Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

ZWEI - Vince

Achtundfünfzig.

Neunundfünfzig.

Sechzig.

Eins.

Zwei.

Drei.

Vier.

Mit den Augen verfolge ich stumm den Sekundenzeiger von Eastons Wecker. Das kleine Ticken ist neben dem temporären Grunzen von East das Einzige, das im Zimmer zu hören ist. Ich liege seit Stunden wach. Habe nicht eine Sekunde daran gedacht, zu schlafen.

Mich zweimal übergeben.

Mich dreimal geduscht und mindestens fünfmal meinen Mund mit eiskalten Wasser sauber gerubbelt. Liegestützen gemacht, bis mir schwarz vor Augen wurde. Meine Wut und meinen Schmerz aus mir rausgebrüllt. Es musste erbärmlich aussehen, wie ich, mit einem T-Shirt im Mund, im Badezimmer meines besten Freundes saß und alles aus mir rausbrüllte.

Mein Hals kratzt noch immer und doch fühle ich mich kein Stückchen besser. Ganz im Gegenteil. Wenn ich könnte, würde ich die letzte Nacht komplett löschen. Ich hätte niemals mit Hay auf diesen Balkon gehen dürfen. Ich hätte sie stehen lassen müssen, auch wenn es mir irgendwo das Herz gebrochen hätte. Ich hätte wissen müssen, was ihre Absichten waren, hätte nicht so naiv sein dürfen.

Ich schließe meine Augen und atme heftig aus, als die Erinnerungen an gestern Abend wieder auftauchen. Als Hay sich zu mir gebeugt hat und mir einen Kuss auf die Lippen gehaucht hat. Und an Judy. Wie sie uns ansah. Davonlief.

Von mir weglief.

Von der Menge verschluckt wurde und plötzlich weg war. Als wäre sie nie hier gewesen. Ich habe sie mehrere Male überall im Haus gesucht, habe nach Valery gesucht und doch keine von beiden gefunden. Dann habe ich ihr mehrere Nachrichten geschickt, sie versucht anzurufen, aber alles vergebens.

Judy war weg.

Und ich war verdammt nochmal Schuld daran.

Als der Sekundenzeiger eine weitere Runde geschafft hat, fische ich mit klammen Fingern nach meinem Handy. Meine Arme brennen von den vielen Liegestützen. Und doch war es nicht genug.

Ich öffne den Chat mit Judy und sehe nach wie vor nur ein Häkchen hinter meinen Nachrichten. Sie hat die Nachrichten nicht einmal bekommen. Geschweige denn gesehen. Scheiße, was muss sie nur denken.

"Vince?" East grummelt neben mir leise und dreht sich zu mir. Ich beiße mir auf die Unterlippe und sehe meinem besten Freund zu, wie er erst ein Auge, dann das andere langsam öffnet und mich anblinzelt.

Kraftlos lasse ich meine Hand sinken, noch immer habe ich den Chat mit Judy offen. Sehe das Profilbild von ihr, das uns beide unter dem Weihnachtsbaum bei ihr Zuhause zeigt. Sie strahlt in die Kamera, während ich meine Augen nicht von ihr nehmen konnte. Sie war zu schön, sie ist wunderschön, sie...

Die erste Träne rollt über meine Wange. East setzt sich mit einem Ruck auf und nimmt mir das Handy aus der Hand. Er erhascht einen Blick auf die ungelesenen Nachrichten und presst seine Kiefer fest aufeinander. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und lasse es zum ersten Mal seit dem Kuss zu, dass ich wirklich weine.

Die ganze Nacht über konnte ich nicht realisieren, dass ich sie wohl wirklich verloren habe. Wegen nicht einmal einer Minute. Und diese war schon genug dafür.

Meine Schultern beben, während ich stumm in meine Hände weine. Ich spüre, wie East einen Arm um mich legt und mich an sich zieht. Das leise Schniefen von mir ist das Einzige Geräusch im Zimmer. Gestern Abend hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich ohne Judy aufwachen würde.

Ich hätte gedacht, dass die Silvesternacht unsere Nacht wird. Eine Nacht, die wir nie wieder vergessen würden.

"Du musst mit ihr reden", flüstert East und drückt meine Schulter fest. Bei seinen Worten zucke ich zusammen und nicke dann schnell. Die Müdigkeit, die Traurigkeit, die Wut auf Hay... all das löst in mir ein Gefühlschaos ein, ich habe keine Ahnung, was ich überhaupt machen soll, ohne dass ich in die nächste Falle tappe.

