SECHS
Am nächsten Morgen stand ich stöhnend auf. Wie gestern schon befürchtet, hatte ich ziemlichen Muskelkater, aber es war noch auszuhalten.
Ich warf einen Blick auf den Wecker und stöhnte innerlich auf. Es war schon um 10 Uhr. Pünktlich um 11 Uhr habe ich Physiotherapie bei meiner besten Freundin Maja. Wenn ich das rechtzeitig schaffen wollte, dann sollte ich mich beeilen.
Genervt sprang ich aus meinem Bett, suchte mir schnell etwas bequemes zum Anziehen raus und verschwand damit im Badezimmer. Auf dem Dorf interessierte es keinen was man an hat. Außer die Kühe vielleicht?
Unten in der Küche angekommen entdeckte ich einen Zettel von meiner Mum auf dem Küchentisch liegen. Sie schrieb, dass sie bis heute Mittag mit unserer Nachbarin bei irgend so einem Landfrauentreffen unterwegs war.
Ich schnappte mir einen Apfel aus der Obstschale, für ein richtiges Frühstück blieb keine Zeit mehr.
Mein Dad saß mit einer Zeitung draußen auf der Terrasse. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich das sah.
Wir beide hatten ein besonderes Verhältnis zueinander. Als ich 11 war hatte ich mit meinem Dad zusammen einen Autounfall auf der Autobahn. Seit dem hat er einen Hörverlust von ca. 90% und ist somit fast komplett gehörlos.
Ich hab seit dem Probleme mit meinem Rücken und meinen Knien, es gibt selten Tage an denen ich mal keine Schmerzen habe. Meine linke Wade ist sogar komplett taub. Darum versuche ich so oft es geht zur Physiotherapie zu gehen, allerdings ist das während der Vorlesungszeit nicht so einfach und auch nicht immer machbar.
Mit dem Apfel in der Hand trat ich durch die Terrassentür nach draußen. Mein Dad saß mit dem Rücken zu mir, er konnte mich also nicht sehen.
Um ihn nicht direkt zu erschrecken, legte ich vorsichtig eine Hand auf seine Schulter.
„Heyy Dad..."
Er drehte sich zu mir um, lächelte mich überglücklich an und stand auf, um mich in seine Arme zu schließen.
„Leni, wie schön, dass du da bist!"
Ich lächelte.
„Ich freu mich auch...aber ich muss schon wieder weiter. Hab gleich einen Termin bei Maja..."
Mein Dad runzelte die Stirn.
„Hast du deine Hörgeräte nicht drin?", gebärdete ich.
Er winkte genervt ab und ich verdrehte nur kopfschüttelnd die Augen.
Jane Austen würde sagen: Dass uns eine Sache fehlt, sollte uns nicht davon abhalten, alles andere zu genießen...
Solange er hier bei und Zuhause oder nur im Dorf unterwegs war, benutzte er sie nie. Meistens lagen sie irgendwo leer in der Ecke rum und warteten darauf benutzt zu werden.
Er fand sie äußerst nervig und störend, egal wie sehr meine Mum, meine Schwester oder ich auf ihn einredeten.
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Weiter geht's...🥰😉🥰
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