29
An Heiligabend ist Rue noch im Internat. Sie wollte Harry überraschen und ihn abholen. Die meisten waren schon gestern Abend nach Hause gefahren, doch Rue wollte Wyn noch an diesem Morgen sehen und ihm sein Geschenk überreichen. Ihr Vater würde sie und Harry nachher abholen.
Am Morgen wacht sie mit einem Grinsen im Gesicht auf, Raven schläft auf der anderen Seite noch und dreht sich noch einmal um. Sie würde im Internat bleiben und mit Niv Weihnachten feiern. Rue hatte angeboten, mit ihrer Familie zu feiern, doch Raven hatte dankend abgelehnt. Niv hatte es ihr ebenfalls schon angeboten und sie wollte Rue und ihre Familie erst einmal wieder gemeinsam ankommen lassen.
Rue steht, immer noch grinsend, auf und geht erst einmal ins Badezimmer, um zu duschen und sich die Zähne zu putzen. Als sie aus der Dusche kommt, trifft sie Wyn auf dem Gang.
"Fröhliche Weihnachten" , wünscht dieser ihr.
"Sagt man das nicht erst am ersten Weihnachtstag?", fragt Rue ihn grinsend. "Ich wünsche dir aber trotzdem auch fröhliche Weihnachten" , lächelt sie.
"Ich hab noch etwas für dich, magst du mitkommen?", fragt Wyn.
"Ich muss noch eben meinen Koffer packen und mich anziehen. Danach komme ich, okay?" , fragt sie.
"Wir treffen uns in einer halben Stunde auf dem Dach" , sagt Wyn und gibt ihr einen schnellen Kuss.
Rue geht wieder ins Zimmer und inzwischen ist auch Raven wach. Auch Raven wünscht ihr Frohe Weihnachten. Sie lächelt auch. Rue freut sich darüber, denn sie hatte Angst, dass es Raven an diesem Tag besonders schlecht gehen würde. An diesem Tag wird einem noch einmal bewusster, wer am meisten fehlt. Bei Raven ist es die ganze Familie. Zum Glück hat sie nun Niv, der sie glücklich macht.
"Ich werde gleich von meinem Dad abgeholt, falls wir uns nicht mehr sehen sollten, wünsche ich dir ein paar tolle Feiertage. Bist du Silvester wieder hier?", fragt Rue.
"Klar bin ich hier. Wir wollen doch eine fette Party schmeißen" , lächelt sie.
"Ich werde dich echt vermissen" , sagt Rue und umarmt ihre Freundin. Inzwischen hatte sie all ihre Klamotten in den Koffer gepackt und versucht ihn, zuzumachen.
"Kannst du mir eben helfen?" , fragt Rue.
"Was hast du denn da drinnen? Ziegelsteine?" , fragt sie.
"So ähnlich"
"Bücher?" , fragt Raven lachend.
"Bücher und Geschenke. Jede Menge Geschenke" , lächelt sie.
"Na dann" , sagt Raven, als die beiden den Koffer zubekommen haben.
"Ich hab auch noch eine Kleinigkeit für dich" , erklärt Rue schüchtern.
"Echt?" , fragt Raven.
"Echt" , lächelt Rue.
"Was denn?" , fragt Raven.
"Ich hoffe, es gefällt dir" , erklärt Rue.
Es ist eine kleine Schachtel, die Rue herausholt und ihrer Freundin hinhält.
"Das wäre aber echt nicht nötig gewesen. Ich hab doch auch gar nichts für dich. Das ist mir jetzt echt unangenehm. Ich wusste nicht, dass wir uns etwas schenken"
"Seh dich nicht dazu verpflichtet, Raven. Ich musste einfach an dich denken, als ich es gesehen habe, okay?" , fragt sie.
"Okay. Danke, ich freu mich wirklich, Rue"
"Du hast es doch noch gar nicht aufgemacht. Vielleicht ist es ja auch ganz schrecklich" , grinst sie.
