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FÜNFUNDZWANZIG - Judy

Ryan räuspert sich erneut, was Val und Lucas gegenüber von uns aber keinesfalls stört. Seit die beiden offiziell ein Paar sind, können sie die Finger nicht mehr voneinander lassen und schmachten sich jede Sekunde des Tages an. Aly und ich kichern leise, während Ryan nur verwirrt die Stirn runzelt. Er grummelt etwas unverständliches und stochert dann weiter in seinem eigens erfundenen Pommes-Käse-Zwiebelauflauf. Er stinkt bestialisch, aber ihm scheint es zu schmecken.

„Hey Leute." Dean stellt sein Tablett neben dem vom Lucas auf dem Plastiktisch ab und quetscht sich dann zu unserem Schmusepärchen auf die Bank. Lucas verdreht die Augen, während Aly mich kichernd mit dem Ellbogen anstupst.

Schweigen breitet sich über unserem Tisch aus, während nun jeder sein Mittagessen verputzt. Miles hatte gestern Abend wieder die spontane Idee, er könnte sich wieder an seine Kochkünste wagen. Anders als all die anderen Male musste ich aber zugeben, dass seine Kreation, die wie immer nicht definierbar ist, gar nicht mal so schleckt.

Dean räuspert sich und stopft sich grimmig seinen Hackbraten in den Mund.

Ich sehe Ryan fragend von der Seite an, der die Stirn runzelt und seinen besten Freund kritisch mustert.

„Alles okay, man?", will er von Dean wissen. Dieser schaufelt weitere Berge von dem Hackfleisch in sich hinein und schüttelt nur den Kopf. Sein Blick verdunkelt sich noch mehr, war er vorher nur etwas grimmig, ist er jetzt beinahe schon...zornig?

„Was ist los, Dean?", fragt Aly leise neben mir. Sie sieht unseren Freund sanft an und neigt ihren Kopf zur Seite. Das macht sie immer, wenn Dean wütend ist und meistens hat es eine besänftigende Wirkung auf ihn. Genauso wie heute.

„Ich werde vielleicht aus dem Team geschmissen", murmelt Dean und lässt seine Gabel sinken. Ich sehe ihn ungläubig an und auch Ryan macht große Augen. Selbst Val und Lucas hören jetzt auf mit dem Befummeln und sehen Dean fragend an.

„Spar dir deine schlechten Witze", mein Ryan und schüttelt den Kopf.

Dean wirft ihn einen wütenden Blick zu und starrt dann auf seinen fast leeren Teller vor sich. Er ballt seine Hände zu Fäusten und atmet mehrere Male tief durch.

„Der Coach hat mich heute beiseite genommen und mir gesagt, dass, wenn Holden zurück ins Team kommt, wovon er stark ausgeht, meine Position zu stark besetzt ist. Und dass ich angeblich der Schwächste wäre und man mich dann nicht mehr im Team braucht."

Er verdreht die Augen und rammt seine Gabel einmal heftig in den Hackbraten, sodass sogar die anderen, die an den Tischen um uns herum verteilt sitzen, uns merkwürdige Blicke zuwerfen.

Ich schlucke schwer und presse meine Lippen aufeinander. Für Dean ist Lacrosse alles. Val hat mir erzählt, dass er schon damals, als er mit ihr noch im Sandkasten gespielt hat, immer davon gesprochen hat, dass er später mal in der Schulmannschaft spielen möchte. Sein Vater und er haben anscheinend jedes Spiel, das stattfand angesehen. Deshalb kann ich wirklich verstehen, dass ihn das sehr verletzt.

Dean schüttelt verständnislos den Kopf.

„Wie schlecht muss ich bitte sein, wenn ein fucking Komapatient mich aus dem Team verdrängen kann. Holden soll sich wieder verpissen."

Ich starre meinen besten Freund geschockt an und senke meinen Blick schnell auf mein Essen. Ich spüre die Blicke von Val und Aly auf mir, die genau wissen, dass ich seit einiger Zeit mit Vincent schreibe und ihn eben auch ein paar Mal getroffen habe. Dean grummelt noch weitere Beleidigungen, die ich aber nicht höre.

