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Kapitel 14


„Stimmt", sagte ich, in Gedanken all die adrett gekleideten Lehrer unserer Schule durchgehend. „Trotzdem hätte ich das nicht von dir gedacht."

„Inzwischen habe ich mich ja auch ein wenig geändert. Ich trage nicht nur im Schulalltag farbige Klamotten", gab Micha zu.

Inzwischen hatte die Band angefangen zu spielen, aber während die ersten Metalheads bereits vor der Bühne auf und absprangen, bemerkte ich die Musik kaum.

„Wieso der Wechsel?", fragte ich.

Kurz darauf waren wir in ein Gespräch vertieft, in unserer eigenen kleinen Welt, während um uns herum Leute liefen, schwankten, wirbelten ...

Noch nie war es mir so leicht gefallen, ein Gespräch mit einem Kerl zu führen. Alles fügte sich irgendwie von alleine, ich musste nie nachdenken, und ehe ich mich versah, plauderte ich auch das ein oder andere aus, was ich bisher nur Mia anvertraut hatte.

Erst ein lautes „Zugabe!"-Gegröle riss uns aus unserem Gespräch, und auch wenn wir nicht viel von der vorigen Musik mitbekommen hatten, grölten wir ausgelassen mit, bis die schwitzende Band wieder auf die Bühne zurückkam, der Sänger einen großen Schluck Bier nahm, und noch ein letztes Lied gespielt wurde.

In diesem Moment, mit Micha dicht neben mir, kam es mir wie das schönste Lied vor, das ich je gehört hatte. Mal sanft, melancholisch, dann wieder wild und aufbrausend.

Dieses Lied nahm mein Herz mit, sodass sich die ausdrucksstarken Klänge mit dem Aufruhr in meinem Herzen zu einer schmerzhaft schönen Komposition vermischten.

Das Konzert war vorbei, und er Abschied von Micha rückte schneller näher, als mir lieb war.

Wie konnte es nur sein, dass die Zeit mit ihm so schnell verflogen war?

Ich wollte noch nicht nach Hause, aber als das Gewusel und die Lautstärke um uns herum abschwoll, versickerte auch meine Sicherheit. Ich wusste nicht was ich wollte, wusste nicht, was ich sagen sollte, und ich verfluchte mein Gehirn, dem eine gute Portion Schlagfertigkeit wirklich nicht geschadet hätte.

„Dann lass mal nach Hause gehen, bevor wir hier noch rausgekehrt werden", schlug Micha vor.

Langsam nickte ich, und begann, immer noch geistesabwesend, Richtung Ausgang zu schlurfen, als Micha mir plötzlich einen Arm um die Schultern legte und mich etwas schneller weiterschob.

„Ist alles ok? Du wirkst ein wenig ... weggetreten", fragte er leicht besorgt, wobei er mich aufmerksam musterte.

„Hng ...", war alles, was ich herausbrachte. Michas Berührung hatte mich zwar mit einem Schlag ins Hier und Jetzt zurückgeholt, hatte aber im selben Moment mein Gehirn in Brei verwandelt.

„Ist schon gut." Sanft drückte Micha mich an seine Seite, während wir immer noch auf den Ausgang zuschlenderten. Wenn es einen siebten Himmel gab, dann war ich da wohl gerade angekommen. Ich konnte es kaum fassen, dass Micha tatsächlich seinen Arm um mich gelegt hatte. Noch nie hatte sich etwas so gut angefühlt, da war ich mir sicher.

Sicherheit und Geborgenheit durchströmten mich, aber auch ein unbändiges Glücksgefühl.

„Du bist nicht mit dem Auto hier?", fragte ich, als wir an den Parkplätzen vorbeisteuerten. Langsam hatte sich mein Körper so weit beruhigt, dass ich wieder denken konnte, und die Situation in vollen Zügen genoss.

„Nein, ich bin gelaufen", bestätigte Micha meine Vermutung. „Heute muss ich dich zu Fuß nach Hause bringen."

