Kapitel 18
Völlig erschöpft kam ich an diesem Abend zuhause an. "Luisa-Schatz, wie war es?", empfing mich meine Mutter. Ich entschied mich, den Vorfall mit der Gang nicht zu erwähnen. "Es war toll!", rief ich und ich meinte es auch so. Also zumindest den "ersten Teil" des Ausflugs. "Aber ich bin voll k. o. Ich geh schlafen. " Mit diesen Worten gab ich Mama einen Gute-Nachtkuss und verschwand in meinem Zimmer.
Als ich etwas später in meinem Bett lag, ließ ich den Tag noch einmal Revue passieren. Mir saß der Schock teilweise immer noch in den Knochen. Was sollte ich bloß morgen machen! Die Jungs gingen doch auch auf meine Schule!
Nach einer Lösung grübelnd schlief ich schließlich ein.
*Ring, Ring!*
Mein Wecker riss mich unbarmherzig aus meinem Schlaf und holte mich in die Realität zurück. Im Traum konnte man so leicht vor ihr flüchten. Doch jetzt musste ich mich wohl oder übel für die Schule fertig machen.
Als ich wenig später im Bus saß, atmete ich erleichtert auf. Obwohl ich nicht wusste, wo diese Jungs wohnten, war es doch ein angenehmes Gefühl, zu wissen, dass man nun die Hälfte des Weges geschafft hatte. In Gedanken versunken stöpselte ich meine Kopfhörer ein und spielte mein Lieblingslied ab.
Als der Bus mit zischenden Türen an der Schule hielt, machte sich sofort ein mulmiges Gefühl in mir breit. Was, wenn sie mich hier abfangen würden? Was würden sie mit mir tun? Nach ihrem "Auftritt" gestern war ich fest der Überzeugung, dass sie zu ALLEM fähig waren. Im Notfall würden sie bestimmt auch töten können... Dieser Gedanke machte mir so sehr Angst, dass ich meine Beine in die Hand nahm und über den Pausenhof ins Schulgebäude rannte. Und es kam, wie es kommen musste; ich rannte geradewegs meine Klassenlehrerin über den Haufen. Der Stapel Arbeitsblätter, den sie in der Hand hielt, verteilte sich in Null Komma nichts über den ganzen Flur. Erschrocken rappelte ich mich wieder auf und begann sogleich, die Arbeitsblätter wieder aufzusammeln. Ein paar Schüler, die das Geschehen mit angesehen hatten, tuschelten hinter vorgehaltener Hand und kicherten. Diese Dumpfbacken!
Frau Hoffmann, meine Lehrerin, kam auf mich zu. Ich machte mich auf ein Donnerwetter gefasst. "Guten Morgen, Luisa!", rief sie betont fröhlich. "Danke fürs Aufheben, du warst mit eine große Hilfe!" Völlig perplex sah ich sie an. Ich wusste, dass diese Lehrerin nett war, aber so nett...? Nachdem sie sich lächelnd auf den Weg zum Klassenraum gemacht hatte, sah ich, wie eine der Kichertanten direkt auf mich zusteuerte. Ein paar Sekunden später hatte ich ihr von Make-Up zugekleistertes Gesicht vor der Nase. "Du musst die Neue sein. " Ihre Stimmte triefte nur vor Spott. "Sieht man dir ja auch an. ", fuhr sie fort und ließ ihren Blick herablassend über meinen Körper gleiten. "Hat Klein-Tollpatschi denn auch brav 'Entschuldigung' gesagt?" Sie warf mir noch einen herausfordernden Blick zu und stolzierte dann mit erhobenem Haupt zurück zu ihren Tussi-Freundinnen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was ich ihr getan hatte, doch eins stand fest. Diese Göre war absolut hinterhältig und fies. Wütend und gleichzeitig verletzt stampfte ich in Richtung meines Klassenzimmers.
Ich konnte mich gerade noch an meiner Klassenlehrerin vorbeidrücken, ehe sie die Tür schloss. Der Unterricht begann. Doch Mathe war so ziemlich das schlimmste Fach, das ich mir vorstellen konnte. So nutzte ich die Zeit und ließ meine Gedanken in Richtung Justin schweifen. Warum war er nur so kompliziert? Was verheimlichte er vor mir? Und warum durfte ich nicht erfahren, wo er wohnt? "Luisa!" , riss mich plötzlich eine Stimme aus meinen Tagträumen. Es war die von Frau Hoffmann. "Träumst du etwa?" Ich errötete und schaute schnell in mein Buch. Frau Hoffmann führte den Unterricht weiter. Warum kam mir eigentlich der Name "Hoffmann" so bekannt vor? Daran tüftelte ich nun schon länger. Und da fiel mir der Groschen. Warum kam ich da erst jetzt drauf? Ich erinnerte mich an den Tag, an dem Justin so plötzlich nach Hause musste. Als ich dann den Wald durchquert hatte, wurde mir ein Zettel vor die Füße geweht. Hoffmannsweg 23.
Justins Zettel.
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