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ACHT - Vince

"Die Jungs freuen sich auf dich. Wirklich. Warum sonst hätten sie mich jeden Tag gefragt, wie es dir geht? Und der Coach sowieso. Ein Wunder, dass er noch keinen Fanclub für dich gegründet hat. Bereit?"

East bleibt vor der schweren Tür der Umkleide unserer Mannschaft stehen. Stumm betrachte ich den tanzenden Bären, der darauf abgebildet ist. Brixton High Wild Bears steht in bunten Buchstaben darunter. 

Heute ist der Tag, an dem dein Leben ein weiteres Stückchen Normalität zurückgewinnt, Vince. 

Ich lasse meine rechte Schulter kreisen, die nach wie vor etwas schmerzt. Lucas Abernathy hat einen verdammt harten Griff. Vor allem dann, wenn er seine Freunde verteidigt. 

Judy. 

Als sie heute Morgen vor mir stand, mit weit aufgerissenen Augen und stummer Panik in ihrem Gesicht, habe ich nur noch einmal mehr gemerkt, wie sehr sie die Silvester-Nacht verletzt haben muss. Wie sehr sie die Ereignisse falsch versteht und wie sehr sie mich dafür hassen muss. Wenn ich nur...

"Alles klar", unterbricht East mein Gedankenchaos, klopft mir auf die Schulter und drückt den Griff der Tür herunter. Das vertraute Gemisch aus Schweiß, Deo und durchgeschwitzten Socken strömt mir entgegen. Ich verstecke mit hinter Eastons breitem Rücken, als wir den Raum betreten und die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fällt. 

Ich zucke zusammen und merke, wie mit einem Male die Aufregung in mir aufsteigt. Links und rechts reihen sich die Holzbänke mit den Spinden auf. An jedem der bunten Eisenschränke klebt die Nummer und der Name des jeweiligen Spielers. Dort, ganz rechts vorne, das war mein Schrank. 

Jetzt klebt hier die Zahl 93 und darunter der Name Stevens D. 

"Hey Jungs", begrüßt East das Team und lenkt so die volle Aufmerksamkeit auf uns. So viel zu unserem Deal von heute Mittag, keine große Sache daraus zu machen. 

Münder klappen auf, Protektoren fallen auf den Boden und mit einem Male werde ich von vielen alten und neuen Mannschaftskameraden johlend umringt. Überfordert blicke ich in lachende, begeisterte Gesichte, versuche unter den vielen Schulterklopfern nicht zusammenzubrechen und bedanke mich bei den Glückwünschen. 

"Holden ist wieder da!" "Macht euch bereit für die Angriffe des Jahres!" "Ist er es wirklich?" "Endlich!" 

Mein Herz rast förmlich in meinem Brustkorb. Ich hätte nicht mit einer so überschwänglichen Begrüßung gerechnet. Einerseits freut es mich ja wirklich, andererseits fühle ich mich mehr als unwohl. Ich wollte nie, dass es für alle so eine große Sache wird, dass ich wieder anfange zu spielen. Wirklich nicht. Am liebsten wäre es mir, wenn es alle für selbstverständlich sehen. 

Wenn ich aber in die leuchtenden Augen, die strahlenden Gesichter blicke und an den Geräuschpegel in der Umkleide denke, dann ist es anscheinend nicht selbstverständlich für die Mannschaft. 

East hält sich abseits und nickt mir anerkennend zu, als ich ihn flehend ansehe. Ein Wort von ihm als Captain und alle hocken sich mucksmäuschenstill auf die Bänke. Aber ich weiß genau, dass er es ebenso genießt, wie alle anderen. 

"Ich kanns nicht glauben, echt nicht", meint O'Malley schließlich und legt einen Arm um meine Schulter. Ich grinse gequält und klammere mich an dem Griff meiner Sporttasche fest. "Nach all der Zeit stehst du wieder hier." Er zieht mich zu der Spindreihe nach rechts und deute auf meinen alten Schrank. 