Oft schwiegen wir auf dem Weg, nur hin und wieder unterbrachen wir die Stille, um uns über das Konzert auszutauschen, von dem wir ja nicht allzu viel mitbekommen hatten.

Aber entgegen aller Erwartungen freute ich mich über die Stille, die mir die Möglichkeit gab, mir diesen Abend in allen Einzelheiten einzuprägen.

Die Wärme, die von Micha ausging, und mich erfüllte, während um uns herum ein eisiger Herbstwind durch die Bäume strich.

Der schmale Mond, der knapp über den Hausdächern hing, als wolle er sich vor den Straßenlaternen verstecken, die die Nacht mit ihrem gelblichen Licht durchbrachen.

All das nahm ich in mir auf, so tief, dass es mich auch in meinen Träumen durch die Nacht begleitete, als ich schon längst in meinem warmen Bett lag und tief und fest schlummerte.

Natürlich hatte Micha mich nicht mit zu sich nach Hause genommen. Was Mia geritten hatte, sowas zu denken, blieb mir schleierhaft.

Aber nichtsdestotrotz war ich am nächsten Morgen hundemüde, und hockte mit halbgeschlossenen Augen, unter denen die schrecklichsten Augenringe der Welt prangten, am Frühstückstisch.

„Na, wie war das Konzert?", fragte mein Vater munter, bevor er in sein Brötchen biss.

„Schön", nuschelte ich in meine Kakao-Tasse, in die ich meine Nase schon seit einer geschlagenen Minute steckte, ohne etwas zu trinken.

„Waren denn interessante junge Männer dort?" Neugierig musterte meine Mutter mich.

Verdammt. Mütter schienen echt alles zu wittern.

„Wie kommst du denn darauf?", grummelte ich in meine Tasse. Mein Kopf brummte, und ich fühlte mich alles andere als ausgeschlafen.

„Nur so ein Gefühl", lächelte meine Mutter vage.

„Hm. Ja", gab ich zu, hängte jedoch noch schnell hintendran: „Den kennt ihr aber nicht."

„Das ist nicht etwa der, der dich mit zu Ju-Jutsu genommen hat?", fragte mein Vater.

Sprach ich im Schlaf, ohne es zu merken? Oder verhielt ich mich wirklich so auffällig?

„Doch, genau der", gestand ich.

Meine Eltern tauschten wissende Blicke aus, was jedoch nicht zu meinem Behagen beitrug. Ich bekam das dumpfe Gefühl, dass die Zwei mehr über mein Leben wussten als ich.

„Triffst du dich heute wieder mit ihm?", fragte meine Mutter unschuldig, während sie an ihrem Kaffee nippte.

„Nee", sagte ich, wohl etwas zu leidend, denn meine Eltern mussten schon wieder grinsen.

Stattdessen traf ich mich mit Mia, um ihr jedes Detail des gestrigen Abends fünfmal zu erzählen, und mir nebenbei ein paar Ratschläge aus Mias Erfahrungen anzuhören.

Auch wenn Micha nicht da war – schon bei dem Gedanken an ihn fing mein Herz an, wild zu pochen, und ich dachte praktisch ständig an ihn.

Gemeinsam mit Mia schmiede ich diverse Pläne, wie ich Micha näher kommen konnte. Realistisch war nur eine der diversen Ideen: Micha morgen abzufangen und ihn zu fragen, ob er mich wieder mit zu Kampfsport nehmen würde.

Insgeheim hoffte ich natürlich auf ein fürchterliches Unwetter, damit Micha mich auch mit zur Schule nehmen würde, daher war ich ziemlich enttäuscht, als mir am Montagmorgen lediglich ein eisiger Herbstwind entgegenwehte.

Leise fluchend zog ich den Schal höher und die Mütze tiefer. Dann schloss ich die Haustür hinter mir und machte mich auf den Schulweg. Eine halbe Stunde durch den stürmischen Herbstmorgen, wobei der Wind mir bei jedem Schritt entgegenhielt, stellte sich als ziemlich anstrengend heraus, und so war es kein Wunder, dass ich zu spät kam.

