Kapitel 40
Die nächsten Tage vergingen wie im Flug.
Am letzten Abend setzten wir uns gemeinsam in ein Café und genossen die untergehende Sonne. Wir bestellten einen Familienteller Nachos mit überbackenem Käse, den wir uns dann gemeinsam schmecken ließen. "Ich möchte unbedingt nach Amsterdam. ", sagte ich plötzlich. Justin sah mich mit einem unerklärlichen Blick an, der mir bis ins Herz ging, sagte jedoch nichts. "Nun, wir können durchaus morgen einen Tag in Amsterdam verbringen.", warf Papa ein. Auch Mama nickte zustimmend. "Eine gute Idee!" Von Justin kam nur ein einziges "Okay".
Staunend blieb ich an einem der Kanäle stehen. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Boote und Schiffe unter den Brücken durchfuhren und die vielen Menschen, entweder auf dem Wasser oder in den kleinen Straßen.
"Luisa, kommst du?", rief mich mein Vater, der mit Mama schon ein paar Schritte weiter gegangen war. Justin war den ganzen Tag schon sehr in sich zurück gezogen und hatte nur gesprochen, wenn man ihn etwas fragte.
"Es ist wunderschön hier, findest du nicht?", fragte ich ihn, in der Hoffnung, er würde etwas auftauen. "Hmm. "
Enttäuscht drehte ich mich von ihm weg und schlurfte in Richtung Mama und Papa. Was war denn nur wieder los mit ihm? Er war den ganzen Urlaub über so fröhlich gewesen - bis auf gestern. Als beim Abendessen Amsterdam ins Spiel kam, wurde er auch so verschlossen. Hatte es etwas mit der Stadt zu tun? Grübelnd stieß ich zu Mama und Papa, die gerne wieder zum Auto gehen wollten, um den nächsten Ort zu besichtigen. Justin ging uns schweigend hinter her, doch da lief er unerwartet zu mir und nahm meine Hand. Schweigend gingen wir weiter.
Wir saßen im Auto. Ich schaute gelangweilt aus dem Fenster - Justins miese Laune hatte dummerweise auch auf mich abgefärbt. Doch plötzlich nahm etwas ganz anderes meine Aufmerksamkeit in Anspruch.
"Hey Justin, ist das da draußen nicht Heiko?", fragte ich aufgeregt.
"Ach Quatsch. Der sieht ihm nur ähnlich. Das ist er nicht. "
"Doch! Guck doch mal! Seine blonden Haare, sein Gang... Doch! Das muss er sein!"
Nun schaltete sich auch meine Mutter ein. "Ist das dieser Typ, von dem du mir erzählt hast? Dieser, der dich mal so komisch beobachtet hat?"
"Ja!", erwiderte ich aufgeregt. "Das muss er sein!"
"Das ist er nicht!", rief Justin dazwischen. "Hört jetzt auf damit!"
Erschrocken sah ich ihn an. Er blickte mir erst wütend in die Augen, dann sah er weg. Ich lehnte mich zurück in meinen Sitz und verschränkte die Arme, ließ aber Heiko nicht aus den Augen. Jetzt zog er seine Kapuze hoch und schaute sich nach allen Seiten um, so als wolle er sichergehen, nicht gesehen zu werden. Hm. Merkwürdig. Dann verschwand er in einem Gebäude, dass einer Fabrik ähnelte.
Kurze Zeit später hielt Papa an einem Restaurant. "So, jetzt essen wir erstmal was!", rief er betont munter. Wir stiegen aus dem Auto aus. Justin sah mich weiterhin nicht an. Was hatte ich denn verbrochen?!
Wir betraten das Restaurant, eine leise Musik plätscherte im Hintergrund. Mein Vater suchte einen freien Tisch und wir setzten uns.
Der Kellner brachte das Essen und wir ließen uns die unterschiedlichen Köstlichkeiten, die wir nach kurzen Überlegungen bestellt hatten, schmecken.
Heiko ließ mir keine Ruhe. Ich wollte unbedingt heraus finden, was ihn hier her trieb. "Ich geh mal eben zur Toilette.", sagte ich nach kurzer Überlegung. "Klar, geh nur." Mein Vater nickte in Richtung Toiletten und ich stand auf.
Ich tat so, als würde ich die Tür zu den Klos öffnen, schaute mich noch einmal um und verschwand dann lautlos durch die Hintertür.
Da stand ich nun. Allein in Amsterdam. Nein, nicht ganz allein. Ich konnte immer noch zurück gehen. Zu Mama und Papa und Justin. Energisch schüttelte ich den Kopf. Ich wollte das jetzt durchziehen. Entschlossen setzte ich einen Fuß vor den anderen und ging am Wasser vorbei zu dem Gebäude, in dem Heiko verschwunden war.
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