"Tut uns echt leid, wir hatten noch keine Zeit, die Nummer auszutauschen", meint Andrew Hult, einer unserer besten Verteidiger und mittlerweile Senior, zerknirscht. Ich winke mit einer Handbewegung ab und atme tief durch, als ich den Schrank ansehe. 

Der Spind, den letzte Woche noch ein anderer Spieler gehört hat. Der wegen mir seinen Platz räumen musste. Schlechtes Gewissen macht sich in mir breit, weil ich keine Ahnung habe, wen ich aus der Mannschaft verdrängt habe. Weil ich nicht weiß, wer sich hinter dieser Nummer und diesem Nachnamen verbirgt. Ich nehme mir fest vor, im Jahrbuch danach zu suchen. 

"Mach dir nichts draus", meint East und legt mir eine Hand auf meine Schulter. Die Schulter, die heute einen Schlag von Lucas abbekommen hat. Ich sinke etwas in die Knie und verstärke meinen Griff um den Gurt der Sporttasche. 

"Dean hatte nie wirklich das Potenzial zum Angreifer", erwidert O'Malley schulterzuckend. Er lässt sich auf die Bank neben meinem Spind sinken und holt seine Schuhe aus seiner Tasche. 

"Der fing erst an zu laufen, wenn der Ball schon wieder beim Gegner war", ertönt eine brummige Stimme von weiter hinten. Ein breitschultriger Spieler mit dunkelbraunen Haaren schlüpft gerade in seine Schulterprotektoren. Ihn kenne ich noch nicht. 

"Wenn überhaupt", ertönt eine weitere Stimme. 

Ich schlucke schwer und öffne meine Sporttasche. Ich bin kein Freund davon, Mitspieler schlecht zu reden. Selbst wenn sie nicht mehr zur Mannschaft gehören. Man gewinnt als Team. Man kämpft als Team. Man verliert als Team. Aber man spielt sich nicht gegenseitig aus. 

East wirft mir von der gegenüberliegenden Seite einen prüfenden Blick zu. Ich gebe vor, es nicht zu bemerken und nestle an den Verschlüssen meiner Protektoren herum. Die anfängliche Aufregung, dass ich wieder da bin, hat sich etwas gelegt. Mittlerweile plappern alle wild durcheinander und heizen sich gegenseitig für das erste Training in diesem Jahr ein. 

Ich halte die Luft an, als ich meine Schulterprotektoren umlege und streiche andächtig über das zerkratze Plastik. Das Gewicht liegt schwer auf meinen Schultern, aber es fühlt sich gut an. Als wären sie nicht beinahe zwei Jahre in meiner Tasche gelegen und darauf gewartet, endlich wieder getragen zu werden. 

"Steht dir", meint O'Malley augenzwinkernd und bindet seine Schuhe zu. Ich nicke und merke, wie mich etwas Stolz erfüllt. Wie oft habe ich mir im Krankenhaus vorgestellt, endlich wieder meine Schutzkleidung anlegen zu können. Hier, in der Umkleide sitzen zu dürfen. Teil von einem Team wie diesem sein zu können. 

Warum genießt du es dann nicht mehr, sondern hast immer das Gefühl, dass wegen  dir jemand seinen Traum aufgeben musste?

Ich verdränge die Stimme in meinem Kopf und hole auch meinen  Rippenschutz aus der Tasche. Den ich wohlgemerkt seit der Junior High nicht mehr angezogen habe. Aber der Highschool trägt diesen Extraschutz eigentlich niemand mehr. Bis auf mich heute. Aufgrund der Anweisungen von Sam, Ava und Mama. 

Die Gurte quetschen hier und da ein bisschen, aber dank der Masse, die ich durch das Koma und den Aufenthalt im Krankenhaus verloren habe, passe ich noch irgendwie rein. Trotzdem nehme ich mir fest vor, bei Gelegenheit neue zu kaufen. 

"Heute ist ein wunderschöner Nachmittag, um überflüssige Weihnachtspfunde abzutrainieren", ertönt mit einem Mal die laute Stimme unseres Coaches. Die Gespräche verstummen, stattdessen geht ein lautes Aufstöhnen durch die gesamte Umkleide. 