Raven öffnet die Schachtel und heraus kommt eine silberne Kette mit einer kleinen Feder daran.
"Wow. Rue. Die ist-wunderschön. Die war doch bestimmt teuer. Das kann ich nicht annehmen" , erwidert sie.
"Doch, das kannst du. So teuer war die Kette nicht. Ich habe sie auf einem kleinen Markt gefunden und musste einfach an dich denken. Sie symbolisiert so viel von dir. Ich möchte, dass du die behältst"
"Danke, Rue" , sagt sie. "Kannst du sie mir ummachen?"
"Klar" , lächelt sie und legt die Kette ihrer Freundin um. Sie betrachtet sie noch einmal und umarmt Rue.
"Danke" , bedankt sie sich noch einmal. Nachdem die beiden noch eine Weile miteinander geredet haben, wie sie Weihnachten verbringen, ist es Zeit sich voneinander zu verabschieden.
"Lass dich nicht auffressen" , lächelt Raven und die beiden verabschieden sich voneinander. Rue nimmt noch ihren Raben in dem Käfig mit und rollt mit ihrem Koffer zum Fenster. Mit Lyron in der Hand ist es etwas schwieriger auf das Dach zu klettern, aber nach ein paar gescheiterten Versuchen ist es auch geschafft. Wyn wartet schon auf dem Dach.
"Du hättest mir ruhig auch einmal helfen können" , sagt Rue, als sie außer Atem bei Wyn ankommt.
"Du solltest einfach mehr Sport machen" , grinst dieser.
"Jaja, ich hab dich auch lieb" , sagt sie und verdreht die Augen. Sie setzt sich neben ihren besten Freund und sie kuscheln sich aneinander.
"Ganz schön kalt" , erklärt Rue.
"Ich hab eine Decke dabei" , sagt Wyn und holt tatsächlich eine Kuscheldecke aus seinem Rucksack.
"Was hast du denn alles dabei?" , fragt sie lächelnd.
"Naja, ich hab eben an alles gedacht. Ich konnte mir eben denken, dass du frieren wirst. Ist immerhin schon Winter. Und jetzt hab ich noch ein Geschenk für dich" , sagt er und holt etwas aus dem Rucksack.
"Ich hab auch etwas für dich" , erwidert Rue. Sie holt ein kleines Paket aus ihrem Rucksack.
"Ein Buch?" , fragt er.
"Wer weiß? Du musst es schon öffnen, um es herauszufinden" , lächelt sie.
Wyn reißt das Geschenkpapier auf.
"Tatsächlich, ein Buch" , lächelt er und will sich schon bedanken und es wegstecken.
"Es ist ein ganz besonderes Buch. Du musst es dir ganz genau ansehen"
Erst jetzt bemerkt er das Cover des Buches. "Das sind wir auf dem Buch"
"Ja, genau. Es ist unsere Geschichte"
"Du hast unsere Geschichte aufgeschrieben?" , fragt Wyn.
"Ja, ich habe Ewigkeiten dran gesessen"
"Ich werde es in den Ferien lesen und dich jeden Tag anrufen. Danke, Rue. Das ist das perfekte Geschenk. Vielen Dank! Ich freu mich wirklich sehr" , sagt er und gibt ihr einen Kuss.
"Mein Geschenk kann da ja gar nicht mithalten. Das kann ich ja gar nicht mehr toppen"
"Darum gehts doch auch gar nicht, Wyn. Zeig schon her"
"Okay, warte kurz" , sagt er und wendet sich wieder seinem Rucksack zu.
"Dein Handy?" , fragt sie.
"Ja, warte kurz" , sagt er. "Schau auf dein Handy"
Sie schaut auf ihr Handy. Wyn hat ihr eine Nachricht geschrieben, eine Musikdatei.
"Und noch nicht anhören. Warte, okay?" , fragt er und kramt wieder in seinem Rucksack. Er holt eine Ukulele heraus und beginnt zu singen. Rue kommen nach ein paar Zeilen die Tränen, so gerührt ist sie.
