Kapitel 2
25th June, 2014
Avenger Tower
Ich erwachte in meinem Bett, und für einen Moment hatte ich vergessen, was in der Nacht zuvor geschehen war; nur mein dröhnender Kopf und meine schmerzenden Glieder erinnerte mich daran. Mit einem Stöhnen fuhr ich mir durch die Haare. Ich trug weiterhin Make-up in meinem Gesicht, und so erhob ich mich schwankend – der Alkohol lag weiterhin in meinem Blut – und ging in mein Bad, welches direkt an mein Schlafzimmer grenzte. Ich nahm eine heiße Dusche und wusch den ekelhaften Gestank von Rauch, Schweiß und Alkohol von meinem Körper. Danach zog ich mir frische Sachen an und verließ vorsichtig mein Zimmer, peinlich darauf bedacht, dass mich niemand sieht.
Doch kaum hatte ich die Küche betreten, erblickte ich auch schon Tony, der sich gerade einen Kaffee machte.
»Morgen«, begrüßte er mich, ohne mich jedoch anzusehen.
»Morgen«, gab ich träge zurück und zwängte mich an ihm vorbei, um an den Kühlschrank heranzukommen. Ich versuchte mich so normal wie möglich zu verhalten und mir nichts anmerken zu lassen. Doch das war gar nicht so einfach. Meine Hände zitterten noch ein wenig, und unter großer Anstrengung versuchte ich, sie anzuspannen, um dieses Zittern zu unterdrücken.
Ich holte Milch aus dem Kühlschrank und das Müsli aus dem Schrank daneben. Schweigend schüttete ich beides in eine Schüssel.
Auf einmal schob Tony mir sein Handy zu, drückte einen Knopf und ein Hologramm erschien. Es war ein Video von gestern Nacht. Jemand aus dem Publikum hatte es aufgenommen, wie der Winkel verriet, und man konnte deutlich sehen, welche Show ich auf dem Bartresen abgeliefert hatte.
»Tony, ich -«, setzte ich an, doch wurde ich sofort unterbrochen.
»Du kannst von Glück reden, dass Lya von euch beiden noch den sinnigsten Verstand gehabt hatte und euch nach Hause gebracht hat.«
Ich schwieg.
Lya hatte mich also aus dieser peinlichen Situation gerettet, die nun für immer und ewig im Internet zu finden sein würde.
»Ich dachte, du wärst alt genug, um deine Grenzen zu kennen, Enna«, sagte Tony, »ich habe mich wohl getäuscht.«
Er nahm das Handy weg und das Video verschwand. Mit seiner Tasse Kaffee in der Hand wandte er sich ab und ging, und ich blieb allein in der Küche zurück und fühlte mich noch elendiger als zuvor. Mir war der Appetit mittlerweile vergangen, so dass ich die Schüssel mit Kraft zur Seite schob. Etwas Milch schwappte über und lief über die Theke. Mit einem genervten Seufzen suchte ich den Lappen, der sonst immer neben der Spüle gelegen hatte, doch das war verschwunden.
Ernsthaft?
Wäre Pepper hier, wäre das nicht passiert.
Am liebsten hätte ich ihr eine Nachricht geschrieben oder sie angerufen, doch da mein Handy kaputt war, hatte sich das auch erledigt.
Ich ließ die Schüssel einfach stehen. Ja, ich war auch nicht gerade besser, was das 'Ordnung halten' anging, aber momentan war mir das egal.
Ich ließ mich auf der Couch nieder und schaltete den Fernseher an. Keine gute Idee, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn das Erste, was mir gezeigt wurde, waren die Nachrichten, in denen 'Enna Starks kleiner Absturz' natürlich nicht fehlen durfte.
Genervt schaltete ich den nächsten Sender ein. Irgendeine Show lief, und da ich nichts Besseres fand, sah ich sie mir desinteressiert an.
»Hey, Enna«, erklang auf einmal eine Stimme, und als ich aufblickte, stand Bruce im Türrahmen. »Weißt du, wo Tony ist?«
»Da, wo er immer ist«, gab ich tonlos zurück.
Fragend sah Bruce mich an.
»Werkstatt?«
»Da habe ich schon nachgesehen. Er ist nicht da.«
»Frag einfach Jarvis«, entgegnete ich.
»Jarvis, gute Idee. Danke.« Er wandte sich ab und verschwand, doch kurz darauf erschien er wieder in der Tür. »Eine Frage noch – wie geht es dir?«
»Ist das eine Anspielung auf das, was letzte Nacht geschehen ist?«, fragte ich genervt.
