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Zu der Charakterverlosung: Der Einsendeschluss ist ganz grob gesagt Ende Februar oder Anfang März, es wird aber noch einmal genau gesagt, da ich nicht weiß wie schnell die Kapitel fertig sein werden. Der Charakter bekommt seinen Auftritt ca. im 23. Kapitel, aber eher später, da noch ziemlich viel ansteht. Außerdem noch eine allgemeine Info: Es ist ein kleines Mädchen zwischen sechs und acht Jahren, die Hintergrundgeschichte (Vergangenheit), sowie auch der Nachname darf nicht entschieden werde. Ihr dürft natürlich auch eine weiterführende Geschichte zu ihr schreiben, die ich so gut es geht einbinden werde. Wenn ihr gewählt werdet, dürft ihr mich jeder Zeit privat anschreiben, um euren Charakter auch (weil ihr ab da genau über Hintergrund und Familie Bescheid wisst) ein paar andere Dinge zu ermöglichen. Am liebsten würde ich mehr zu ihr sagen, aber es würde wieder etwas zu viel erklären :'D aber jetzt, viel Spaß beim Lesen! :)
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Die Angst lähmte fast meinen gesamten Körper, aber dennoch hatte ich es irgendwie geschafft die Treppe hochzulaufen. Unsere Füße versuchten wir so leise wie möglich zu setzen, doch das Knarzen und Knacken der Holzstufen, ließ mich meine Furcht nicht vergessen. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Scotts bei ihnen war? Sie liebten es doch anscheinend ihre eigene Art zu quälen und letztendlich zu zerstören. Menschen... dazu geboren Leid und Zerstörung hervorzurufen, wo auch immer es ging, doch niemand fragte nach der Menschlichkeit. Ein paar Tiere waren nicht anders, sie bekriegten sich, um ihre Familie, aber auch ihr Revier zu verteidigen, so wie die ersten Menschen auch. Aber was hatte uns so zerstörerisch gemacht? Ich glaubte es war die Macht, sowie auch technische Dinge. Zum Beispiel Bomben, wozu waren sie je gut gewesen?
»Lynn, komm endlich.«, zerrte mich Tia aus meinen Überlegungen, da ich mitten auf der Treppe zum Stehen gekommen war. Ich musste meine Gedanken zusammennehmen, es war nicht der richtige Augenblick.
Ich kam immer mehr zum Schweigen, war langsam zufrieden mit dem, was aus ihr wurde. Eine wahre Kämpferin wuchs heran, aber war sie ihrem Schicksal gewachsen? Ich glaubte es zu wissen, aber war sie allmählich bereit und entschlossen genug, um dieses zu tragen? Die Stimmen schrien, doch eine musste sich erheben. Ich konnte in ihrem Innern sehen, dass sie sich noch nicht vollkommen gelöst hatte, irgendetwas in ihr wollte den Scotts glauben, ihren Lügen verfallen, doch wann würde es aufhören? Ich hatte begonnen ihren eigenen Gedanken mit Freuden zu verfolgen, sie lieben zu lernen, sie waren ehrlich, aber ebenfalls hart, sodass man kaum glaubte, dass sie erst zwanzig Jahre alt war. Aber das Alter wurde immer zu gern mit Weisheit in Verbindung gebracht. Bryan war weitaus älter als sie, doch wo war er schlauer? Zwar hatte er Einiges geleistet, aber war sich nicht bewusst wie hoch der Preis war. Doch was würden die 'perfekten' Menschen tun, wenn sie von den Lügen erfuhren?