Es waren nur fünf Minuten, trotzdem sah mich meine Biolehrerin vernichtend an.

„Du bist zu spät", sagte sie streng. Als ob ich das nicht bereits selbst bemerkt hatte.

„Ich hatte Gegenwind", erwiderte ich, womit ich zwar die Lacher der Klasse auf meiner Seite hatte, dafür aber die schlechte Laune der Lehrerin auf der anderen.

„Kommst du noch einmal zu spät, wirst du das bitter bereuen", prophezeite sie mir finster.

Klugerweise schweigend setzte ich mich hin, und zwang mich, geistig anwesend zu bleiben, um mir nicht noch wirklich eine Strafarbeit einzuhandeln.

Aber je näher die Pause rückte, desto nervöser wurde ich. Die Vorstellung, Micha gegenüberzutreten, ließ mich vor Aufregung fast vom Stuhl kippen. Wenn das nicht bald besser wurde, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Micha ein ernsthaftes Risiko für meine Gesundheit darstellte.

Als es endlich klingelte, stand ich kurz vor einem Kollaps.

Nur mit Mühe gelang es mir, meine Sachen in meiner Schultasche zu verstauen – zu heftig zitterten meine Finger.

Irgendwann half Mia mir mit einem mitleidigen Lächeln, meinen Rucksack zuzumachen und beförderte mich aus dem Klassenraum.

„Komm schon. Wenn du weiter so trödelst, ist die Pause gleich wieder rum", witzelte sie. Ausgesprochen gut gelaunt hüpfte sie voraus, während ich mit schlotternden Knien hinterherkam. Warum ich mich auf einmal so aufführte, war mir schleierhaft. Schließlich hatte ich Micha doch schon mal gebeten, mich mitzunehmen. Man könnte meinen, beim zweiten Mal würde es leichter werden, aber die vergangenen Ereignisse verunsicherten mich zutiefst.

Noch zu gut hatte ich in Erinnerung, wie ich mit Micha nach Hause gelaufen war. Spürte seinen starken Arm um meine Schulter, hatte seinen Geruch in meiner Nase.

Und wiedereinmal stellte sich mir die Frage, wie zum Teufel ich mich ihm gegenüber verhalten sollte.

Diese Frage stellte sich mir jedoch völlig umsonst.

Micha hatte keine Pausenaufsicht, und ich konnte mich nicht dazu bringen, an der Tür zum Lehrerzimmer zu klopfen. Was für eine Ausrede sollte ich dort auch vorbringen, warum ich Micha unbedingt sprechen musste?

Also schlenderte ich mit Mia um den Block. Dankbar darüber, dass sie das Reden übernahm, hörte ich ihr zu, nickte hin und wieder, und versuchte krampfhaft, nicht an Micha zu denken.

„Mannomann, du bist heute aber total neben der Spur", seufzte Mia, als sie mich vor einer Straßenlaterne gerettet hatte.

„Meinst du, das mit Micha ist überhaupt ok?", platzte ich heraus. „Ich meine rein hypothetisch – falls es je klappen sollte."

Daraufhin fiel Mia die Kinnlade herunter und sie konnte nur mit Mühe ein Seufzen unterdrücken. „Man, Lena, wenn es nicht ok wäre, hättest du erst gar nicht auf das Konzert gehen sollen. Er ist ein Mann. Nur ein Mann mit einem extrem ungünstigen Job."

„Äh, ja", stimmte ich ihr zu, im milden Bewusstsein, darüber bestimmt schon hundert Mal gesprochen zu haben.

„Sag mal Lena, denkst du überhaupt noch an was anderes als an Micha?", fragte Mia mich belustigt.

Ich wurde knallrot. Dann musste ich unwillkürlich lachen.

„Schätze nicht." Leicht schuldbewusst lächelte ich Mia an. „Wie geht's eigentlich gerade dir mit deinem Freund?"

„Gut, gut. Nicht der Rede wert", antwortete Mia gnädig abwinkend. Dann erzählte sie trotzdem den Rest der Pause, was alles in letzter Zeit passiert war. Zumindest erzählte sie von allem, was ich hören konnte, ohne einem Herzkasper oder einem Anfall von chronischer Verlegenheit zu erliegen.