Ich weiß sehr genau, wie schwierig es für Vincent sein muss, hierher zurückzukommen. Das Verhalten von Dean finde ich ehrlich gesagt mehr als unfair. Er kann es nicht verstehen. Für Dean ist Holden nur eine vermutlich verdammt starke Konkurrenz. Sicher, ich wäre auch sauer, wenn ich meinen Traum wegen eines anderen Mädchens vielleicht nicht realisieren könnte. Trotzdem kann er nicht allein Vincent die Schuld geben.

„Holden ist ein Vollpfosten, der meint, das Mitleid der anderen jetzt ausnutzen zu können."

Meine Hände beginnen zu zittern. Ruckartig stehe ich auf, stopfe mein halb aufgegessenes Mittagessen in meinen Rucksack, murmle eine Entschuldigung und laufe mit steifen Schritten aus der Kantine. Im Gang angekommen, wo die Luft um einiges weniger stickig ist, atme ich tief durch und stütze mich auf meine Knie.

Gedankenfetzen schwirren durch meinen Kopf. Die Worte von Dean gerade eben und auch die von Vincent damals im Café schwirren durch meine Gedanken und ergeben ein einziges Wörterchaos. Wenn Vincent und ich eine Gemeinsamkeit haben, dann, dass wir von niemanden Mitleid wollen. Ich wollte damals keines, als ich hierher kam, ein ganzer Schultag für mein Bein enorm anstrengend war und mich Mama irgendwann am Nachmittag immer befreit hat.

Vincent möchte kein Mitleid dafür, dass er nichtmehr der Goldjunge aus der Lacrossemannschaft ist, sondern nun viel eher das schwarze Schaf, das sein vielversprechendes Talent nun nicht mehr nutzen kann.

Wut staut sich in meinem Bauch zusammen, als ich an die letzten Worte von Dean denke. Und gleichzeitig bin ich wütend auf Holden, weil er anscheinend diesen Helden-Status hat und nun einem meiner besten Freunde die Chance auf ein Stipendium wegnimmt.

Mit schnellen Schritten stapfe ich durch die Gänge meiner Schule, ohne einem genauen Ziel. Meine Beine bewegen sich wie von selbst, während in meinem Kopf eine regelrechte Gedanken-Achterbahn stattfindet.

Dean hat hart gearbeitet, seitdem ich ihn kenne. Macht jeden Morgen vor der Schule einen Ausdauerlauf, geht mindestens fünf Mal die Woche in ein Fitnessstudio und verbringt die Wochenenden damit, seine Technik zu verbessern. Gleichzeitig aber hat auch Vincent so sehr gekämpft, wieder zurückzukommen. Ich weiß, wie hart für mich die Zeit war und kann mir nicht vorstellen, dass sie für Vincent weniger hart war. Warum kann der Coach sie nicht einfach beide im Team lassen?

Plötzlich knalle ich gegen einen Oberkörper. Instinktiv halte ich die Person an den Oberarmen fest, damit sie nicht auf den Boden knallt.

„Lass mich los!"

Beim Klang dieser Stimme zucke ich zusammen. Ich hebe meinen Kopf und blicke in die hasserfüllten Augen von Hayden Coyn. Ich halte die Luft an, während sich Haydens Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzieht.

„Judy Ross, war ja klar."

„Tut mir leid", murmle ich und bücke mich schnell, um die Bücher, die Hayden beim Zusammenprall aus der Hand gerutscht sind, aufzuheben. Ich drücke sie ihr in die Hand und will schnell weitergehen. Doch Hayden packt mich an meinem Oberarm. Ihre Augen blitzen mich gefährlich an.

„Ich hoffe, du hast jetzt alles, was du wolltest."

„Was meinst du damit?" Ich sehe sie fragend an und verschränke die Arme vor meiner Brust. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass man Hayden nie unterbrechen sollte, wenn sie wütend auf jemanden ist. So wie auf mich gerade, in diesem Moment. Hayden verdreht die Augen.

„Stell dich nicht dümmer, als du bist", faucht sie. Sie lacht hämisch und wüsste ich es nicht besser, würde ich annehmen, dass sie sich gleich in eine Hexe verwandelt. Ich merke, wie sich in mir Übelkeit ausbreitet und hoffe, dass gleich irgendein Lehrer vorbeikommt und die blonde Furie vor mir in ihre Schranken weist. Warum um alles in der Welt habe ich nur solche Angst vor ihr?

Hayden wirft ihre Haare theatralisch über ihre Schulter und neigt ihren Kopf zur Seite. „Vince und das Mitleid der anderen? Bist du wirklich so naiv? Glaubst du wirklich, dass Vince ernsthaft Interesse an dir hat? An einem Mädchen, das den Verlust ihres Beines schamlos ausnutzt? Vince hängt nur mit dir ab, weil er Mitleid mit dir hat und du musstest das natürlich ausnutzen, um uns beide auseinanderzubringen."

Ich schlucke schwer und beiße mir auf die Unterlippe. Mein Herz zieht sich fest zusammen, während mein ganzer Brustkorb sticht. Haydens Worte treffen mich wie die Klinge eines scharfen Messers. Sie dringt tief in mich ein und trifft genau den Punkt, der am allermeisten weh tut.

„Du weißt ganz genau, dass es nicht meine Schuld war", flüstere ich und beiße dann meine Kiefer fest aufeinander, damit ich nicht vor diesem Monster zu weinen anfange. Haydens Blick bohrt sich durch mich.

„Du hast keine Chance bei Vince. Er steht auf einen anderen Typ Mädchen. Wir waren perfekt zusammen, bis du dahergekommen bist und alles kaputt gemacht hast."

Hayden weicht meinen Blick aus und atmet mehrere Male tief durch. Ihr Gesicht wird feuerrot.

„Ist dir eigentlich klar, dass du eine enge Bindung zwischen zwei Menschen wegen deinen Lügen kaputt gemacht hast?", brüllt sie nun so laut, sodass ich im ersten Moment vor Schreck zusammenzucke. „Vince macht jetzt all die Dinge mit dir, die er sonst immer mit mir gemacht hat. Verstehst du überhaupt, dass du dich auf den Platz in Vinces Herz schiebst, wo ich eigentlich sein sollte? "

Ich starre Hayden verständnislos an, die zitternd nach Luft schnappt. Mein Herz pocht schmerzhaft bei den vielen Worten, die sie mir an den Kopf wirft. Ich weiß, dass sie nur ein Mädchen mit gebrochenem Herzen ist. Trotzdem verletzt mich jede einzelne Silbe von ihr ein Stückchen mehr.

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du damit meinst", sage ich klamm und presse meine Lippen fest aufeinander. Hayden schüttelt den Kopf und starrt auf den Boden.

„Ich habe euch im Café gesehen. Mein Café, das nur Vince und mir gehört hat. In das Vince nur mit mir ging, weil es da unsere Lieblingskuchen gab. Schoko-Creme-Torte bei Vince. Aber das weißt du ja bestimmt, oder?"

Ich schlucke schwer und kaue auf meiner Unterlippe. Mein Herz rast.

„Das erste Mal, als Vince das Krankenhaus verlassen durfte, gingen wir in dieses Café. Vince hat mich angefleht, dass er endlich mal wieder eine andere Schokotorte sehen möchte, als die der Krankenhauskantine. Ich habe ihn den ganzen Weg im Rollstuhl geschoben. Du hast keine Ahnung, wie anstrengend das war. Er war zu schwach, um den Weg alleine zu gehen. Ich war fix und fertig, aber Vinces Augen haben bei der Kuchenauswahl geleuchtet."

Hayden verschnauft einen Moment und atmet durch. Ihr Gesicht ist von roten Flecken übersäht. Ihre Hand streicht zitternd eine blonde Locke hinter ihr Ohr.

„Du hast alles kaputt gemacht!", schreit sie. Ich zucke zusammen und starre sie mit großen Augen an. Mein ganzer Körper ist erstarrt und ich warte nur auf den nächsten Hieb von ihr. Wie eine Marionette. Innerlich ärgere ich mich über meine Angst ihr gegenüber. Gleichzeitig weiß ich, dass es keinen Sinn macht, sich ihr zu widersetzen. Ein eiskalter Schauer läuft über meinen Rücken. Die Dinge, die sie sagt, sind falsch und trotzdem habe ich das Gefühl, dass sich hinter all diesen Aussagen ein Fünkchen Wahrheit versteckt.