Ich rutsche aufgeregt auf meinem Platz herum und betrachte den Coach, der mit seinem kunterbunten Klemmbrett durch die Tür tritt, die hinaus zum Spielfeld führt. Hinter ihm drückt sich unser neue Co-Coach Dawson, mein persönlicher Trainer für die nächste Zeit, in den Raum. Er lächelt uns freundlich an und umfasst stolz die glänzende Trillerpfeife, die um seinen Hals baumelt. 

Der Coach mustert uns einer der Reihe nach. Als er bei mir ankommt, verzieht sich das Gesicht zu einem breiten Lächeln und er nickt mir anerkennend zu. 

"Bevor wir allerdings mit einem Ausdauerlauf starten, freue ich mich, Holden wieder hier begrüßen zu dürfen", meint er und breitet seine Arme aus. "Ich denke, ich spreche für die gesamte Mannschaf wenn ich sage, dass ich mich unglaublich freue und auch dankbar bin, dich wieder hier sitzen zu sehen." Röte schießt mir ins Gesicht, als Applaus und Gejohle von allen Seiten ertönt. Ich rutsche etwas nach unten und starre beschämt auf den Boden. 

Von O'Malley kassiere ich einen Boxer gegen meinen Oberarm. 

"Wen ich in zwei Minuten nicht draußen auf dem Rasen sehe, darf fünf Runden extra laufen", droht uns der Coach zum Abschluss und verlässt damit die Kabine, um noch einmal das Training ein letztes Mal mit Dawson durchzusprechen. 

"Ausdauerlauf am Anfang des Jahres, was gibt es schöneres", meint O'Malley zu mir und schlüpft in das Trainingstrikot. Ich grinse ebenfalls gequält, weiß aber, dass ich vermutlich nicht mit der restlichen Mannschaft vom Coach gejagt werden werde. Ausdauertrainings dieser Art wurden mir von den Ärzten strengstens verboten - zumindest vorerst. 

"Ich habe das Trikot mit der 47 gefunden", meint East plötzlich hinter mir. Ich zucke zusammen und lächle meinen besten Freund dankbar an, als er mir das Trikot hinhält. Er selbst trägt die Nummer zwei, seine Glückszahl. Ich schlüpfe in das Trikot hinein und folge ihm dann nach draußen aufs Spielfeld. 

Eiskalte Luft umgibt mich, als wir zur Mitte des Platzes joggen. Rund die Hälfte der Mannschaft hat sich bereits draußen versammelt, stehen in Grüppchen beieinander, oder absolvieren bereits die ersten Dehnübungen. Ich bleibe dicht bei East, der sich wie selbstverständlich neben den Coach stellt und prüfend in die Runde blickt. 

Noch habe ich es nicht ganz realisiert, dass ich wieder auf dem Feld stehe und nicht auf den Zuschauertribünen sitze. Noch scheint es mir unwirklich, dass meine Zahl auf meiner Brust und dem Rücken steht. Dass ich das Trikot trage, das ich mir als kleines Kind immer so sehr gewünscht habe. Zusammen mit all den anderen Jungs. 

East schlüpft in die grellgelbe Kapitänsbinde und wirft mir ein beruhigendes Lächeln zu. Ich falte meine Hände nervös ineinander und warte darauf, bis das Training endlich beginnt. 

Im selben Moment ertönt die Trillerpfeife vom Coach. 

"Sechzig Minuten um den Platz! Kein Trödeltempo, wir sind eine Highschoolmannschaft und kein Rentnerausflug", bellt er und gibt East das Zeichen, loszulaufen. Dieser setzt seine konzentrierte Miene auf, nickt und führt das Team an. 

"Vince, kommst du zu mir?", bittet mich Coach Dawson und winkt mich zu sich. Ich straffe meine Schultern und überquere mit strammen Schritten das Spielfeld, während der  Coach die restliche Truppe anfeuert, schneller zu laufen. 

"Ist es okay, wenn ich dich duze?", möchte Dawson von mir wissen. 

"Klar", erwidere ich schulterzuckend. Schließlich bin ich auch vom Coach nichts anderes gewohnt. 