Viel mehr als herzerwärmende Worte, ein wenig Gekuschel und der letzte Wanderausflug war also nicht drinnen.

Dann ließen wir uns vom Strom der Schüler wieder ins Gebäude tragen, aber sosehr ich auch die Augen offen hielt, von Micha war keine Spur zu sehen.

„Nur blöd, dass wir heute kein Mathe haben", kicherte Mia, die meinen suchenden Blick bemerkt hatte.

„Stimmt", gab ich zu, verschluckte mich, und korrigierte hastig: „Was nicht heißt, dass ich Mathe haben will."

„Nein, nein", sagte Mia grinsend. „So etwas würde ich niemals auch nur in Erwägung ziehen."

„Das will ich hoffen", erwiderte ich, und erschreckte mich beinahe zu Tode, bevor ich erkannte, dass der große, schwarzhaarige Mann, der gerade um die Ecke kam, gar nicht Micha war.

Die nächsten beiden Stunden vergingen wie im Fluge. Ich beteiligte mich fleißig, und verhinderte somit, dass meine Gedanken zu weit abschweiften.

Und obwohl ich auch sonst nicht schlecht war, war die Lehrerin nach der Stunde so begeistert von mir, dass sie zu mir kam, um mich nochmal zu loben.

„Weiter so, Lena, dann steht deiner Eins nichts mehr im Weg", sagte sie lächelnd.

„Oh, dankeschön", sagte ich, bereits mit den Gedanken in der Pause.

„Geht es dir gut?", fragte die Lehrerin besorgt, als ich mit mal wieder heftig zitternden Fingern mit meinem Rucksack kämpfte.

„Ja, alles gut", sagte ich beschwichtigend, doch mein rasendes Herz strafte mich Lügen. Wenn man mir meine Aufgeregtheit so gut ansah, sollte ich Micha vielleicht doch nicht gegenübertreten.

Als ich den Klassenraum verließ, gab ich mir also alle Mühe, ruhig und gelassen zu atmen, was auch solange gut funktionierte, bis ich Micha entdeckte.

Es waren nur noch wenige Schüler im Gang und Micha befand sich am anderen Ende, trotzdem entdeckte er mich sofort.

Mein erster Impuls war Wegrennen, der zweite auf Micha Zurennen. Ich entschied mich für stehenbleiben und starren.

Micha entschied sich dafür, zu mir zu kommen. Unfassbar, wie elegant er bei jedem Schritt wirkte, und sein hübsches Gesicht wurde durch das grelle Licht im Gang betont, anders als bei den meisten, die dadurch eher wie Untote aussahen.

Langsam aber sicher wurde das alles zu viel für mich. Meine Nerven waren schon den ganzen Tag zum Zerreißen gespannt, und auch wenn ich gehofft hatte, Micha zu treffen, war ich nicht darauf vorbereitet.

„Lena! Alles in Ordnung?", drang Michas Stimme an mein Ohr, und ich wurde mir vage bewusst, dass ich mich an der Wand abgestützt hatte, um Halt zu finden. Langsam klärte sich mein Blickfeld wieder, aber was ich sah, trug nicht zur Verbesserung meines Zustands bei.

Micha stand dicht vor mir, und hatte vorsorglich meine Schultern gepackt, um mich zu stabilisieren. Seine dunklen Augen fanden meine, und für einen Moment vergaß ich, dass ich mich in der Schule befand. Alles, was ich wusste, war, dass ich diesen Mann wollte, Lehrer hin oder her.

Dann setzte mein Gehirn wieder ein.

„Mir ist schwindelig", brachte ich in meinem jämmerlichsten Tonfall hervor und klammerte mich an Micha fest.

„Hast du heute genug getrunken?", fragte Micha mich besorgt.

„Oh." Langsam hob ich die Stirn von Michas Schulter und verzog das Gesicht. „Darauf bin ich noch gar nicht gekommen."