"Sie ignoriert mich", schniefe ich und wische mir mit dem Handrücken über die Nase, "wie zur Hölle soll ich mit ihr reden, wenn sie nicht einmal meine Nachrichten lesen möchte?"

Mein Herz sticht beim nächsten Atemzug. Zitternd atme ich aus und ziehe meine Knie fest an meinen Oberkörper. East rutscht noch enger an mich. Dicht beieinander sitzen wir in seinem Bett und schauen uns im Spiegel gegenüber von uns an.

Ich sehe erbärmlich aus. Wir sehen erbärmlich aus. Nur dass bei East der Alkohol der Grund ist und bei mir...

"Ich kann sie verstehen", meint East und zuckt mit den Schultern. "Ich hätte vermutlich auch keine Lust darauf, meine Freundin knutschend mit ihrem Exfreund zu seh..."

"Wir haben nicht geknutscht!", fauche ich aufgebracht. "Hayden hat angefangen! Sie hat mich geküsst. Ich nicht!" Ich springe auf und laufe verärgert kleine Kreise in dem Zimmer meines besten Freundes. East sieht mir vom Bett aus ruhig zu, während in mir drin wieder alle Alarmglocken zu schrillen beginnen.

Ich will raus. Brauche Luft. Ablenkung. Das Adrenalin schießt mir in den Kopf und gleichzeitig merke ich, wie die Müdigkeit mich übermannt.

"Vince", sagt East ruhig und sieht mich eindringlich an. Mein Herz trommelt wie verrückt gegen meinen Brustkorb, als ich zu ihm blicke. Er kennt mich gut genug um zu wissen, was in mir vorgeht. Als ich in der Nacht aufgelöst zu ihm kam, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmen konnte.

"Judy kann nicht wissen, dass es von Hay ausging. Oder zumindest vermute ich, dass sie eben nur den Kuss gesehen hat. Ihr habt gehörig Scheiße gebaut."

East streckt mir seine Hand entgegen und zieht mich wieder zurück zum Bett. Ich lasse mich auf die Bettkante sinken und vergrabe erneut mein Gesicht in meinen Händen. Dann atme ich mehrere Male tief ein und aus. Alles in mir drin fühlt sich falsch an. Jeder Atemzug, jeder Gedanke, jede noch so kleinste Zelle.

Wie können so wenige Sekunden das Leben so sehr auf den Kopf stellen?

"Ich muss zu ihr", sage ich und balle meine Hände zu Fäusten. "Ich muss es ihr erklären. Ich muss es ihr persönlich sagen, dass ich nur sie will. Dass das mit Hay nichts zu bedeuten hatte."

Gerade dann, als ich aufspringen möchte, packt East mich am Handgelenk und hindert mich daran, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Verärgert sehe ich zu meinem besten Freund. Dieser Luft eine Augenbraue.

"Ich denke viel mehr, dass du dich erst in einen lebendigen Zustand bringen solltest", meint East und macht eine Handbewegung, die meinen gesamten Körper einschließt. "Du siehst aus wie ein Zombie und solltest dir vielleicht erst noch die Zähne putzen, bevor du aus dem Haus gehst."

Ich atme zitternd aus und versuche so, meine Gedanken zu klären. East hat Recht. Und doch hat er Unrecht. Ich möchte jetzt zu Judy, ganz gleich wie ich aussehe. Ich spüre, wie mein Herz schwer wird in meinem Brustkorb und wieder verschwimmt alles vor meinem Blickfeld.

Denke daran, wie Judy sich wohl fühlen muss, was ich ihr in der vergangenen Nacht angetan habe. Denke daran, was sie von mir denken muss, was sie wohl gerade macht. Und fühle mich nur noch miserabler.

"Hey..." East legt eine Hand auf meine Schulter und drückt sie fest. Eine weitere Träne kullert über meine Wange, die ich mit einer schnellen Handbewegung wegwische. Alles in mir schreit nach Judy. Nach ihrem Lachen, ihrem Duft, ihrer Berührungen,...

"Ich habe Angst, dass ich.. dass ich sie.. für immer verloren habe", schluchze ich leise und wieder beginnen meine Schultern zu beben. Ich möchte und kann gar nicht daran denken, dass dieser eine Fehler wirklich alles zerstören kann, was wir uns aufgebaut haben. Das darf nicht sein. Soll nicht sein.