"Du kannst mich gerne Will nennen. Wenn du möchtest. Musst du natürlich nicht." Will bricht ab und lacht dann kurz auf. "Tut mir leid. Ich muss zugeben, dass ich doch nervöser bin, als gedacht." 

Ich muss grinsen und zucke erneut mit den Schultern. 

"Dann sind wir wenigstens schon zu zweit", erwidere ich und verschränke meine Arme vor der Brust. Wie durch Zauberhand schafft es Will, mir meine Nervosität ein klein wenig abzunehmen. Ich merke mit jedem Atemzug, wie sich meine Muskeln etwas mehr entspannen und mein Gehirn langsam realisiert, was gerade passiert. Und dass es okay ist. Dass es ein richtiger Schritt zurück ist. 

"Ich stehe im direkten Austausch mit Samuel Edwards und Avaline Walters vom Krankenhaus. Wir haben zusammen einen Trainingsplan angefertigt. Angefangen von verstärkter Mobilisierung bis hin zum Kraft- und Ausdaueraufbau." 

Er zeigt mir ein kariertes Blatt, das bis ins kleinste Eck beschriftet ist. Ich nicke und versuche mich auf seine Worte zu konzentrieren. Sam hat mich bereits bei der letzten Physio gewarnt, dass er alles von meinem Training wissen wird und ich ihm deshalb nichts verschweigen kann. Dass auch Ava bei dem Plan mithilft, wusste ich nicht. 

Trotzdem erfüllt es mein Herz mit Dankbarkeit, dass ich auf die beiden so sehr vertrauen kann. Und dass sie sich überhaupt die Mühe machen, mich so zu unterstützen. 

"Ich hole noch eben Matten für die erste Einheit. Dehne dich bis dahin bitte etwas", meint Will und lächelt mich noch einmal an, bevor er mit schnellen Schritten zum gegenüberliegenden Geräteraum joggt. 

Ich beginne damit, routiniert meine Hand- und Fußgelenke kreisen zu lassen, während ich meinen Blick über das Spielfeld wandern lasse. Die Truppe hat sich mittlerweile in kleinere Grüppchen geteilt. Ganz vorne laufen East, O'Malley und einige weitere Seniors. Dahinter werden die Abstände immer größer, bis ganz hinten eine Gruppe von relativ jungen Spielern versucht, das Tempo von vorne mitzuhalten. 

Der Coach dreht sich in der Mitte des Spielfeldes um die eigene Achse und nickt zufrieden bei der Leistung seiner Mannschaft. 

Während ich damit weitermache, meine Arme kreisen zu lassen, wandert mein Blick weiter über den Sportplatz, hin zum Tartanplatz, wo die Cheerleaderinnen ebenfalls das erste Training in diesem Jahr absolvieren. 

Noch befinden sich auch die Mädchen in der Aufwärmphase, springen wild umher, schwenken ihre Arme und Beine umher und lachen so laut, dass ich es bis hierher hören kann. Alle, bis auf ein Mädchen. 

Ich unterbreche meine Bewegungen für einen kleinen Moment, als ich Hayden erkenne, die dick eingemummelt in Jacke, Schal und Handschuhe etwas abseits steht und das Treiben der Mädchen analysiert. 

Ich kann mich an kein Training erinnern, bei dem sie nicht mit trainiert hat. 

"Bist du bereit?" Will lässt zwei Yogamatten vor uns auf den Rasen fallen und stemmt seine Arme in die Hüften. 

"Ich denke schon", erwidere ich, nehme mir eine der Matten und breite sie auf dem Boden vor mir aus.

_____

Das erste Training verlieft anders als erwartet gar nicht einmal so schlecht. Ehrlich gesagt, war es sogar ziemlich gut. Will nimmt seinen Job als Co-Coach sehr ernst, achtet penibel darauf, dass ich die einzelnen Übungen genaustens nach Anweisungen ausführe und gibt mir immer wieder genug Pausen, um meinen Körper die benötigte Ruhe zwischen den Einheiten zu gönnen. 

