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NEUN - Judy

"Schau dir diesen Vollidioten an", beschwert sich Miles nun zum bestimmt hundertsten Mal über den Autofahrer vor uns. "Die Ampel ist grün. Grüner wird sie nicht. Warum fährt er nicht?!" 

Ich lache leise und amüsiere mich köstlich auf dem Beifahrersitz. Mein Bruder grummelt leise vor sich hin, als der Wagen vor uns langsam anrollt und mehr schlecht als recht abbiegt. 

Wir sind auf dem Weg ins Krankenhaus zu meiner wöchentlichen Physiotherapie. Miles fährt mich netterweise, obwohl ich weiß, dass er eigentlich für seine Klausuren lernen müsste. 

Ich fische mein Handy aus meiner Jackentasche als mein Bruder in die schmale Einfahrt zum Krankenhausparkplatz hineinfährt. Mehrere Nachrichten von Val und Aly erinnern mich an unseren heutigen Riverdale-Nachmittag und ich muss grinsen, als ich das Bild von Aly sehe, auf dem sie uns voller Stolz die vielen Leckereien abfotografiert hat, die sie schon für uns vorbereitet hat. 

"Ich hole dich dann in einer Stunde wieder ab, ja?" Miles parkt das Auto direkt vor dem Krankenhauseingang und sieht mich von der Seite an. Ich nicke hastig und schnalle mich ab.

 "Bis später", verabschiede ich mich von ihm und steige aus dem Auto aus. Ich seufze bei dem Gedanken daran, dass ich mich gleich wieder durchkneten lassen muss. Zugegeben, die Physiotherapie bewirkt wirklich Fortschritte und direkt nach meinem Krankenhausaufenthalt hätte ich nie gedacht, dass ich mich nach so kurzer Zeit wieder so gut bewegen kann.  Trotzdem fühlen sich die 45 Minuten pro Einheit viel länger an. 

So schnell wie möglich durchquere ich die Eingangshalle und schlage den Weg zum Wartebereich der Physio ein. 

Wie immer wird mir ein kleines bisschen schlecht von der stickigen Krankenhausluft. An der Rezeption melde ich mich an, bevor ich in den kleinen Nebenraum gehe, um dort zu warten, bis ich aufgerufen werde. 

Normalerweise ist der kleine Raum leer. Heute nicht.

Mein Blick bleibt an einem dunkelblonden Haarschopf hängen. Das Gesicht abgewandt zu den vielen Illustrationen an den Wänden, die verschiedenste Behandlungsmethoden zeigen. 

Trotzdem erkenne ich ganz genau, mit wem ich gleich auf meine Behandlung warten werde. Ich stocke kurz und steuere dann den Platz gegenüber von Haydens Freund an. 

"Hey", sage ich leise und schnappe mir eine der vielen Zeitschriften, die auf einem kleinen Tischchen in der Mitte des Raumes steht. Ich schlage hastig eine Seite auf und überfliege den Titel, um nicht den Jungen gegenüber von mir ansehen zu müssen. 

Er hebt seinen Blick, runzelt die Stirn, erwidert aber nichts auf meine Begrüßung. Stattdessen mustert er mich eindringlich. Mit jeder Sekunde, die vergeht, fühle ich mich etwas unwohler. Ich versuche mich auf die Worte vor mir zu konzentrieren, da mich aber der Promi-Quatsch noch nie interessiert habe, lege ich die Zeitschrift wieder zur Seite und fische stattdessen mein Handy aus meiner Hosentasche. 

Ich atme leise aus und überkreuze meine Beine. Der Blick von Haydens Freund verharrt nach wie vor auf mir, was mein Unbehagen nur noch steigert.

Ich öffne den Chat mit Val und tippe eine nervöse Nachricht ein, bevor ich sie wieder lösche. Stirnrunzelnd starre ich auf die Emojis und überlege, was ich ihr schreiben könnte. Haydens Freund räuspert sich und ich zucke zusammen. 

Langsam hebe ich meinen Blick und starre in seine schokobraunen Augen. Er lupft seine linke Augenbraue und verzieht seine Lippen zu einem leichten Lächeln. 

"Ich kenn dich doch irgendwoher", überlegt er laut und neigt seinen Kopf zur Seite. Ich stecke mein Handy zurück in meine Hosentasche und seufze leise. 