"Du-du hast einen Song für mich geschrieben?" , fragt sie.
"Ja" , sagt er und wird rot.
"Das ist das schönste, was je jemand für mich getan hat. Danke, Wyn" , sagt sie und umarmt ihn.
"Und ich wünschte, ich könnte noch mehr Zeit mit dir verbringen, aber ich muss jetzt los. Mein Vater hat mir eben geschrieben und schon zwei Mal angerufen. Er steht schon vor dem Internat. Ich liebe dich, okay?", fragt sie und gibt ihm einen Kuss.
"Ich liebe dich auch, Rue" , erklärt er. Die beiden klettern vom Dach und Wyn bringt sie noch zum Auto.
"Du musst mir alles erzählen."
"Ich ruf dich heute Abend an" , ruft Rue noch, als ihr Vater und sie schon vom Parkplatz fahren.
Wyn bleibt noch vor dem Internat stehen und winkt seiner Freundin, bevor er sich noch auf den Weg zu Wyn macht, um ihm sein Geschenk zu bringen und dann ebenfalls nach Hause zu fahren.
Wyn ist auf dem Weg zu Niv, als er Raven trifft.
"Hey, Wyn! Warte!" , ruft sie. Sie scheint schnell und weit gelaufen zu sein, denn sie ist außer Atem.
"Willst du zu Niv?" , fragt sie. Er nickt.
"Kann ich mitkommen?" , fragt sie.
"Klar" , lächelt er.
"Ich müsste nur kurz noch mal mein Zeug holen. Magst du kurz warten?" , fragt sie.
"Kann ich dir irgendwie helfen?" , fragt er.
"Das wäre lieb. Mein Koffer scheint noch schwerer zu sein, als Rues" , lächelt sie. Die beiden gehen noch einmal ins Internat und schleppen den großen Koffer die Treppen hinunter. Den Weg zur Universität zieht Raven den Koffer auf dem Kopfsteinpflaster und Wyn nimmt den Rucksack von ihr. Die beiden kommen bei Niv an und sie bedankt sich noch einmal.
"Niv, Fröhliche Weihnachten" , wünscht er seinem besten Freund.
"Ich wollte dir nur eben dein Geschenk geben. Dann bin ich auch schon wieder weg" , erklärt Wyn.
"Komm doch rein" , erklärt Niv. "Ich hab Kekse" , lächelt er.
"Ich hab auch noch dein Geschenk"
"Ich wette, es ist wieder das gleiche, wie jedes Jahr"
"Du bist aber auch echt kompliziert, Mann!"
"Eine Fischermütze. Ich kanns echt nicht glauben, dass du immer noch Farben oder Muster findest, die ich noch nicht habe"
"Ich bin eben ein Genie!" , grinst Wyn.
"So, und jetzt musst du meins aufmachen"
"Eine Platte" , lächelt Wyn, als er das Geschenk von seinem Freund aufmacht.
"Danke, Mann. Das ist großartig" , sagt er und umarmt Niv.
"Ich will eure Bromanze ja nicht unterbrechen, aber will jemand von euch Kekse?" , fragt sie und die drei setzten sich noch einen Augenblick zusammen, bevor das Taxi von Niv und Raven vor der Tür hupt und die beiden losmüssen.
" Wir sehen uns an Silvester! ", ruft Niv noch aus dem Auto und Wyn bleibt winkend stehen, bis die beiden am Horizont verschwinden. Er selbst macht soch noch einmal auf den Weg ins Internat, um seine Sachen zu holen und ebenfalls nach Hause zu fahren.
*
Rue und ihr Vater parken in der Stadt und klingeln an der Buchhandlung, wo heute ein Schild hängt, dass geschlossen ist. Trotzdem macht Harry die Tür auf. Er sieht großartig aus. Er hat einen dunkelroten Anzug an und hat seine Haare gemacht.
