Kapitel 42
Justins Sicht:
"Wo bleibt sie denn?", fragte Luisas Vater unruhig. "So lange braucht man doch nicht auf der Toilette, oder?" Verwirrt schaute er seine Frau Elisabeth an. Sie schüttelte besorgt den Kopf. Mir war schon die ganze Zeit so komisch bei der Sache, doch ich wollte es eigentlich nicht wahrhaben. "Ich bin gleich wieder da!", sagte ich zu ihren Eltern und stand auf. An der Frauentoilette angekommen wartete ich, bis gerade keiner im Raum war und trat zaghaft ein. "Luisa?", zischte ich leise. "Luisa!" Doch es kam keine Antwort. "Mist!", fluchte ich und wollte gerade zur Tür hinaus stürmen, als ich geradewegs in den ausladenden Busen einer Frau hineinrannte. Diese schnappte empört nach Luft, doch bevor sie anfangen konnte zu reden, stammelte ich eine Entschuldigung und stürmte aus der Toilette. Ich lief geradewegs zurück zu unserem Tisch. "Sie ist nicht mehr da!", rief ich außer Atem. Ein paar verwunderte Gäste reckten neugierig die Köpfe, doch es interessierte mich nicht. "Wie, sie ist nicht da?" Die Stimme Elisabeths überschlug sich fast. "Wo kann sie denn sein? Haben wir was falsch gemacht? Haben wir sie verletzt?! Hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen!"
Holger legte ihr zärtlich die Hand auf den Arm und flüsterte beruhigend auf sie ein. Leider hatte ich eine Ahnung, wo sie sein könnte. Bestimmt ist sie Heiko in die leerstehende Fabrik gefolgt. Ich musste schleunigst etwas unternehmen, sonst wäre es vermutlich zu spät. "Ich glaub, ich weiß, wo sie sein könnte. ", sagte ich nur und rannte los. Ich hörte, wie sich einige Passanten auf den Straßen über mich empörten weil ich sie unsanft zur Seite stieß, aber ich rannte weiter. Doch dann wurde mein Lauf abrupt unterbrochen. Ich entdeckte Heiko an einen Container gelehnt, wie er telefonierte. Ich wies Luisas Eltern an, sich zu verstecken, ich selbst schlich mich versteckt hinter den unterschiedlichsten Dingen an Heiko heran. Irgendwann war ich nah genug, um sein Gespräch verstehen zu können. "Ja, es gab n paar Probleme...
So ne Göre hat sich reingeschlichen... Aus m Weg geschafft..." Ein paar Wortfetzen hatte ich aufgeschnappt, doch das genügte. Am liebsten wäre ich sofort auf Heiko zu gerannt und hätte ihn erwürgt, weil er irgendetwas mit meiner Luisa angestellt hatte, doch ich wusste, dass würde alles noch schlimmer machen. Heiko würde sofort Alarm schlagen, dann wäre sie für immer weg.
Mit aller Macht unterdrückte ich die aufsteigenden Tränen. Wenn er ihr nur EIN Haar krümmen würde... ich zwang mich, ruhig zu werden und klaren Kopf zu bewahren. Ich musste klug handeln, sonst wäre alles aus. Zuerst lief ich nun zu Harald und Elisabeth zurück, die schon ungeduldig auf mich warteten. "Wo ist sie?", war ihre klare Frage. "Ich weiß jetzt, wo sie ist, aber ihr könnt nicht mitkommen. Ich... ich muss das später klären, jetzt muss ich los, sonst ist es zu spät! Und bitte. Vertraut mir. Geht zurück ins Restaurant und wartet da auf mich. Egal, was passiert ich werde zurück kommen." Mit diesen Worten ließ ich die verängstigten Eltern stehen und machte mich auf. Zur alten Fabrik. Ich kannte mich so gut aus, dass ich wusste, welchen Weg ich wählen musste, um nicht von ihnen entdeckt zu werden. Leider. Ich ging die letzten Meter bis zum Hintereingang, den ich so oft schon genutzt hatte, bedacht darauf, keine Geräusche zu machen. Noch konnte ich umkehren. Wenn ich Luisa rettete, würde ich verloren sein. Und doch wusste ich, das ich das Richtige tat.
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