mich" , lächelt Raven die drei anderen an. Die vier haben noch ein paar Stunden, bis die Silvesterparty beginnt und erzählen sich noch von ihren Ferien. Außerdem spielen sie ein paar Kartenspiele dabei, weil sie sich so lange nicht mehr gesehen haben, haben sie einiges aufzuholen.
"Wyn, willst du Bob nicht auch fragen, ob er kommt?" , fragt Rue.
"Und ich frage Lyra, ob sie kommen mag" , sagt sie und verschwindet aus dem Zimmer, um ihre beste Freundin anzurufen.
Die beiden haben bisher Silvester immer zusammen verbracht und es wäre das erste Jahr, welches die beiden getrennt voneinander verbringen würden. Das wäre irgendwie seltsam.
*
Am Abend ist es endlich so weit. Um achtzehn Uhr sollte die Party beginnen. Rue ist schon ganz aufgedreht, denn in ein paar Minuten kommt Lyra. Sie steht alleine am Bahnhof und wartet darauf, dass der Zug mit ihrer besten Freundin endlich einfährt. Nachdem der fünfte Zug in den Bahnhof gefahren ist und Lyra immer noch außer Sichtweite ist, will Rue gerade aufgeben und sie noch einmal anrufen, als Lyra auf sie zugelaufen kommt und sie herzlich umarmt.
"Hey" , begrüßt sie ihre Freundin und die beiden reden den ganzen Weg über ins Internat. Dort warten Rues Freunde schon auf sie und begrüßen Lyra.
"Und, kommt Bob jetzt eigentlich?" , fragt Rue ihren Freund.
"Ja, aber er wollte etwas später kommen. Und jetzt lass uns endlich in die große Halle gehen. Ich will sehen, wie sie es geschmückt haben" , grinst Wyn und die fünf laufen nun durch das große Internat.
"Das sieht ja klasse aus" , freut sich Raven. Die ganze Halle ist mit Lichterketten beleuchtet und überall hängen Luftschlangen. Auf den Tischen ist ein Buffet aufgebaut und in der Mitte sind ein paar Tische zum Blei gießen. Die große Musikanlage spielt auch schon ein paar Lieder. Nachdem die Freunde schon ein paar Stunden auf der Party sind, kommt eine Gestalt an ihren Tisch, die sie zuerst gar nicht kennen.
"Was ist das denn hier für eine lahme Party? Hier muss Mal jemand richtig Stimmung machen" , grinst Bob.
"Komm, steh auf" , sagt er zu Rue und zieht sie an den Händen hoch, um sie auf die Tanzfläche zu ziehen.
"Hey, das ist immer noch meine Freundin!" , beschwert sich Wyn lachend.
"Wenn du sie nicht zum tanzen aufforderst, muss ich das eben machen" , sagt dieser und wünscht sich ein Lied beim DJ, bevor er Rue durch die Luft wirbelt.
"Kommt auch auf die Tanzfläche" , schreit er den anderen über die laute Musik hinweg zu.
Die anderen stehen auf und bewegen sich ebenfalls auf die Tanzfläche. Sie sind die ersten, die sich überhaupt auf die Tanzfläche trauen. Wyn kommt und löst Bob ab, der schließlich mit Lyra tanzt.
"Gut, dass du gekommen bist. Die Stimmung war echt mies" , lächelt diese.
Irgendwann ist es so weit und es ist nur noch eine halbe Stunde bis Silvester. Die Freunde sind gerade am Bleigießen.
"Schau Mal, meins sieht aus, wie ein Herz" , zeigt Lyra Bob ihr Symbol, welches sie gegossen hat.
"Und wie sieht meins aus?" , fragt er sie lächelnd.
"Deins sieht aus, wie ein Kelch" , sagt sie, als sie sich das Symbol anschaut, welches bei Bob herausgekommen ist.
"ihr müsst auch eure Symbole zeigen" , erklärt sie aufgeregt und schaut sich die anderen Symbole an.
"Rue, deins sieht aus-"
"Wie ein Dreieck" , ergänzt Rue.
"Ravens sieht aus, wie ein Hammer" , erklärt Lyra und nimmt auch noch die beiden Symbole von Wyn und Niv in Augenschein. Wyns sieht aus, wie eine Krone und Nivs sieht aus wie eine Leiter", stellt Lyra fest.
"Und, Lyra was bedeuten all diese Sachen?" , fragt Bob sie.
"Warte, ich schaue es auf der Verpackung nach"
"Also, mein Symbol, das Herz steht für.. Da steht, dass ich mich verlieben werde" , sagt sie. "Und dein Kelch bedeutet , dass du eine glückliche Zukunft haben wirst"
"Ich hoffe es" , sagt er leise.
"Ein Dreieck bedeutet finanzielle Verbesserung"
"Die hab ich auch dringend nötig" , lacht Rue.
"Der Hammer steht dafür, dass du deinen Weg gehen wirst, Raven"
"Das klingt sehr schön", stellt Raven selbst fest.
"Und ich glaube auch ganz fest daran" , sagt Niv und gibt ihr einen Kuss.
"Also, die Krone heißt, dass du reich werden wirst. Und Niv, deine Leiter bedeutet, dass du Erfolg im Beruf haben wirst"
"Das klingt doch nach ganz anständigen Voraussagen für die Zukunft" , stellt Bob fest.
"Auf die Zukunft" , sagt er und hält seinen Becher in die Luft, um mit den anderen anzustoßen. Die anderen stoßen an.
"Kommt Kinder, wir wollen nach draußen gehen. Noch zwei Minuten, dann beginnt das neue Jahr!" , freut Frau Dawson sich. Die Freunde stehen von dem Tisch auf, schenken sich noch einmal neue Getränke ein und gehen nach draußen, um sich gemeinsam das Feuerwerk anzuschauen. Als sie alle draußen sind, ist es noch eine halbe Minute und irgendwie ist Rue ganz aufgeregt. Sie hat ein Kribbeln im Bauch und kann es kaum fassen, dass dieses Jahr schon wieder zu Ende ist.
"10.9.8" , beginnen die Leute herunter zu zählen. Irgendjemand hat das Radio angemacht, um die genaue Zeit zu haben.
"7.6.5" , beginnen nun auch die anderen. Alle zählen im Chor.
"4.3.2.1", zählen alle miteinander runter.
"Frohes neues Jahr" , schreien alle miteinander. Wyn und Rue küssen sich. Raven und Niv küssen sich. Lyra und Bob umarmen sich.
"Mann bin ich froh, dass du auch bist. Sonst würde ich jetzt ganz seltsam neben den beiden Turteltäubchen stehen" , grinst sie ihn an.
"Wenn du magst, gebe ich dir auch einen Neujahreskuss"
"Auf den Mund?" , fragt Lyra.
"Wenn du willst" , sagt er und zuckt mit den Schultern.
"Was solls, ich wurde schon viel zu lange nicht mehr geküsst. Und du scheinst nett zu sein" , grinst sie und nun küssen auch die beiden sich. Inzwischen haben die anderen sich voneinander gelöst und sehen die beiden sich küssen und kreischen.
"Frohes Neues Jahr" , wünschen die anderen sich und umarmen sich jeweils, bis sie alle miteinander anstoßen und sich gemeinsam das Feuerwerk anschauen.
"Hast du Raketen dabei?" , fragt Lyra begeistert, als Bob zwei aus seinem Rucksack herausholt.
"Ja, ich will mir etwas wünschen" , sagt er schüchtern.
"Darf ich mir auch etwas wünschen?" , fragt sie.
"Klar" , lächelt er und zündet eine der Raketen an.
Die Rakete fliegt in die Luft und die beiden schauen ihr hinterher, bis sie am Himmel in den hellsten Farben explodiert.
"Was hast du dir gewünscht?" , fragt Lyra ihn.
"Das darf ich nicht verraten, sonst geht es nicht in Erfüllung" , lächelt er geheimnisvoll.
*
6 Monate später
Es ist Juni und die vier haben endlich das Abi in der Tasche. Lyra ist zu der Zeugnisverleihung extra nach Königsfelde angereist, ihre Zeugnisverleihung hatte sie schon vor ein paar Tagen, an denen Bob und Rue sie auch besucht haben.
"Herzlichen Glückwunsch" , beglückwünschen Bob, Lrya und Niv die drei. Wyn hat einen Anzug an und sieht wahnsinnig gut aus. Rue und Raven haben wunderschöne Kleider an. Die beiden haben sich ihr Zeugnis schon abgeholt und die Verleihung ist schon vorbei. Sie bleiben jedoch noch in der Aula. Es sollen noch ein paar Fotos gemacht werden und sie wollen noch gemeinsam feiern.
"Und, wann geht es los?" , fragt Rue.
"Gleich morgen früh" , grinst Wyn.
Die Freunde hatten in den letzten Monaten hart für das Abi gepaukt, aber auch den Roadtrip nach dem Abi geplant. Sobald sie frei hatten, haben sie alles besorgt, was sie für so eine Reise brauchen. Morgen soll es losgehen. Niv hatten sie auch noch überredet, mitzukommen. Er macht nun ein Freisemester. Bob und Lyra sind inzwischen zusammen gekommen und wollen beide auch mit. Lyra wollte nach dem Abi sowieso reisen und Bob wollte erst einmal sein Leben genießen, bevor er sein Abi nachholen würde. Man weiß schließlich nie, wann es zu Ende ist. In dieser Nacht kann Rue nicht schlafen, weil sie viel zu aufgeregt ist.
"Heute geht es los" , sagt Rue, als sie die Augen aufschlägt. Sie packt noch den letzten Kram in den Rucksack. Ihren Raben hat sie zu ihrem Vater gebracht, von dem sie sich gestern Abend noch verabschiedet hat. Sie freut sich wahnsinnig auf den Roadtrip und kann sich nichts besseres vorstellen, als mit ihren besten Freunden zu reisen und neue Abendteuer zu erleben.
Die sechs treffen sich beim Auto, verstauen das Gepäck im Kofferraum und steigen ein. Sie fahren mit Nivs Bus, wollen sich mit dem Fahren abwechseln, weil jeder einen Führerschein hat. Wyn sitzt am Steuer und fährt langsam vom Internatsparkplatz. Er hat die Playlist von sich und Rue angemacht.
"Ich liebe dich" , flüstert er.
"Ich liebe dich auch" , erwidert Rue und kann nicht mehr aufhören, zu grinsen.
"Das wird der beste Roadtrip unseres Lebens. Ich liebe euch, Leute" , ruft Bob aus dem Fenster, als sie auf der Schnellstraße fahren. Seine Haare sind inzwischen wieder gewaschen und fliegen im Wind.
"Ich glaube, wir haben doch keine kalten Herzen" , sagt Rue lächelnd, die neben Wyn auf dem Beifahrersitz sitzt. Wyn hält Rues Hand in seiner, wenn er gerade nicht schalten muss. Das Leben ist schön.
Ende
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