"Du musst mich verwechseln", presse ich hervor und beiße mir auf meine Unterlippe. Ich wende meinen Blick ab und mustere stattdessen die Fußspitzen meiner Schuhe. Die ich dringend wieder putzen sollte. 

"Nein, ich bin mir ganz sicher", erwidert er und lässt mich erneut aufblicken. Ich erhasche eine Bewegung gegenüber von mir und sehe, wie Haydens Freund auf dem Plastikstuhl leicht nach vorne rutscht und die Stirn runzelt. 

"Ich hab dich doch gesehen. Vor einer Woche. Als ich mit meiner Freundin im Park war." 

Ich schlucke und nicke dann langsam. 

"Hayden", erwidere ich und nicke erneut. Das Gesicht des Jungen hellt sich auf und er grinst mich an. 

"Ihr kennt euch?" Ich merke, wie ich mich automatisch verspanne und presse meine Lippen aufeinander. Auf meinen Händen bricht ein leichter Schweißfilm aus, den ich möglichst unbemerkt an meiner Hose abzuwischen versuche. 

Kennen. Dass ich nicht lache.

"Von der Schule, ja", erwidere ich hastig und schlucke schwer. 

"Dann gehst du auch auf die Brixton High?" 

Ich nicke erneut und ignoriere das harte Pochen meines Herzens in meiner Brust. Noch immer muss ich an die scharfen Worte denken, die Hayden mir an den Kopf geworfen hat, nachdem sie erfahren hat, dass ich bei den Cheerleadern vortanzen möchte. Und trotzdem habe ich den Eindruck, als wäre ihr Freund irgendwie ... anders?

Eine kleine Schweigepause entsteht und ich lasse meinen Blick vorsichtig über ihn schweifen. Seine Haare sind definitiv ungemacht, ganz anders als die meisten Frisuren der Jungs an der Schule. 

Einzelne dunkelblonde Strähnen stehen wild vom Kopf ab, was aber keinesfalls schlecht aussieht. Sein dunkelrotes T-Shirt sieht etwas älter aus, der Aufdruck ist verwaschen und auch die Jeans hat bestimmt schon bessere Jahre gesehen. Trotzdem wirkt es irgendwie modern und passend. 

Er seufzt laut und lächelt mich breit an. 

"Ich bin übrigens Vincent", stellt er sich vor und kratzt sich im Nacken. Er schenkt mir ein warmes Lächeln. In seinen Wangen befinden sich kleine Grübchen und um seine Augen herum bilden sich kleine Lachfältchen. 

"Judy", erwidere ich etwas verwirrt und lächle ihn dann ebenfalls schüchtern an. Vincent grinst und verschränkt seine Arme vor seiner Brust. 

"Freut mich, dich kennenzulernen, Judy", sagt er. Ich presse meine Lippen aufeinander und nicke langsam. Vincent seufzt leise und tippt mit seinem Schuh auf den Boden. Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück und schließt die Augen. 

Ich fische mein Handy erneut aus meiner Hosentasche und sehe, dass ich inzwischen seit zehn Minuten warte. In genau acht Minuten bin ich an der Reihe.

"Warum bist du hier?" Ich presse meine Kiefer aufeinander und halte ruckartig die Luft an. 

Als ob ihn Hayden das noch nicht verraten hat. Als ob sie sich noch nicht lustig über dich gemacht hat.

Instinktiv versuche ich, mein Bein zu verstecken, obwohl ich sowieso eine lange Jeans trage. Plötzlich komme ich mir nackt vor, so als würde meine Prothese laut schreien: "Schau her, ich bin das Problem. Ich bin der Grund, warum sie hier ist, warum sie anders ist, warum sie sich in kein Kleid mehr traut. Ich bin der Grund dafür, warum sie keine langen Spaziergänge mehr machen kann und im Sportunterricht auf der Bank sitzt." Ich verdränge die Stimme aus meinem Kopf und blinzle schnell. 

"Probleme mit dem Bein", erwidere ich und zucke mit den Schultern. "Und du?"

Vincent kratzt sich erneut im Nacken und seufzt dann. 