"Was willst du denn hier, Rue? Du weißt doch, dass wir heute geschlossen haben. Hast du ein Geschenk vergessen? Dann komm noch schnell rein. Aber ich werde in fünf Minuten von meinem Taxi abgeholt"
"Das kannst du stornieren" , lächelt Rue.
"Wieso denn?" , fragt er verwirrt.
"Wir sind dein Taxi" , lächelt sie.
"Wer sind wir?" , fragt er. Nun kommt auch Rues Papa hervor.
"Hallo, Harry" , begrüßt Rues Vater ihn.
"Tom?" , fragt Harry ungläubig.
"Freut mich, dich zu sehen"
"Wirklich?" , fragt Harry und hat Tränen in den Augen. Er holt ein Taschentuch aus seiner Tasche seines Jakets.
"Ja, wirklich"
"Es tut mir so Leid, was all die letzten Jahre passiert ist"
"Ist schon okay. Lass uns erst einmal nach Hause fahren. Wir können noch den ganzen Tag darüber reden.""Du siehst toll aus, Opa" , erklärt Rue. Es ist irgendwie seltsam, Harry ihren Opa zu nennen, aber auch schön. Es fühlt sich an, wie Zuhause sein. Nun macht es auch alles einen Sinn, weshalb Rue dachte, den Mann zu kennen und er ihrer Mutter so ähnlich sieht. Nun, wo sie weiß, dass Harry der Vater von ihrer Mutter ist, ist alles noch einmal viel eindeutiger. Sie kann es kaum fassen, dass sie nicht früher darauf gekommen ist.
"Du bist meine Enkeltochter?" , fragt Harry.
"Jup" , grinst Rue.
"Da hab ich aber ein gutes Los gezogen" , lächelt er.
"Ich muss nur noch kurz die Geschenke holen, dann können wir losfahren" , sagt er und verschwindet noch einmal in der Buchhandlung.
"Siehst du? Er hat sich total verändert" , erklärt Rue ihrem Vater und die beiden warten auf Harry, bis dieser mit einer riesigen Tüte wieder herauskommt und sich in das Auto setzt. Die drei reden noch die ganze Fahrt über und es scheint, als hätten die drei sich schon immer so gut verstanden und wären keine zerbrochene Familie gewesen.
"Geht ihr eigentlich immer noch in die Kirche?" , fragt Harry.
"Ja, jedes Jahr. Ich bringe es einfach nicht übers Herz, es nicht zu tun"
"Mom ist immer mit mir in die Kirche gegangen. Davor haben wir auch jedes Mal ein Weihnachtsmärchen geschaut. Und in der Kirche gesungen. Das mochte sie immer am meisten" , erzählt Rue.
"Das war schon als Kind so" , lächelt Harry. Nach einer Weile kommen die drei bei Rues Vater Zuhause an. Rue ist froh, jetzt vielleicht noch neue Erinnerungen und Geschichten über ihre Mutter sammeln zu können.
"Du hast noch gar keinen Tannenbaum? Dad, so geht das nicht"
"Wir haben das doch jedes Jahr gemacht. Ich wollte, das es dieses Jahr nicht anders ist. Wir müssen noch einen besorgen"
"Dann aber schnell." , erklärt Rue.
"Darf ich mitkommen?" , fragt Harry.
"Ich bestehe darauf" , erklärt Tom.
Die drei setzen sich ins Auto und suchen auf einem Markt gemeinsam einen Tannenbaum auf, den sie Zuhause gemeinsam schmücken.
"Das ist das beste Heiligabend seit langem"
"So, nun ist es aber schon echt spät geworden. Die Zeit rennt, wenn man sie mit den richtigen Menschen verbringt" , erklärt Tom. "Wir müssen los, in zehn Minuten beginnt der Gottesdient um vier Uhr" , erklärt ihr Vater.
Kaum sind die drei wieder Zuhause angekommen, geht es auch schon wieder los. In der Kirche können sie das erste Mal an diesem Tag durchatmen.