Wir spähten durch das Fenster ohne Glas hinaus auf die zerstörte Straße. Der Trupp hatte sich langsam von der rechten Seite genähert, von den Scotts fehlte jedoch jede Spur, während man die leeren Häuser nach lebenden wie uns durchsuchte. Es bereitete mir ein mulmiges Gefühl im Magen mit ansehen zu müssen mit welcher Entschlossenheit sie mit erhobenen Waffen die Häuser betreten zu sehen, während einzelne von ihnen sich unserem Versteck gefährlich näherten, aber was sollten wir tun? Ein Versteck innerhalb eines der Häuser ergab wenig Sinn, wie Jayden und ich beim letzten Mal bereits feststellen mussten, aber was sollte man sonst tun? Ich sah mich hilflos um, durchsuchte mit meinen Blicken die noch relativ gut erhaltene Küche. Was wenn es etwas in den Schränken gab, was uns helfen konnte? Es war ein Versuch wert, auch wenn ich bezweifelte, dass uns ein Putzlappen helfen konnte.
»Was machst du da?«, flüsterte Tia, als ich mich vor den Schrank kniete und ihn öffnete. Lauter Putzmittel sprangen mir entgegen, aber sie schienen unbrauchbar. Seife, Rohrreiniger, ein paar Müllsäcke, etwas Alufolie und Vieles mehr.
»Verzweifeln, glaubst du man könnte sie mit Seife abwerfen und sie so blenden?«, traute ich mich mit gedämpfter Stimme einen Scherz zu machen, der eigentlich ziemlich unpassend war. Sie lachte etwas, doch meine Augen waren sofort auf die kleine Feldflasche fixiert, welche an ihrem Gürtel hing. Wasser, das stand fest, aber dennoch musste ich mich an die Chemie zurückerinnern, welche mur von meinem Lehrer stets versucht wurde einzuprügeln. Er hatte damals oft über Bomben gesprochen, die man aus Schwarzpulver und vielen anderen Dingen, wie auch Sachen zum Putzen aus der Küche bauen konnte.
»Kann ich die mal?«, fragte ich und deutete auf die Flasche. Ich musste einfach richtig liegen. Der Unterricht war stets trocken gewesen, aber zu irgendetwas schien er nun doch zu nützen, ich hoffte nur, dass ich es wirklich richtig behalten hatte, aber einen anderen Ausweg gab es immerhin nicht. Wenn sie dieses Haus betraten, gab es keinen Ausweg.
»Was machst du da?«, fragte sie, als ich ihre Flasche an mich nahm und schnell die Alufolue und den Rohrreiniger herausnahm. Es war soweit ich wusste keine allzu gefährliche Bombe, aber sie sollte auch nur als Ablenkung dienen.
»Schau aus dem Fenster und sag mir wie weit sie sind.«, wie ich sie an, während ich die Folie zerriss, zu Kugeln formte und in die Wasserflasche warf. Es musste einfach funktionieren. Natürlich war mir bewusst, dass man niemanden mit dieser chemischen Reaktion töten konnte, jedoch war sie durchausgefährlich, aber ich wollte sie nur als Ablenkung benutzen.
»Brauchst du noch sehr lange?«, fragte sie mich leicht nervös, währen ich den Rohrreiniger aufschraubte und etwas davon in die Flasche tat. Ihre Worte wollten mir die Fassung rauben, doch ich musste mich konzentrieren, es durfte kein Fehler geschehen. Ich hoffte nur, dass alle Soldaten sich sofort nach der Explosion auf den Weg machten, um zu sehen was es war, damit wir durch den Hintereingang verschwinden konnten.
»Geh weg vom Fenster.«, befahl ich ihr, drehte die Flasche zu und sah schnell durch die Öffnung. Sie waren fast bei uns, doch ich schüttelte bereits kräftig, damit sich der Druck erhöhte. Ich musste nicht weit werfen, es reichte vollkommen aus, wenn ich auf die Dachschräge des Hauses vor uns warf, damit die Flasche nach hinten wegrollen konnte.
