ACHTUNDZWANZIG
Marlon legte den Kopf schief und stellte sich auf.
„Haben Sie sowas öfter? Oder hatten Sie schonmal Problem an dem Knie?"
Ich schaute ihn an und biss mir nervös auf die Lippe. Genau diese Frage wollte ich eigentlich vermeiden, denn ich wusste nie was ich darauf antworten soll.
Wie viel WOLLTE ich erzählen? Wie viel MUSSTE ich erzählen?
Aus Erfahrung wusste ich, dass die Menschen einen komischen beäugen, wenn ich von dem Unfall mit meinem Dad erzählte. Wenn Sie erfahren wie die Zeit danach war. Wie schwer alles war! Und immer noch ist!
Sie schauen mitleidig und sagen, dass es ihnen leid täte. Dass sie sowas ja nie könnten. Wieder laufen lernen und ganz von vorne anfangen zu müssen. Wie stark ich wäre.
Ich konnte das auch nicht. Ich war nie stark. Wie oft ich davor war einfach alles hinzuschmeißen! Wie oft ich einfach nur aufgeben wollte.
Aber ich wurde ja nicht gefragt, ich musste es einfach können! Eine andere Möglichkeit gab es einfach nicht.
Ich schluckte und räusperte mich.
„Ähm...ja...vor ein paar Jahren hatte ich mal was. Seitdem hab ich immer mal wieder Schmerzen..."
„Okay."
Marlon hatte die Arme verschränkt und nickte konzentriert. Als würde er über etwas nachdenken.
„Also viel macht man bei einem verdrehten Knie eigentlich nicht...Ruhe und Kühlen ist am wichtigsten. Ich habe eine Salbe dabei, gegen die Schwellung, und Tapes. Wenn es okay ist würde ich dir das Knie zur Stabilisation tapen."
Ich nickte.
Das war besser als nichts. Und wenigstens stellte er keine weiteren Fragen, schickte mich zu einem MRT oder schleift mich mit in seine Praxis.
„Okay."
Er schaute sich im Wohnzimmer um.
„Am besten wäre es wenn Sie sich irgendwo hinlegen können...das Tapen geht im Sitzen schlecht...Vielleicht aufs Sofa? Wenn das okay ist?"
„Ja klar."
Ich machte Anstalten aufzustehen.
„Warten Sie. Ich helfe Ihnen."
Marlon legte das Tape auf den Couchtisch ab und kam wieder zu mir.
Er hielt mir seine Hände entgegen.
Ich griff danach und wurde von ihm auf die Beine gezogen.
„Alles gut?"
Marlon schaute mich mit seinen tiefen dunklen Augen an. Er sah ehrlich besorgt aus.
„Ja."
Ich lächelte.
———————————————————————
Und weiter geht's 😊
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro