Kapitel 34
Irgendwie kam ich doch noch in der Schule an. Zwar eine Stunde zu spät - aber besser als nie. Justin war so lieb gewesen und hatte mich begleitet. Jetzt erst fiel mir auf, dass er doch eigentlich auch zur Schule müsste! Grübelnd stieg ich die Treppen hinauf bis zu meinem Klassenzimmer. Unterwegs kam ich an der Vitrinenausstellung vorbei und begutachtete für einen kurzen Moment die Trophäen, die die unterschiedlichen Sportler unserer Schule gewonnen hatten. Auf diese Minute mehr kam es nun auch nicht mehr an. Ich wollte gerade weitergehen, als mein Blick auf eine Trophäe fiel, die etwas versteckt hinter den anderen stand.
Justin Taylor, Judomeisterschaft 2015
stand darauf. Mir stockte der Atem. War das etwa mein Justin? Wieso war er hier? An meiner Schule? Warum habe ich ihn noch nie zuvor hier gesehen? War er von der Schule verwiesen worden?Bestimmt war er von der Schule gegangen, kurz bevor ich hier hergezogen war. Noch grübelnder als vorher stieß ich zaghaft die Tür zu meinen Klassenzimmer auf und stammelte eine Entschuldigung. Da mir das mit dem Bus schon mehrmals passiert war, interessierte sich Frau Lokkruf nicht sonderlich dafür und wies mich an, mich hinzusetzen. Ich ließ mich in Gedanken versunken auf meinem Platz nieder und packte meine Sachen aus.
Die Deutschstunde hatte nicht annähernd so viel Biss wie die Grübeleien über Justin und die Schule. So brachte ich die Deutschstunde damit zu, mir mal wieder den Kopf über Justin zu zerbrechen und mir die schlimmsten Szenarien auszumalen. Justin, wie er auf einen anderen eingeprügelt hatte, von der Schule verwiesen. Justin, als Dieb der Schule bekannt... In dem Moment hielten meine Gedanken inne. Er war mein FREUND und so dachte ich über ihn? Ich schalt mich selbst für mein Misstrauen und strengte mich an, dem Unterricht von Frau Lokkruf zu folgen.
Als es endlich zur Pause schellte, hatte ich von dem Unterricht trotzdem nicht viel mitbekommen. Ich nahm mein Pausenbrot und verzog mich mit meiner Sitznachbarin Sara unter die alte Birke auf unserem Schulhof. Gedankenverloren drehte ich an dem Ring, den er mir geschenkt hatte und bemerkte nicht, dass Sara mich beobachtete. Irgendwann stieß sie mich mit dem Ellebogen an. Hey, was ist denn los mit dir? Du bist so still in letzter Zeit! Ertappt drehte ich mich zu ihr. "Ich...äh, ich...", Mir viel beim besten Willen nichts ein, was ich ihr hätte sagen können. Schließlich seufzte ich: "Ist ne lange Geschichte. " und senkte meinen Blick. Sara ließ sich an der Mauer, vor der wir standen, nieder und sah mich herausfordernd an. Wieder seufzte ich, ließ mich neben sie auf das Pflaster plumpsen und begann: Ich fing an, ihr von meiner ersten Begegnung mit Justin zu erzählen, wie wir uns näher gekommen waren, von Heiko und seiner Gang und ich ließ dabei nichts aus. Es tat gut, jemandem das alles anzuvertrauen. Ich erzählte ihr, wie gut Justin in Judo war und dass er super romantisch sein konnte. Mein Blick ging in die Ferne. Ich erinnerte mich nur zu gern an den Tag, an dem er mich gefragt hatte, ob ich mit ihm gehen wolle. Er hatte überall Lampions aufgehangen und mir zum Schluss meinen Ring geschenkt. Ich versank in den Gedanken an seinen ersten Kuss. "Und weiter?", riss mich Saras Stimme aus den Gedanken. "Ach so, ja...", ich musste erstmal wieder den Punkt finden, an dem ich aufgehört hatte.