"So stressig war Weihnachten noch nie. So schön aber seit langem auch nicht mehr", flüstert Rue Harry in der Kirche ins Ohr.
"Danke, dass ich bei euch sein darf. Die letzten Jahre war Weihnachten immer grausam. Traurig und allein"
"Wusstest du, dass sie an Heiligabend gestorben ist?" , fragt Rue und muss schlucken.
Harry nickt. Er war sogar auf ihrer Beerdigung.
"Das ist ihr Lieblingslied gewesen. Steh auf uns singe mit" , strahlt sie.
Nachdem sie aus der Kirche sind, strahlen alle drei.
"Das war sehr schön. Danke, dass ich heute bei euch sein darf, Tom. Nach allem was passiert ist, ist das nicht selbstverständlich. Ich bin seit langem Mal wieder so richtig glücklich."
"Es freut mich sehr, dass du heute hier bist"
Die drei setzen sich wieder gemeinsam ins Auto und fahren nach Hause. Dort ist inzwischen der Tisch gedeckt.
"Haben wir einen Hauselfen?" , fragt Rue, als sie den gedeckten Tisch sieht.
"Nein, eine Lyra" , sagt Lyra und springt hinter dem Tannenbaum heraus.
"Was machst du denn hier?" , freut sie sich.
"Naja, wenn man eine Fernbeziehung mit seiner besten Freundin führt, muss man jede Gelegenheit nutzen, um sie zu sehen. Das letzte Mal habe ich dich an deinem Geburtstag gesehen. Du musst mir alles erzählen! Alles!" , sagt Lyra.
"Heute Abend, okay?" , fragt sie lächelnd.
"Klar, jetzt wollen wir ja erst einmal Kuchen essen, deinen neuen Opa kennenlernen und Geschenke auspacken!" , lächelt sie.
"Hast du den gebacken?" , fragt Rues Opa, als die beiden Familien am Tisch sitzen. Lyras Familie ist ebenfalls anwesend und sie verbringen Heiligabend gemeinsam.
"Klar" , grinst Lyra.
"Der schmeckt großartig"
Im Hintergrund läuft leise Weihnachtsmusik.
"Seit ihr alle fertig?" , fragt Lyra nach einer Weile.
"Ja" , sagen alle.
"Dann lass uns endlich die Geschenke auspacken" , freut sie sich.
"Du kannst es echt nie abwarten, oder?" , grinst ihre Mutter.
"Kennst mich doch" , lächelt diese und setzt sich unter dem Tannenbaum. Sie verteilt die Geschenke. Einer nach dem anderen packt die Geschenke aus, sodass alle mitbekommen, was diejenigen bekommen.
Harry bekommt ein paar Bücher, einen Kochtopf, Socken und ein selbst geschriebenes Gedicht von Rue und ein altes Fotoalbum mit Bildern von ihrer Mutter und sich.
Lyra bekommt von Rue einen selbstgemachten Kalender, ein bisschen Schmuck von ihren Eltern, ein paar Malsachen und ganz viel Schokolade.
Rues Vater bekommt ein paar Bücher, ein Fotoalbum, welches Rue ebenfalls gebastelt hat und ein paar Klamotten.
Rue bekommt von ihrer Freundin ein paar Spraydosen, ein paar Bücher von Harry, neue Notizbücher und etwas Skateausrüstung.
Lyras Eltern schenken sich eigentlich gegenseitig nichts zu Weihnachten, bekommen jedoch Schmuck, ein paar Bücher und ein bisschen etwas für die neue Küche, denn sie sind gerade am renovieren.
Die beiden Familien verbringen den ganzen Abend mit Brettspielen, bewundern der Geschenke und guter Unterhaltung. Irgendwann richtet Tom die Gästezimmer ein. Lyra schläft in Rues Zimmer und ihre Eltern nehmen sich ein Zimmer nebenan. Dort ist die Familie verreist und bietet dies immer als Wohnung für andere an, wenn sie nicht da sind. Für Harry hat Tom das Gästezimmer eingerichtet. Er bedankt sich noch tausend Mal, bevor er abends müde ins Bett fällt. Es war einer der schönsten Tage in Harrys Leben. Und das seit langem.