„Du bist eifersüchtig auf mich. Und wütend, weil du nicht zu den Cheerleaderinnen gekommen bist! Und deswegen hasst du mich und willst mir alles wegnehmen, was mir etwas bedeutet!"

Hayden wendet schnell ihren Blick ab. Doch ich habe das verräterische Aufblitzen in ihren Augen gesehen. Hayden Coyn steht vor mir und muss ihre Tränen verstecken. Sie atmet mehrere Male tief durch, ihre Haare fallen ihr tief ins Gesicht.

„Fahr zur Hölle, Ross", zischt sie, „verpiss dich von hier und nimm dein verficktes Bein mit!" Sie wischt sich über ihre Wangen und atmet mehrere Male tief durch. Ich schüttle nur langsam den Kopf und sehe auf das Mädchen vor mir, das gerade an ihrer eigenen Bosheit zerbricht.

„Du bist krank, Hayden", zische ich. Ich atme tief durch, bevor ich mich auf dem Absatz umdrehe und in die Richtung des Haupteingangs laufe. Hinter der ersten Biegung fische ich mein Handy aus der Hosentasche, um Miles anzurufen, bevor die ersten Tränen über mein Gesicht kullern.

_____

Ich sitze auf meinem Bett, meine Knie fest umschlungen und wippe vor und zurück. Meine Prothese zwickt bei jedem Wippen schmerzhaft und trotzdem möchte ich sie nicht abschnallen. Vor allem nicht nach der Aussage von Hayden. Dieses Plastikding gehört zu mir, ich will es nicht einfach abschnallen und in die nächste Ecke stellen.

Beim Gedanken an das Zusammentreffen mit Hayden im Schulflur wird mir schlecht. Ich verstehe noch immer nicht, wie ich in der Situation selbst so einigermaßen ruhig bleiben konnte. Im Auto, als ich Miles erklären musste, warum ich ihn aus einer Vorlesung in der Uni geklingelt habe, war ich nicht mehr ganz so ruhig.

Mein Bruder blieb noch eine Zeit lang bei mir Zuhause, bis ich ihn mehrere Male darum bat, wieder zurück zur Uni zu fahren. Jetzt bin ich allein daheim und kann in Ruhe nachdenken.

Hayden hat tatsächlich vor meinen Augen geweint. Noch nie habe ich sie vorher so sehr außer Fassung erlebt. Was, wenn ich wirklich alles schlecht gemacht habe? Wenn ich wirklich etwas egoistisch gehandelt habe, als ich Vincent immer und immer wieder geschrieben habe, obwohl mich Hayden doch darum gebeten habe, es nicht zu tun. Was, wenn ich wirklich wollte, dass sich Vincent für mich interessiert und ich es immer insgeheim verdrängt habe? Hatte ich nicht dieses verräterische Herzklopfen im Café?

Meine Hände zittern und ich atme tief durch.

Ganz ruhig, Judy, du machst dich nur fertig. Du darfst nicht so denken. Du darfst dir nicht falsche Dinge einreden. Du hast nichts falsch gemacht. Es war heute sehr viel auf einmal. Erst die Sache mit Dean und Vincent, dann Hayden, du bist einfach nur kaputt. Du darfst für Menschen wie Hayden kein Mitleid empfinden.

Ich presse meine Lippen fest aufeinander und schließe die Augen. Mein Kopf dröhnt und ich wünsche mir nichts mehr als Stille. Oder ist es nicht die Stille, die die Welt viel lauter erscheinen lässt?

Ich atme tief durch und fische dann mein Handy aus der Hosentasche. Öffne den Chat mit Vincent und beginne dann zu tippen. Eine erste Träne tropft auf meine Finger. So konzentriert wie möglich starre ich auf die Worte, die ich ihm geschrieben habe. Drücke auf Senden. Sperre das Handy wieder und pfeffere es dann neben mich auf die Matratze. Stumm weinend kauere ich mich so eng wie möglich zusammen. Ignoriere den Druck, den meine Prothese dabei auslöst. Schenke dem Brennen in meinem Gesicht keine Beachtung. Konzentriere mich nur auf die Atmung.

Und möchte mir dabei nicht eingestehen, dass mein Herz gerade in tausend Teile zersplittert.