Und so verbrachte ich die Pause damit, ihr alles von Justin und mir zu erzählen. Die ganzen besonderen Ereignisse, die mir in der Zeit zugestoßen waren, kamen mir wieder hoch. Der Beobachter, der mich von der Straße aus beobachtet hatte. Mir fiel auf, dass ich Heiko gar nicht weiter verfolgt hatte. Je mehr ich über diese ganzen Sachen nachdachte, desto mehr Fragen bildeten sich in meinem Gehirn. Fragen, die ich immer verdrängt hatte. Fragen, die nie beantwortet worden waren. Ich erinnerte mich an die Worte, die Heiko damals, als ich der Hoffmannsstraße einen Besuch abgestattet hatte, zu mir gesagt hatte: Dein Justin ist gar nicht so'n lieber Kerl, wie er sich gibt! Der ist ein Dieb! Hat uns 200€ gestohlen! Der hat mal 'nen Typen fast zu Tode geprügelt! Mir lief es kalt den Rücken runter, als ich mir seine Worte wieder in Gedächtnis rief. Schnell schob ich diesen Gedanken wieder aus dem Kopf.
Ich wollte gerade weitererzählen, da schellte es zur dritten Stunde. Stöhnend erhoben wir uns und schlurften missmutig in den Englischunterricht.
Nach der Schule war ich mit meinem Bericht über Justin und mich fertig. Kurzerhand riefen wir unsere Eltern an, um zu fragen, ob Sara mich besuchen dürfe.
Als wir beide eine halbe Stunde später zuhause ankamen, kroch uns ein verführerischer Duft entgegen. "Spagetti!", riefen wir wie aus einem Munde. Dann warfen wir lachend unsere Rucksäcke an die Treppe und machten uns auf in die Küche.
Wir waren wirklich Freundinnen geworden.
Nach dem Mittagessen verzogen wir uns in mein Zimmer und packten die Hausaufgaben aus. Doch statt sich auf Englisch zu konzentrieren, kam Sara nochmal auf das Thema Justin zurück. Sie fragte, ob ich denn glaube, dass Justin diese Verbrechen begangen habe, als es plötzlich an der Tür schellte. Ich sprang auf, bedeutete Sara, dass ich gleich wieder käme und spurtete zur Tür. Vor der Tür stand Justin - wie gerufen. Ich fiel ihm lachend um den Hals. "Komm, ich muss dir unbedingt meine Freundin vorstellen!"
Justin sah mich erst fragend an, dann grinste er. "Dann mal los!" Ich atmete erleichtert aus. Kurz dachte ich, er hätte wieder einen schlechten Tag erwischt und er würde wieder gehen wollen. Doch jetzt polterten wir Hand in Hand die Treppe nach oben und platzten gleichzeitig in mein Zimmer. Sara kreischte erschrocken auf und presste sich danach hechelnd die Hand auf ihr Herz. "Luisa, du hast mich erschreckt - " Erst jetzt schien sie Justin bemerkt zu haben. Auch sie schaute mich erst fragend an, dann grinste sie. "Lass mich dreimal raten, dass ist dann wohl Justin?", fragte sie mit einem leicht forschen Unterton und lachte mich an. Ich warf lächelnd einen Blick zu Justin, der verblüfft auf Sara starrte. "Jetzt sag doch was!", munterte ich ihn auf. Unsere Hände waren immer noch ineinander verschlungen. "Ja, stimmt. Aber woher weißt du-..." Er schaute mich verwirrt an und ich zwinkerte ihm vielsagend zu. Dann grinste er, ließ meine Hand los und ging auf Sara zu. "Mit wem habe ich es zu tun?", fragte er in dem gleichen förmlich - schelmischen Ton, mit dem er sich mir damals vorgestellt hatte und streckte ihr seine Hand entgegen. Lachend antwortete Sara mit ihrem Namen und nahm die ihr ausgestreckte Hand. Das Kennenlernen war gelungen. Zu dritt machten wir es uns auf meinem Bett bequem und quatschten über zwei Stunden lang über die unterschiedlichsten Dinge. Justin warf mir dabei immer wieder romantische Blicke zu und legte mir ab und zu den Arm und die Schulter. Bei jeder Berührung schossen Blitze durch meinen Körper und ich fühlte unsere Liebe stärker als je zuvor.
Als ich an diesem Abend ins Bett kroch, stand mein Beschluss fest. Es war wirklich ein wunderschöner Tag gewesen!
Hallo, Ihr! Ich hoffe, euch hat das bisschen längere Kapitel gefallen! Ich wollte mich für die vielen positiven Bemerkungen zu meinem Buch einmal bedanken! Danke!😂💕
Was meint ihr, wie geht es mit Justin & Luisa weiter? Sind sie jetzt für immer glücklich, kommt es zu einem großen Streit oder passiert sogar etwas Schlimmeres? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!
Bis dann, eure farbe9
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