Ungeschickt versuchte ich, an meine Trinkflasche zu kommen, aber Micha drehte mich einfach zur Seite und zog die Flasche aus meinem Rucksack.

„Trinken, Kleine, trinken", sagte er amüsiert, als ich die Flasche zwar nahm, dann aber etwas orientierungslos dreinblickte.

„Hey!" Spielerisch stieß ich ihn an, nahm gehorsam einen Schluck und verschluckte mich heftig, als mein Gehirn die eingegangenen Worte encodierte. Hatte Micha mich gerade „Kleine" genannt?

„Ach du je." Sofort klopfte Micha mir auf den Rücken. „Das mit dem Trinken ist gar nicht so einfach, was?"

Als Antwort hustete ich nur demonstrativ.

Inzwischen war der Gang leer, und als ich endlich in der Lage war, wieder etwas zu trinken, musterte Micha mich intensiv, was natürlich nicht dazu beitrug, dass ich mich besonders elegant anstellte.

Trinken half tatsächlich, und so schlenderte ich kurz darauf neben Micha Richtung Pausenhalle.

„Ich wollte dich fragen ...", begann ich, wurde jedoch von Michas interessiertem, aufmerksamen Blick völlig aus dem Konzept gebracht.

„Was wolltest du mich fragen?" Ein leicht belustigtes Lächeln spielte um seine Lippen.

„Holst du mich heute Abend wieder ab?", fragte ich so knapp und schnell wie möglich.

Sofort blickte Micha sich besorgt um und sah mich dann tadelnd an. „Würdest du solche Fragen in der Schule vielleicht etwas anders formulieren?"

„Ups." Verlegen betrachtete ich den Boden und betete, dass Micha den Wechsel meiner Gesichtsfarbe nicht mitbekam.

„Ja, ich nehme dich gerne mit zu Ju-Jutsu", antwortete Micha schmunzelnd.

Dann tauchten wir ins Pausengewimmel ein, und ehe ich mich versah, verschwand Micha schneller als der Blitz Richtung Lehrerzimmer.

Vielleicht muss er noch die nächste Stunde vorbereiten, versuchte ich meine verärgerten Gedanken zu beruhigen. Vielleicht auch nicht.

Naja, im Endeffekt war es eh besser, wenn man Micha und mich nicht zu oft zusammen sah.

Seufzend suchte ich Mia, die nach der Stunde auf dem Klo verschwunden war, und fand sie in der altbekannten Ecke, in der wir oft herumlümmelten, wenn das Wetter mal zu schlecht war.

„Da bist du ja. Ich dachte schon, du wurdest im Klassenraum eingeschlossen", empfing sie mich.

„Neeee", antwortete ich gedehnt. „Ich hab Micha getroffen."

„Erzähl!", begeistert schleppte Mia mich vom Pausenhof, und wurde erst langsamer, als wir in einer leeren Seitengasse waren.

„Da gibt's nicht viel zu erzählen!", protestierte ich, aber Mia lächelte mich nur wissend an, also berichtete ich ihr in allen Einzelheiten, was geschehen war.

„Ich hätte nicht gedacht, dass deine Nah-Ohnmachtsanfälle sich mal als nützlich erweisen würden", grinste Mia. „Aber wenn du dein Temperament nicht ein wenig in den Griff bekommst, kollabierst du wahrscheinlich, sobald du einen Fuß in Michas Wohnung setzt."

„Wer sagt, dass ich jemals ...", begann ich, aber Mia winkte bloß ab.

„Halt dich ran, Lena", mahnte sie. „Die Referendarinnen klimpern schon mit den Augen."

Wenn einer wusste, wie man mich überzeugen konnte, dann Mia.


Zum Mittagessen hatte meine Mutter Pfannkuchen gebacken, aber das war nicht der einzige Grund, warum ich mit einem Dauergrinsen am Tisch saß.

Noch immer hatte ich Michas neckenden Tonfall im Ohr, mit dem er mich „Kleine" genannt hatte, und ich konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen.