Rue und Lyra gehen in ihr Zimmer und reden noch den ganzen Abend miteinander.
"Es tut mir so Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Es war irgendwie so viel los. Ich bin echt froh, dass du heute gekommen bist"
"Ich auch. Du musst mir alles erzählen. Ich habe ja ein bisschen etwas mitbekommen. Aber ich will alles wissen" , sagt sie. In diesem Moment ruft Wyn an.
"Darf ich kurz rangehen?" , fragt sie.
"Klar" , sagt Lyra lächelnd. Rue nimmt den Anruf an.
"Hey, schau mal, wer hier ist!" , grinst sie in die Kamera und zeigt Lyra. Es ist ein Face-time-Anruf.
"Hey, Lyra!" , begrüßt er auch sie.
"Wie war dein Tag?" , fragt er.
"Einfach großartig" , sagt sie und erzählt ihm alles, was heute vorgefallen ist. "Und wie war deiner?"
"Das klingt großartig. Nicht so großartig, wie deiner klingt, aber auch okay" , lächelt er. "Mom, Dad und ich haben einfach, wie jedes Jahr zusammen Weihnachten verbracht. Es war ganz schön, aber immer noch komisch ohne sie"
"Tut mir Leid"
"Ist schon okay"
"Du musst mir unbedingt dein Zimmer zeigen. Das hab ich ja noch nie gesehen!" , sagt sie und er filmt es um sich herum.
"Also, das ist die Tür. Hier siehst du mein Bett und meinen Schreibtisch. Einen Schrank und meine Gitarre. Die Wände sind voller Schallplatten. Ja, nichts besonderes"
"Naja, das ist doch schon Mal was. Sieht auf jeden Fall so aus, als wenn du dort wohnst" , lächelt sie.
"Jetzt musst du mir aber auch deins zeigen"
"Naja, ist ja nicht meins. Mein altes Zimmer war besser. Jetzt wohn ich ja im Internat. Hier ist einfach nur mein Gästezimmer. Also, Bett, Schreibtisch, Sessel. Das wars. Ich hab noch nicht einmal einen Kleiderschrank"
"Ihr altes Zimmer ist wirklich besser" , mischt sich nun auch Lyra ein.
"Kann ich dich morgen anrufen?" , fragt Rue.
"Klar, genießt noch die gemeinsame Zeit zusammen" , sagt er und gibt ihr einen Luftkuss. Sie gibt einen zurück und legt grinsend auf.
"Ahh!" , ruft Lyra. "ER IST SO Süß!!" "Wie konntest du das so lange nicht erkennen?"
"Naja ist ja auch egal. Erzähl mir jetzt endlich alles. Ich platze vor Neugier!" , fügt sie noch hinzu und Rue fängt da an, wo sie das letzte Mal aufgehört hat.
"Ihr seit unfassbar. Ich will auch einen Freund!" , jammert sie.
"Tja, meinen kriegst du nicht" , scherzt Rue.
Am nächsten Tag fahren Lyra und ihre Familie wieder nach Hause, sodass Harry, Tom und Rue noch ein wenig Zeit zu dritt haben. Sie schauen sich alte Fotoalben an, gehen auf den Weihnachtsmarkt und essen gutes Essen. Am zweiten Weihnachtag platzen die drei fast. Sie gehen gemeinsam Schlittschuhlaufen.
"Das du das noch kannst, Harry"
"Ich bin Profi" , lacht dieser und landet auf dem Po.
"Deine Mutter hat mich immer dazu gezwungen, als sie klein war"
"Und irgendwann dann mich"
"Ja, da war ich echt froh, dass sie jemanden gefunden hatte und ich nicht mehr herhalten musste" , grinst Harry.