_____

Ich wache auf, als ich laute Stimmen von unten höre. Zuerst schenke ich dem Stimmengewirr keine Beachtung, bis ich meinen Namen höre. Ruckartig setze ich mich auf. Ein stechender Schmerz zuckt durch mein Knie. Ich bin mit angeschnallter Prothese eingeschlafen.

Plötzlich höre ich eine Stimme, die mir seltsamerweise sehr bekannt vorkommt. Nein, das kann nicht sein. Meine Hand beginnt zu zittern, als ich klar und deutlich die Stimme von Vincent Holden höre.

„Sie ist oben. Erste Tür links", höre ich Miles nur sagen.

Panisch blicke ich an mir herunter. Vincent kommt jeden Moment zu mir ins Zimmer. Mein Herz pocht schneller bei dem Gedanken, wie furchtbar ich aussehen muss. Warum ist Miles überhaupt Zuhause? Müsste er nicht noch in der Uni sein?

Ein leises Pochen an der Tür lässt mich zusammenzucken. Noch bevor ich ein leises ‚Ja' krächzen kann, steckt Vincent seinen hellen Schopf durch die Tür.

„Darf ich reinkommen?", will er von mir wissen. Mein Herz trommelt schnell gegen meinen Brustkorb, so sehr, dass ich die Angst habe, dass Vincent es vielleicht sogar hören kann.

„Du bist ja schon irgendwie drin", nuschle ich und lache dann nervös.

Vincent schluckt, tritt zu mir ins Zimmer und schließt dann die Tür hinter sich. Er räuspert sich und holt dann sein Handy aus der Hosentasche.

„Es wäre wohl besser, wenn wir in Zukunft nicht mehr so viel miteinander zu tun haben und besser mehr Abstand voneinander nehmen."

Er lässt sein Handy sinken und sieht mich fragend an. „Judy, was soll das?"

Ich senke meinen Blick auf meine Bettdecke und spiele mit meinen Fingern. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass Vince nach dieser Nachricht zu mir kommen würde. Das ganze überrumpelt mich ziemlich und ich weiß nicht so wirklich, was ich sagen soll.

„Es ist besser so", antworte ich deshalb nur leise.

Vincent schnaubt und schüttelt verächtlich den Kopf. „Das ist Schwachsinn", murmelt er. Er deutet auf das Bett. „Darf ich mich zu dir setzen?"

Ich nicke schnell und rücke ein Stück zur Seite. Für einen Moment ist es ruhig. Vincent kratzt sich im Nacken, während ich weiterhin versuche, meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Der Junge neben mir fokussiert die kleinen Blümchen auf meinem Bettbezug und setzt mehrere Male sichtbar an, um etwas zu sagen.

Schließlich wendet er sich mir zu und sieht mich mit einem ruhigen Blick an.

„Judy, wir kennen uns jetzt doch schon etwas länger", setzt er an.

Ich schnaube verächtlich und schüttle den Kopf.

„Einen Monat, höchstens eineinhalb."

„Es geht aber nicht darum, wie lange man sich kennt, sondern wie gut man sich kennt, Judy."

Ich seufze und starre ebenfalls die Blümchen unter mir an. Irgendwie hat er recht. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass ich ihn besonders gut kenne. Ich meine, was weiß er schon von mir? Was weiß er von mir? Wir sind so gut wie zwei Fremde. Ich beiße mir auf meine Unterlippe. Vincent neben mir seufzt.

„Du bist mir wichtig. Uns verbindet etwas miteinander."

Ich lache verächtlich auf und schüttle den Kopf.

„Uns beide verbindet nichts weiter als ein langer Aufenthalt im Krankenhaus", antworte ich verbittert und runzle die Stirn. „Wir sind Fremde, Vincent." Der Junge neben mir mustert mich einen Augenblick. Ich habe keine Ahnung, wie ich den Blick deuten soll. Ist er traurig? Verwirrt? Erkennt er, dass ich recht habe? Er wendet seinen Blick von mir ab und massiert sich dann seinen Nasenrücken. So, als wäre er erschöpft.