In glückseligen Gedanken verloren zersäbelte ich meinen Pfanekuchen.

„Lass mich raten. Dein neuer Freund geht auf deine Schule", sagte meine Mutter plötzlich.

Vor Schreck fiel mir der Pfannkuchen von der Gabel, und ich spießte ihn betont sorgfältig wieder auf, um Zeit zu gewinnen.

Schließlich entschied ich mich für die Halb-Wahrheit. „Ja, tut er."

„Sieht er gut aus?" Das wurde eindeutig ein Frauengespräch, jetzt, wo mein Vater auf der Arbeit war.

Langsam wurde mir bewusst, dass meine Eltern Micha höchstens grob im Auto gesehen hatten, wenn überhaupt. Das war schon mal gut.

„Ziemlich gut", bestätigte ich und entspannte mich langsam.

„Ich hoffe, er ist ein anständiger Kerl", sagte meine Mutter zwischen zwei Bissen.

„Denke schon." Leicht verlegen starrte ich auf meinen Pfannkuchen und fragte mich, warum genau ich mir nochmal so sicher war, dass Micha keine Freundin hatte. Es gab so viele miese Kerle, die ohne den leisesten Hauch eines Gewissens mit Mädchen spielten ...

Das Verhör bewegte sich jedoch zum Glück schnell wieder in seichte Gewässer, sodass ich recht unbekümmert Rede und Antwort stand.

Bei Altersangaben hielt ich mich recht vage, denn obwohl ich mir sicher war, dass Micha keine fünf Jahre älter war als ich, würde das doch reichen, um meiner Mutter zu verraten, dass er ganz sicher kein Schüler war.

Noch schien sie zu glauben, er sei einfach auf meine Schule gewechselt, und ich bemühte mich, das Gespräch auf Ju-Jutsu zu konzentrieren.

Aber je mehr ich ihr erzählte, desto deutlicher wurde mir bewusst, dass alle davon ausgingen, dass ich in Kürze einen Freund haben würde.

So verlockend es auch schien, so unmöglich schien es im selben Moment.

Eigentlich machte ich nicht nur meiner Mutter etwas vor, sondern auch mir.

Indem ich ständig verheimlichte, dass er Lehrer war, gestand ich mir ja eigentlich selber ein, dass das nicht ok war, oder?

Als ich nach dem Mittagessen unter dem Vorwand, Hausaufgaben zu machen, auf mein Zimmer verschwand, war ich in tiefe Gedanken versunken.

Mal stand ich kurz davor, meiner Mutter die Wahrheit zu erzählen und sie um Rat zu fragen, mal verwarf ich den Gedanken einer möglichen Beziehung und tat ihn als absolut irrational ab.

Doch als ich schließlich wildentschlossen aus meinem Zimmer kam, um meiner Mutter alles zu beichten, hupte es draußen vor der Tür.

„Dein Verehrer!", trällerte die Stimme meiner Mutter durch das Haus.

Vor Schreck wäre ich beinahe nach hinten umgefallen, gerade noch rechtzeitig gelang es mir, mich am Türrahmen festzuhalten.

Mein Gott, war es schon so spät?

So schnell ich konnte pfefferte ich meinen Ju-Jutsu-Anzug in meine Tasche, warf sie mir über die Schulter und stürmte Richtung Tür, als wären alle Dämonen der Hölle persönlich hinter mir her.

Dann öffnete ich, umfangen von einer Wolke der Gelassenheit, die Tür und schlenderte hinaus in den kühlen Abend.

„Hi Lena. Ich dachte schon, du hättest unsere Vereinbarung vergessen", begrüßte Micha mich lächelnd.

„Nein, das nicht. Ich habe nur nicht die Uhr im Auge gehabt." Behutsam begab ich mich ins Auto, bedacht darauf, mir nirgends Kopf oder Beine zu stoßen, oder etwas ähnlich peinliches zu bringen.

Doch gerade, als ich mich hereinmanövriert hatte und es mir bequem machen wollte, drückte Micha mich plötzlich in den Sitz und beugte sich über mich.


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