"Dies und das", erwidert er. "Vor allem Probleme mit der Schulter und dem Nacken." Er lächelt mich schief an und faltet seine Hände ineinander. Ich nicke langsam und runzle die Stirn. 

Probleme mit Schulter und Nacken? 

Ich starre auf meine Hände und denke über das nach, was Vincent mir erzählt hat. Ich habe ihn in dem ganzen Jahr, seitdem ich hier bin, noch kein einziges Mal gesehen. Bis auf den kurzen Moment im Park, als ich ihn mit Hayden knutschen sah. Daraus schließe ich, dass er wahrscheinlich schon fertig ist mit der Schule. Oder für lange Zeit hier im Krankenhaus war.

"Gehst du auch auf die Brixton High?", frage ich deshalb und versuche, die Frage möglichst neutral klingen zu lassen. Vincent lächelt und rümpft die Nase. 

"Ab nächster Woche wieder, ja", erwidert er und faltet seine Hände ineinander. 

"Wieder?", frage ich und neige meinen Kopf zur Seite. Er nickt. 

"Ich war eine Zeit lang nicht Zuhause und konnte nicht zur Schule gehen", erklärt er mir und zuckt mit den Schultern. 

"Quasi so eine Art Auszeit?" 

Vincent presst seine Lippen aufeinander und nickt langsam. Er kratzt sich erneut im Nacken. 

"Nicht direkt. Aber ja, theoretisch irgendwie schon." 

Ich runzle die Stirn, komme aber nicht dazu, weiter nachzufragen, weil in diesem Moment Vincent aufgerufen wird. Er seufzt und steht vom Stuhl auf. 

"Hat mich gefreut, dich kennenzulernen", verabschiedet er sich und grinst mich an. "Vielleicht sieht man sich ja mal wieder." 

Er hebt die Hand und verschwindet dann hinter seinem Physiotherapeuten um die Ecke. Ich atme langsam aus und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Versuche zu verarbeiten, was gerade passierte.

Haydens Freund, Vincent, hat tatsächlich mit mir gesprochen. Und so sehr es mich auch schockiert, er scheint mir tatsächlich ziemlich nett zu sein.

_____

Ich liege zwischen Aly und Val im Bett, auf meinem Bauch eine riesige Schüssel mit Popcorn. An sich wäre es ganz gemütlich, nur zwickt meine Prothese unangenehm. Abnehmen möchte ich sie trotzdem nicht. 

Noch nie hat jemand anderes außer meiner Familie und Val den Stumpf gesehen und so gerne ich Aly mag, ich bringe es einfach noch nicht über mich, ihr mein Bein zu zeigen. 

"War heute alles okay?", fragt mich Val, während Aly durch ihre Netflix-Liste scrollt, um Riverdale zu starten. Ich nicke nur und esse schnell etwas Popcorn, um auf ihre Frage nicht antworten zu müssen. 

Wenn es ein Gesprächsthema gibt, das ich absolut hasse, dann ist es meine Behandlung. Es erweckt in mir wieder den Eindruck, als wäre ich komplett anders, als hätte ich etwas, was die anderen nicht haben. 

Was ja auch irgendwie stimmt. 

Und trotzdem wird es durch Fragen oder Gesprächsthemen wie diese noch realer. Die heutige Behandlung. Meine Gedanken schweifen zu Vincent ab. Noch habe ich den beiden nicht davon erzählt, dass ich Haydens Freund kennenlernte.

"So", seufzt Aly und sinkt neben mir ins Kissen. Sie nimmt eine große Portion des Popcorns und startet dann die neue Folge. 

Ich atme tief durch und versuche mich auf die Handlungen von Archie, Betty und all den anderen zu konzentrieren. Trotzdem nehme ich die einzelnen Dialoge nicht so wirklich wahr. Meine Gedanken driften immer wieder ab zu Vincent und unserem Gespräch heute Nachmittag.

Eine Art Auszeit

Ich überlege fieberhaft, was er damit meinte. Ein Auslandsjahr? Aber warum sollte er dann Probleme mit der Schulter haben? 

Ich knabbere auf meinen Lippen und schaufle das Popcorn in mich hinein. Warum war dann Vincent im Krankenhaus, wenn er eine Auszeit gemacht hat? Oder hat diese Auszeit etwas mit dem Krankenhaus zu tun? Oder musste er wegen der Auszeit ins Krankenhaus? 