„Du willst es nicht verstehen, oder? Wir sind beide anders. Wir hatten beide harte Schicksalsschläge und müssen jetzt mit den Konsequenzen reden. Das ist mehr, als nur mal eben ein paar Nächte die Krankenhausbetten zu testen."

Ich verschränke die Arme vor der Brust. Einerseits hat er ja recht, andererseits schleicht sich erneut Hayden in meinen Kopf. Ihr biestiges Lachen. Ihre Worte, gezischt, als wäre sie eine Schlange.

Und was ist mit dir, Judy? Was hältst du für richtig?

Ich verdränge die Stimme mit einem schnellen Kopfschütteln aus meinem Kopf und atme tief durch.

„Bist du deshalb zu mir gekommen, um mir das zu sagen?"

Vincent schüttelt den Kopf und seufzt dann. „Deine Augen sind rot geschwollen. Deine Nachricht klingt anders als alles, was du mir sonst schreibst. Was ist passiert?"

„Das kann dir egal sein", erwidere ich knapp.

Vincent sieht mich einen Moment lang von der Seite an. Dieses Mal liegt Traurigkeit in seinem Blick. Definitiv. „Es ist mir aber nicht egal", flüstert er und räuspert sich dann. Ich neige meinen Kopf zur Seite und schüttle den Kopf. Wie viele haben schon behauptet, dass es ihnen wichtig ist, wie es mir geht. Was in mir vorgeht.

„Ich hab da jetzt echt keine Lust drauf", versuche ich ihn abzuschütteln. Wie oft habe ich meine Geschichte schon Therapeuten erzählt. Mama hat mich anfangs gefühlt zu jedem Psycho-Doc geschickt, den es in dem Staat hier gibt. Und jedes Mal musste ich mir die gleiche Leier anhören. Dass ich den Mut haben muss, mich der Zukunft zu stellen. Dass ich von dem Gedanken loslassen muss, dass ich Colleen hätte retten können.

Vincent sieht mich ruhig an. Und komischerweise beruhigt mich sein Blick tatsächlich etwas. Ich schlucke schwer und versuche, seinen Blick auszuweichen. Doch seine Augen sind wie ein Anker. Ein Ruhepol.

„Du bist mir wichtig, Judy. Mehr als das. Ich finde dich bewundernswert und möchte dich nicht verlieren."

Ich sehe ihn mit großen Augen an. Mein Herz pocht schnell. „Das kannst du jedem Mädchen erzählen", presse ich hervor und verurteile mich im gleichen Moment dafür.

Kannst du ihn nicht einfach mal zuhören? Ihn reden lassen? Nicht immer abblocken? Nicht einen auf die schwache Judy Ross machen, die sich hinter ihrem Schutzpanzer versteckt?

Plötzlich höre ich die Worte von Dean wieder von heute Mittag. Hat er Vincent nicht als Vollpfosten betitelt? Was würde er jetzt sagen, wenn er ihn jetzt hier bei mir sehen würde? Sollte er eigentlich nicht derjenige sein, der sich Sorgen macht, wenn eine Freundin von ihm plötzlich nach Hause fährt?

Vincent kratzt sich erneut im Nacken. „Du willst es wirklich nicht verstehen, oder?"

Ich sehe ihn fragend an.

Der Junge neben mir seufzt und schüttelt dann den Kopf, als müsste er sich überwinden, dass er die folgenden Worte sagt.

„Ich mag dich Judy. Ich mag dich sehr. Und ich glaube, dass ich wirklich Gefühle für dich habe."

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Hey :) Ja, ihr seht richtig - das zweite Update innerhalb einer Woche :o
Das gab es ungefähr noch nie, oder? :D
Am Freitag gibt's übrigens dann das dritte Kapitel, das dann auch diesen kleinen Cliffhänger auflöst hihi.
(Dafür bitte einmal Applaus!)

Beim letzten Kapitel sah ich, dass diese Geschichte noch immer soo viele Leser verfolgen!! Vielen Dank an jeden einzelnen von euch :)

Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch bis hierher :) In den nächsten Kapitel werden einige spannende Dinge passieren. Mehr verrate ich nicht🙈
Mögliche Spekulationen könnt ihr natürlich gerne in den Kommentaren hinterlassen ;)

Schönen Abend und bis bald!! (:
xx Lena

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