Mein Herz begann zu rasen, während ich zum Wurf ausholte, aber die Konzentration behielt ich. Die Gefahr den Soldaten erneut zu begegnen war zu hoch, da ich genau wusste was geschehen würde. War das Labor ausgeschlossen? Ich hatte immer Angst vor dem Tod gehabt, aber nachdem ich die Wahrheit über unsere Medizin im Käfig kannte, war er mir deutlich lieber. Nachdem die Flasche meine Hand verlassen hatte, schienen die Sekunden zu Minuten oder gar Stunden zu werden. Sie schien weit zu fliegen, aber reichte es aus, um flüchten zu können? Ich hasste diese Zone, es war nun schon das zweite Mal, dass wir von Soldaten gefunden worden waren, wann würden Tia und Jayden endlich begreifen, dass hier nichts sein konnte? Außerdem wurde mir unangenehm bei dem Gedanken zu wissen, dass sie einen Krieg anzetteln wollten. Es würde ohnehin nichts als Leid und Verzweiflung über den Slum bringen, die Scotts waren unbesiegbar. Die beiden sollten sich damit abfinden und ihr Leben aufbauen, so wie jeder andere auch.
'Diese Seite ist nicht wie die andere, keiner gleicht wirklich dem anderen, sieh sie als Außenseiter, verstoßen von der Gesellschaft. Sie sind verschieden, aber alle wollen sie frei sein, kennen jedoch noch nicht den Preis dafür.', mischte sich Freya in meine Gedanken ein. Sie hatte lange sich geredet, was mich wirklich etwas verängstigt hatte, da sie sonst immer etwas auszusetzen hatte. Wie auch jetzt, jetzt wo sie mir die Augen weiter öffnen wollte, mir den letzten Hauch Perfektion nehmen wollte. Ich wollte darüber nachdenken, jedoch wurden meine Gedanken von einem lauten, weiter entfernten Knall durchbrochen.
»Was war das denn?«, fragte Tia auf einmal ganz fasziniert, doch ich hörte die Soldaten von unten bereits wild durcheinander redeten und sofort unkontrolliert dem Geräusch folgten, als wären sie verschreckte Tiere. Ich sah unsere Gelegenheit, weswegen ich so schnell wie ich nur konnte Tias Handgelenk ohne jegliche Erklärung packte und losrannte. Es war mir egal wie schnell mein Herz schlug oder wie stark die Treppen knarzten, als wir auf ihnen hinunter in den zerstörten Garten hinter dem Haus liefen. Hinweg über zahlreiche Gruben, umgefallenen Zäunen und Steinen, die einst zu einem Haus gehörten.
Meine Gedanken schwiffen während des Rennens hinweg zu Freyas Worten. Alle verschieden, anders als der Käfig, in dem jeder gleich war, alle gut aussahen, sich richtig kleideten und das perfekte Leben führten, um nicht von der Gesellschaft verstoßen zu werden, fern ab von der Realität. Ich hatte mein Leben im Käfig stets ein Leben genannt, aber war es dies je gewesen. Ich fühlte mich in den wenigen Tagen hier viel lebendiger, als ich es in den zwanzig Jahren davor je getan hatte, war das komisch? Es waren arme Verhältnisse, aber vielleicht stimmte gerade das mich glücklich. Kein Tag glich dem anderen, ich musste mich nicht verstecken, sondern mich entfalten und durfte aussehen wie ich wollte, ohne das mich jemand für komisch hielt. Dann das Klavierspielen, noch nie hatte ich so empfunden wie bei meinem letzten Spiel. Ein Instrument, welches mein Käfig, aber auch Freiheit zugleich war, denn Freya hatte Recht gehabt, als sie mich bei meinen abendlichen Übungen darauf hingewiesen hatte, wie gefühlslos ich spielte.