Nach knapp einer halben Folge runzelt Valery die Stirn, fischt nach der Fernbedienung und stoppt die Serie. 

"Judy, deine Gedanken rattern so laut, dass sie fast Archie übertönen. Was ist los?" 

Ich seufze laut und zucke mit den Schultern. Es hat keinen Zweck, die beiden anzulügen, insbesondere bei Val habe ich keine Chance. Sie kennt mich zu gut. 

"Ich habe heute vor der Physiotherapie Haydens Freund kennengelernt", lasse ich die Bombe platzen. Aly macht Würgegeräusche, während Val mich nur geschockt ansieht. 

"Mein Gott, mein Beileid", murmelt sie geschockt und reißt ihre Augen weit auf. Ich zucke meine Schultern und mustere die Popcorn Schüssel vor mir, die inzwischen schon deutlich leerer ist. 

"Ehrlich gesagt, war er ziemlich nett", erwidere ich. "Er heißt übrigens Vincent." 

"Vincent?", fragt Val und reißt ihre Augen noch ein Stückchen weiter auf. Und auch Aly starrt mich geschockt an. Ich runzle die Stirn und nicke langsam. 

"Kennt ihr ihn?" Valery nickt langsam, während Aly nur leise seufzt. 

"Vor zwei Jahren ging eine Stufe über uns ein gewisser Vincent in die Schule", erklärt sie mir. "Du musst ihn dir vorstellen, wie den typischen Highschool-Sportler, er war Co-Captain der Lacrosse Mannschaft, bei allen beliebt, total heiß und hat sich eben Hayden gefischt, die damals die Hübscheste im ganzen Jahrgang war. Damals wusste noch keiner, wie hässlich ihr Charakter ist." Valery setzt eine säuerliche Miene, als Aly mit ihrer Erzählung endet.

Ja, zugegeben, dieses Klischee des Highschool-Hotties passt irgendwie zu Vincent. Auch wenn ich ihn mir nicht so ganz auf dem Lacrosse-Feld vorstellen kann. Dafür wirkte er doch etwas zu schmächtig. 

"Jedenfalls", fährt Val fort und räuspert sich, "hatte er einen schweren Autounfall und fiel dann ins Koma. Zuvor ging das Gerücht herum, dass er und Hayden sich gestritten haben und Schluss machten." 

Ich reiße meine Augen weit auf und öffne meinen Mund um etwas zu sagen. Mein Magen fühlt sich mit einem Male flau an, ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht, dass Vincent tatsächlich im Koma lag. Dafür kam er mir irgendwie zu fröhlich, zu optimistisch vor. 

Ich hätte damit gerechnet, dass er nicht so offen ist, da er mich ja doch gleich angesprochen hat. Sondern, dass er verträumter, verlorener in der Welt ist, in der er eine Zeit lang gefangen war. 

"Er hat gesagt, dass er nächste Woche wieder zur Schule kommt", sage ich und verdränge schnell die restlichen Gedanken aus meinem Kopf. Ich kenne Vincent gar nicht, ich weiß nichts über seine Persönlichkeit. Ich sollte nicht über seine Gefühle philosophieren, wenn ich quasi nichts anderes kenne, als seinen Namen. 

"Ehrlich? Dann gibt es endlich wieder Hoffnung, was die Männerwelt betrifft", versucht Aly die Stimmung wieder aufzulockern, die gefährlich zu kippen droht. Val kichert leise neben mir. 

"Dummerchen, er ist mit Hayden zusammen." 

Aly grinst verträumt und zuckt mit den Schultern. 

"Spätestens wenn er zurück kommt, wird er hoffentlich merken, was für eine miese Ratte Hayden ist und ihr den Laufpass geben. Und wer weiß, was dann passiert." Sie wackelt mit ihren Augenbrauen und grinst zufrieden Val schüttelt lachend den Kopf und auch ich muss grinsen. Aly fischt sich die Fernbedienung zurück und drückt wieder auf Play. Ich seufze leise und lehne mich wieder zurück im Kissen. 

Ich konzentriere mich voll und ganz auf die Serie und erwische mich tatsächlich nur ein einziges Mal, wie meine Gedanken noch einmal zu Vincent abdriften.

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