Kapitel 47
Ich lag auf meinem Bett wie ein platter Pfannkuchen. Das war der krasseste Urlaub, den ich je erlebt hatte. Ich hatte eine Menge über Justin erfahren und das alles musste ich nun erstmal ordnen. Justin - mein Justin war mal Drogendealer... Es wollte mir immer noch nicht in den Kopf rein. Und Heiko... sein Halbbruder. Jetzt verstand ich, warum er statt Justin damals an der Adresse auf dem Zettelchen war. Weil er da nämlich wohnte. Ich seufzte. Meine Koffer wollten noch ausgepackt werden, mein Pflaster am Kopf gewechselt und das Bett neu bezogen. Doch mir fehlte jeglicher Antrieb zu irgendwas. Ich schloss erschöpft die Augen und atmete aus. Und ein. Und aus. Produktiver wurde es an diesem Abend nicht mehr.
"Klopf, Klopf, Klopf." Ich schreckte hoch. Verschlafen rieb ich mir die Augen und blickte zu Tür. "Was?", murmelte ich. Die Tür öffnete sich und Justin trat ein. "Na, Prinzessin, gut geruht?", fragte er mit einem verschmitzten Lächeln. Ich blickte an mir herunter und erschrak. Ich war genauso, wie ich mich gestern auf mein Bett geschmissen hatte, eingeschlafen! Es war noch nicht einmal bezogen! Als Justin meinem verdutzten Blick wahrnahm, konnte er nicht mehr. Er fing lauthals an zu lachen. Er warf sich auf mein Bett und begann, mich durchzukitzeln. In meinem verschlafenen Zustand hatte ich kaum Kraft um mich zu wehren, deshalb konnte ich nicht anders, als einfach mitzulachen. Wir kugelten uns über mein Bett und ehe ich mich versah, lagen wir total ineinander verkeilt auf dem Boden. Justin lag halb auf mir und grinste. Dann beugte er sich vor und gab mir einen Kuss auf die Lippen. Es war ein liebender, leidenschaftlicher Kuss und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht durchzudrehen. In meinem Bauch tanzten die Schmetterlinge einen Ball. Ich erwiderte seinen Kuss und eine Weile versank ich ganz in einer anderen Welt. Plötzlich ging die Tür auf und wir fuhren erschrocken hoch. "Oh, oh, ähh.... entschuldigt... ich ähh.... ich bin schon wieder weg." Hastig verschwand meine Mutter wieder.
Justin setzte sich auf und kroch einen halben Meter von mir weg. "Was ist denn los?" Ich spürte sofort, dass wieder etwas nicht stimmte. "Nein... nichts. Alles gut." Ich sah ihn enttäuscht an. "Ich dachte, du hättest diese Geheimnistuerei endlich hinter dir. Warum bist du denn nicht einfach ehrlich?"
Er seufzte. "Soll ich dich denn mit all meinen Problemen belasten?", fuhr er mich unerwartet heftig an. "Wie soll ich denn mit all dem klarkommen, wenn du die ganze Zeit immer alles wissen willst? Aber gut. Du willst es wissen? Dir brennt bestimmt schon die Frage auf der Zunge, wie ich denn bitte mit Heiko Drogen dealen konnte. Stimmts?!" Erschrocken über die Heftigkeit seiner Worte blieben mir meine im Halse stecken. "Oh, Luisa, entschuldige. Ich war mal wieder zu heftig. Tut mir leid." Damit kam er näher und legte den Arm um mich. Ich wartete einen kleinen Moment, dann lehnte ich mich an seine Schulter. Wieso taten wir uns nur immer so weh?
"Du hast Recht. Ich habe Fragen. Und ich lasse dir die Wahl, ob du bereit bist, mir diese Fragen zu beantworten oder nicht. Gut?" Nach kurzem Zögern vernahm ich sein Nicken.
Als ich nach so langem Warten endlich alle Fragen stellen durfte, fiel mir keine passende ein. Ich beschloss, einfach mit der Tür ins Haus zu fallen. "Kannst du mir einfach deine ganze Geschichte erzählen?"
Justin schloss die Augen, atmete kurz ein und fing an. Er erklärte mir, dass er in Kananda aufgewachsen war und seine Mutter sich von seinem Vater getrennt hat. Danach kam er in ein Kinderheim. Von dort ging es für ihn irgendwann nach Deutschland, wo er zu Heikos Familie kam. Sie wuchsen zusammen auf und Justin hat den drei Jahre älteren Heiko immer als Vorbild gesehen. Irgendwann rutschte er in die Drogenszene ab und Justin folgte ihm. In einem Urlaub in Amsterdam konnten sie einem professionellen Drogenhandel beitreten, dort lernte Justin den ein Jahr älteren Josh kennen. Irgendwann bemerkte er jedoch, dass es so nicht weitergehen konnte. Die ganze Geheimniskrämerie, das ewige Versteckspiel, er wollte das alles nicht mehr. So schaffte er es nach kräftezehrenden Versuchen, aus dem Handel auszusteigen.
Nach dieser Geschichte musste ich erst einmal Luft holen. Dann stutze ich. Etwas gefiel mir noch nicht an dieser Warheit. "Und wieso ist Heiko so sauer auf dich gewesen? Ich meine, es ist ja deine Entscheidung, ob du austreten willst oder nicht."
Justin schüttelte den Kopf. "Nein, das ist nicht der Grund."
Anscheinend wollte er damit noch nicht so ganz rausrücken und ich beschloss, es erstmal dabei zu belassen.
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