Meiner Meinung nach hätte das Training sogar etwas härter sein können, aber ich weiß ganz genau, dass Sam da seine Finger im Spiel hat. 

"Wenn ich morgen meine Beine nicht bewegen kann, weißt du wieso", stöhnt East, als er seinen Wagen in unsere Einfahrt lenkt. Nach dem Ausdauerlauf durfte die Mannschaft noch ein mörderisches Zirkeltraining absolvieren, bei dem mir alleine vom Zuschauen bereits die Beine weh taten. 

Ich lache leise und klopfe East auf die Schulter. 

"Danke fürs Mitnehmen", verabschiede ich mich von meinem besten Freund, schlüpfe aus dem Wagen und schultere meine Sporttasche. Es ist ein schönes Gefühl, das Gewicht der Sporttaschen wieder tragen zu müssen und nach der Schule müder als sonst nach Hause zu kommen. Ich genieße dieses Gefühl für einen weiteren Moment, bevor ich die Haustüre aufschließe und ins Haus hinein trete. 

Aus dem Wohnzimmer höre ich die Geräusche des Fernsehers, während ich aus meinen Schuhen und der Jacke schlüpfe. Meine Sporttasche lasse ich im Flur stehen und werfe einen kurzen Blick ins Wohnzimmer. Mama liegt dicht an Papa gekuschelt auf dem Sofa. Dunkle Augenringe zieren ihre Gesichter. Sie sehen wahnsinnig müde aus. Das schlechte Gewissen breitet sich wieder in mir aus, aber ich versuche es zu ignorieren. 

Ich trag noch ein so schönes Hoch vom Training in mir, das möchte ich mir nicht vermiesen. Mama ist die Erste, die mich bemerkt. Sie lächelt mich müde an, während Papa versucht, sich etwas aufzurichten. 

"Wie war das Training?", fragt er mich wie aus der Pistole geschossen. Ich weiß, dass er nur darauf gewartet hat, mit mir endlich wieder wie früher über Lacrosse reden zu können. Über die Trainingseinheiten, die Taktik vor Spielen und die genaue Analyse danach. Er hat es mir nie direkt ins Gesicht gesagt, aber bei dem freudigen Gesichtsausdruck weiß ich genau, dass er sich mindestens so sehr über meine Rückkehr ins Team freut, wie ich. 

"Gut", erwidere ich knapp und lasse mich an das Fußende des Sofas fallen. "Coach Dawson, Will, nimmt seine Sache sehr ernst." 

Mama seufzt erleichtert und nimmt die Hand von Papa. 

"Ich wusste, dass Sam uns nichts schöngeredet hat", meint sie und legt ihren Kopf auf seine Schulter. Ich runzle die Stirn, da ich bis dato nicht wusste, dass Sam auch mit meinen Eltern darüber gesprochen hat, erwidere aber nichts darauf. Es war mir klar, dass mein Physiotherapeut jeden noch so kleinen Schritt mit ihnen bespricht und auf keinen Fall möchte, dass ich einen Rückschritt mache. 

"Es freut mich wirklich sehr für dich, dass es so gut lief", wendet sich Mama nun wieder an mich. "Aber bitte überanstrenge dich nicht, ja?" 

Ich verdrehe die Augen und stöhne etwas genervt auf. Seitdem feststeht, dass ich zurück zum Lacrosse gehe, macht Mama sich tagtäglich Sorgen, dass es mir zu viel werden könnte. Anfangs habe ich es verstanden, aber nachdem sie mich jeden Tag damit belagert, ist es mittlerweile doch ein kleines bisschen nervig. 

"Werde ich nicht", verspreche ich ihr. "Will passt darauf auf, dass es nicht zu viel wird. Er und Sam arbeiten eng zusammen."

"Und Ava", fügt Mama sofort hinzu. Papa wirft mir einen Blick zu, schmunzelt und schüttelt kaum merklich den Kopf. Er sieht die Sache ebenfalls etwas lockerer. Ich weiß, dass er sich insgeheim etwas lustig macht über Mama, aber im Endeffekt meint sie es ja nicht böse, sondern nur gut. 