Ich hatte es böse gemeint, ich wollte sie verletzen, damit sie sich verzog, um diese 'perfekte' Hülle für mich zu gewinnen, doch es war ihre. Es war immer ihr Körper gewesen und die Tatsache, dass ich ihr diesen wegnehmen wollte, hatte mich zu einem Monster gemacht. Doch nun war ich schlauer, ich war ihr wahres Ich, aber es war nicht meine Aufgabe sie zu vergraulen, sondern ihr zu helfen. Ein langer steiniger Weg stand ihr bevor, wofür sie mich brauchte, eine Hilfe, die ihr die Augen öffnen sollte, ihr lehrte hinter das Bild der Perfektion zu sehen. Irgendwann würde sie mich nicht mehr brauchen, dann war der Riss geheilten, wir wurden eins, ich würde aus ihren Gedanken verschwinden.
»Fuck«, fluchte Tia keuchend, als wir die Zone atemlos verließen. Ich rang nach Luft, noch nie musste ich um mein Leben rennen, aber dies gehörte nicht zu meinen besten Erfahrungen.
»Das kannst du laut sagen.«, stimmte ich ihr zu, wobei ich versuchte meine schnelle Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Allmählich fühlte ich mich wirklich wie ein Schaf, welches pausenlos von einem Wolf gejagt wurde. Menschlichkeit... dieses Wort kam mir nahezu ständig wieder in den Sinn. Besaß sie überhaupt noch irgendwer?
»Wir sollten weiter... was war das überhaupt?«, hackte sie nach, während wir uns mühevoll in Bewegung setzten. Ich hätte ihr wirklich gern die chemische Reaktion erklärt, aber in Chemie war ich nie wirklich gut gewesen, was mich natürlich für Helena nicht perfekt war. Wenn ich nicht gerade am Klavier saß, hatte ich meine Nase in Büchern versunken, doch seitdem ich fertig war, war mir das Lernen egal gewesen. Ich wollte arbeiten, mein eigenes Geld verdienen, um so schnell es ging der Perfektion zu entfliehen... ich hatte all diese Wünsche erst nun wirklich verstanden. Meine Wünsche, die mein Unterbewusstsein festgehalten hatte, aber durch den Zwang der Perfektion nie nach Außen gefunden hatten. Aber war das Leben? Ich sollte mir jemanden suchen, einen Mann, der arbeitete und für mich sorgte. In meinem Kopf war dies für mich eine furchtbare Vorstellung gewesen. Mich abhängig zu machen von irgendwem, den ich kaum kannte, als würden wir im Mittelalter leben. Aber so war es nun mal, so gehörte es... Aber wer sagte das?
Sie war eine andere. Sie hatte ihre Hülle auf der anderen Seite gelassen, um zu sich selbst zu finden, sich endlich zu entfalten, um sie zu werden. Es war verwirrend, aber es stimmte. Sie selbst, in ihrer eigenen Perfektion, welche sie selbst bestimmte. So, wie es richtig war. Niemand sollte sich von jemanden vorschreiben lassen wer er zu sein hatte, aber genau zu dem war unsere Welt geworden. War man anders, indem man zum Beispiel ein wundervolles Talent trug, welches einen einzigartig machte, galt man als Außenseiter, wurde sogar von der Gesellschaft verspottet. War das richtig? Ich verstand den Menschen nicht, so kaputt, aber legte alles daran sich selbst zu zerstören. So wundervoll wie er war, legte es aber darauf an ein vollkommen anderer zu sein. So schön, aber sah sich selbst als hässlich, da er sich mit anderen verglich. So talentiert, versteckte es jedoch, um anderen seine Maske zu zeigen. Jeder von ihnen war anders, perfekt auf seine eigene Art. Jeder träumte, viele verloren, da andere ihnen ihre Träume absichtlich zu Nichte machten. Was waren aber die Scotts? Waren sie ebenfalls perfekt? Ich wusste kaum wie ich diese beiden simplen Fragen beantworten sollte, aber ich glaubte an eine kranke Seele, die der Gesellschaft vor Jahren verfallen war und irgendwie versuchte diese auf einer kranken Art zu entrinnen, indem sie die Menschen, die nicht waren wie sie, zu vernichten. Ein verwirrender Gedanke. Ein Mensch, die Psyche ein wahres Wunderwerk.
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