East neben mir seufzt leise.

"Ihr müsst wirklich reden", murmelt er leise. Ich nicke nur und starre auf meine verschwommenen Füße. Jeder Atemzug schmerzt und ich möchte gar nicht daran denken, wie weh es nachher tun wird, ihr gegenüber zu stehen. Ihr ins Gesicht blicken zu müssen und versuchen zu erklären, was vorgefallen ist. Was wirklich passierte.

"Vince, wenn Judy dich wirklich liebt, dann wird sie dir vertrauen.. und glauben."

________

Meine Finger krampfen sich um das Lenkrad, während ich auf die ausgestorbene Straße vor mir schaue. Mittlerweile dämmert es bereits, die Straßenlaternen zaubern lange Schatten auf den Asphalt vor mir. Ich bin mir sicher, dass ich eigentlich noch nicht fahren dürfte und blinzle mehrere Male, damit mein Umfeld wieder scharf wird.

Hätte mir vor einer Woche jemand gesagt, wie beschissen das neue Jahr beginnen würde, hätte ich ihm vermutlich den Vogel gezeigt. Die ganze Zeit über habe ich mir ausgemalt, wie es sein wird, neben Judy im neuen Jahr aufzuwachen, als Erstes ihr Lächeln zu sehen und den kompletten Neujahrstag mit ihr zu verbringen.

Stattdessen muss ich ihr nun irgendwie erklären, was in der vergangenen Nacht passiert war.

Neue Tränen treten mir in die Augen. Ich presse meine Kiefer fest aufeinander und versuche, sie wegzublinzeln. Eastons Vorschlag von vorhin, dass er mich fahren könnte, habe ich ohne nachzudenken abgelehnt. Ich brauche keinen Babysitter, schon gar nicht, wenn ich den ungefähr größten Fehler meines bisherigen Lebens erklären muss.

Tief durchatmend drücke ich das Gaspedal ein Stückchen weiter nach unten. Auf dem Weg hierher wollte ich mir eigentlich die richtigen Worte zurechtlegen, aber mein Gehirn ist wie leergefegt. Ich denke nur an Judy.

Die Radiomoderatoren feixen im Radio und versuchen, die Zuhörer mit schlechten Witzen zu lachen zu bringen. Bei 'Was ist rot und steht im Wald? - Ein Kirsch!' platzt mir der Kragen und ich hämmere auf den Aus-Knopf.

Im Wageninneren ist es nun still, ich höre nur meinen eigenen Atem und das Brummen des Motors. Mein Herz pocht wie verrückt, als ich den Blinker setze und in die Straße von Judy einbiege. Vor einem Tag wäre ich noch geplatzt vor Vorfreude, sie zu sehen, jetzt habe ich viel mehr Angst davor, die kalte Schulter gezeigt zu bekommen.

In der Einfahrt von Judys Haus steht der Wagen ihres Bruders. Der Kofferraum ist geöffnet. Ein letztes Mal erlaube ich es mir, tief durchzuatmen, bevor ich den Motor ausstelle und mit strammen Schritten zum Grundstück der Familie Ross gehe.

Es ist schweinekalt hier draußen, aber ich merke nicht von all dem. Jetzt wäre noch Zeit. Du könntest noch umdrehen. Dich verstecken und davonlaufen. Du müsstest ihr nicht erklären, was passiert war, du...

Gerade als ich auf die Treppe nach oben zur Haustür, am Wagen von Miles vorbei, treten möchte, öffnet sich die Haustür. Mein Herz macht einen Sprung, doch es ist nicht Judy, die im Türrahmen steht. Das Lachen ihres Bruders erstirbt in Sekundenschnelle, als er mich sieht. Ich weiche zwei Schritte zurück, während Miles einen schwer wirkenden Koffer auf dem Pflaster abstellt und mir einen grimmigen Blick zuwirft.

"Was willst du hier?", spuckt er mir quasi jedes Wort entgegen und verschränkt spöttisch die Arme vor seiner Brust. Ich balle meine Hände zu einer Faust und räuspere mich leise.

"Ich will zu Judy", erwidere ich und hebe meinen Kopf. Miles lupft eine Augenbraue und schüttelt dann den Kopf. Mein Herz rutscht mir in die Hose, als ich Judys Bruder beobachte, wie er das schwere Gepäckstück in den Kofferraum seines Autos hievt und sich dann wieder zu mir dreht.