»Ja … nein ... Ich frage eigentlich, weil ich mir Sorgen mache.«
Ich seufzte. »Mir geht’s scheiße, Bruce, und nicht nur wegen des Alkohols.«
»Wegen Tony?«, wollte der Mann vorsichtig wissen.
»Ja, natürlich wegen Tony! Er ist sauer auf mich! Schon wieder. Ich weiß nicht, was ich noch alles falsch machen kann. Am besten erstellt er mir eine Liste mit 'Dingen, die Enna nicht machen darf'. Dann kann wenigstens nichts mehr schief gehen.«
»Okay, ihr beide habt definitiv Redebedarf«, meinte Bruce und wollte gehen.
»Das war's?«, fragte ich verständnislos. »Erst quetschst du mich aus wie eine Zitrone, und dann verschwindest du einfach?«
»Genau genommen habe ich dich nicht wie eine Zitrone ausgequetscht. Und außerdem, Enna … Ich bin nicht solch eine Art Doktor. Das habe ich auch Tony schon einmal gesagt.«
»Warte, er ging bei dir in Therapie?«
Mahnend hob Bruce den Finger. »Ich werde nicht darüber reden. Nicht mit dir, Enna. Tony würde mich umbringen.«
»Er ist nicht mein Vater«, erwiderte ich.
»In gewisser Weise schon, und ich habe keine Lust, in einen eurer Konflikte hineingezogen zu werden.«
»Ich denke, das ist unvermeidbar, wenn du die ganze Zeit hier bist.«
Bruce hob die Hände. »Ich halt mich da raus.« Erneut wollte er gehen, doch drehte er sich wieder zu mir um. »Eins noch – hast du eigentlich etwas von Steve gehört?«
Sofort bemerkte ich, wie ich rot anlief. »Steve? Nein, wie kommst du darauf?«, sagte ich hastig.
»Ihr beide habt doch zusammen in Washington gekämpft«, gab der Mann zurück. »Ich dachte, ihr hättet noch Kontakt zueinander.«
»Nein, ich, ähm … Er ist auf einer wichtigen Mission. Sehr beschäftigt. Mit Sam.«
»Sam? Wer ist Sam?«
Ich winkte ab. »Ein Freund. Kennst du nicht.«
Nachdenklich musterte Bruce mich, dann nickte er. »Okay. Viel Spaß dann noch, bei dem, was auch immer du tust.« Er hob zum Abschied die Hand und verschwand endgültig. Erleichtert atmete ich aus.
Mann, war das Leben anstrengend.
Ohne anzuklopfen, stürmte ich in Lyas Zimmer und mit verschränkten Armen sah ich die Walküre an.
»Schon mal was von Anklopfen gehört?«, gab diese zurück, die auf ihrem Bett saß und etwas im Fernsehen sah.
»Tony sieht dich als Gutmenschen und mich als die Böse.« Mit einem Seufzen ließ ich mich neben sie aufs Bett fallen. »Ich weiß nicht, was ich immer falsch mache. Entweder ich bin die nette Adoptivtochter, die schweigend im Avenger Tower sitzt, und langweile mich des Todes oder ich habe Spaß und ziehe Tonys Hass auf mich.«
»Weißt du, Enna?«, fragte Lya, die den Blick starr auf den Fernseher gerichtet hatte. »Es gibt in diesem Tower hunderte Räume, in denen du dich aufhalten kannst.« Sie sah mich an. »Dieser hier gehört nicht dazu.«
Ich funkelte sie ernst an, erwiderte jedoch nichts und lehnte mich trotzig zurück. »Wie machst du das immer? Du verschwindest beinahe jede Nacht und kriegst nie Ärger.«
»Einfacher Tipp – werd nicht Tony Starks Adoptivtochter.«
»Super. Dafür ist es leider zu spät ...«
Lya erwiderte nichts.
»Das heißt, ich muss Tony als Adoptivvater loswerden und bin dann frei?«, kam es mir auf einmal in den Sinn.
Lya funkelte mich ernst an. »Du bist 'ne Asin und bist die Sklavin eines Menschen. Merkst du was?«
»Ja … dass ich keine Freunde habe ...« Ich sprang auf. »Danke, Lya, tolles Gespräch!«
»Immer wieder gern ...«, seufzte die Walküre genervt und ich verließ ihr Zimmer.
1172 Wörter
Hey! Ich bin wieder mit einem neuen Kapitel zurück!
Was haltet ihr von Tonys Verhalten? Ist es angemessen?
Und was sollte Enna eurer Meinung nach tun (oder auch nicht tun)?
Wie einige von euch sicherlich wissen, schreibe ich die Marvel-Stories mit __HeavenandHell__ und schlafl0seskind zusammen. Guckt auch mal bei ihnen vorbei! Da könnt ihr die Geschichten ihrer Charaktere lesen.
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