Kapitel 23
Geschockt starrte ich Justin hinter her. Auch, als die Haustür schon längst wieder zu war, konnte ich meinen Blick nicht von dem leeren Flur reißen. Warum? Warum tat er das immer? Warum konnte er mir nicht einfach die ganze Wahrheit erzählen? Ich verstand ihn nicht. Ich dachte, er vertraut mir. Endlich drehte ich mich wieder zu meinem angebissenem Brötchen um. Ich vermied es, meinen Eltern in die Augen zu schauen. Mein Vater holte tief Luft und stieß sie mit einem verzweifelten Seufzer wieder aus. Auch er verstand anscheinend nichts. Mama nahm die Teekanne und goss uns allen neuen Tee nach. Nur der Zeiger der Uhr tickte unermüdlich weiter. Irgendwann stand ich schließlich auf und murmelte:" Sorry, ich hab keinen Hunger mehr. " Mit diesen Worten lief ich die Treppe nach oben und verschwand in meinem Zimmer. Dort angekommen warf ich mich auf mein Bett und dachte nach. Wieso tat er mir das an? Was mache ich denn immer falsch?
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Es ließ mir einfach keine Ruhe. Ich wollte endlich erfahren, was er die ganze Zeit vor mir verbarg. Denn DAS er etwas verbarg, war wohl offensichtlich. Doch wie konnte ich das denn heraus finden? Nachdenklich schlurfte ich zum Fenster. Es war nun bereits fast Mittag und die Sonne stand hoch am Himmel. Traurig ließ ich meinen Blick über die Wohnsiedlung streifen. Plötzlich stockte ich. Da war doch was...? Ich kniff die Augen zusammen. In dem kleinen Schatten eines Busches konnte ich eine Gestalt ausmachen. Beim genaueren Hinsehen konnte ich erkennen, das es sich um eine Person handeln musste, die ungefähr in meine Richtig schaute. Sehr genau in meine Richtung sogar. Mit jagte ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ich fühlte mich plötzlich sehr beobachtet.
Doch meine immer größer werdende Neugier siegte schließlich. Vorsichtig löste ich mich vom Fenster und lief nach unten zur Haustür. Dort zog ich mir schnell ein paar Schuhe an und verschwand lautlos im Garten.
Schnell gelangte ich zur Straße. Die Gestalt hatte mich offenbar noch nicht bemerkt, denn sie starrte weiterhin zu meinem Fenster hinauf. Dann, ganz plötzlich, drehte sie ihren Kopf zu mir. Für eine Milisekunde konnte ich in ihre schwarz umrahmten, funkelnden Augen sehen. Blitzschnell sprang die Gestalt auf und sprintete los. Mich packte der Verfolgungswahn und ich rannte hinter her. Doch das war garnicht so einfach. Die Person war sehr flink und kannte sich offenbar in dieser Gegend gut aus, denn sie bog immer wieder in kleine Seitengässchen ab, aus denen man nur heraus fand, wenn man den Weg kannte. Zudem war diese Person sehr schnell und ausdauernd. Schon bald war ich völlig außer Puste. Doch ich gab nicht auf. Bald war ich aus meinem Dorf heraus und noch immer hatte ich den Vorsprung nicht aufholen können. Plötzlich stolperte ich über einen Stein und fiel der Länge nach hin. Ein Schmerz durchzuckte mein Bein. Nicht schon wieder! Dachte ich und schob vorsichtig mein Hosenbein hoch. Doch zu meiner Erleichterung war nur mein linkes Knie betroffen. Es blutete stark. Ich schob mich langsam an eine nahegelegene Hauswand. Mein Herz raste und meine Lunge fiepte bei jedem Atemzug. Mit einem tiefen Luftzug zwang ich mich, ruhig zu werden. Leider hatte mich die Person nun abgehängt. "Gott. " ,schniefte ich. "Ich kann nicht mehr. "
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