"Wenn es mir zu viel wird, dann sage ich es sofort", leiere ich mein Versprechen der letzten paar Tage herunter. Mama lupft eine Augenbraue und sieht mich etwas säuerlich an. 

"Es geht um deine Gesundheit, Vince. Und die ist wichtiger als Lacrosse, meinst du nicht?"

"Leslie." Papa massiert die Schultern von Mama und bringt sie so zu schweigen. "Vince ist erwachsen und weiß selbst, was er sich zutrauen kann und was nicht." 

Seine Worte scheinen Mama zu beruhigen, denn sie lächelt nur und wirft mir einen letzten prüfenden Blick zu. Papa schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, während ich mich im Nacken kratze. Denn ehrlich gesagt, bin ich mir selbst nicht so ganz sicher, ob ich weiß, was ich mittlerweile aushalte und was nicht. 

Das Fernsehprogramm wechselt zu einer Doku über Umweltkatastrophen und während Bilder von Tsunamis und Hurricanes über die Bildfläche flimmern, merke ich, wie meine Lider immer schwerer werden. 

Der Tag heute war lang. Das Training, der Schultag. Das Zusammentreffen mit Lucas. Judy...

Ruckartig stehe ich auf und lenke so die Aufmerksamkeit von meinen Eltern wieder auf mich. 

"Ich gehe dann mal...", murmle ich zerstreut und deute nach oben, um zu signalisieren, dass ich mich langsam Bettfertig mache. Vor meinem inneren Auge blitzt immer wieder das geschockte Gesicht von Judy auf. Lucas' verkniffene Miene, die Worte, die er mir entgegen geschleudert hat. 

Judy, die sich umdreht und verschwindet, weg von mir geht. Nichts wissen möchte, keine Erklärung hören will. 

Als könnte Mama meine Gedanken lesen, setzt sie sich auf und sieht mich sorgevoll an. 

"Hat sich das mit Judy schon geklärt?", möchte sie wissen. Mein Lächeln verrutscht für eine winzige Sekunde, während das schlechte Gefühl langsam die Euphorie vom Training verdrängt. 

Ich habe ihnen nicht erzählt, was wirklich passiert war. Sondern nur, dass wir uns gestritten haben und uns deshalb ein paar Tage aus dem Weg gehen. Dass dieses aus-dem-Weg-gehen nun mittlerweile schon zwei Wochen anhält, könnte meine Aussage langsam ins Schwanken bringen, aber ich wollte und konnte nicht mit der Wahrheit rausrücken. Irgendwie schäme ich mich dafür. Obwohl ich doch gar nichts dafür kann. 

"So gut wie", sage ich stattdessen und verstärke mein gefälschtes Lächeln noch ein kleines Bisschen mehr. Ich schäme mich für die Lüge, wirklich. Aber wie soll ich ihnen erzählen, dass ein Kuss mit Hayden fast eine Schlägerei auf dem Schulflur verursacht hätte? 

Und ich seitdem keine Nacht mehr durchgeschlafen habe? Mama würde sich sofort wieder Sorgen wegen meiner Genesung machen. 

"Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du jederzeit zu mir kommen", meint Mama. 

"Zu uns beiden natürlich", fügt Papa hinzu. 

"Danke", antworte ich knapp. Ich bin meinen Eltern mehr als dankbar dafür, dass sie immer für mich da sind. Egal was ist, egal was passiert war. in jeder Situation haben sie einen guten Ratschlag und versuchen mir weiter zu helfen. 

Trotzdem kann und möchte ich nicht über den Vorfall sprechen. Es schmerzt noch zu sehr, um es wirklich wahrhaben zu lassen. 

Deshalb verabschiede ich mich nach oben, klaube meine Sporttasche vom Flur auf und steige die Treppe hinauf zu meinem Zimmer. Auf dem Weg nach oben wird mir nur noch einmal mehr klar, wie sehr ich mich jetzt an Judy schmiegen möchte, sie in meinen Armen halten möchte, bei ihr sein will. 

Und wie ich Judy vermisse. 

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