Die Woche nach Weihnachten verbringen sie noch viel Zeit gemeinsam. Lyra besucht sie noch einmal und am dreißigsten Dezember fährt Tom Harry und Rue wieder nach Königsfelde.
"Und ihr seit sicher, dass ihr Silvester Zuhause verbringen wollt?", fragt er.
"Ich hatte meiner alten Freundin versprochen, dass ich an Silvester da bin. Aber wenn du magst, kannst du mitkommen. Wir wollen eine kleine Party veranstalten. Die Leute sind vielleicht ein bisschen alt, aber lustig. Du bist herzlich eingeladen. Und du kannst bei mir schlafen, ich habe ein Gästezimmer" , erklärt Harry.
"Und ich bin auch mit meinen Freunden verabredet. Ich habe es Ihnen fest versprochen, Dad!"
"Okay, ich gehe mit, Harry. Und dir wünsche ich ganz viel Spaß, Rue" , sagt er und sie hüpft aus dem Auto, wo auch gerade Wyn ankommt. Er steigt aus dem Auto. Er wird von seinem Vater gebracht.
"Ich hab dich so vermisst" , sagt er und wedelt Rue in der Luft herum.
"Ich hab dich auch vermisst" , sagt sie und gibt ihm einen Kuss.
Rues und Wyns Väter gehen nun aufeinander zu und begrüßen sich.
"Schön, Sie einmal kennen zu lernen"
"Ich bin Tom" , stellt sich Rues Vater vor. Wyns Vater stellt sich ebenfalls vor. Die beiden scheinen sich gut zu verstehen.
"Kommen Sie doch mit zu unser Silvester-Party. Ist doch okay, Harry, oder?" , ruft er und Harry bejaht dies. So sammeln sie auch noch Wyns Vater ein.
"Ich hoffe, sie werden beste Freunde" , grinst Wyn. Rue und er machen sich auf den Weg ins Internat. Sie parken die Koffer in ihren Zimmern und gehen gemeinsam aufs Dach.
"Ich habe deinen Song die ganze Zeit über gehört" , grinst sie.
"Und ich habe dein Buch gelesen"
"Es ist wirklich wunderschön"
"Ich will noch eins schreiben"
"Echt?" , fragt er.
"Ja, bis wir alt und grau sind. Ich will es immer weiter führen"
"Ich liebe dich"
"Ich liebe dich auch"
"Hab ich es mir doch schon fast gedacht, dass ihr hier seit" , ertönt auf einmal eine weibliche Stimme und die beiden erschrecken sich fast zu Tode.
"Man, Raven. Das kannst du doch nicht machen!" , schimpft Rue.
"Sorry. Ich wollte euch nicht erschrecken" , sagt sie und auch Niv kommt nun hinter ihr zum Vorschein.
"Wie waren eure Ferien?" , fragt Rue die beiden.
"Großartig" , schwärmt Raven. "Nivs Familie ist einfach toll. Ich wurde so liebevoll eingebunden, als wäre ich seit Jahren Teil der Familie"
"Das ist schön" , erklärt Rue.
"Es war seit Jahren das schönste Weihnachten. Und nun kommt noch das beste Silvester hintern dran" , erwidert Raven.
"Ich bin richtig froh, dass wir das gemeinsam verbringen" , erklärt Wyn. "Und das mein Dad auch noch neue Freunde gefunden hat"
"Nur noch eine Nacht schlafen. Dann fängt einfach das neue Jahr an. Ich kann es noch gar nicht fassen" , erklärt Niv.
"Es ist auch schon spät. Lass uns Energie für morgen tanken. Wir müssen schließlich die ganze Nacht durchfeiern" , erklärt Niv grinsend. Es sind noch Ferien, weshalb er es tatsächlich riskiert, bei Raven zu schlafen. Wyn holt ebenfalls seine Matratze ins Zimmer der Mädchen und sie schlafen alle gemeinsam in dem Zimmer. Es sind weniger Aufsichtspersonen im Internat, weshalb die Chance, erwischt zu werden, geringer ist.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro