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K.I.S.S.

Jake hält sich daran. Er spricht mich nicht mehr an. Manchmal spüre ich noch seine Augen in den Gängen, doch ich drehe mich nie um, um es zu überprüfen. Er würde nicht wegschauen, wenn ich es täte. Er würde mir zunicken. Mich zu sich hinüberbitten mit nichts als einem leichten Ticken seinem Mundwinkeln und der Bewegung seiner Augen. Und ich? Ich würde nachgeben.

Die Wahrheit ist, dass ich ihn vermisse. Ich vermisse ihn schrecklich. Mehr als ich mir eingestehen möchte. Ich vermisse, sein Summen, die Tatsache, dass er Weihnachtslieder schon Mitte Herbst singt und sie auch noch in Frühling vor sich hinsummt. Ich vermisse sein Lächeln und seinen Wahnsinn. Den Ärger, in den er immer gerät und seine Abneigung Regeln gegenüber.

Die Tage vergehen langsam ohne ihn. Ich finde meinen Rhythmus nicht mehr. Mir ist gar nicht aufgefallen, wie sehr ich unser Hin und Her die letzten Jahre gemocht habe. Wie oft er mich zum Lachen gebracht hat. Mir ist nicht klar gewesen, dass er meine Pause war. Das seine Nachrichten mich immer einen Schritt von der Arbeit zurückmachen ließen.

Ich möchte es kaum zugeben, doch jetzt wo er weg ist, macht das lernen nicht mehr Spaß. Ich kann mich nie wirklich konzentrieren. Kann mich nicht mehr darauf freuen, ihm mein Wissen mit neckenden Sprüchen vor den Kopf zu knallen.

Die Distanz zwischen uns macht alles so viel trüber. Manchmal, wenn mein Handy klingelt, rechne ich noch immer mit einer Nachricht von ihm und wenn der Wind an die Balkontür klopft, bilde ich mir ein es wäre Jake.

Ein Monat geht das jetzt schon so. Ein langes, unerträgliches Monat.

Nicht selten spiele ich mit dem Gedanken ihn anzurufen. Er würde abheben, da bin ich mir sicher. Jeden Montag finde ich noch immer eine Origamiblume bei meinem Platz in der Bibliothek. Ein ziemlich klares Zeichen, wenn ihr mich fragt.

Dennoch wage ich den Schritt nicht. Was könnte ich überhaupt sagen? Was könnte ich tun, um nicht gleich wieder meinen Einserschnitt zu riskieren, sollte ich den Kontakt wieder aufnehmen?

Ich kann es einfach nicht riskieren. Ich will es zwar, aber ich kann es nicht. Mutter würde mich umbringen und, am alles schlimmsten, ohne meine Noten würde ich hier vermutlich für immer festsitzen. Hier an diesem unbedeutenden Ort voller unbedeutender Menschen. Hier, wo die größten Erfolge eine stabile Ehe und eine kleine Beförderung sind.

Also lege ich mein Handy beiseite, jedes Mal, wenn mich der Drang überkommt. Ich schließe es förmlich weg. Lege es in unterschiedliche Räume und speere es in tausende Schubladen.

Phoebe ist die einzige, die mich durchschaut. Der Blick, den sie kriegt, wenn meine Gedanken zu Jake wandern, wenn ich irgendwo seine Form erhasche – sie versteht mich. Mehr als sonst jemand. Wenn jemand weiß, wie es ist etwas zu wollen, dass nicht für einen bestimmt ist, dann sie.

Es ist alles einfach so kompliziert. Viel zu kompliziert. Jake würde vermutlich Lachen, wenn er jetzt hier wäre. Wie oft hat er mir schon gesagt ‚Keep it simple, stupid' mit diesem geduldigen Lächeln, dass er drauf hat. Als wüsste er, dass ich mich nicht daran halten kann, aber fest daran glaubt, dass ich es irgendwann einmal werde.

Ich denke oft daran vorm einschlafen. Mich endlich zu trauen. Zu sagen ‚fuck it', auf die Konsequenzen zu scheißen, meinen Verstand zu verdammen und einfach das zu tun, was sich richtig anfühlt.

Ich denke daran ihn wieder zu Küssen. Ihn in den Regen zu zerren und den Tag damit zu verschwenden, die Wolken zu betrachten. Ich träume viel zu oft davon.

Doch wie so viele Träume, ist das einer, der nie in Erfüllung gehen wird.

-

Es ist Mittwoch. Eine weitere Woche ist vergangen. Heute steht eine Deutschschularbeit an. Drei Stunden. Beginn um neun Uhr. Direkt nach der Mathestunde.

Jake wird da sein. Schularbeitstermine schwänzt er nur selten. Es regt die Professoren zu sehr auf. Der Termin ist für alle siebten Klassen – kranke Schüler werden da nur ungern gesehen. Der Computerraum ist immer so schwer zu fixieren. Es für eine Handvoll Schüler später noch einmal extra zu tun, ist schlichtweg ärgerlich.

Wie immer bin ich fast eine halbe Stunde früher da. Ich habe Nüsse dabei. Mutter hat mir auch ein Stück Apfelkuchen gewürfelt. Wasser hab ich natürlich auch nicht vergessen. Für die nächsten drei Stunden ist mein Gehirn also gut versorgt.

Jake ist einer der letzten der kommt. Er sieht gut aus. Wie immer eigentlich. Ich rechne irgendwie immer damit, dass er schlecht aussieht, dass ihn die Sache so mitnimmt wie mich, aber er taucht immer perfekt imperfekt auf.

Er setzt sich irgendwo in der dritten Reihe hin, viel Wahl bleibt ihm ja nicht. Phoebe sitzt zum Glück neben mir. Da ich am Ende der ersten Reihe sitze, besteht auch keine Gefahr einen Störenfried abzukriegen.

Für einen Moment treffen sich jedoch unsere Blicke, als er zu seinem Platz geht. Vielleicht bilde ich es mir ein, doch ich meine fast, dass er mir zuzwinkert. Ein leises ‚viel Glück. Nicht das du es nötig hast, aber dennoch - viel Glück'.

Ich wende meinen Blick schlichtweg zurück auf meinen Bildschirm. Heimlich wünsche ich es ihm jedoch auch.

Die nächsten Minuten könnt ihr wohl alle vorhersagen. Zumindest die von euch, die die Deutschschularbeit im Computerraum schreiben. Die Professorin schreibt den Benutzernamen und das Passwort für den angelegten Account dieser Schularbeit auf und wir melden uns an. Word wird geöffnet, der USB-Stick eingesteckt und das Dokument benannt. Danach händigt die Professorin endlich die Schularbeit aus. Wir gehen kurz über jedes Thema, damit ja keine Missverständnisse aufkommen. Sie sagt uns genau, was verlangt wird und dann beginnen die drei Stunden auch schon.

Phoebe und ich wünschen uns noch ein kleines ‚Viel Glück', ehe wir gemeinsam mit den restlichen Schülern die zusammengehefteten Seiten aufschlagen.

Thema 1: Gedichtsanalyse und Leserbrief

Thema 2: Gedichtinterpretation und Kommentar

Thema 3: Erörterung und Meinungsrede

Verständlich nehme ich das dritten Thema. Ihr wisst ja um meine Schwäche mit dem Metrum.

Doch als ich, natürlich nach dem Lesen der Lektüre (Zigarettenkonsum, wie originell), zum schreiben Ansätze, kommt nicht ein Satz über meine Finger. Meine Kreativität regt sich nicht. Jedes Argument, das ich bringen möchte, lenkt meine Gedanken wieder zu Jake und seinen eigenen ehemaligen Zigarettenkonsum. Meine Güte, schon damals habe ich ihn komplett um den Finger gewickelt gehabt.

Warum er damals überhaupt interessiert an mir war, werde ich wohl nie verstehen.

Vielleicht sollte ich einfach das Thema wechseln. Die Zeit würde dafür noch reichen. Andernfalls werde ich die nächsten drei Stunden immer wieder an ihn denken. Ich kenne mich. Meine Gedanken sind wie ein defektes Karussell, dass umso schneller wird, je fester man auf die Bremse tritt.

Am besten ich entziehe ihnen gleich das Gesprächsthema. Bevor sie noch in Versuchung geraten.

Jemand niest in der letzten Reihe. Es ist einer dieser Kerle, der förmlich dabei brüllt und dessen ganzer Körper dabei nach vor geworfen wird. Wir drehen uns alle um, schauen instinktiv zurück. Und da geschieht es, unsere Blicke kreuzen sich. Irgendwie findet Jake meine Augen, trotz der zwei Computerbildschirme und der Schülerin zwischen uns.

Mein Atem stockt. Keiner von uns wagt es den Blick zu senken, geschweige denn überhaupt zu zucken. Die Aufsichtslehrerin räuspert sich hinweisend. Alle anderen haben sich schon wieder umgedreht. Nur noch ich verstoße gegen die Regeln. Doch ich kann mich einfach nicht dazu bringen, ihm den Rücken zu kehren. Alle Steine liegen in meinem Spielfeld.

‚Was ist das schlimmste, das passieren kann?' Phoebes Worte halten durch meinen Kopf. Sie hätte sie genauso jetzt aussprechen können, so klar vernehme ich sie. Wer weiß, vielleicht hat sie das auch. Sie sitzt ja neben mir – still. Still wie festgefroren, als hätte Medusa sie zu Stein gewandelt, als fürchte sie, die kleinste Bewegung ihrerseits würde mich dazu bringen, wegzusehen.

Ich würde euch gerne sagen, dass mir gerade tausend Dinge durch den Kopf gehen, dass ich jeden meiner Schritte sorgfältig überdenke – das wäre aber gelogen.

Wie hat Mutter doch immer doch immer gesagt, wenn mir mein Verstand wieder selbst im Weg stand? Keep it simple, stupid.

Zwischen einem Atemzug und dem nächsten verlässt mich jeder Gedanke, der mir je durch den Kopf gegangen ist.

Ich stehe auf. Mitten in einer Schularbeit stehe ich auf. Meine Schritten sind zielsicher, zielsicherer als mein Verstand es je gewesen ist. Für sie gibt es keine Konsequenzen, keine Zukunft, über die sie sich sorgen müssen. Für sie gibt es nur den Moment, nur die Distanz, die es gilt zu überbrücken.

Mein Herz hämmert schwer in meiner Brust, allzu schnell stehe ich vor ihm. Mit halben Ohr vernehme ich noch die Professorin und ihre vehemente Aufforderung, mich wieder auf meinen Platz zu begeben. Es ist mir egal. Sie droht mir die Schularbeit zu entziehen und es ist mir egal. Zum ersten Mal in meinem Leben kümmert mich nichts weniger.

Jake hebt abwartend eine Augenbraue. Wie immer schafft er es nicht ganz und es ist wirklich nicht fair, wie viele Schmetterlinge er damit bei mir auslöst.

Seine Mundwinkel ziehen leicht nach oben und dann es ist es endgültig um mich geschehen. Mit einer Kraft, von der ich selbst keine Ahnung hatte, ziehe ich ihn aus dem Stuhl. Rückblickend ist er vermutlich einfach freiwillig mitgekommen.

Mein Atem ist wild, wild und flach. Mir ist als würde ich jeden Moment umkippen. Eine romantische Rede wäre jetzt perfekt. Worte so tiefgründig, dass sie jeden erschaudern lassen, der sie hört. Ein kurzes ‚Mir ist egal, was andere Denken' würde es auch tun, ein knappes ‚Ich liebe dich' – so schnulzig es auch wäre.

Doch mir bleibt jedes Wort im Halse stecken. Ich bin wie gelähmt. All meine Zweifel reflektieren durch seine Augen auf mich zurück. Es ist eine schreckliche Idee, die vermutlich dümmste, die ich je hatte, doch nur für heute lass mich auch ein Neandertaler sein.

„Scheiß drauf", sage ich schließlich. Wie Elektrizität liegen die Worte auf meiner Zunge. Meine Finger zittern als ich sie auf Jakes Schultern lege. Ich stelle mich auf meine Zehenspitzen und mit einem letzten kribbelnden Atemzug presse ich unsere Lippen aneinander.

Es ist schlechter als der erste Kuss. Objektiv gesehen zumindest. Es ist zu viel Wucht dahinter, zu viel Druck – ich habe nie etwas besseres gekannt.

Als wir uns voneinander lösen, fühlt sich Die Welt gleich eine Spur leichter an.

„Na?", flüstere ich. „Was sagst du, wenn wir von hier verschwinden?"

Jake sieht mich ungläubig an. „Schlägst du mir gerade vor zu schwänzen? Während einer Schularbeit?"

Ich kann es selbst kaum glauben. Doch die Worte fühlen sich weder fremd noch falsch an.

Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus.

„Verüberkompliziere es nicht."

Gemeinsam und Hand in Hand rennen wir aus dem Computerraum. Ich wie immer an vorderster Front.

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