"Das kannst du vergessen", antwortet er kalt. "Das hättest du dir wirklich früher überlegen müssen."

Nun bin ich derjenige, der heftig den Kopf schüttelt. Ich merke, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet. Nein, bitte nicht. Fang nicht hier vor Miles an zu flennen. Dann denkt er endgültig, du bist eine Memme.

"Es ist... alles ganz anders. Und ich will ihr es erklären", presse ich hervor. Meine Stimme zittert bei jedem Wort und droht zu ersticken. Judys Bruder lacht bitter auf und verlagert sein Gewicht auf sein linkes Bein.

"Judy hat keine Zeit. Sie muss packen."

Ich sehe ihn fragend an, verstehe nicht so ganz, was er mir damit sagen möchte. Miles deutet meinen Blick richtig, mit dem Kopf nickt er zum Auto.

"Wir fahren für ein paar Tage weg. Und glaub mir, sie will dich gerade wirklich nicht sehen."

Seine Worte sind wie ein Schlag in die Magengrube. Ich versteife mich, grabe meine Fingernägel in meine Handflächen. Nein, nicht aufgeben. Du musst es ihr jetzt erklären. Sonst wird alles nur noch schlimmer.

"Bitte, ich.. will.. ich will es richtig stellen", stottere ich verzweifelt und mache einen Schritt auf Miles zu. Der kalte Januarwind pfeift durch die Straßen und lässt meine Fingerspitzen langsam eiskalt werden.

"Ich wollte ihr wirklich nicht weh tun, ich wollte..."

"Das hat ja gut geklappt", brummt Miles und verdreht die Augen. Wieder verschränkt er seine Arme vor der Brust und wirft mir einen abwertenden Blick zu.

Verzweifelt starre ich auf zu ihm, realisiere mit jedem Herzschlag mehr, dass diese Mauer von großen Bruder unüberwindbar ist. Wenn Judy nur zufällig rauskommen würde...

"Bitte", flüstere ich hilflos und sinke in mir zusammen. Ich muss aussehen, wie ein Häufchen Elend. Um ehrlich zu sein fühle ich mich auch wie eines. Meine Unterlippe beginnt zu zittern, während Miles keine Miene verzieht. Scheiße, wäre doch nur East hier.

"Ich mochte dich anfangs nicht wirklich", meint Miles und verlagert sein Gewicht auf das rechte Bein, "und gerade dann, als ich langsam anfing, dich zu mögen, ziehst du so eine Scheiße ab. Ich dachte wirklich, dass es mit dir und meiner Schwester etwas werden könnte. Sie war glücklich mit dir."

Er fährt sich durch seine Haare und seufzt dann, während ich wie eine Salzsäule vor ihm stehe. Ich nehme seine Worte gar nicht mehr richtig wahr. In dem Moment wird mir klar, was ich die ganze Zeit schon befürchtet habe.

Du hast sie verloren.

"Ich muss dich jetzt bitten zu gehen", meint Miles und schließt den Kofferraum seines Autos. Ich starre ihn ausdruckslos an, während er eine Augenbraue lupft und mich eindringlich ansieht. Langsam setze ich mich in Bewegung. Gehe einen Schritt nach hinten. Dann noch einen. Halte dabei Blickkontakt mit Miles, der immer noch breitbeinig, wie ein Schutzwall, vor der Haustür steht.

"Kannst du wenigstens ausrichten, dass ich da war?", frage ich heiser. Miles nickt nur, hebt die Hand und verschwindet im Inneren des Hauses.

Ich gewähre mir fünf Atemzüge. Stehe einfach nur da, vor dem Haus von Judy. Starre hinauf zu ihrem Zimmerfenster, dort unter der kleinen Dachschräge, wo Licht brennt. Stelle mir vor, was sie gerade macht. Hoffe, dass Miles ihr wirklich sagt, dass ich da war.

Wie ferngesteuert gehe ich zurück zum Auto. Schaffe es, mich anzuschnallen und den Motor zu starten. Der Druck in meiner Brust verstärkt sich, als ich langsam die Straße entlangfahre, mich von Judy entferne. Ohne ein Wort mit ihr geredet zu haben.

Ich schaffe es gerade noch, um die Ecke zu biegen, bevor mein Schluchzen die Stille im Wagen zerbricht und alles vor meinem Sichtfeld verschwimmt.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro